Es gab nur zwei Dinge die seine Existenz bildeten. Schmerz und Kälte. Feuer und Eis, nur in seinem Körper konnten diese beiden Elemente nebeneinander existieren. Der Schmerz, der einem Flammeninferno gleich immer neue Wellen der Pein durch den Körper schickten, wie die Brandung eines Meeres der Qual. Und die Kälte, die langsam durch seinen Körper kroch. Auch sie brannte, aber ihre Flammen waren aus Eis.
Das Tier zu dem er in dieser Hölle auf Erden geworden war zog sich immer weiter zurück. Versteckte sich in einem Winkel der Seele in dem die Qual erträglicher war, nicht mehr so vernichtend. Aber ganz konnte sich das Tier nicht vor seinen beiden Peinigern verstecken. Sie folgten ihm auch in seinen tiefsten Schlupfwinkel und das Tier musste kämpfen um nicht wieder von ihnen überrollt zu werden. So dämmerte es dahin, in einer Welt ohne Zeit nur voll Pein. Doch dann ließen der Schmerz und die Kälte ein wenig nach und das Tier wurde aus seinem Schlupfwinkel gerissen und wieder an die Oberfläche gespült.
Er war wieder ein Mensch, ein Mensch mit Persönlichkeit, den er kannte seinen Namen wieder. David, David Mirkowisch, nur ein Name, aber alles was er hatte und so hielt er sich an diesen zwei Worten fest um nicht wieder zu versinken. Das Wissen um seinen Namen half aber nichts gegen den Schmerz, der immer noch von seinem Hinterkopf aus durch seinen Körper pulsierte und auch nicht gegen die Kälte, die von dem Beton auf dem er lag aufstieg.
David war schwach, so schwach das es ihm fast nicht gelang seine Augen zu öffnen. Und als er es doch geschafft hatte, schloss er sie sofort wieder. Es gab nichts zu sehen, außer absoluter Schwärze. David war gefangen in der Dunkelheit. Denn selbst wenn er die Kraft gehabt hätte um aufzustehen, hätten die Fesseln um seine Hände und Füße jeden Versuch aus der Dunkelheit zu entkommen vereitelt. Immer noch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, aber nun wurde er von einer neuen Erscheinung gequält. Durst. Seine Kehle fühlte sich an wie Sandpapier. Sein Mund war voller Schleim. Der Versuch den verdickten Speichel aus zu spucken scheiterte an Davids mangelnder Kraft. Und so blieb die Schicht die seine Zunge bedeckte. Langsam dämmert David wieder weg, sein Geist hatte einfach nicht mehr die Energie um das alles auszuhalten. Er versank wieder.
Als er wieder erwachte ging es ihm besser. Der Schmerz war nur noch ein dumpfes Pochen in seinem Hinterkopf und auch die Kälte war nicht mehr so schneidend. Der Durst war zwar noch schlimmer geworden, doch David kümmert sich nicht darum. Denn durch seine geschlossenen Augenlider sah er Licht. Ein warmes rot schimmert durch die Haut die seine Augen bedeckte. Doch noch traute er sich nicht die Augen zu öffnen. Er atmete ein, aus und wieder ein. Dann schlug er die Augen auf. Er befand sich in einem Raum mit Betonfußboden, schmutzigen weißen Wänden, einer schweren, geschlossenen Stahltür und einem Bilderrahmen der in seine Richtung gedreht war so das er das Photo darin sehen konnte.
Und was er da sah schleuderte ihn zurück in die Finsternis.
?Nein!?
Ein Schrei entrang sich seiner geschundenen Kehle. Was er da sah war schlimmer als die Kälte, der Schmerz und der Durst zusammen. Es war ein kleines Mädchen, das David freundlich entgegen lächelte. Er erkannte das Mädchen sofort. Schließlich war es seine seit zehn Jahren tote Schwester. In einem Strudel aus Bildern kamen die Ereignisse wieder in ihm hoch.
Er ging wieder den Weg durch das Moor an dessen Rand sie damals gewohnt hatten. Er atmete wieder die Luft die von dem Duft von Gräsern erfüllt war. Hörte wieder die Stimme seiner Schwester in einem Gebüsch abseits des Weges. Er war ihr gefolgt und hatte die beiden Mädchen entdeckt wie sie halbnackt und in einem innigen Kuss vereint im Gras lagen. Das was ihn so rasend gemacht hatte war nicht das seine Schwester lesbisch war, sondern das sie da mit seiner Ex Freundin lag, die ihn erst wenige Tage vorher verlassen hatte. Seine Schwester hatte ihrer Partnerin zu verstehen gegeben sie solle gehen. David hatte fassungslos zugesehen, wie das Mädchen sich anzog und den Weg hinunter verschwand. Erst als er sie nicht mehr sehen konnte löste sich seine Erstarrung. Und er begann seine Schwester anzuschreien. Was David ihr an den Kopf geworfen hatte wusste er nicht mehr, er hatte es in den Jahren danach verdrängt. Doch was danach kam hatte sich so sehr in sein Gehirn eingebrannt das er alles wie in einem Film war nahm. Seine Schwester hatte ihn die ganze Zeit nur trotzig angesehen, hatte seine Worte über sich ergehen lassen. Und genau das hatte David nicht vertragen, er wollte sie so verletzen wie sie ihn verletzt hatte und wenn das mit Worten nicht ging dann musste er es eben anders tun. Deshalb hatte er zugeschlagen nur ein einziges Mal, aber so hart, dass seine Schwester mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufschlug als sie zu Boden ging. David hatte über ihr gestanden entsetzt, was er angerichtet hatte. Denn er hatte sofort gewusst, dass sie tot war. Ein Blutrinnsal zog eine rote Bahn durch das Gras und ihre Haut war blass wie die einer Eisprinzessin. Er hatte lange da gestanden und sie angestarrt dann war er nach Hause gelaufen. Seine Eltern hatten ihm geglaubt, dass ihre Tochter gestolpert war und sich dabei den Schädel an dem Stein eingeschlagen hatte. Die Nachbarn taten dies aber nicht, da innerhalb von ein paar Tagen jeder wusste das Davids Schwester und seine Ex zusammen gewesen waren und so waren David und der Rest seiner Familie weg gezogen.
Ein Geräusch riss David wieder in die Realität zurück. Mit vor Tränen verschwommenen Blick sah er in Richtung der Tür durch die das Geräusch drang. Es waren Schritte. Während er hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss der Eisentür drehte, hoffte David entgegen aller Vernunft, dass die Person die da kam ihn befreien würde. Doch diese irre Hoffnung wurde augenblicklich durch die Gewissheit ersetzt, das er hier nie mehr raus kommen würde, als er die Frau sah die jetzt in der Türöffnung stand. Es war Mirrel, die Freundin seiner Schwester, seine Ex von damals. Sie hatte sich verändert, ihr Gesicht war ausgezerrt und zu einer Maske des Hasses verzogen. Doch er erkannte sie sofort wieder. Sie kam langsam auf ihn zu.
?Ein gutes hat es ja das sie mich umbringen wird, ich kann mich bei meiner Schwester entschuldigen.?
Mirrel stand breitbeinig nun vor David. Sie trug eine verwaschene Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Er musste seinen Kopf verdrehen um ihr ins Gesicht sehen zu können, da er dank seiner gefesselten Hände auf der Seite liegen musste. Bevor sie ein Wort sagte rammte Mirrel ihren rechten Turnschuh in Davids bauch. Er keuchte, ihm wurde schwarz vor Augen, während er sich zusammen krümmte.
?Du Scheißkerl.?
David nahm die Beleidigung ohne Reaktion hin. Was hätte er auch tun sollen? Schließlich stimmte es ja was sie gesagt hatte, er war ein Scheißkerl. Er hatte schließlich seine eigene Schwester umgebracht. Er hatte verdient zu leiden. Wieder hatte er das Bild seiner toten Schwester vor Augen. Ihre leicht geöffneten Augen und den Mund, der seltsamer Weise so wirkte als würde sie lächeln. Tränen liefen Davids Wangen hinunter, während er das Bild seiner Schwester betrachtete. Mirrel erkannte warum er weinte, sie kniete sich hin und riss seinen Kopf an den Haaren brutal in den Nacken.
?Du hast kein Recht um sie zuweinen.?
Mit diesen Worten drückte Mirrel ein Messer an Davids Kehle.
?Tu es! Erlöse mich endlich! Ich will nicht mehr Leben.?
Doch Mirrel lies von ihm ab. Sie trat ihn wieder, spuckte ihm in sein von Schmerzen verzerrtes Gesicht und lies ihn wieder allein. David überwältigt von Pein blieb zusammen gekrümmt auf dem Boden liegen. Er wimmerte wie ein kleines Kind um seine Schwester und verfluchte sich selbst. Oh, wie er sich hasste. Ja, er hasste sich selber, er hasste sich für seine Tat und für seinen mangelnden Mut sich selbst das Leben zu nehmen um all dem hier ein Ende zumachen. Und so weinte er sich in den Schlaf. Doch selbst ihm Schlaf lies seine Schwester ihn nicht los.
Er träumte von ihr. Wie sie in einem weißen Gewand durch die Dunkelheit lief, David versuchte sie ein zu holen. Er wollte mit ihr reden, vor ihr auf die Knie fallen und sie um Verzeihung anflehen. Doch sie war schnell. Und so sehr er sich auch anstrengte er holte nicht auf. Ja, es schien ihm sogar das der Abstand immer größer wurde. Schon nach kurzer Zeit fing er an zu keuchen, seine Lunge brannte und seine Beine waren bleischwer.
?Da rächen sich die Zigaretten.? Er musste unwillkürlich lächeln. Jetzt gesellten sich auch noch Seitenstechen zu seinen Leiden. Trotzdem lief er weiter, er musste seine Schwester einholen, unbedingt. Doch noch immer kam er ihr nicht näher.
Langsam lichtete sich die Dunkelheit und David erkannte, dass sie durch das Moor liefen.
Das stoppelige Gras stach in seine Füße und wenn er einen Wasserlauf überquerte versanken sie bis zu den Knöcheln. Er blickte wieder nach vorne. Die Engelsgestallt seiner Schwester lief, nein sie schwebte immer noch zwanzig Meter vor ihm her. David entfuhr ein Schrei, als er mit einem Fuß an einem Stein hängen blieb und einen kleinen Abhang hinunter rollte. Trotz der Schmerzen in dem Fuß rannte David weiter. Immer dem leuchten des weißen Gewandes hinterher. Dann blieb seine Schwester plötzlich stehen und auch David hörte auf zu laufen. Denn er erkannte wo sie jetzt waren, an der Stelle des Verbrechens. An der Stelle, an der wo er seiner Schwester das Leben genommen hatte. An der Stelle, an der wo er sie ermordet hatte. David sah in ihr Gesicht, sah das Lächeln auf ihre Lippen und das strahlen ihrer Augen.
?Lauren.?, kam ihm der Name seiner Schwester über die Lippen. Und sie lachte, ein engelsgleiches Lachen und dann war sie verschwunden. David stand da, starrte auf die stelle an der sie eben noch gewesen war und auch er lächelte jetzt. Es ging ihr gut, wo sie war. Es ging ihr gut.
Das Tier zu dem er in dieser Hölle auf Erden geworden war zog sich immer weiter zurück. Versteckte sich in einem Winkel der Seele in dem die Qual erträglicher war, nicht mehr so vernichtend. Aber ganz konnte sich das Tier nicht vor seinen beiden Peinigern verstecken. Sie folgten ihm auch in seinen tiefsten Schlupfwinkel und das Tier musste kämpfen um nicht wieder von ihnen überrollt zu werden. So dämmerte es dahin, in einer Welt ohne Zeit nur voll Pein. Doch dann ließen der Schmerz und die Kälte ein wenig nach und das Tier wurde aus seinem Schlupfwinkel gerissen und wieder an die Oberfläche gespült.
Er war wieder ein Mensch, ein Mensch mit Persönlichkeit, den er kannte seinen Namen wieder. David, David Mirkowisch, nur ein Name, aber alles was er hatte und so hielt er sich an diesen zwei Worten fest um nicht wieder zu versinken. Das Wissen um seinen Namen half aber nichts gegen den Schmerz, der immer noch von seinem Hinterkopf aus durch seinen Körper pulsierte und auch nicht gegen die Kälte, die von dem Beton auf dem er lag aufstieg.
David war schwach, so schwach das es ihm fast nicht gelang seine Augen zu öffnen. Und als er es doch geschafft hatte, schloss er sie sofort wieder. Es gab nichts zu sehen, außer absoluter Schwärze. David war gefangen in der Dunkelheit. Denn selbst wenn er die Kraft gehabt hätte um aufzustehen, hätten die Fesseln um seine Hände und Füße jeden Versuch aus der Dunkelheit zu entkommen vereitelt. Immer noch konnte er keinen klaren Gedanken fassen, aber nun wurde er von einer neuen Erscheinung gequält. Durst. Seine Kehle fühlte sich an wie Sandpapier. Sein Mund war voller Schleim. Der Versuch den verdickten Speichel aus zu spucken scheiterte an Davids mangelnder Kraft. Und so blieb die Schicht die seine Zunge bedeckte. Langsam dämmert David wieder weg, sein Geist hatte einfach nicht mehr die Energie um das alles auszuhalten. Er versank wieder.
Als er wieder erwachte ging es ihm besser. Der Schmerz war nur noch ein dumpfes Pochen in seinem Hinterkopf und auch die Kälte war nicht mehr so schneidend. Der Durst war zwar noch schlimmer geworden, doch David kümmert sich nicht darum. Denn durch seine geschlossenen Augenlider sah er Licht. Ein warmes rot schimmert durch die Haut die seine Augen bedeckte. Doch noch traute er sich nicht die Augen zu öffnen. Er atmete ein, aus und wieder ein. Dann schlug er die Augen auf. Er befand sich in einem Raum mit Betonfußboden, schmutzigen weißen Wänden, einer schweren, geschlossenen Stahltür und einem Bilderrahmen der in seine Richtung gedreht war so das er das Photo darin sehen konnte.
Und was er da sah schleuderte ihn zurück in die Finsternis.
?Nein!?
Ein Schrei entrang sich seiner geschundenen Kehle. Was er da sah war schlimmer als die Kälte, der Schmerz und der Durst zusammen. Es war ein kleines Mädchen, das David freundlich entgegen lächelte. Er erkannte das Mädchen sofort. Schließlich war es seine seit zehn Jahren tote Schwester. In einem Strudel aus Bildern kamen die Ereignisse wieder in ihm hoch.
Er ging wieder den Weg durch das Moor an dessen Rand sie damals gewohnt hatten. Er atmete wieder die Luft die von dem Duft von Gräsern erfüllt war. Hörte wieder die Stimme seiner Schwester in einem Gebüsch abseits des Weges. Er war ihr gefolgt und hatte die beiden Mädchen entdeckt wie sie halbnackt und in einem innigen Kuss vereint im Gras lagen. Das was ihn so rasend gemacht hatte war nicht das seine Schwester lesbisch war, sondern das sie da mit seiner Ex Freundin lag, die ihn erst wenige Tage vorher verlassen hatte. Seine Schwester hatte ihrer Partnerin zu verstehen gegeben sie solle gehen. David hatte fassungslos zugesehen, wie das Mädchen sich anzog und den Weg hinunter verschwand. Erst als er sie nicht mehr sehen konnte löste sich seine Erstarrung. Und er begann seine Schwester anzuschreien. Was David ihr an den Kopf geworfen hatte wusste er nicht mehr, er hatte es in den Jahren danach verdrängt. Doch was danach kam hatte sich so sehr in sein Gehirn eingebrannt das er alles wie in einem Film war nahm. Seine Schwester hatte ihn die ganze Zeit nur trotzig angesehen, hatte seine Worte über sich ergehen lassen. Und genau das hatte David nicht vertragen, er wollte sie so verletzen wie sie ihn verletzt hatte und wenn das mit Worten nicht ging dann musste er es eben anders tun. Deshalb hatte er zugeschlagen nur ein einziges Mal, aber so hart, dass seine Schwester mit dem Hinterkopf auf einen Stein aufschlug als sie zu Boden ging. David hatte über ihr gestanden entsetzt, was er angerichtet hatte. Denn er hatte sofort gewusst, dass sie tot war. Ein Blutrinnsal zog eine rote Bahn durch das Gras und ihre Haut war blass wie die einer Eisprinzessin. Er hatte lange da gestanden und sie angestarrt dann war er nach Hause gelaufen. Seine Eltern hatten ihm geglaubt, dass ihre Tochter gestolpert war und sich dabei den Schädel an dem Stein eingeschlagen hatte. Die Nachbarn taten dies aber nicht, da innerhalb von ein paar Tagen jeder wusste das Davids Schwester und seine Ex zusammen gewesen waren und so waren David und der Rest seiner Familie weg gezogen.
Ein Geräusch riss David wieder in die Realität zurück. Mit vor Tränen verschwommenen Blick sah er in Richtung der Tür durch die das Geräusch drang. Es waren Schritte. Während er hörte wie sich ein Schlüssel im Schloss der Eisentür drehte, hoffte David entgegen aller Vernunft, dass die Person die da kam ihn befreien würde. Doch diese irre Hoffnung wurde augenblicklich durch die Gewissheit ersetzt, das er hier nie mehr raus kommen würde, als er die Frau sah die jetzt in der Türöffnung stand. Es war Mirrel, die Freundin seiner Schwester, seine Ex von damals. Sie hatte sich verändert, ihr Gesicht war ausgezerrt und zu einer Maske des Hasses verzogen. Doch er erkannte sie sofort wieder. Sie kam langsam auf ihn zu.
?Ein gutes hat es ja das sie mich umbringen wird, ich kann mich bei meiner Schwester entschuldigen.?
Mirrel stand breitbeinig nun vor David. Sie trug eine verwaschene Jeans und einen schwarzen Rollkragenpullover. Er musste seinen Kopf verdrehen um ihr ins Gesicht sehen zu können, da er dank seiner gefesselten Hände auf der Seite liegen musste. Bevor sie ein Wort sagte rammte Mirrel ihren rechten Turnschuh in Davids bauch. Er keuchte, ihm wurde schwarz vor Augen, während er sich zusammen krümmte.
?Du Scheißkerl.?
David nahm die Beleidigung ohne Reaktion hin. Was hätte er auch tun sollen? Schließlich stimmte es ja was sie gesagt hatte, er war ein Scheißkerl. Er hatte schließlich seine eigene Schwester umgebracht. Er hatte verdient zu leiden. Wieder hatte er das Bild seiner toten Schwester vor Augen. Ihre leicht geöffneten Augen und den Mund, der seltsamer Weise so wirkte als würde sie lächeln. Tränen liefen Davids Wangen hinunter, während er das Bild seiner Schwester betrachtete. Mirrel erkannte warum er weinte, sie kniete sich hin und riss seinen Kopf an den Haaren brutal in den Nacken.
?Du hast kein Recht um sie zuweinen.?
Mit diesen Worten drückte Mirrel ein Messer an Davids Kehle.
?Tu es! Erlöse mich endlich! Ich will nicht mehr Leben.?
Doch Mirrel lies von ihm ab. Sie trat ihn wieder, spuckte ihm in sein von Schmerzen verzerrtes Gesicht und lies ihn wieder allein. David überwältigt von Pein blieb zusammen gekrümmt auf dem Boden liegen. Er wimmerte wie ein kleines Kind um seine Schwester und verfluchte sich selbst. Oh, wie er sich hasste. Ja, er hasste sich selber, er hasste sich für seine Tat und für seinen mangelnden Mut sich selbst das Leben zu nehmen um all dem hier ein Ende zumachen. Und so weinte er sich in den Schlaf. Doch selbst ihm Schlaf lies seine Schwester ihn nicht los.
Er träumte von ihr. Wie sie in einem weißen Gewand durch die Dunkelheit lief, David versuchte sie ein zu holen. Er wollte mit ihr reden, vor ihr auf die Knie fallen und sie um Verzeihung anflehen. Doch sie war schnell. Und so sehr er sich auch anstrengte er holte nicht auf. Ja, es schien ihm sogar das der Abstand immer größer wurde. Schon nach kurzer Zeit fing er an zu keuchen, seine Lunge brannte und seine Beine waren bleischwer.
?Da rächen sich die Zigaretten.? Er musste unwillkürlich lächeln. Jetzt gesellten sich auch noch Seitenstechen zu seinen Leiden. Trotzdem lief er weiter, er musste seine Schwester einholen, unbedingt. Doch noch immer kam er ihr nicht näher.
Langsam lichtete sich die Dunkelheit und David erkannte, dass sie durch das Moor liefen.
Das stoppelige Gras stach in seine Füße und wenn er einen Wasserlauf überquerte versanken sie bis zu den Knöcheln. Er blickte wieder nach vorne. Die Engelsgestallt seiner Schwester lief, nein sie schwebte immer noch zwanzig Meter vor ihm her. David entfuhr ein Schrei, als er mit einem Fuß an einem Stein hängen blieb und einen kleinen Abhang hinunter rollte. Trotz der Schmerzen in dem Fuß rannte David weiter. Immer dem leuchten des weißen Gewandes hinterher. Dann blieb seine Schwester plötzlich stehen und auch David hörte auf zu laufen. Denn er erkannte wo sie jetzt waren, an der Stelle des Verbrechens. An der Stelle, an der wo er seiner Schwester das Leben genommen hatte. An der Stelle, an der wo er sie ermordet hatte. David sah in ihr Gesicht, sah das Lächeln auf ihre Lippen und das strahlen ihrer Augen.
?Lauren.?, kam ihm der Name seiner Schwester über die Lippen. Und sie lachte, ein engelsgleiches Lachen und dann war sie verschwunden. David stand da, starrte auf die stelle an der sie eben noch gewesen war und auch er lächelte jetzt. Es ging ihr gut, wo sie war. Es ging ihr gut.
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