Die Köpfe runter!

      "Die Köpfe runter!" Einige Meter vor John's Trupp explodierte eine Granate. Splitter schossen durch die Luft und es stank nach Verbranntem, ein Schmerzensschrei mische sich in das Zischen und Knallen der Schüsse. Er drehte sich um, und sah einem seiner jüngsten Männer ins Gesicht. Dunkle Ringe zeigten sich unter seinen Augen, die täglichen Kämpfe machten selbst ihm als Veteranen viel zu schaffen. Der Junge lag am Boden, die Hände auf den Oberschenkel gepresst, denn ein Splitter hatte sich in sein Bein verirrt. Höllische Schmerzen mussten ihn plagen. Zwei Männer gingen los ihn festzuhalten, da er sich stark wehrte als ihm das Trümmerstück entfernt wurde.
      Die Schlacht ging nun schon so seit 2 Wochen, doch dies war nur eine ungefähre Schätzung, da John das Zeitgefühl schon längst verloren hatte. Am Anfang des Kriegs hatten sie Schützengräben ausgehoben, seitdem sind sie nicht viel weiter gekommen. Überall gab es Detonationen, 3 Mann seines Trupps waren bereits gefallen, doch lag di Bilanz zu ihrer gunsten. Flieger warfen stetig und unaufhaltsam Bomben ab und entfernten sich wieder um ihre Vorräte aufzustocken, der 20 Mann Trupp war nahezu auf sich allein gestellt, da die anderen Trupps ihnen nicht einmal zu Hilfe eilen konnten und dies auch überleben würden. Denn der Feind war zu nahe, als dass man sich aus der Deckung wagen konnte. Die stationären Geschütze waren stetig im Einsatz und keiner wagte sich aus dem Schützengraben. Wenn es sich einer wagte durchlöcherte eine Kugel im nächsten Moment seinen Kopf. Der Krieg würde noch ewig so weiter gehen, es war nur eine Frage der Zeit wem zuerst die Munition ausgehen würde. Langsam verschwand die Sonne hinter den fernen Bergen und bald würde wenigstens etwas Ruhe einkehren. Über nacht setzten die Flieger aus um aufzutanken und gewartet zu werden. "Jean, du übernimmst heute die Wache!" "Ok, Chief, alles paletti" "Dann werde ich mal Schäfchen zählen gehen." Er nahm seinen Helm ab versuchte es sich wenigstens ein bisschen bequem zu machen und schloss langsam die Augen, noch einmal lauschte er den Schüssen bis er schließlich einnickte.

      "Sir John Ashmod?" "Ja der bin ich.", entgegnete er. "Gut dass ich Sie gefunden habe, ich habe hier etwas für sie, Sir Ashmod." "Danke, Herr..." "Godherb, mein Name ist Godherb.", dieser überreichte ihm einen Umschlag. "Herr Godherb, danke, ich muss jetzt aber weiter" "Keine Ursache, machen Sie's gut."
      John setzte seinen Weg fort. Wer war dieser Mann gewesen? Jetzt hatte er jedenfalls keine Zeit, er musste ins Lazarett seine Laborbefunde abholen. Er steckte den Umschlag in seine Hosentasche und eilte los.
      Es war ein langer weg, die Straßen waren von der Schlacht zu unbefahrbaren Löchern geworden und eine dicke Rußschicht hatte sich auf den Häusern gebildet, zumindest auf dem was noch übrig war. Diese Stadt war ungewollt zu einer Geisterstadt geworden, in der sich Ruine an Ruine reihte. In einer fast unbeschädigten Villa hatte sich das Feldlazarett einquartiert. Die Schlacht war gewonnen, doch um welchen Preis! Tausende Menschen haben den Tod gefunden, nur weil eine Horde Besessener dachte, sie könne Horus wieder lebendig machen, wenn sie Stadt nach Stadt auf Cadia verwüsten würden. Zum Glück war dem nicht so, und Cadia war dem Titel Festungswelt wieder einmal gerecht geworden. Dies war der dritte Ansturm in diesem Jahr, doch würden dieses Jahr keine weiteren folgen, da der Winter bald über Cadia hereinbrechen würde, und es wie jedes Jahr von allen anderen Planeten durch den Wirbel des Chaos abgeschirmt werden würde. Jetzt einen Angriff zu starten wäre reiner Selbstmord.
      Das Lazarett hatte deutlich mehr Schäden als er in Erinnerung hatte, doch war er ja auch nicht seit der Untersuchung vor dem Krieg hier gewesen. Es waren nur noch ein paar Schritte, doch sobald er diesen Gedanken gefasst hatte, musste er ihn wieder fallen lassen. Wind war aufgezogen, und aus den paar Schritten, wurden doch noch ein paar mehr. Er hatte den Eingang erreicht und öffnete die eher altmodische Tür. Er trat ein, schloss sie wieder und marschierte auf den provisorisch eingerichteten Tresen zu. Zu seiner Überraschung war es eine Dame jungen alters, die ihn begrüßte. "Haben sie einen Termin?" "John Ashmod, ich habe mich etwas verspätet." Die Frau tippte etwas in ihren Computer ein, er drehte sich um und musterte den spärlich eingerichteten Raum. Es war spärlich beleuchtet nur ein verbleichter Teppich zierte den Boden. Eine Couch vor einem antiken Tisch, zwei Stühle standen daneben, und ein ausdrucksloses Bild zierte die ansonsten kahle, weiße Wand. "John Ashmod, sie hätten einen Termin um 14 Uhr gehabt, verspätet ist leicht übertrieben," die Dame lächelte, sie berührte ein paar Bereiche am Bildschirm und fuhr fort, "jetzt, um 18:30 Uhr haben wir noch einen Termin frei, sie müssten aber 20 Minuten warten." "Das geht in Ordnung, ich habe heute nichts mehr vor." "OK, wenn sie sich bitte setzen würden."
      Er drehte sich um und schritt auf die abgewetzte Couch zu, er dachte kurz nach, und setzte sich dann doch auf einen Stuhl. Er ächzte unter seinem Gewicht und langsam fragte er sich, warum er sich nicht auf die Couch gesetzt hatte. Doch ein Blick darauf genügte um den Gedanken wieder zu verdrängen.
      Er war ganz in Gedanken versunken, er dachte über die gefallenen Männer und die Schmerzverzerrten Gesichter ihrer in ihren letzten Sekunden ihres Lebens nach, als ihn die junge Frau aus seinem leicht träumenden Zustand riss. "Sie können nun eintreten" "Gut, gut," gab er murmelnd von sich. Auf dem Weg in die bescheidene Praxis kam ihm ein Junger Mann mit einem Arm in einer blutbefleckten Schleife entgegen. "Nein, lass, wir sind hier nicht im Dienst." Der Soldat ist stehen geblieben und hatte bereits die Hand zum Salutieren gehoben, doch ließ er sich gleich wieder sinken. Er setzte seinen Weg vor und John ließ ihn des weiteren unbeobachtet, wie es normalerweise nicht seine Art war, doch wie gesagt, er befand sich nicht im Dienst.
      Wie er es erwartet hatte, war die Praxis bescheiden eingerichtet, der Feldarzt ließ ihn seinen Oberkörper entblößen und nach einer knappen halben Stunde hatte er seine Untersuchung beendet und der Arzt drückte einen Stempel auf den Gesundheitsbescheid, mit dem John als Gesund eingestuft wieder berechtigt war an der nächsten Schlacht Teilzunehmen. Wenn es nach ihm ginge, würde dieser Check sofort abgeschafft werden, wenn es nach ihm ginge... Er nahm seine Akte auf und verließ die Praxis. Müdigkeit überkam ihn als er das Lazarett verließ. Ein kalter Wind wehte es war eine klare Nacht, er suchte sich kurz zurecht, dann begann er seinen Weg zurück in das Lager. Er hatte 5 Mann verloren, das war eine ausgesprochen gute Bilanz, er versuchte es sich immer wieder einzureden, doch er wollte seine toten Kumpanen einfach nicht vergessen, noch nicht. Sie waren unnötige Opfer des Kriegs gewesen der nicht einmal sein hätte sollen. Die Kämpfer des Chaos wussten von der ersten Sekunde an, dass sie keine Chance haben würden, doch musste ihnen der Wirbel des Chaos den Kopf verdreht haben. Es war eine Flotte von knapp 25000 Mann gewesen, eine lächerliche Zahl um Cadia zu Stürmen. Insgesamt haben die Chaos Mächte auf diese Weise in diesem Jahr schon über 200K Truppen verloren, doch sie würden Cadia niemals in Ruhe lassen, nicht solange Horus nicht gerächt wäre. 2 Lemon Russ Panzer kamen ihm auf dem Weg entgegen, auf dem Weg zum nicht weit entfernten Hangar. Weiße Fahnen hingen aus den wenigen noch bewohnbaren Häusern als Zeichen des Sieges wie es hier schon seit Jahrhunderten Brauch war. Im Wind warfen sie alle Arten von Schattenformen auf die nur schwach beleuchtete Straße. Die ersten Wiederaufbautrupps sind bereits nach Victoria gekommen um den Schaden auszubessern, die Einwohner waren vor dem Krieg in die nahegelegenen Nachbarstädte geflohen, meist zu ihren Verwandten. John hatte schon 2 Frauen gehabt, doch erst jetzt sah er ein, dass er niemals seine Glückseligkeit mit Familie machen würde. Er war ein Kämpfer, gezeichnet durch das viele Blut das er vergossen hatte. Seine Männer blieben ihm immer treu, selbst wie aussichtslos die Lage auch war. Er strahlte Mut aus, jeder erkannte ihn als guten Kämpfer an und wollte nur zu gerne unter seine Führung kommen. Die Zeit war wie im Flug vergangen, denn vor ihm waren unzählige Lichter zu sehen die aus den vielen Zelten kamen die vor ihm das Lager bildeten. Er war zu Hause.

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