Regen über Avalon

    Regen über Avalon

    Irgendetwas pfeift neben meinem Ohr, und widerwillig werde ich wach. Ein herzhaftes Gähnen bildet sich in meinen Mundwinkeln und ohne zu zögern gebe ich ihm nach, während ich mir genüsslich die Augen reibe. Wie viel Zeit ist vergangen, seit sie uns in diese Blechdose gepfercht haben? Die Schläfrigkeit verschwindet ein bisschen, und ich öffne die Augen. Das schummrige rote Licht ermüdet meine Augen, aber ich nehme einen Schluck warmen Wassers aus meiner Feldflasche und spritze mir ein bisschen ins Gesicht. Ein Großteil des Kommandos schläft im Sitzen, die Köpfe auf die Brust geneigt oder gegen die metallenen Verstrebungen neben ihren Sitzen gelehnt, im Takt der Vibrationen des Transporters schaukelnd. Rostov neben mir macht beim Ausatmen pfeifende Geräusche, und von überall ist leises Schnarchen zu vernehmen, nur gedämpft durch das monotone, dumpf vibrierende Geräusch des Transporters, der uns in unser Einsatzgebiet bringt. Ich werfe einen Blick auf den Chronometer, erst kurz nach zwei Uhr morgens. Die Tageszeit, zu der ein Mensch am langsamsten reagiert, wie ich mich erinnere, und auch an mir selbst erkennen kann. Während ich angegurtet in meinem Sitz lehne und darauf hoffe, wieder zu meinem kleinen Nickerchen zurückzufinden, öffnet sich mit leisem metallischen Klang die Tür zum vorderen Teil des Transporters, und ich erkenne Sergeant Oldfield, der durch die Schleuse steigt, wie immer seine feuchte, zerfledderte Zigarre im Mundwinkel und sein schwarzes Barett schief auf dem Kopf. Also, Preis für den imposantesten imperialen Zwischenobermacker würde er sicher keinen bekommen, aber er hat es trotz der widerspenstigen Truppe schnell geschafft, sich Respekt von meinen Kumpels zu verdienen. Von mir übrigens auch.

    AAAAACH - TUNG!!!

    brüllt er mit der ihm eigenen (und üblichen) Lautstärke, während er mit einem zynischen Grinsen mitansieht, wie meine Jungs ruckhaft auffahren und sich die unbehelmten Köpfe an den metallenen Verstrebungen anstoßen.

    "Das Kaffeekränzchen ist vorbei, meine Damen, und es wird langsam Zeit, wieder an die Arbeit zu denken! Wir erreichen in Kürze Avalon, und wir sollten uns darauf vorbereiten, dass der Empfang nicht sehr warm ausfallen wird!"

    Gemurre im Publikum, die meisten sind noch im Halbschlaf. Mir stellen sich jedoch alle Haare senkrecht auf und ein kalter Schauer des Ekels läuft mir den Rücken hinunter, jedes Mal wenn ich den Namen Avalon höre. Großmakropole Avalon. Ein einziger Sumpf aus Korruption, ätzenden Säuredämpfen und jedem nur vorstellbarem Abschaum aus den verschiedensten Regionen dieses galaktischen Sektors. Seit neuestem auch dem erhärteten Verdacht auf einen Chaoskult. Routinemäßig checke ich die Systeme meines Kampfanzugs und stelle den Choke meiner M36 Mars Schrotflinte auf kurze Reichweite und Doppelfeuer, mit maximaler Streuung. Avalons Gassen und verwinkelte Straßen scheinen hervorragende Möglichkeiten für Hinterhalte zu bieten, und ich will für alle möglichen Zwischenfälle gerüstet sein. Hinter Sergeant Oldfield wechselt eine rote Lampe auf grün und er wendet sein narbengezeichnetes Gesicht seiner Truppe zu.

    "Okay Ladies, die Party steigt! Bewegt eure müden Hinterteile, sonst mach ich euch Beine!!!"

    Fast gleichzeitig stülpen wir uns die Mk V Druckhelme über die Köpfe, während sich vor unseren Augen flackernd die Displays der Nachtsichtgeräte bilden. Nur unbewusst nehme ich wahr, wie die Sitzgurte schnappend in der Decke verschwinden, meine Kumpels nach ihren Waffen greifen und von ihren Sitzen aufspringen. Sergeant Oldfield rammt seine Faust in einen breiten roten Druckknopf und mit einem lauten hydraulischen Zischen senkt sich die im Heck montierte Sturmrampe. Mit einem Mal erfüllt ein heulendes Brüllen die Truppensektion, und die Dampfschwaden der Rampe werden blitzartig nach draußen gesaugt, in ein Loch absoluter Schwärze, welches sich vor uns auftut.

    "Na los ihr Memmen, immer treu bis in den Tod! Beweg Dich Murray, wird Zeit dass Du Deinem Leben einen Sinn verleihst! Für den Imperator!"

    Murray läuft los, springt aus dem Heck und verschwindet sofort in der Schwärze. Seine Kollegen folgen ihm ohne zu zögern, während Sergeant Oldfield jedem zum "Abschied" auf die Schulter klopft.

    "Komm schon Rostov, schwing die Hüften, oder soll ich Dir die Hand halten bis Du angekommen bist?"

    Rostov grinst hinter seinem Visier und hält Sgt. Oldfield die Hand hin, welcher ihn mit einem Fußtritt aus der Öffnung im Heck des Transporters befördert. Aniston spielt wie üblich mit seinem übertriebenen Perfektionismus, breitet die Arme aus wie ein Artist und schlägt einen Salto während er im Dunkel verschwindet. Wasserdampf und Regentropfen spritzen gegen mein Visier, als ich den Schlag Sgt. Oldfields auf der Schulter spüre und einen stinknormalen, tausendmal geübten Ausstieg hinlegen will. Natürlich verfehle ich mit meinen schweren Stiefeln in der plötzlich eintretenden Schwärze den Rand der Sturmrampe und stürze mehr oder weniger würdelos (schon mal einen sterbenden Schwan gesehen?) in die Dunkelheit hinab.


    <<<Fortsetzung folgt>>>
    "Gecko wurde kritisch am Kopf getroffen für 38 Trefferpunkte. Der Angriff zerschmettert die Schläfe. Gute Nacht, Gracie."
    - Fallout 2
    Das heulende Brüllen des Windes tobt in meinen Ohren und rüttelt an meinem Helm, trotzdem schaffe ich es, mich im Fallen umzudrehen und gerade noch die dunkle Silhouette Sgt. Oldfields zu erkennen, die sich von dem großen schwarzen Schatten des Valkyrie löst, welcher, ohne Positionslichter und einen Kondensstreifen in der feuchten Atmosphäre hinter sich her ziehend, schnell kleiner wird. Ich richte meinen Blick wieder in die Richtung, in die ich falle, kann außer schweren Regenwolken jedoch nichts in der Schwärze der Nacht erkennen. Im hellgrünen Schein meines Helmnachtsichtgerätes erkenne ich nur die verschwommenen Streifen von Regentropfen, die ich auf meiner Reise abwärts überhole. Der Höhenanzeiger zeigt 24,000 Meter, welche jedoch schnell weniger werden. Ich stoße durch eine Wolkenwand hindurch, als nur wenige hundert Meter neben mir ein Blitz durch die Wolkenbank stößt und das Donnern meine Ohren zum Klingeln bringt. Verdammtes Wetter! Neben mir glaube ich, schwache Lichter zu erkennen, kann jedoch wegen dieser blöden Wolken nichts erkennen. Bei 20,000 Metern breche ich durch eine neuerliche Wolkendecke hindurch und erblicke die Spitze des höchsten Turms der Großmakropole Avalons. Auch wenn dieser Ort die niedrigste Lebensqualität im Imperium aufweisen mag, ist dieser gewaltige, von Menschen errichtete Behemoth eine imposante, ehrfurchtgebietende Verwirklichung menschlicher Verrücktheit. Nicht nur dass sich die Makropole über mehrere tausend Quadratkilometer erstreckt, in die Höhe sind es nochmals ein paar Kilometer. Nur gut, dass wir vom Orbit aus geleitet werden, ansonsten würde man sich mit Sicherheit in diesem Labyrinth aus Gassen, Straßen und Abwasserrohren verirren und Zeit seines Lebens nicht mehr herausfinden. Die nächste Wolkendecke ist dünner und anscheinend die letzte auf unserem Weg hinunter in die Tiefen der Makropole.

    Der Höhenanzeiger zeigt 4,000 Meter, als sich summend mein Kampfanzug zu Wort meldet. Kleine grüne Displays blinken in meinem Nachtsichtgerät und zeigen, dass alles okay läuft. Etwa 50 Meter über dem von Schutt bedeckten Boden habe ich plötzlich das Gefühl, als würde ich in einen meterhohen Haufen Wackelpudding eintauchen, als der Gravschirm aktiviert wird und mich innerhalb eines Sekundenbruchteils auf Null abbremst. Beinahe sanft, wie von einer riesigen Hand geführt, werde ich auf dem Boden abgesetzt und gehe sofort in sichernde Körperhaltung. Aus dem Augenwinkel erhasche ich die Schemen meiner Kameraden, die sich an eine nahe gemauerte Wand geschmiegt haben und mit ihr zu verschmelzen scheinen. Nur die hellgrün schimmernden Linsen ihrer Nachtsichtgeräte stechen durch die Dunkelheit der Nacht. Der Regen prasselt hier unten in dicken, schweren Tropfen zu Boden und schleudert Fontänen schlammigen Wassers in die Luft, während ich mit raschem Schritt meine Landestelle verlasse und zu meinen Kameraden aufschließe.

    Während dem letzten Schritt drehe ich mich im Lauf um und werfe mich gegen die gemauerte Wand. Im hellgrünen Schimmer meines Nachtsichtgerätes erkenne ich Sergeant Oldfield, wie er sanft auf dem Boden aufsetzt und sich zu unserem Trupp gesellt.

    "Madison, gib dem Oberkommando Bescheid, wir sind im Ziel."

    Madison nickt knapp und verbindet sein Helmmikrofon mit dem überdimensionalen Funktornister auf seinem Rücken.

    "Adlerhorst, hier Elysia eins-zwo-sieben, das Paket wurde geliefert".

    Er wartet auf die rauschende Antwort und nickt Sgt. Oldfield zu.

    "Okay Leute, wir gehen wie folgt vor. Diese breite Straße hier" - Sgt. Oldfield deutet auf den im Bodennebel verschwindenden Korridor zwischen den halbzerfallenen Gebäuden - "führt bis runter zum Palast des Friedens, einem alten Gebäude der Ekklesiarchie, welches jedoch schon lange einem Bandenkrieg zum Opfer gefallen ist. Wir bilden zwei Gruppen, Team 1 kommt mit mir, wir werfen uns auf der linken Seite ins Gebüsch und folgen der Straße durch die Nebengassen. Team 2 ist Deines, Aniston, ihr macht dasselbe auf der rechten Abteilung. Wir treffen uns am Ende vor dem Palast des Friedens. Fragen?" - er wirft einen Blick in die Runde - "Okay, los!"

    Oldfield zieht sich eine kleine Version des Nachtsichtgerätes vor die Augen und sprintet los, während ihm rasch die Hälfte des Elysianischen Sturmtrupps folgt, und sie alle im Bodennebel verschwinden. Rostov wirft mir einen vielsagenden Blick zu, bevor wir unserem Teamführer weg vom offenen Gelände in die enge verwinkelte Seitenstraße folgen. Aniston als Anführer? Dieser Anfänger?

    Das Geräusch von schweren Stiefeln, die durch dicken Schlamm platschen, wird vom prasselnden Regen übertönt. Der Korridor hier ist nur knapp vier Meter breit, und das altertümliche Kopfsteinpflaster bedeckt einen Großteil des Bodens. Links und rechts beherrschen leere Fenster und aufgebrochene Holztüren das Bild dieses Außenbezirkes, ein paar vermodernde Wäscheleinen hängen hier und da über die Gasse. Unser Team teilt sich auf die beiden Seiten der Gasse auf, während wir vorsichtig, mit den Schrotflinten im Anschlag, durch die Gasse schleichen.

    Aniston bekommt beinahe einen Herzinfarkt und reißt seine Schrotflinte hoch, als er eine streunende Katze aufscheucht, die kreischend in der Dunkelheit verschwindet und dabei eine Mülltonne umwirft, welche scheppernd zu Boden fällt und ihren verrotteten Inhalt über das Kopfsteinpflaster verteilt. Rostov grinst in meine Richtung, und ich grinse zurück. Was für ein Angsthäschen! Während wir weiter vorrücken hören wir aus der Richtung in die wir wollen unharmonischen, monotonen Gesang der schnell lauter wird. Wir fächern aus und richten unsere Schrotflinten in die Richtung des Gesanges, und eine große, breite Gestalt schält sich aus dem Nebel vor uns.


    <<<Fortsetzung folgt>>>
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    - Fallout 2
    "Swoo und drei un fünff un´ sieben,
    wo is denn nur mein Sssschatz geblieben?
    Hoooldes Kind der Wasserfrau,
    übers Bächleee, Heid´ und Auu..."

    Die Gestalt tritt in den schwachen Lichtschein, der aus einer halb verbogenen Straßenlaterne kommt. Ein ziemlich dreckiger Mann mit wallendem Rauschebart, welcher vor Dreck nur so starrt, torkelt die Straße entlang, wobei er eine halb leere Flasche mit einer undefinierbaren Flüssigkeit schwenkt und ab und zu einen tiefen Zug daraus nimmt. Es wäre ein alltäglicher Anblick eines Obdachlosen in einer Großmakropole, aber dieser Typ ist anscheinend nicht ganz dicht im Oberstübchen. Er trägt schmutzige Kleidung und einen hohen, spitzen Hut, aber das verrückteste sind knallgelbe, kniehohe Gummistiefel in denen er durch den prasselnden Regen wankt. Er scheint uns durch den Regen zu sehen, und sein verschleierter Blick zeigt mit einem Mal unsagbare Verzweiflung.

    "Wasss hadde sie denn nur, mein Beerchen? Abgehaun, einfach so, middiesem verdammmten Langohr, unn läss mich inner Hüdde ssurück... wasss fürne Schande..."

    Er nimmt einen tiefen Zug aus der Flasche, geht jedoch während dem Trinken in die Knie und fällt wie ein nasser Sack zu Boden, wobei die Flasche klirrend auf dem Kopfsteinpflaster zerspringt. Unsere ratlosen und amüsierten Blicke auf den am Boden liegenden, schnarchenden Mann gerichtet, der noch ein brummendes "dongelong" von sich gibt, merken wir fast nicht, dass Aniston uns bedeutet, ihm weiter zu folgen.

    Raschen Schrittes verlassen wir die Szenerie und folgen der verwinkelten Straße. Nach ein paar hundert Metern wird die Straße etwas enger, und Aniston bedeutet uns, die Seiten zu sichern. Die Silhouette des Palastes des Friedens ist in der Ferne sichtbar, doch man hat das ungute Gefühl, dass man aus den leeren Fensterhöhlen heraus beobachtet wird. Eben wollen wir weiter vorrücken, als aus einem Haus rechts vor uns ein Mann tritt. Ein splitternackter Mann, wie ich anmerken will. Er trägt nur eine bauschige rosa Stola um den Hals und offensichtlich Hufeisen an den Füßen. Quer über seine Schläfen und seine Augen zieht sich ein schwarzer Streifen, was offensichtlich Kriegsbemalung sein soll, und auf seinem ansonsten haarlosen Kopf thronen drei, nein, vier rosa gefärbte Haarschöpfe, die er zu hammerharten Stacheln geformt hat.

    "Huiuiui, neinneinnein, das geht nicht meine Süßen, dass ihr hier durchkommt ohne dass Aringar das mitkriegt!" Er wedelt mit einem langen Finger langsam hin und her, wobei man den Irrsinn beinahe in seinem Blick bemerkt.

    "Im Namen des Imperators, identifizieren sie sich!!" ruft Aniston laut genug, damit es den trommelnden Regen übertönt.

    "Ich bin ... ich bin..." säuselt der Typ und wedelt mit seinen Armen in der Gegend herum "ich bin Aringar, der Herrscher des östlichen Spiralarmes, und was ihr hier an meinem makellosen Körper betrachtet" - er wachelt mit der rosafarbenen Stola - "ist der Pelz der Macht, der mir übernatürliche Kräfte verleiht! Mit ihm lösche ich die Sterne aus, fliege durch den mondbeleuchteten Himmel und gebe meinem gottbegnadeten Körper absolute Unverwundbarkeit, jawohl, totale Unverwundbarkeit!" Er kichert vor sich hin und wedelt mit seiner Stola. "Und weil ihr durch meine Stadt kommt, verlange ich natürlich Wegzoll von euch, denn das ist nur gut und rechtens, nicht wahr? Und ihr gebt mir viele, viele, viele..." - er macht ein paar delikate kleine Tanzschritte - "...viele viele kleine Kürbisse für meinen kleinen Freund hier!" Erst jetzt bemerke ich die grobschlächtige Pistole, die der Typ in seiner blassen Hand trägt und damit vor unseren Gesichtern herumwedelt.

    "Kürbisse...was...wie??" stottert Aniston und blickt hilfesuchend zu uns zurück, doch keiner von uns verliert auch nur ein Wort. "Tjahaa, gebt dem Aringar was des Aringars ist, dann gewähre ich euch meine Gnade, und auch ihr könnt teilnehmen an meiner Herrlichkeit die des meines..." Er reißt plötzlich die Augen auf und starrt fasziniert auf das kopfgroße Loch in seinem Bauch, durch das man die schmutzige Straße hinter ihm sehen kann. Die feinen Rauchfahnen, die von den Mündungen meiner Schrotflinte davontreiben, werden von einem leichten Wind zerteilt. "Seht ihr, Ungläubige??" johlt der Typ und macht wieder ein paar kleine Tanzschritte, "ich sagte es euch, unverwundbar, unverwundbar, wie ein Hemdchen aus Hundshaar..." Er hustet plötzlich einen Klumpen Blut und bricht mit zuckenden Gliedmaßen zusammen, wobei er einen Trommelwirbel auf dem feuchten Kopfsteinpflaster vollführt und schließlich still liegen bleibt.

    Anistons Gesicht ist käseweiß, als ich an ihm vorbeigehe und ihm einen strengen Blick zuwerfe, bevor ich mich an den Rest des Trupps wende.

    "Los, weiter!"

    Wohnen denn nur Verrückte in dieser Makropole??


    <<<Fortsetzung folgt>>
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    Der Palast des Friedens ist ein jämmerlicher Anblick, die einst mächtige marmorne Kuppel ist eingestürzt, und überhaupt gleicht ein Großteil des Gebäudes einem einzigen Trümmerhaufen. Sgt. Oldfields Trupp ist bereits da und verschanzt sich in den Trümmern als wir dazustoßen.

    "Aniston, verdammt noch mal, wo bleibt ihr denn so lange? Was war denn los?"

    Aniston, der immer noch weiß im Gesicht ist, muß erst ein paar mal tief Luft holen. "Nnn-nichts, Sergeant, alles in Ordnung!"

    Sgt. Oldfield blickt uns an, aber die meisten von uns haben nur ein verstohlenes Grinsen im Gesicht.

    "Zurück zur Arbeit Ladies, laut Geheiminformationen befindet sich die Versammlungsstätte des Chaoskultes irgendwo unter dem Palast des Friedens, in einer größeren Kammer der verwinkelten Katakomben. Das da drüben" - er deutet mit seiner behandschuhten Rechten - "scheint einer der Eingänge zu sein, wir gehen zusammen rein, Aniston und Bryson, ihr zwei verschanzt euch beim Eingang und meldet uns alles, was hier draußen vorbeikommen sollte. Wir sollten nicht allzu lange brauchen, in zwanzig Minuten sind wir hier wieder raus!".

    Aniston scheint ziemlich erleichtert, als wir Sgt. Oldfield durch den gemauerten Eingang in die Tiefen der Katakomben folgen. Der Gang ist recht breit, und wir kommen schnell voran. Nach einigen Metern wird er jedoch breiter, und wir treten in einen riesigen offenen Raum.

    Gewaltige Marmorne Säulen stützen ein mit Gold und Juwelen reich verziertes Fresko, das niemand anderen als unseren geheiligten Imperator zeigt, wie er über der verhassten Schlange steht und sie mit seinem glänzenden Speer durchbohrt. Kaum zu glauben, dass unter all dem Müll und Dreck dieser Stadt ein derart vollkommenes Kunstwerk verborgen liegt. Wir würden am Liebsten stehen bleiben und das Werk aus nächster Nähe betrachten, doch Sgt. Oldfield treibt uns ruhelos voran. Nachdem wir den riesigen Saal durchquert haben treffen wir an eine eingestürzte Mauer, aus der verrostete Abwasserrohre ragen. Oldfield blickt vorsichtig in die etwa zwei Meter breite, finstere Röhre und bedeutet uns mit einem Finger an den Lippen, keinen Mucks zu machen. Täusche ich mich oder vernehme ich zwischen dem Rauschen des Wassers und dem Quieken kleiner Nagetiere einen monotonen Sprechgesang?

    Wir treten vorsichtig in die morsche Röhre und arbeiten uns im Schleichtempo hindurch. Der Gestank hier drinnen raubt einem beinahe das Bewusstsein, und mehr als einmal treibt ein totes Tier vorbei, die leergefressenen Augenhöhlen anklagend an die Wände der Röhre starrend. Während wir uns voranarbeiten, nimmt die Lautstärke des Gesanges zu, und so leise wie möglich entsichern meine Jungs ihre Waffen. Flackerndes Licht erhellt die Wände der Röhre, und einer nach dem anderen klappen wir die Visiere unserer Nachtsichtgeräte hoch. Hinter der Röhre erweitert sich der Raum zu einer kleinen Halle, und der schauerliche monotone Gesang übertönt nun sogar das Plätschern des Abwassers. Wir ducken uns auf ein Signal Sgt. Oldfields hin etwas tiefer in die Schatten, während er nach vor schleicht und einen Blick aus dem Abwasserrohr wirft. Nach ein paar Sekunden bedeutet er uns, ihm zu folgen, und einer nach dem anderen steigen wir an den Rand des Rohres und lassen uns lautlos die eineinhalb Meter bis zum Boden hinab.

    Die marmorne Halle wird von zwei Reihen großer steinerner Säulen eingefasst, und im freien Raum in der Mitte des Raumes erkennen wir mehrere Reihen von dunklen, in Roben gekleidete Gestalten, die am Boden knien und diesen tiefen unverständlichen Gesang von sich geben. Am Ende der Halle befindet sich ein steinerner, blutbefleckter Altar, vor dem eine massive ebenfalls mit einer Robe verhüllte Gestalt steht und ein fremdartiges Ritual vollzieht, wobei es alle seiner vier Arme gebraucht. Zum Glück drehen uns die finsteren Gestalten den Rücken zu, sonst wären wir nicht so einfach rein gekommen. Auf ein Zeichen Sgt. Oldfields hin verteilen wir uns lautlos im Raum, was uns im Schutz der schweren Säulen nicht schwer fällt, auch das tanzende Zwielicht der Fackeln hilft uns, unsere Anwesenheit zu verbergen. Alle sind in Position und bereit, zuzuschlagen, doch ein morbider Anfall von Faszination lässt uns weiterhin das fremdartigen Spektakel beobachten.

    Der Anführer scheint sein Ritual vollendet zu haben, denn er wendet sich seiner versammelten Gemeinde zu und beginnt, von seiner glutturalen, unverständlichen Sprache ins Altgotische zu wechseln. Das Flackern der Fackeln wirft wechselnde Schatten auf die langgezogenen Kiefer des Anführers, aus denen bleiche, riesenhafte Fangzähne zu wachsen scheinen. Nein, sie wachsen wirklich daraus hervor!

    "Unsere Zeit ist gekommen, meine Kinder! Unsere Meister haben beschlossen, ihr Wort und Ihre Taten über diese Welt und die verfluchte Makropole Avalon zu bringen, und wir als ihre gehorsamen Diener haben die Ehre, zu Ihnen emporgehoben und ein Teil Ihres Ganzen zu werden! Preiset sie!!! Maßlos sind ihre Wunder, und maßlos sind die Welten, die wir mit ihnen besuchen dürfen!!!"

    Der Gesang steigert sich deutlich, und die Kultmitglieder erheben sich aus ihrer sitzenden Positionen, um ihrem Anführer mit verzerrten, klauenbewehrten Händen und Armen zuzujubeln. Das Gekreische steigert sich zu einem Crescendo, als die Kultmitglieder beginnen, sich im Takt eines unhörbaren Rhythmus zu wiegen und zu tanzen. Der grauenhafte Gesang, der in den Ohren zu schmerzen beginnt, wird nur durch drei gebrüllte Worte durchbrochen. Unverkennbar Sergeant Oldfield.

    "MACHT SIE ALLE!!!"


    <<<Fortsetzung folgt>>>
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    - Fallout 2
    Das Donnern unserer Schrotflinten hallt von den Wänden wider, als meine Kameraden in das Feuer einstimmen, und die Kultisten werden von den Schrotsalven buchstäblich zerfetzt. Ihre tanzenden Bewegungen verkommen zu zuckenden, schmerzerfüllten Krämpfen, als Salve um Salve in die verdorbene Gemeinde fährt und ein Sprühnebel aus Blut und umherfliegenden Körperteilen einem beinahe die Sicht nimmt. Der Anführer der Kultisten stößt einen Schrei voll ohnmächtiger Wut und unbändigem Hass aus, bis er einen Sekundenbruchteil später von Sergeant Oldfields HE-Lasergewehr niedergestreckt wird. Nach ein paar Sekunden ist es vorbei. Der Zeremonienraum gleicht einem Schlachthaus, und wie vorher durch die stinkenden Abwässer waten wir nun durch die knöchelhohe Flut aus Blut. Eigenartigem Blut, das einen seltsamen Geruch verströmt, zäh wie Schleim ist und einen ungewöhnlich violetten Farbstich zu haben scheint.

    "Mike, Murray, sichert die Ausgänge!" brüllt Oldfield während er den Blick über das Gemetzel schweifen lässt und hier und da einen HE-Energiestoß in einen Kultisten schickt, der noch nicht ganz hinüber ist. Mike und Murray erreichen die Torbögen der beiden Eingänge und spähen mit ihren Nachtsichtgeräten und angelegten Schrotflinten in die Finsternis.

    "Sauber!"
    "Alles klar!"

    "Gute Arbeit Leute, wir ziehen uns bis auf weiteres zurück und erwarten neue Order vom Oberkommando! Aniston, könnt ihr uns hören? Wir kommen zurück!"

    Ein ungutes Gefühl befällt mich ob der eigenartigen Konsistenz des Blutes, und mit angelegter Schrotflinte bewege ich mich langsam auf den gefallenen Meister des Kultes zu.

    "Aniston, melden!"

    Ich hatte zwar schon schlimmer mutierte Kultisten während meiner Einsätze gesehen, doch diese Farbe und dieser Gestank sind mir neu.

    "Verdammt Aniston, bist Du zu blöd um Dein Mikro zu bedienen?"

    Ich steige über den letzten Leichnam und stehe vor dem drahtigen Körper des Anführers, auf dem ich aus dieser Entfernung kleine blasenartige Gebilde unter der Haut zu erkennen scheine. Eine furchtbare Vorahnung überkommt mich, und ich bewege den Lauf meiner Schrotflinte unter die Kapuze und streife sie vom leblosen Kopf des Anführers. Die Reißzähne sind nur der Anfang. Er hat keine Nase, gelbe Augen mit katzenhaft geschlitzten Pupillen und einen aufgeblähten Schädel. Und vier Arme.

    "Sarge, verdammt, das sind keine Kultisten, das sind Hybriden!!"

    Wie als Antwort ertönt aus der Tiefe eines Torbogens ein schriller Schrei, nicht der eines Menschen, und kein Tier das ich je gesehen habe könnte einen derartigen Schrei ausstoßen, der einem durch Mark und Bein fährt und kalte Schauer über den Rücken jagt. Erst nur einer, dann zwei, dann drei, dann eine ganze Menge. Es dauert nur eine Sekunde, bis Sergeant Oldfield die Lage analysiert hat und die Erkenntnis in seinem Gesicht sichtbar wird.

    "Alle Mann raus hier!!!"


    <<<Fortsetzung folgt>>>
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    - Fallout 2
    Unser Abrücken gleicht mehr einem Wettlauf um den letzten Zuckerguss - Donut als einem geordneten Rückzug. Der Rest des Trupps hat das Abwasserrohr schon passiert, nur ich und Michaels helfen uns gegenseitig in die klaffende Öffnung hoch. Ich erhasche noch die verschwommene Fratze eines Termaganten, der um die Türöffnung biegt, dann werden die anderen Geräusche des Abwasserrohres durch die schrillen Schreie Michaels überlagert, aus dessen Brustkorb, der sich wie eine groteske Blüte geöffnet hat, innerhalb einer Sekunde ein Schwarm laut zirpender Bohrkäfer hervorbricht. Ich höre das Platschen meiner Stiefel im Abwasser und das Pochen des Blutes in meinen Ohren, dann erreiche ich das Ende des Rohres und die entsetzten Gesicher meiner Kameraden.

    "Dichtmachen!"

    brüllt Sgt. Oldfield Arnold zu, dann gibt er eilig den Befehl zum Weitermarschieren. Während wir rasch durch die marmorne Halle vorrücken, erfüllt ein elektronisches Piepen die Luft, das immer schneller wird.

    "Granate!!!"

    Die Detonation wirbelt eine Wolke äonenalten Staubes auf, und das Fresko unseres göttlichen Imperators beginnt zu brechen und rieselt in einem stetigen Strom kleiner Farbsplitter von der Decke. Was für eine Schande! Wir erreichen rasch den Torbogen durch den wir in die gewölbe vorgedrungen sind, nur um die beiden leblosen Körper von Aniston und Bryson vorzufinden. Anistons Kopf fehlt, er wurde anscheinend mit einem sauberen Schnitt vom Kopf getrennt. Typisch Aniston. Sogar ein perfekter Abgang. Sgt. Oldfield nimmt Funker Murray zur Seite und wechselt rasch ein paar Worte mit ihm, worauf dieser den Hörer von seinem übergroßen Funktornister nimmt.

    "Adlerhorst, hier Elysia eins-zwo-sieben, erbitten sofortige Evakuierung aus Planquadrat eins-sieben-fünf. Neue Gegnerklassifikation : Xenomorphe, wiederhole, neue Gegnerklassifikation : Xenomorphe!"

    Murray lauscht etwa eine halbe Minute, bevor er Sgt. Oldfield zunickt.

    "Extraktion in T-10 Minuten etwa einen Kilometer südlich von hier, nahe unserer Landungszone. Adlerhorst meldet außerdem, dass sie von Inquisitor Amenor neue Order bekommen haben. Die Makropole wird aufgegeben, orbitale Scans zeigen, dass im Umkreis von mehreren hundert Kilometern Tyranidenschwärme aus dem unterirdischen Stollensystem hervorbrechen. Sieht so aus als würde hier bald ´ne Riesenparty steigen."

    In keinem imperialen Doktrin wird eine Vorschrift für Verhalten in urbanem Gelände mit der Fortbewegungsgeschwindigkeit zu finden sein, mit der wir in Richtung des Abholpunktes unterwegs sind.

    "Das - schnauf - war verdammt noch mal die schrägste Party - schnauf - , auf die wir je eingeladen wurden!" ächzt Rostov zwischen zwei keuchenden Atemzügen, als wir uns am Abholpunkt zwischen diverse Überbleibsel der hiesigen Wohneinrichtungen ducken. Meine Leute halten ihre Waffen im Anschlag, doch das schrille Kreischen, das uns aus der Kanalisation gescheucht hat, dringt uns nun aus allen Richtungen entgegen, mal nah, mal fern. Ich versuche unbeeindruckt zu wirken, aber das Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich meine Schrotflinte nachlade und den Choke auf engste Streuung schalte. Sgt. Oldfield hat es sich neben dem Funker bequem gemacht und schreit irgendetwas in das Funkgerät, aber mehr als das Pochen des Blutes in meinen Ohren dringt nicht mehr zu mir durch.

    "...was soll das heißen, keine Verstärkungen? Wie zur Hölle sollen..."

    Rostov dreht sich seelenruhig eine zerfranste Zigarette aus den kümmerlichen Resten seines Tabaksbeutels und reicht mir diese, bevor ich Nein sagen kann. In solchen Situationen wird man nun mal immer wieder zum Wiederholungstäter. Im geographischen Osten der Makropole zeigt sich ein leichter heller Schimmer am Horizont, und ich werfe einen Blick auf den Chronometer. Halb vier Uhr morgens Standardzeit. Der Tag scheint hier früher zu beginnen als auf manch anderem Gestirn. Mit Anbruch des Tages lässt auch der schwere Regen langsam nach, die schweren Wolken bleiben zwar wie Magnete an den kilometerhohen Türmen kleben aber wenigstens brennt meine Zigarette durchgehend, ohne alle zwei Sekunden durch einen dieser Monstertropfen ausgelöscht zu werden.

    Just als wir glauben, das Dröhnen unseres Transporters zu vernehmen, bemerken wir, dass dieses Donnern nicht von Düsentriebwerken stammt. In der Richtung, in welcher der Palast des Friedens liegt, scheint sich eine verdammte Stampede gebildet zu haben und walzt unaufhaltsam in unsere Richtung. Sgt. Oldfield brüllt ein paar Befehle, doch es ist unnötig, da der Grossteil von uns bereits die Waffen entsichert hat und in die Richtung des wild gewordenen Haufens zielt. Eine Rotte von Termaganten hat anscheinend unsere Fährte erschnüffelt (oder wie auch immer die das machen) und hat die Verfolgung aufgenommen. Die quiekende, zischende Brut strömt in einer großen Welle auf unsere Befestigung zu und überbrückt schnell die Distanz zwischen uns. Auf den Feuerbefehl von Sgt. Oldfield wartet keiner mehr, innerhalb weniger Sekunden eröffnen alle das Feuer. Die ersten Tyranidenkreaturen werden vom Einschlag der Projektile von den Füßen / Klauen gerissen und durch die Wucht der Schrotladungen mehrere Meter nach hinten geworfen, wobei sie die Kreaturen hinter ihnen mitreißen. Jetzt, wo wir unsere Hosen runter gelassen haben und sie genau wissen, wo wir uns befinden, hält die Tyraniden nichts mehr zurück, und die Rotte sprintet auf uns zu.

    Die Luft wird vom Dauerfeuer aus Schrotkugeln und HE-Laserimpulsen erfüllt, und die Masse an Tyranidenkörpern, die auf uns zubranden, beginnt zu wanken, doch langsam aber sicher kommen sie näher. Ein plötzlicher heftiger Luftstoß bläst mir ins Gesicht und wirbelt trotz des nassen Bodens große Brocken Müll und Staub auf, und ein dunkler Schatten schiebt sich über unsere Köpfe, wobei ein gellendes Brüllen unsere Ohren durchbläst.


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    Einem imperialen Valkyrie ist nichts so fremd wie der Begriff "lautlos", deswegen ist es umso verwunderlicher, dass wir seine ersehnte Ankunft im allgemeinen Getümmel nicht bemerkt haben. Unverkennbar hingegen ist das abgehackte, stotternde Husten der schweren Bolter, welche zwei der Besatzungsmitglieder nun aus den seitlichen Türen heraus abfeuern. Violetter Schleim wird quer über die Straße verspritzt, und kleine Explosionen sprengen Stücke aus dem steinernen Pflaster, welche jaulend von Chitinplatten und sehnigen Muskelsträngen abprallen. So schmerzhaft die Bisse dieser stählernen Bestie auch sind, die nun mit senkrecht angelegten Triebwerken über unserer Befestigung schwebt, die Termaganten weichen nicht zurück. Und wenn solche niederen Kreaturen wie Termaganten nicht instinktiv die Beine in die Hand nehmen, hat das nie etwas Gutes zu bedeuten. Die restlichen Termaganten ducken sich zwischen zerborstene Mauerteile und Schutthalden und erwidern das Feuer mit ihren Bohrkäferschleudern. Mike hält sich schreiend das Gesicht, kurz bevor der Bohrkäfer zirpend und mit zuckenden Fühlern wieder aus seinem Hinterkopf austritt. So viel ich auch über den menschlichen Körper und seine Göttlichkeit in meiner Grundausbildung gelernt habe, ich hätte mir nie gedacht, dass einem das Gehirn jemals aus den Ohren gluckern kann.

    Der Valkyrie setzt zur Landung an und fährt sein Landefahrwerk aus, als uns ein donnernder Erdstoß von den Füßen wirft. Auf eine kurze Stille folgt ein weiterer, dann noch einer, und noch einer. Mit der zunehmenden Intensität der Erdstöße bemerkt auch der Schwachsinnigste von uns, dass es sich um Schritte handelt. Sgt. Oldfield hat sich aus seiner Deckung erhoben und brüllt uns zu, sich zum landenden Transporter zu begeben, er lehnt sich an die Mauer des Gebäudes hinter uns und gibt gezielte Schüsse mit seinem HE-Lasegewehr in die wallende Masse an Termaganten ab, während die meisten unserer Jungs los sprinten. Eine meterlange Sensenklaue bricht durch die Mauer hinter Sgt. Oldfield und bohrt sich glatt durch seinen Magen. Der Sarge wirft die Arme hoch wie ein stürzender Hardball-Spieler und ein Blutschwall sprudelt aus seinem weit geöffneten Mund, kurz bevor sich sein Torso vom Rest des Körpers löst und in den Staub fällt. Zwei weitere Sensenklauen graben sich durch die Wand, zerteilen die massive Mauer wie ein Blatt Papier, und die gesamte Front des Gebäudes zittert erst und fällt dann in sich zusammen.

    Wie kann man etwas beschreiben, von dessen Existenz man nur durch geflüsterte Gerüchte, in seltenen Fällen durch verschwommene Bilder irgendeiner längst vergangenen und vergessenen Einsatzbesprechung, erfahren hat? Vor einigen Millionen Jahren, so haben wir als Kinder immer Geschichten gehört, gab es ähnliche Bestien wie diese, die sich gerade durch mehrere tausend Tonnen Stein und Metall gegraben hat, doch selbst der größte und gefährlichste dieser urzeitlichen Räuber hätte wohl wie ein geprügelter Hund den Schwanz zwischen die Beine geklemmt und Fersengeld gegeben, wäre er jemals auf diese Untier getroffen. Ein Hierodule. Ein gottverdammter Hierodule, der seine Sensenklauen mit einer Geschwindigkeit und Geschicklichkeit schwingt, mit der ich normalerweise eine Münze zwischen meinen klobigen Fingern flippen lasse. Die Bordschützen des Valkyrie ändern blitzartig ihre Feuerrichtung, und eine Reihe kleiner Explosionen blüht auf der Flanke und dem massiven Schädel des Hierodule auf, welche dieser jedoch nicht einmal zu bemerken scheint. Der Pilot versucht verzweifelt, schnell an Höhe zu gewinnen, als der Hierodule sich von den Resten der Mauer befreit und zwei donnernde Schritte auf den Valkyrie zu macht, welcher beinahe so groß wie die Kreatur selbst ist, doch die altertümliche Maschine reagiert nur schwerfällig auf seine Befehle. Fast gemächlich pflückt der Hierodule den Valkyrie aus der Luft, schwingt gelassen seine Sensenklauen und trennt das Cockpit glatt vom restlichen Rumpf ab. Nach zwanzig Metern ungebremsten freien Falls prallt das Cockpit auf das steinerne Pflaster, der Pilot hat jedoch keine Chance gegen die tausenden Glassplitter, die durch seinen Körper fetzen. Der kopflose Körper des Valkyrie trudelt in der Luft, ein zweiter Hieb des Hierodule trennt die stählerne Tragfläche vom Rumpf, und der Valkyrie sackt ab. Die schrillen Schreie der Besatzungsmitglieder begleiten sie auf dem ganzen Weg nach unten.


    <<<Fortsetzung folgt>>>
    "Gecko wurde kritisch am Kopf getroffen für 38 Trefferpunkte. Der Angriff zerschmettert die Schläfe. Gute Nacht, Gracie."
    - Fallout 2

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    Ich hechte hinter eine halbverfallene Mauer, als der Valkyrie am Boden zerschellt und einen Teppich aus brennendem Kerosin und glühenden Metallsplittern über unserer Befestigung verteilt. Arnold taumelt schrill kreischend im Kreis, hält sich die brennenden Hände vor sein verbranntes Gesicht und lässt sich nicht einmal von den Termaganten davon abbringen, welche nun über ihn strömen und ihn zu Boden zerren. Rostov und ich teilen einen entsetzten Blick aus, bevor wir die restlichen drei Mann des Trupps an den Uniformen packen und aus der Deckung zerren, weg von dem Wrack, das uns eigentlich von diesem Höllenloch wegbringen sollte, weg vom kreischenden Tod der Termaganten und dem Unheil, welches den Namen Hierodule trägt. Wir biegen schnaufend um die Ecke in eine der Seitenstrassen, welche noch unberührt scheint. Am Ende der Gasse wird ein hoher Turm sichtbar, zwar weitaus kleiner als die mächtigen Türme der Makropole, aber immer noch locker zwanzig Stockwerke hoch. Wir stürmen ohne Rücksicht auf mögliche Bewohner in das Gebäude und verbarrikadieren die Tür so gut wie möglich mit Schutt, metallenen Stangen und Sperrmüll. Rostov zieht die Splinte aus mehreren seiner Granaten und platziert diese vorsichtig zwischen den groben Müllstücken. Nur für alle Fälle. Auf unserem Weg nach oben wiederholen wir diese Prozedur etwa zehn Mal. Bis diese Bastarde alle Hindernisse, die wir ihnen in den Weg gelegt haben, überwinden, sind wir schon wieder auf halbem Weg nach Hause. Die große Plattform auf der Spitze des Turmes erhält meine vollste Aufmerksamkeit : auch wenn manche imperialen Piloten lieber der Nachlässigkeit frönen, fliegen können sie. Und auch auf Plattformen landen, selbst wenn sie kleiner sind als der Tisch des lokalen Gouverneurs. Mit dieser Hoffnung und unserem Funker Murray im Team sollte es ein Kinderspiel sein.

    Außer Atem erreichen wir die oberste Plattform und verbarrikadieren die letzte Tür hinter uns. Der Horizont hat bereits einen rosigen Schimmer angenommen, und die dicken Regenwolken weichen langsam einem klaren Himmel. In den Straßen unter uns ist die Hölle losgebrochen. Von überall her dringen die schrillen Schreie der unvorbereiteten Makropolenbewohner, welche nun von den rasenden Tyranidenmassen dahingemetzelt werden. Wie in kleinen Bächen bei Flut branden die Körper der Kreaturen durch die Strassen, wohin das Auge auch blickt. Eben richte ich meinen Blick auf den höchsten Turm der Stadt, als sich das Funkgerät zu Wort meldet.

    "..nnen Sie mich verstehen? Ich wiederhole, Sgt. Oldfield bitte kommen!"

    Rostov grinst über das ganze Gesicht, als ich den Funkhörer von Murrays Tornister nehme und die Sprechtaste betätige. Ein kurzer elektrischer Schlag fährt durch meine Glieder, und eine feine Rauchfahne steigt vom Hörer empor. Erst jetzt bemerke ich den gezackten Metallsplitter, der in der Seite des Funkgerätes steckt. Bestens.

    "Sgt. Oldfield, wir haben den Kontakt zu Adler 1 verloren, bitte bestätigen! Sgt. Oldfield, hören sie mich?".

    Murray sieht mich mit verzweifelten Augen an, doch ich kann nichts weiter tun, als den Hörer unverbrachter Dinge wieder auf den Funktornister zu hängen.

    "Der Plan wird wie verordnet durchgeführt, Avalon wird aufgegeben, ich wiederhole, Avalon wird aufgegeben. Inquisitor Amenor hat soeben den Befehl gegeben, die Torpedos sind auf dem Weg. Tut mir leid, 127stes, wir können nichts mehr tun. Möge der Imperator über euch wachen und euch in die Hallen des Elysiums aufnehmen. Adlerhorst, Ende."

    Mit einem letzten Rauschen bricht die Verbindung ab. Murray bricht zusammen, sein Gesicht schlohweiß. Besser so, denn so bleibt ihm der Rest dieser Vorstellung erspart. Rostov sieht mir einen Moment nach tief in die Augen und setzt sich an den Rand der Plattform, lässt die Beine in kindlicher Manier über den Rand baumeln und zieht den Tabaksbeutel aus seiner Brusttasche. Ich setze mich zu ihm, nehme die selbstgedrehte Zigarette aus seiner ausgestreckten Hand und inhaliere tief. Rostov drückt mir stumm die Hand. Murray und die anderen stehen auf der Plattform, mit käseweißen Gesichtern, stumm, entsetzt. Kann ich ihnen nicht verübeln. Ich nehme meinen kleinen Flachmann aus meiner Hüfttasche und reiche den brennenden, billigen Alkohol an Rostov weiter, der einen tiefen Zug nimmt. Irgendwie, so hatte ich mir immer vorgestellt, hätte es anders enden sollen. Nicht gerade mit einem Orden oder mit ehrenhafter Entlassung und einem Häuschen im Grünen, aber vielleicht irgendwie ... würdevoller. Ich schlage Rostov freundschaftlich auf die Schulter, als die Sonne schlussendlich über den Horizont steigt und mit den ersten Sonnenstrahlen, die über die massiven Türme streicheln, den Tag des jüngsten Gerichts über die Stadt bringt.

    Der Himmel ist an manchen Stellen noch tiefdunkel, fast schwarz, und unschwer erkennt man die glühenden Feuerschweife der Zyklontorpedos, die in die Atmosphäre eintauchen. Wie ein Sternschnuppenschwarm ziehen sie über den Himmel, erleuchten die ansonsten so dunkle Atmosphäre mit ihrem Licht. Ein grelles Leuchten dringt vom ersten Torpedo zu uns hinab, und der feurige Vortex der Explosion breitet sich über den Himmel aus, taucht ihn erst in lichtes Blau, wechselt dann zu Orange und schließlich zu grellem Gelb, als der kataklysmische Vorgang beginnt, der den Feuersturm auf dieser Welt entfesseln wird. Überall am Himmel leuchten die Explosionen auf, der gesamte Horizont scheint in Flammen zu stehen. Während wir uns noch an Alkohol und Zigaretten laben, erreicht die Druckwelle der ersten Explosion den Erdboden. Die Gebäude vor uns werden innerhalb eines Wimpernschlages in den Staub geschmettert, die Errungenschaften einer ganzen Zivilisation, deren Errichtung mehrere Jahrtausende gedauert haben könnte, in einem Herzschlag zu Staub zerfallen. Die Druckwelle breitet sich rasch aus, der höchste Turm der Stadt knapp vor uns mit seinen gut zwanzig Kilometern Höhe zerbröselt vor unseren Augen, als wäre er aus Sand erbaut worden und nicht aus mehreren Milliarden Tonnen Plastonid T-Stahl und Adamantium.

    Rostov reicht mir die Flasche, und ich trinke sie in einem Zug leer. Wer weiß, ob........



    ENDE
    "Gecko wurde kritisch am Kopf getroffen für 38 Trefferpunkte. Der Angriff zerschmettert die Schläfe. Gute Nacht, Gracie."
    - Fallout 2

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