Bedaure Sir? meinte er ?aber das ginge zu weit. Wir brauchen jeden Treuen lebendig, selbst Kommissare.?
Kerman zuckte mit den Schultern. ?Hoffentlich geht das nicht nach hinten los.? Dann huschte er nach vorne in die Schatten.
?Was hat er nur gegen Kommissare?? Thiernus blickte fragend zu den anderen.
?Das wissen Sie doch, ein Scharfschützengewehr, ne Boltpistole, ? aber wenn sie wissen wollen warum er sie nicht mag? Kommissare erschießen Soldaten, nach Meinung des Hauptmannes barbarisch und unnötig.?
Der Trupp setzte sich in Bewegung, dem Hauptmann hinter her. Schon bald hatten sie die Mitte des Platzes erreicht. Kommissar Duncan schob gerade die Leiche in eine schlafähnliche Position. Er blickte zu den beiden Schiffssoldaten, die ihn damals auf der Diener in die Landungskapsel gezerrt hatten, als das Schiff auseinander brach. Der Geschützdonner hatte ihn aus dem Schlaf gerissen, und als er die Brücke kontrollieren wollte war es bereits zu spät. Plötzlich fühlte er, wie ein kaltes Metallrohr an seinen Hinterkopf gedrückt wurde. ?Ich hoffe, Sie haben eine gute Erklärung, Duncan? zischte Kerman und drückte sich dicht an den Kommissar. Erschrocken fuhren die Soldaten herum, aber sie konnten nicht schießen, ohne Duncan selbst zu gefährden.
?Nur die Ruhe? beschwichtigte der Kommissar die beiden ?es ist der Hauptmann der Diabaraner.?
Wie als Bestätigung trat Kermans Team aus ihrer Deckung und sicherte den Platz in alle Richtungen ab.
?Nehmen Sie endlich die Waffe weg, Kerman? befahl Thiernus ?bevor noch jemand zu Schaden kommt. Wir brauchen ihn noch.?
Sichtlich verärgert holsterte Kerman die Boltpistole. ?Na schön, aber wenn er aus der Reihe tanzt mustere ich ihn aus.?
?Wenn hier jemand aus der Reihe tanzt dann sind Sie dass, Hauptmann. Es ist immerhin meine Aufgabe, dafür zu sorgen dass die Soldaten auf dem Schlachtfeld dem Feind entgegentreten und nicht zurückweichen.?
?Wir reden später darüber? knurrte Taranis ?zuerst kümmern wir uns um das da.? Er wies auf die Kathedrale. Hinter den alten Glasfenstern waren flackernde Lichter und Schatten zu sehen. Früher mochte das große Gebäude beeindruckend ausgesehen haben, aber durch die Dunkelheit und die neu angebrachten Glaubensbeweise an die dunklen Götter wirkte sie eher bedrohlich. Die beiden Trupps setzten sich in Bewegung, links Kerman und sein Sabotagetrupp, daneben der Schiffskommissar und die wenigen Matrosen. Die beiden Novamarines bildeten mit ihren massigen Körpern eine Art Barriere zwischen den verschiedenen Menschen, um weitere Streitereien zu unterbinden.
Als sie an den untersten Stufen angekommen waren drehte sich der Hauptmann zu seinen Leuten um.
?Wir stören sie voraussichtlich mitten im Gottesdienst, sie sind also entsprechend gereizt und aggressiv. Zögert also nicht die Fragment- und Sprenggranaten einzusetzen. Crunk, gib Sören eine Fragmentrakete. Alle Waffen aufmunitionieren und schon können wir loslegen.?
?Ähem,? der Schiffskommissar räusperte sich laut ?und wir sollen von draußen wohl zusehen, oder wie? Die Bestrafung der Ungläubigen ist genauso Teil meiner Aufgabe als imperialer Kommissar wie das Aufrechterhalten der Truppendisziplin.?
?Nun machen Sie sich nicht gleich nass, Duncan? meinte Taranis respektlos ?es wird noch genug für Sie und Ihre Jungs übrig bleiben.?
?Was soll das denn schon wieder heißen?!? brüllte Kommissar Duncan, dem das unverschämte Verhalten des Hauptmannes überhaupt nicht gefiel.
?Ruhe? zischte Kerman während in die Hocke ging und mit der Rechten den Mikrofunk gegen sein Ohr drückte.
?Ja, hier ist der Bischof, ich höre Sie, Kardinal.? Er nickte und sprach weiter. ?Sicher, ich bin für jegliche Unterstützung dankbar. Ja, vielen Dank, Euer Eminenz..? Kerman deutete seinem Trupp auf ihn zu warten bevor er sich vor den Treppen zur Kathedrale aufbaute.
?Ich bin in Position, Kardinal? sprach er in das kleine Mikrofon. Nach einer Sekunde des gespannten Wartens erschein neben Taranis ein Trupp Grey Knights in Servorüstungen mit dem typischen grellen Lichtblitz einer Teleportation. Dann noch ein weiterer Trupp, und sogar noch ein dritter, diesmal jedoch in Terminator-Rüstungen.
?Es ist mir wie immer eine Freude, Sie zu sehen, Captain? sagte Kerman und salutierte ordnungsgemäß vor Captain Pilum.
?Die Freude ist diesmal ganz meinerseits, Hauptmann. Heute Abend sind wir jedoch zahlreicher vertreten, denn wir möchten ein wichtiges Heiligtum von den schändliche Kultisten säubern.?
?Ich sehe in einem Trupp zwei Erlöser, und im anderen gleich zwei Psi-Bolter. Damit sollten wir mit allem fertig werden, was uns da drin erwartet.?
Pilum marschierte an der Spitze seiner Gruppe die Treppe nach oben, an den staunenden Menschen und Novamarines vorbei.
?Mund zu, es zieht? meinte Kerman spitz und rempelte den Kommissar im Vorbeigehen an. Duncan unterdrückte diesmal seine aufschäumende Wut und ging steif hinter den Grey Knights her. Die Terminatoren hingegen ließen ihren Gefühlen freien Lauf und fielen im wahrsten Sinne des Wortes gleich mit der Tür ins Haus.
Im Inneren der Kirche hatten sich mehrere hunderte Gläubige versammelt, die ihren kreischenden Gesang beendeten, als die Türen auf den Steinboden knallten. Dort, wo einst ein Schrein zu Ehren eines Heiligen der Ekklesiarchie stand hatte man eine große Leinwand aufgehängt, die das Gesicht eines jungen Mannes zeigten. Zu Kermans Verblüffung war es aber kein einfaches Gemälde, sondern eine Live-Übertragung. Der Bursche, der nach Meinung der meisten Frauen als gutaussehend gegolten hätte sprach über eine Videoverbindung zu seinen Gläubigen in der Kirche. Von der Kanzel aus erhob sich eine Stimme, die voller Zorn war. Als Taranis sie zuletzt gehört hatte, war sie weich wie Samt gewesen, doch diesmal war der Sprecher wie ausgewechselt.
?Da haben wir sie, die Verlorenen. Seht sie euch gut an, die Marionetten, die ausgeschickt wurden um uns zum Schweigen zu bringen.?
Der ehemalige Ratsvorsitzende Dunsten Packard hatte seinen vornehmen Dreiteiler gegen eine rotschwarze Kutte, die mit mehreren Runen verziert war, getauscht. ?Wie es bereits im Buch des Hasses geschrieben steht, sind sie taub für die Wahrheit und müssen vernichtet werden damit die Wahrheit nach außen dringen kann.? Während er wild sein Buch schwenkte und die Leute aufwiegelte streckte Kerman die Rechte nach Sören aus. ?Raketenwerfer? befahl er knapp und riss ihn Sören beinahe aus der Hand. Packard schimpfte weiter über die Inquisition, die nur ihre eigene Macht erhalten wolle als der Hauptmann den Raketenwerfer schulterte und auf die Kanzel ausrichtete. Das laute Fauchen, als die Rakete aus dem Lauf jagte lies ihn vor Schreck zusammenzucken, die Leute hingegen liefen panisch zur Seite oder warfen sich zu Boden. Packards Furchtstarre löste sich schnell genug, um ihn wild mit den Armen rudernd von der Kanzel springen zu lassen, wo er mitten in und auf seinen Schäfchen landete. ?Lasst uns hier aufräumen!? schrie Kerman und lies den Raketenwerfer fallen. Mit der Nachtklinge in der einen und der Boltpistole in der anderen Hand stellte er sich neben die Grey Knight Terminatoren. Stumm nickte er Pilum zu, der sich seinen Helm aufsetzte und sein Schwert ergriff. ?Für den Imperator, meine Brüder. Lasst keinen dieser Verräter am Leben!?
Die schlecht oder gar nicht bewaffneten Kultisten konnten der Feuerkraft der Grey Knights nichts entgegensetzen, und im Nahkampf wurden sie von den psionisch aufgeladenen Waffen in Stücke geschlagen. Kerman und die beiden Novamarines stürzten sich wild entschlossen mit in den Nahkampf, während die anderen sich mit den Schiffssoldaten und dem Kommissar zusammenschlossen und lieber auf die Kultisten schossen.
Mit Ausnahme von Dunsten Packard ließen die Grey Knights niemanden am Leben.
?Er war ein wichtiger Mann der Regierung, bestimmt hat man ihm noch mehr Macht versprochen, wenn er beim Aufbau des Kultes hilft? meinte Kerman und zog den Stoffstreifen enger. Da niemand Handschellen oder etwas Ähnliches bei sich hatte wurde er provisorisch mit seinem eigenen Stoffgürtel gefesselt.
?Inquisitor Artelles wird sich freuen, endlich ein gutes Übungsobjekt für seinen neuen Schüler.?
Die Soldaten überprüften bei den Leichen, ob sie auch wirklich tot waren oder noch der Gnade des Imperators bedurften. Taranis Kerman baute sich vor der Leinwand auf und musterte das Gesicht des Burschen vor sich.
?Also göttlich oder irgendwie besonders sieht er nicht gerade aus.?
?Mit Verlaub? meinte der Prophet ?Sie als imperialer Offizier, mit einer so langen Karriere, sollten eigentlich wissen, dass das Äußere oft täuschen kann.?
?Haben Sie auch einen Namen, oder darf ich mir einen aussuchen? Ein paar hätte ich da schon auf Lager.?
?Nennen Sie mich doch einfach Phil. Das bedeutet in einer alten Sprache der Menschheit ?Freund?, und ich möchte dass alle mich als Ihren Freund betrachten.?
?Ha? meinte Kerman ?zeigen Sie mir Ihr Gesicht und ich erlöse Sie von Ihrem Leiden.?
?Weshalb diese Feindseligkeit, Herr Hauptmann? Immerhin sind Sie ungebeten auf meinem Heimatplaneten gelandet, also fangen Sie bitte nicht an, sich über ihre toten Kameraden zu beschweren.?
?Oh Mann, Sie sind ja so was von selbstzufrieden. Leute wie Sie kotzen mich an. Sie glauben alles zu wissen und alles besser machen zu können, doch wenn?s drauf ankommt versagen Sie jämmerlich.?
?Sind wir dann fertig, ja?? Der Prophet schien sich zu langweilen und nickte jemandem hinter der Kamera zu. ?Dann verabschiede ich mich vorerst Hauptmann.?