Schmerz
Pochen. Sein ganzes Sein schien nur aus einem einzigen Pochen zu bestehen. Gepaart mit einem fortdauernden Schmerz, der mit dem Pochen einher ging. Mehr fühlte er nicht.
Wo war er? Wer war er? Was war er? Er konnte nicht denken. Jeder Gedanke, jedes Gefühl verursachte ihm höllische Schmerzen. War er tot? Fühlte sich Gevater Tod so an?
Wahrscheinlich nicht. Hatte nicht Ergol, sein Nachbar in dem Dorf in dem seine Familie und er, ein alter Mann von über 60 Jahren, ihm einmal erzählt, dass der Tod endgültig ist und man danach nichts mehr fühle. Wenn das stimmte, und er glaubte Ergol, da dieser weise war, er war eben auch schon alt und alte Menschen sind immer weiser als junge, hätte er nicht solche Schmerzen spüren können.
Also, er lebte, aber wie war dies möglich. Das letzte, an das er sich erinnerte, war der Augenblick gewesen, an dem er das im Mondlicht aufblitzende Axtblatt wahrgenommen hatte, das auf ihn zugeflogen kam. Es ging alles so schnell, zu schnell, um überhaupt den Funken einer Chance gehabt zu haben, dem heranfliegenden Wurfgeschoss auszuweichen.
Aber wie war das möglich? Wie konnte er noch leben, nachdem ihm die Axt getroffen hatte? War das wichtig? Eigentlich nicht. Hauptsache er lebte. Aber wie schwer war er verletzt? Verletzt musste er sein, denn ansonsten hätte er nicht solch rasende Schmerzen verspürt. Vorsichtig versuchte er sein linkes Auge zu öffnen. Eine klebrige Flüssigkeit verklebte sein Auge dermaßen, dass er nicht im Stande war, die Augenbraue aus eigener Kraft zu heben.
Nach mehreren Fehlversuchen, riss er einfach mit einem Schwung seine beider Augen auf. Der dadurch entstandene kurze Schmerz wurde einfach von dem über alles lagernde andauernde Schmerz in seinem Kopf einfach aufgesogen. Er spürte quasi kaum einen Schmerz - einen anderen als den einen wahren wirklichen Schmerz, in seinem Kopf.
Er sah nichts. Nur schwarz. Kein Licht, kein gar nichts. Nur eine bleiernde Schwärze die vollkommen schien.
Eine Angst befiel ihn, der Panik nahe, dass er blind sein könnte hob er seine Hände zu seinen Augen um zu spüren, ob sie überhaupt noch da waren. Das plötzliche Heben seiner Arme verursachte ihm eine große Pein, jedoch war die nichts gegenüber der Überraschung, als seine Hände dort angelangten, wo er sein Gesicht zu ertasten erwartet hatte. Dort war nichts als Metall. Er tastete vorsichtig an dem kalten, harten Metall entlang, bis er auf der rechten Seite, bei seinem Ohr, eine Öffnung erfühlte.
Es war sein Helm! Offensichtlich hatte der Aufprall der Axt seinen Helm auf seinem Kopf dermaßen verschoben, dass das Vorderteil des Helmes sich nach rechts verschoben hatte. Darum konnte er auch nichts sehen, sein Helm nahm ihm die Sicht.
Schon vor ihrem Aufbruch hatte er seinem Sergeanten mitgeteilt, dass ihm der Helm, den er in der Waffenkammer vom alten Smuff, dem Kammermeister, bekommen hatte, viel zu groß war. Der Sergeant hatte nur ein müdes Lächeln für ihn und gemeint, er würde ihn schon ausfüllen, wenn er groß genug sei und falls nicht, könne er ihn ja ausstopfen.
Jetzt hatte der nicht passende Helm ihm offenbar das Leben gerettet. Dadurch, dass der Helm zu groß war, hatte er den Schlag entsprechend abgeleitet und die dadurch entstandene Energie in Bewegung umgeleitet. Sein Kopf wäre bei einem normal sitzenden Helm wahrscheinlich zerquetscht worden.
Langsam hob er seinen Kopf. Sofort überkam ihn ein Schwindel, der, hätte er sehen können, ihm schwarz vor den Augen wurde. Er atmete einige Minuten langsam und tief durch, bis sich das Schwindelgefühl einigermaßen gelegt hatte. Er versuchte es nochmals, seinen Kopf vorsichtig zu heben. Es gelang, auch wenn der Schwindel wiederkam, jedoch diesmal nicht in jener Stärke wie vorhin. Behutsam setzte er sich auf. Nachdem der Schwindel verschwunden war, machte er sich daran, den Helm wieder in die Richtige Position zu bewegen. Dies war jedoch in der Theorie leichter als in der Praxis. Der Helm saß bombenfest. Er als er ihn leicht anhob konnte er ihn wieder bewegen.
Und endlich sah er auch wieder etwas. Auf der Lichtung war der Morgen angebrochen und fahles Licht erhellte die Szenerie. Und das, was er sah, hätte er lieber nicht gesehen. Aber eigentlich glaubte er zu träumen, denn so etwas konnte nicht wahr sein.
Was er sah versetzte ihn in helle Angst und Panik.
Es war einfach nur Schmerz.