noch Festtag, der 4. Vorgeheim
Ich trete neben Magnus und bin gerade im Begriff mein Schwert zu ziehen, da baut sich ein riesiges Geschöpf vor uns auf und versetzt mir einen mächtigen Hieb gegen die Brust, der mich weit zurück taumeln lässt. Jetzt erst erkenne ich, dass sich Magnus ein riesiger Zentaur entgegenstellt! Sofort zieht der Priester beide Schwerter gleichzeitig und lässt sie überkreuzt auf die Vorderbeine der Kreatur zuschnellen. Doch das scheint dieses Untier zunächst nicht sonderlich zu beeindrucken: Kurz darauf erhält Magnus hart einen Huf gegen den Kopf und wird weit zurückgeschleudert. Sofort trete ich in die entstandene Lücke und lasse einen meiner Dolche fliegen. Der Zentaur brüllt laut auf - aus seiner Brust ragt nur noch der Griff der Waffe heraus -, und schon wendet er sich seinem neuen Angreifer zu: mir. Gerade noch rechtzeitig gelingt es mir, das Schwert zu ziehen, als das Ungetüm auch schon auf mich zuspringt. Glücklicherweise knickt es vor mir ein wenig ein - Magnus Hieb auf die Vorderläufe zeigt jetzt doch seine Wirkung -, und so gelingt es mir, meinem Gegner nun auch noch das Schwert tief in die Brust zu stossen. Tödlich getroffen sackt das Wesen vor mir zu Boden. Ein gewöhnlicher Zentaur ist das aber nicht gewesen, denn wie ich jetzt erst bemerke, wird sein gewaltiges Haupt von zwei riesigen Hörnern gekrönt. Zudem sind diese Wesen in der Regel sehr friedlich und zuvorkommend, was man von diesem Exemplar hier ja nicht gerade behaupten kann. Durch ein lautes Rufen werde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt: ?Sigurd !!!? schallt es irgendwo hinter mir in die Höhle hinein.
Als ich ins Freie zurückkomme, sehe ich wie ein weiterer, ebenfalls gehörnter Zentaur direkt auf Magnus zuhält. Der Priester wirft sein kleines Schwert, das das Tier in den rechten Vorderlauf trifft und dort stecken bleibt, dabei aber wenig Wirkung zeigt, denn in unverminderter Geschwindigkeit rast das Ungeheuer weiter. Im letzten Moment stemmt der Sigmarianer das Schwert mit dem Knauf in den Boden, das Heft Richtung Gegner gewandt, versucht sich gerade noch zu ducken, doch da prallen die beiden Körper auch schon heftig aufeinander. Na, da möchte ich jetzt lieber nicht dazwischen geraten... Magnus wird niedergeworfen, der Zentaur thront über ihm, da brülle ich aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit der Kreatur auf mich zu lenken. Der Zentaur rappelt sich auf und taumelt wutschnaubend auf mich zu. Ja, er taumelt! Da sehe ich erst, wie schwer das Tier verletzt ist. Magnus Schwert hat ihm den Wanst längs aufgeschlitzt, einzelne Gedärme quellen schon aus der gewaltigen Wunde. Mit blutunterlaufenen Augen glotzt mich der Zentaur wütend an und wird tatsächlich noch einmal ein wenig schneller. So schnell ich kann, lege ich einen Pfeil an die Bogensehne und schicke ihn dem Biest entgegen, doch auf halbem Wege zwischen Magnus und mir bricht der Zentaur zusammen. Mein schöner Pfeil rast über das Tier hinweg, macht dann aber in der Luft kehrt und schlägt mit Macht in den Rücken des Zentauren ein. Da hab' ich wohl in der Eile nach einem von Meister Hieronymus Zauberpfeilen gegriffen.
Ich reisse den Pfeil aus der Wunde des toten Tieres - der wäre hier wohl nicht mehr nötig gewesen, und da kann ich ja versuchen, ihn seinen Dienst bei anderer Gelegenheit noch einmal verrichten zu lassen - und eile rasch zu Magnus, der immer noch am Boden liegt - blutüberströmt. Ich befürchte schon das Schlimmste, doch dann darf ich feststellen, dass dieses Blut zum allergrössten Teil nicht das meines Reisegefährten ist. Da kommt er auch schon wieder zu sich: ?Die Zentauren ?? - ?Beide erledigt? beruhige ich ihn und helfe ihm wieder auf die Beine. Magnus scheint zum Glück bis auf ein paar Schrammen - und eine kleine Platzwunde an der Schläfe - nichts abbekommen zu haben.
Wir kehren in Höhle zurück, um diese jetzt genauer zu erkunden. Glücklicherweise finde ich die halb abgebrannte Fackel wieder, die ich vor Schreck hatte fallen lassen, als sich uns der erste Zentaur entgegenstellte. Ach, wie praktisch war es doch damals, als Monalon in solchen Situationen stets mit ihrem Lichtzauber zur Stelle war - möge die Seele der kleinen Magierin in Morr Frieden gefunden haben.
Mit der neu entzündeten Fackel wagen wir uns weiter in die Höhle vor. Der faulig-süssliche Geruch hier erinnert an vermoderndes Fleisch und wird immer stärker, doch wir schleichen vorsichtig weiter. Nach einer Weile wird der Gang so schmal, dass Magnus und ich hintereinander gehen müssen. Doch schon nach kurzer Zeit erweitert sich der Gang wieder und zwar nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach oben hin. Im spärlichen Licht der kleinen, fast heruntergebrannten Fackel kann man die Decke kaum ausmachen - das werden gut vier Meter sein. Doch hier versperrt uns ein kleiner Steinwall den Weg, der von der rechten bis zur linken Höhlenwand reicht. ?Was mag das sein ?? durchdringt Magnus Stimme plötzlich so kräftig die Stille, dass ich kurz zusammenzucke. Ganz schöner Hall hier! ?Könnte Verteidigungszwecken gedient haben - wenn man sich von der anderen Seite dahinter kauert, kann man mögliche Eindringlinge in die Höhle sicher ganz gut mit Pfeilen aus Armbrüsten oder Bögen bestreichen.? Aber so recht überzeugt mich meine eigene Erklärung auch nicht: dieser kleine Wall ragt ja kaum einmal vier Schritt in die Höhe, den kann man ja sogar mit ein wenig Mühe einfach so überwinden. Doch Magnus nickt mir nur zustimmend zu und steigt lässig mit einem einzigen Schritt über die Barriere - na gut, vielleicht mit wirklich nur ganz wenig Mühe, denke ich noch, muss selbst aber doch wenigstens eine Hand zur Hilfe nehmen... An den Wänden sind immer noch einige der uns mittlerweile vertrauten Ork-Schmierereien zu erkennen, in denen wieder einmal über Vorlieben und Abneigungen einzelner, meist namentlich genannter Mitglieder dieser Meute gemutmasst wird. Hinter der nächsten leichten Biegung leuchtet uns ein leichter Lichtschein entgegen - ?Mach die Fackel jetzt besser wieder aus? flüstert Magnus mir zu, was ich dann auch sofort tue. Langsam wagen wir uns weiter. Der Lichtschein erweist sich dann als ein friedlich loderndes Kaminfeuer, das einen sehr geräumigen Höhlenraum erleuchtet und auch angenehm wärmt. In einer seitlichen Ausbuchtung rechts neben dem natürlichen Kamin befindet sich ein Schlaflager aus Stroh. ?Hier hat wohl das Zentaurenpärchen gehaust?, vermute ich laut. Magnus nickt mir zustimmend zu und schaut sich weiter in diesem Wohn- und Schlafgemach um: ?Nichts weiter Aussergewöhnliches zu finden, aber hier, auf der rechten Seite, ist ein weiterer Gang, allerdings kann man kaum erkennen, wie weit er geht?. Ich entzünde die Fackel erneut an dem Kaminfeuer und reiche sie Magnus, der sofort in den neuen Gang hinein voran geht. Schon nach wenigen Metern erreichen wir einen weiteren Höhlenraum, von dem zwei weitere Gänge abgehen: einer führt, so vermute ich, zurück in Richtung Flusstal, der andere tiefer in den Berg hinein. In der Mitte des Raumes gähnt uns ein grosses Loch entgegen - nicht besonders tief, und die Ränder sind auch nicht sonderlich steil. Also lasse mir von Magnus die Fackel reichen und steige hinab, denn mir ist in dieser Grube irgendetwas Glänzendes aufgefallen, und das hatte natürlich unser beider Neugier geweckt.
Schon bald erkenne ich, dass ich mich inmitten der letzten Ruhestätte eines Elfenkriegers (oder einer Elfenkriegerin?) befinde - die längliche Form des gebrochenen Schädels der Leiche spricht eine eindeutige Sprache. Um den unschön geborstenen Hals liegt eine schlichte, aber sehr schöne Halskette mit einem silbernen Pfeil-Amulett, die ich ebenso an mich nehme wie ein feingliedriges, auffallend leichtes Kettenhemd, das noch in erstaunlich guten Zustand ist. Der Elf ist also wohl eher der Hals- oder auch einer Kopfverletzungen erlegen: der Hinterkopf ist unverkennbar eingeschlagen. Wieder oben angelangt reiche ich die Halskette Magnus, die sie neugierig betrachtet. ?Mir scheint, wir wissen jetzt, woher Raslanis Interesse an dieser Höhle stammt.?. Ich zeige ihm auch das Kettenhemd. Magnus betrachtet es - liegt da Bewunderung in seinem Blick? -, dann fordert er mich auf, es anzulegen. Erstaunlich wie leicht das ist - und es hindert mich auch kein bisschen in der Bewegungsfreiheit!
Der Gang, der zum Fluss hinabzuführen schien, endet bereits nach wenigen Metern und erweist sich als Kloake - wie man unschwer auch aus dem stechenden, fast schon erstickenden Geruch schliessen kann, und so wenden wir uns dem anderen Gang zu, der weiter ins Berginnere führt. Schon bald wird der Weg abschüssig und endet in einem weiteren, recht grossen Höhlenraum, der aus einem einzigen Wasserbassin besteht. Plötzlich verliere ich auf dem sehr glitschigen Felsboden den Halt und rutsche aus, geradewegs auf das Wasser zu. Auf wundersame Weise gelingt es mir tatsächlich, irgendwie auf den Beinen zu bleiben, und ich stehe nun - die Fackel hoch erhoben - fast bis zu den Schultern im Wasser. Da vorne, auf dem Seeboden blinkt doch etwas! ?Warum kommst Du nicht wieder zurück??, höre ich hinter mir Magnus Stimme. ?Ich glaube, ich habe etwas gefunden!?. Also wate ich vorsichtig durch das eisige Wasser, einem ?viereckigen Etwas? entgegen, das dort auf dem Grunde liegt. Das Wasser geht mir bis zum Hals, Magnus, der mir inzwischen nachgestiegen ist hat es da leichter: Ihm reicht es gerade mal bis zur Brustpartie. Ich übergebe ihm die Fackel und tauche unter, um das kastenförmige Gebilde näher zu untersuchen und als ich kurz darauf wieder auftauche, berichte ich Magnus von einer beachtlich grossen Schatzkiste mit - zum Glück - zwei Henkeln an den Seiten, was das Bergen doch sehr vereinfachen würde. Wir stellen uns zu beiden Schmalseiten der Kiste auf und heben die Kiste vorsichtig an - unter Wasser lässt sich das Gewicht noch ganz gut stemmen. Aber als wir, fast am 'Ufer' angelangt, versuchen, die Kiste aus dem See herauszuwuchten bemerke ich erst das wahre Gewicht unseres Schatzes. Wir haben es fast geschafft, da reisst auf meiner Seite der Henkel ab und die Kiste, die selbst ein so starker Kerl wie Magnus nicht alleine halten kann, rutscht zurück in den See, schlägt auf einem Stein auf und bricht völlig auseinander. Ein wahrer Strom silberner und goldener Münzen ergiesst sich aus der aufgeschlagenen riesigen Öffnung auf den Grund des kleinen Sees: ?Das muss ein Vermögen sein, Magnus, sicher an die Zwanzigtausend Goldkronen! ... Damit können wir uns ein Schloss mit dazugehörigem Weinkeller kaufen und uns zur Ruhe setzen!? - ?Dann kannst du das aber schön alleine schleppen? entgegnet mir der Priester. ?Natürlich nicht, war nur so ein Gedanke?, grinse ich ihn an. Trotzdem untersuche ich den weiteren Inhalt der aufgebrochenen Kiste und finde noch eine verbogene Gürtelschnalle - die ich allerdings dort liegen lasse - und einen kleinen Dolch, den ich Magnus reiche. Einige der Münzen, insgesamt vielleicht zehn Goldkronen wert, stecke ich mir aber dann doch noch ein, bevor ich wieder aus dem Wasserbecken heraus klettere.
Auf dem Rückweg aus der Höhle steigt Magnus noch einmal in die Grube, um den toten Elfen dort etwas angemessener zu bestatten - lockere Erde gibt es dort zum Glück genug -, und findet dabei auch noch eine kleine Axt: ?So etwas kann man immer gebrauchen.? Dann klettert er wieder hinauf und spricht noch ein kurzes Gebet zum Gedenken des unbekannten Toten - oder war es doch eine Elfin? Auch Magnus hat mir diese Frage nicht beantworten können. Dann verlassen wir die Höhle, aber nicht bevor wir uns und unsere Kleider zuvor noch an dem immer noch fröhlich lodernden Kaminfeuer etwas getrocknet haben.
Ich trete neben Magnus und bin gerade im Begriff mein Schwert zu ziehen, da baut sich ein riesiges Geschöpf vor uns auf und versetzt mir einen mächtigen Hieb gegen die Brust, der mich weit zurück taumeln lässt. Jetzt erst erkenne ich, dass sich Magnus ein riesiger Zentaur entgegenstellt! Sofort zieht der Priester beide Schwerter gleichzeitig und lässt sie überkreuzt auf die Vorderbeine der Kreatur zuschnellen. Doch das scheint dieses Untier zunächst nicht sonderlich zu beeindrucken: Kurz darauf erhält Magnus hart einen Huf gegen den Kopf und wird weit zurückgeschleudert. Sofort trete ich in die entstandene Lücke und lasse einen meiner Dolche fliegen. Der Zentaur brüllt laut auf - aus seiner Brust ragt nur noch der Griff der Waffe heraus -, und schon wendet er sich seinem neuen Angreifer zu: mir. Gerade noch rechtzeitig gelingt es mir, das Schwert zu ziehen, als das Ungetüm auch schon auf mich zuspringt. Glücklicherweise knickt es vor mir ein wenig ein - Magnus Hieb auf die Vorderläufe zeigt jetzt doch seine Wirkung -, und so gelingt es mir, meinem Gegner nun auch noch das Schwert tief in die Brust zu stossen. Tödlich getroffen sackt das Wesen vor mir zu Boden. Ein gewöhnlicher Zentaur ist das aber nicht gewesen, denn wie ich jetzt erst bemerke, wird sein gewaltiges Haupt von zwei riesigen Hörnern gekrönt. Zudem sind diese Wesen in der Regel sehr friedlich und zuvorkommend, was man von diesem Exemplar hier ja nicht gerade behaupten kann. Durch ein lautes Rufen werde ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt: ?Sigurd !!!? schallt es irgendwo hinter mir in die Höhle hinein.
Als ich ins Freie zurückkomme, sehe ich wie ein weiterer, ebenfalls gehörnter Zentaur direkt auf Magnus zuhält. Der Priester wirft sein kleines Schwert, das das Tier in den rechten Vorderlauf trifft und dort stecken bleibt, dabei aber wenig Wirkung zeigt, denn in unverminderter Geschwindigkeit rast das Ungeheuer weiter. Im letzten Moment stemmt der Sigmarianer das Schwert mit dem Knauf in den Boden, das Heft Richtung Gegner gewandt, versucht sich gerade noch zu ducken, doch da prallen die beiden Körper auch schon heftig aufeinander. Na, da möchte ich jetzt lieber nicht dazwischen geraten... Magnus wird niedergeworfen, der Zentaur thront über ihm, da brülle ich aus Leibeskräften, um die Aufmerksamkeit der Kreatur auf mich zu lenken. Der Zentaur rappelt sich auf und taumelt wutschnaubend auf mich zu. Ja, er taumelt! Da sehe ich erst, wie schwer das Tier verletzt ist. Magnus Schwert hat ihm den Wanst längs aufgeschlitzt, einzelne Gedärme quellen schon aus der gewaltigen Wunde. Mit blutunterlaufenen Augen glotzt mich der Zentaur wütend an und wird tatsächlich noch einmal ein wenig schneller. So schnell ich kann, lege ich einen Pfeil an die Bogensehne und schicke ihn dem Biest entgegen, doch auf halbem Wege zwischen Magnus und mir bricht der Zentaur zusammen. Mein schöner Pfeil rast über das Tier hinweg, macht dann aber in der Luft kehrt und schlägt mit Macht in den Rücken des Zentauren ein. Da hab' ich wohl in der Eile nach einem von Meister Hieronymus Zauberpfeilen gegriffen.
Ich reisse den Pfeil aus der Wunde des toten Tieres - der wäre hier wohl nicht mehr nötig gewesen, und da kann ich ja versuchen, ihn seinen Dienst bei anderer Gelegenheit noch einmal verrichten zu lassen - und eile rasch zu Magnus, der immer noch am Boden liegt - blutüberströmt. Ich befürchte schon das Schlimmste, doch dann darf ich feststellen, dass dieses Blut zum allergrössten Teil nicht das meines Reisegefährten ist. Da kommt er auch schon wieder zu sich: ?Die Zentauren ?? - ?Beide erledigt? beruhige ich ihn und helfe ihm wieder auf die Beine. Magnus scheint zum Glück bis auf ein paar Schrammen - und eine kleine Platzwunde an der Schläfe - nichts abbekommen zu haben.
Wir kehren in Höhle zurück, um diese jetzt genauer zu erkunden. Glücklicherweise finde ich die halb abgebrannte Fackel wieder, die ich vor Schreck hatte fallen lassen, als sich uns der erste Zentaur entgegenstellte. Ach, wie praktisch war es doch damals, als Monalon in solchen Situationen stets mit ihrem Lichtzauber zur Stelle war - möge die Seele der kleinen Magierin in Morr Frieden gefunden haben.
Mit der neu entzündeten Fackel wagen wir uns weiter in die Höhle vor. Der faulig-süssliche Geruch hier erinnert an vermoderndes Fleisch und wird immer stärker, doch wir schleichen vorsichtig weiter. Nach einer Weile wird der Gang so schmal, dass Magnus und ich hintereinander gehen müssen. Doch schon nach kurzer Zeit erweitert sich der Gang wieder und zwar nicht nur zu den Seiten, sondern auch nach oben hin. Im spärlichen Licht der kleinen, fast heruntergebrannten Fackel kann man die Decke kaum ausmachen - das werden gut vier Meter sein. Doch hier versperrt uns ein kleiner Steinwall den Weg, der von der rechten bis zur linken Höhlenwand reicht. ?Was mag das sein ?? durchdringt Magnus Stimme plötzlich so kräftig die Stille, dass ich kurz zusammenzucke. Ganz schöner Hall hier! ?Könnte Verteidigungszwecken gedient haben - wenn man sich von der anderen Seite dahinter kauert, kann man mögliche Eindringlinge in die Höhle sicher ganz gut mit Pfeilen aus Armbrüsten oder Bögen bestreichen.? Aber so recht überzeugt mich meine eigene Erklärung auch nicht: dieser kleine Wall ragt ja kaum einmal vier Schritt in die Höhe, den kann man ja sogar mit ein wenig Mühe einfach so überwinden. Doch Magnus nickt mir nur zustimmend zu und steigt lässig mit einem einzigen Schritt über die Barriere - na gut, vielleicht mit wirklich nur ganz wenig Mühe, denke ich noch, muss selbst aber doch wenigstens eine Hand zur Hilfe nehmen... An den Wänden sind immer noch einige der uns mittlerweile vertrauten Ork-Schmierereien zu erkennen, in denen wieder einmal über Vorlieben und Abneigungen einzelner, meist namentlich genannter Mitglieder dieser Meute gemutmasst wird. Hinter der nächsten leichten Biegung leuchtet uns ein leichter Lichtschein entgegen - ?Mach die Fackel jetzt besser wieder aus? flüstert Magnus mir zu, was ich dann auch sofort tue. Langsam wagen wir uns weiter. Der Lichtschein erweist sich dann als ein friedlich loderndes Kaminfeuer, das einen sehr geräumigen Höhlenraum erleuchtet und auch angenehm wärmt. In einer seitlichen Ausbuchtung rechts neben dem natürlichen Kamin befindet sich ein Schlaflager aus Stroh. ?Hier hat wohl das Zentaurenpärchen gehaust?, vermute ich laut. Magnus nickt mir zustimmend zu und schaut sich weiter in diesem Wohn- und Schlafgemach um: ?Nichts weiter Aussergewöhnliches zu finden, aber hier, auf der rechten Seite, ist ein weiterer Gang, allerdings kann man kaum erkennen, wie weit er geht?. Ich entzünde die Fackel erneut an dem Kaminfeuer und reiche sie Magnus, der sofort in den neuen Gang hinein voran geht. Schon nach wenigen Metern erreichen wir einen weiteren Höhlenraum, von dem zwei weitere Gänge abgehen: einer führt, so vermute ich, zurück in Richtung Flusstal, der andere tiefer in den Berg hinein. In der Mitte des Raumes gähnt uns ein grosses Loch entgegen - nicht besonders tief, und die Ränder sind auch nicht sonderlich steil. Also lasse mir von Magnus die Fackel reichen und steige hinab, denn mir ist in dieser Grube irgendetwas Glänzendes aufgefallen, und das hatte natürlich unser beider Neugier geweckt.
Schon bald erkenne ich, dass ich mich inmitten der letzten Ruhestätte eines Elfenkriegers (oder einer Elfenkriegerin?) befinde - die längliche Form des gebrochenen Schädels der Leiche spricht eine eindeutige Sprache. Um den unschön geborstenen Hals liegt eine schlichte, aber sehr schöne Halskette mit einem silbernen Pfeil-Amulett, die ich ebenso an mich nehme wie ein feingliedriges, auffallend leichtes Kettenhemd, das noch in erstaunlich guten Zustand ist. Der Elf ist also wohl eher der Hals- oder auch einer Kopfverletzungen erlegen: der Hinterkopf ist unverkennbar eingeschlagen. Wieder oben angelangt reiche ich die Halskette Magnus, die sie neugierig betrachtet. ?Mir scheint, wir wissen jetzt, woher Raslanis Interesse an dieser Höhle stammt.?. Ich zeige ihm auch das Kettenhemd. Magnus betrachtet es - liegt da Bewunderung in seinem Blick? -, dann fordert er mich auf, es anzulegen. Erstaunlich wie leicht das ist - und es hindert mich auch kein bisschen in der Bewegungsfreiheit!
Der Gang, der zum Fluss hinabzuführen schien, endet bereits nach wenigen Metern und erweist sich als Kloake - wie man unschwer auch aus dem stechenden, fast schon erstickenden Geruch schliessen kann, und so wenden wir uns dem anderen Gang zu, der weiter ins Berginnere führt. Schon bald wird der Weg abschüssig und endet in einem weiteren, recht grossen Höhlenraum, der aus einem einzigen Wasserbassin besteht. Plötzlich verliere ich auf dem sehr glitschigen Felsboden den Halt und rutsche aus, geradewegs auf das Wasser zu. Auf wundersame Weise gelingt es mir tatsächlich, irgendwie auf den Beinen zu bleiben, und ich stehe nun - die Fackel hoch erhoben - fast bis zu den Schultern im Wasser. Da vorne, auf dem Seeboden blinkt doch etwas! ?Warum kommst Du nicht wieder zurück??, höre ich hinter mir Magnus Stimme. ?Ich glaube, ich habe etwas gefunden!?. Also wate ich vorsichtig durch das eisige Wasser, einem ?viereckigen Etwas? entgegen, das dort auf dem Grunde liegt. Das Wasser geht mir bis zum Hals, Magnus, der mir inzwischen nachgestiegen ist hat es da leichter: Ihm reicht es gerade mal bis zur Brustpartie. Ich übergebe ihm die Fackel und tauche unter, um das kastenförmige Gebilde näher zu untersuchen und als ich kurz darauf wieder auftauche, berichte ich Magnus von einer beachtlich grossen Schatzkiste mit - zum Glück - zwei Henkeln an den Seiten, was das Bergen doch sehr vereinfachen würde. Wir stellen uns zu beiden Schmalseiten der Kiste auf und heben die Kiste vorsichtig an - unter Wasser lässt sich das Gewicht noch ganz gut stemmen. Aber als wir, fast am 'Ufer' angelangt, versuchen, die Kiste aus dem See herauszuwuchten bemerke ich erst das wahre Gewicht unseres Schatzes. Wir haben es fast geschafft, da reisst auf meiner Seite der Henkel ab und die Kiste, die selbst ein so starker Kerl wie Magnus nicht alleine halten kann, rutscht zurück in den See, schlägt auf einem Stein auf und bricht völlig auseinander. Ein wahrer Strom silberner und goldener Münzen ergiesst sich aus der aufgeschlagenen riesigen Öffnung auf den Grund des kleinen Sees: ?Das muss ein Vermögen sein, Magnus, sicher an die Zwanzigtausend Goldkronen! ... Damit können wir uns ein Schloss mit dazugehörigem Weinkeller kaufen und uns zur Ruhe setzen!? - ?Dann kannst du das aber schön alleine schleppen? entgegnet mir der Priester. ?Natürlich nicht, war nur so ein Gedanke?, grinse ich ihn an. Trotzdem untersuche ich den weiteren Inhalt der aufgebrochenen Kiste und finde noch eine verbogene Gürtelschnalle - die ich allerdings dort liegen lasse - und einen kleinen Dolch, den ich Magnus reiche. Einige der Münzen, insgesamt vielleicht zehn Goldkronen wert, stecke ich mir aber dann doch noch ein, bevor ich wieder aus dem Wasserbecken heraus klettere.
Auf dem Rückweg aus der Höhle steigt Magnus noch einmal in die Grube, um den toten Elfen dort etwas angemessener zu bestatten - lockere Erde gibt es dort zum Glück genug -, und findet dabei auch noch eine kleine Axt: ?So etwas kann man immer gebrauchen.? Dann klettert er wieder hinauf und spricht noch ein kurzes Gebet zum Gedenken des unbekannten Toten - oder war es doch eine Elfin? Auch Magnus hat mir diese Frage nicht beantworten können. Dann verlassen wir die Höhle, aber nicht bevor wir uns und unsere Kleider zuvor noch an dem immer noch fröhlich lodernden Kaminfeuer etwas getrocknet haben.
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