21.6.:
the daily feature - an II:
1815: Meillerie am Genfer See
Mitte Juni 1815 hatten die Franzosen vor, die wichtigen Pässe von Meillerie und St. Moritz zu erreichen, um der österreichischen Hauptkolonne, welche aus dem Wallis herabstieg, den Ausgang zu versperren.
Als der Feldmarschallleutnant Paul von Radivojevich die Meldungen vom Vorrücken der französischen Truppen erhielt, beschleunigte er den Marsch seiner Truppen über den Simplon dergestalt, dass sein Vortrab unter dem Befehl des Feldmarschallleutnant Graf Louis Charles Folliot de Crenneville, nach einem im schlechten Wetter sehr beschwerlichen Marsch, St. Moritz besetzte, und gegen Monthey vorrückte.
Am 21. Juni passierten die Franzosen bei Effreux die Brücke über die Durance, um dieselbe Zeit, als der Generalmajor Joseph Freiherr Bogdan von Sturmbruck, welcher die Spitze des österreichischen Vortrabes von Crenneville befehligte, gegen Bauvier vorzurücken im Begriff stand. Es war der General de Division Joseph-Marie Dessaix, der, 4.000 Mann von seiner Division in Evian zurücklassend, mit 2.000 Mann teils auf der Hauptstraße, teils über die Gebirge, gegen Meillerie und St. Gingolf vorrückte. Bogdan erkannte das Vorhaben des Feindes, und obwohl er keine Unterstützung erwartete, rückte es dennoch mit einer schwachen Abteilung (2 Kompanien 7. Jäger-Bataillon und 2 Kompanien "Wallachen, Illirier und Husaren") und ohne Artillerie dem Feind mutig entgegen, besetzte die Straße von Meillerie, und positionierte sich zwischen Meillerie und St. Gingolf.
Um 4 Uhr nachmittags begann die französische Kolonne den Angriff auf Meillerie, den sie durch schweres Artilleriefeuer unterstützte, allein die Tapferkeit der österreichischen Truppen, welche durch ihre Anführer mit Umsicht geleitet wurden, machte alle Anstrengungen des Feindes vergeblich. Die Österreicher behaupteten Meillerie, drängten die Franzosen zurück und verfolgten sie bis nach Evian; sie verloren 73 Mann an Toten und Verwundeten sowie 2 verwundete Offiziere. Die Verluste der Franzosen waren gering.
Nafziger (815FAA) gibt uns in seiner Armeeliste zum " French Corps d'Observation des Alpes 15. Juni 1815" folgende Regimenter in der Division von Dessaix:
General de Brigade Montifalcon (1.709 Mann): 6e Regiment d'Infanterie Leger (nach Marseille abkommandiert), 67e Regiment d'Infanterie de Ligne (Colonel Leonard Desalons) (2 Baons, möglicherweise auch in Marseille)
General de Brigade Jean Revest (1.537 Mann): 42e (Colonel 1815: René Jean-Baptiste Rubillon)und 53e Regiment d'Infanterie de Ligne (Colonel Jean-Marie Bochaton) (je 2 Baons)
die Artillerieunterstützung wird nicht spezifiziert angegeben, stammt aber möglicherweise aus dem 4e Regiment d'Artillerie a Pied, welches hier 6 Kompanien (ein volles Regiment) stellte
Für die Österreicher gibt uns Nafziger (815FBM) folgenden Status zu Bogdans Brigade: Jäger Bataillon Nr. 7 (Oberst Veyder), Wallachisch-Illyrisches Grenz-Bataillon (Regiment Nr. 13, Oberst Földwary), Friedrich-Wilhelm Husaren (Nr. 10). Letztere Einheit findet sich in den Aufstellungen von Plotho nicht in Beilage XV, sondern in der österreichischen Armee von Neapel, Armeekorps Nugent, Generalmajor Taxis, Oberst Genes (Beilage XVI).
Dr. Harald Dousek (Zinnfigurenwelt Katzelsdorf) schreibt zum Gefecht folgendes:
Marschall Suchet, der die Alpenarmee befehligte, hatte von Napoleon die Order erhalten, die Feindseligkeiten nicht vor dem 14. Juni zu beginnen. Nun sandte er General Dessaix mit 2.500 Mann und 12 Geschützen ab, um St. Moritz und den Monte Cenis- Pass zu besetzen. Doch FML Crenneville kam den Franzosen mit seiner Leichten Division, bestehend aus 2 Kompanien des 7. Jägerbataillons, 2 Kompanien Wallachisch-Illyrische Grenzer und 4 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.3 O´Reilly (Oberst Graf Auersberg), sowie 6 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.6 Rosenberg (Oberst von Gasser), insgesamt 1.800 Mann, zuvor. Am 21. Juni trieb FML Crenneville bei Meilherie General Dessaix nach Carrouge, südlich von Genf gelegen, zurück. GM Bogdan jagte nur mit den beiden Chevauleger-Regimentern die Franzosen dann sogar bis Evian. Am selben Tag wehrten 6 Kompanien der Tiroler Fenner Jäger bei Cesanne, einem Dorf auf der italienischen Seite des Col de Montgenevre, den Angriff eines Bataillons des 7. RILi erfolgreich ab, wobei das IR 49 die Jäger rechtzeitig unterstützte, und sicherten so die südliche Flanke FML Bubna, der im Französischen Jura vorstieß, während das IR 49 am 22. und 23. Juni den Monte Cenis überschritt.
Die Anregung über dieses Gefecht zu berichten habe ich unter anderem dem Buch "Der Krieg des verbündeten Europa gegen Frankreich im Jahre 1815" von Carl von Plotho (Berlin 1818) entnommen.
Ein interessantes Setting, welches allerdings noch einiges zu Recherchieren aufgibt (siehe die unterschiedlichen Angaben zur österreichischen Kavallerie im Einsatz bei Meillerie).
Generell wäre der gesamte Feldzug der Österreicher in Italien 1815 ein weites Feld für Recherchen und Szenarien.
was war sonst noch los:
1339: Laupen
1529: Landriano
1650: Scarrifsholis
1793: Bersezio und Col de l'Argentière
1798: Vinegar Hill
1807: Gefechte bei Glatz (Klodzko, bis 24. Juni)
1808: Puente del Pajazo (am Cabriel bei Requena)
1809: Kladowo
1811: Belagerung von Tarragona (die Bresche)
1813: Vitoria (Choice Jahr I)
1815: Auray (Chouannerie)
1815: Césanne (Piemont)
1849: Waghäusel
1862: Simmon's Bluff
1863: Upperville
1864: Jerusalem Plank Road (First Battle of the Weldon Road)
1916: El Carrizal
1942: Gazala
CU tomorrow ......
the daily feature - an II:
1815: Meillerie am Genfer See
Mitte Juni 1815 hatten die Franzosen vor, die wichtigen Pässe von Meillerie und St. Moritz zu erreichen, um der österreichischen Hauptkolonne, welche aus dem Wallis herabstieg, den Ausgang zu versperren.
Als der Feldmarschallleutnant Paul von Radivojevich die Meldungen vom Vorrücken der französischen Truppen erhielt, beschleunigte er den Marsch seiner Truppen über den Simplon dergestalt, dass sein Vortrab unter dem Befehl des Feldmarschallleutnant Graf Louis Charles Folliot de Crenneville, nach einem im schlechten Wetter sehr beschwerlichen Marsch, St. Moritz besetzte, und gegen Monthey vorrückte.
Am 21. Juni passierten die Franzosen bei Effreux die Brücke über die Durance, um dieselbe Zeit, als der Generalmajor Joseph Freiherr Bogdan von Sturmbruck, welcher die Spitze des österreichischen Vortrabes von Crenneville befehligte, gegen Bauvier vorzurücken im Begriff stand. Es war der General de Division Joseph-Marie Dessaix, der, 4.000 Mann von seiner Division in Evian zurücklassend, mit 2.000 Mann teils auf der Hauptstraße, teils über die Gebirge, gegen Meillerie und St. Gingolf vorrückte. Bogdan erkannte das Vorhaben des Feindes, und obwohl er keine Unterstützung erwartete, rückte es dennoch mit einer schwachen Abteilung (2 Kompanien 7. Jäger-Bataillon und 2 Kompanien "Wallachen, Illirier und Husaren") und ohne Artillerie dem Feind mutig entgegen, besetzte die Straße von Meillerie, und positionierte sich zwischen Meillerie und St. Gingolf.
Um 4 Uhr nachmittags begann die französische Kolonne den Angriff auf Meillerie, den sie durch schweres Artilleriefeuer unterstützte, allein die Tapferkeit der österreichischen Truppen, welche durch ihre Anführer mit Umsicht geleitet wurden, machte alle Anstrengungen des Feindes vergeblich. Die Österreicher behaupteten Meillerie, drängten die Franzosen zurück und verfolgten sie bis nach Evian; sie verloren 73 Mann an Toten und Verwundeten sowie 2 verwundete Offiziere. Die Verluste der Franzosen waren gering.
Nafziger (815FAA) gibt uns in seiner Armeeliste zum " French Corps d'Observation des Alpes 15. Juni 1815" folgende Regimenter in der Division von Dessaix:
General de Brigade Montifalcon (1.709 Mann): 6e Regiment d'Infanterie Leger (nach Marseille abkommandiert), 67e Regiment d'Infanterie de Ligne (Colonel Leonard Desalons) (2 Baons, möglicherweise auch in Marseille)
General de Brigade Jean Revest (1.537 Mann): 42e (Colonel 1815: René Jean-Baptiste Rubillon)und 53e Regiment d'Infanterie de Ligne (Colonel Jean-Marie Bochaton) (je 2 Baons)
die Artillerieunterstützung wird nicht spezifiziert angegeben, stammt aber möglicherweise aus dem 4e Regiment d'Artillerie a Pied, welches hier 6 Kompanien (ein volles Regiment) stellte
Für die Österreicher gibt uns Nafziger (815FBM) folgenden Status zu Bogdans Brigade: Jäger Bataillon Nr. 7 (Oberst Veyder), Wallachisch-Illyrisches Grenz-Bataillon (Regiment Nr. 13, Oberst Földwary), Friedrich-Wilhelm Husaren (Nr. 10). Letztere Einheit findet sich in den Aufstellungen von Plotho nicht in Beilage XV, sondern in der österreichischen Armee von Neapel, Armeekorps Nugent, Generalmajor Taxis, Oberst Genes (Beilage XVI).
Dr. Harald Dousek (Zinnfigurenwelt Katzelsdorf) schreibt zum Gefecht folgendes:
Marschall Suchet, der die Alpenarmee befehligte, hatte von Napoleon die Order erhalten, die Feindseligkeiten nicht vor dem 14. Juni zu beginnen. Nun sandte er General Dessaix mit 2.500 Mann und 12 Geschützen ab, um St. Moritz und den Monte Cenis- Pass zu besetzen. Doch FML Crenneville kam den Franzosen mit seiner Leichten Division, bestehend aus 2 Kompanien des 7. Jägerbataillons, 2 Kompanien Wallachisch-Illyrische Grenzer und 4 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.3 O´Reilly (Oberst Graf Auersberg), sowie 6 Eskadronen des Chevauleger-Regimentes Nr.6 Rosenberg (Oberst von Gasser), insgesamt 1.800 Mann, zuvor. Am 21. Juni trieb FML Crenneville bei Meilherie General Dessaix nach Carrouge, südlich von Genf gelegen, zurück. GM Bogdan jagte nur mit den beiden Chevauleger-Regimentern die Franzosen dann sogar bis Evian. Am selben Tag wehrten 6 Kompanien der Tiroler Fenner Jäger bei Cesanne, einem Dorf auf der italienischen Seite des Col de Montgenevre, den Angriff eines Bataillons des 7. RILi erfolgreich ab, wobei das IR 49 die Jäger rechtzeitig unterstützte, und sicherten so die südliche Flanke FML Bubna, der im Französischen Jura vorstieß, während das IR 49 am 22. und 23. Juni den Monte Cenis überschritt.
Die Anregung über dieses Gefecht zu berichten habe ich unter anderem dem Buch "Der Krieg des verbündeten Europa gegen Frankreich im Jahre 1815" von Carl von Plotho (Berlin 1818) entnommen.
Ein interessantes Setting, welches allerdings noch einiges zu Recherchieren aufgibt (siehe die unterschiedlichen Angaben zur österreichischen Kavallerie im Einsatz bei Meillerie).
Generell wäre der gesamte Feldzug der Österreicher in Italien 1815 ein weites Feld für Recherchen und Szenarien.
was war sonst noch los:
1339: Laupen
1529: Landriano
1650: Scarrifsholis
1793: Bersezio und Col de l'Argentière
1798: Vinegar Hill
1807: Gefechte bei Glatz (Klodzko, bis 24. Juni)
1808: Puente del Pajazo (am Cabriel bei Requena)
1809: Kladowo
1811: Belagerung von Tarragona (die Bresche)
1813: Vitoria (Choice Jahr I)
1815: Auray (Chouannerie)
1815: Césanne (Piemont)
1849: Waghäusel
1862: Simmon's Bluff
1863: Upperville
1864: Jerusalem Plank Road (First Battle of the Weldon Road)
1916: El Carrizal
1942: Gazala
CU tomorrow ......
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von „El Cid“ ()