Bretonen Armeebesprechung

    Bretonen Armeebesprechung

    Auch wenn die Armeeliste der Bretonen einige Schwachpunkte aufweist und nicht unbedingt die flexibelste Armee ist, so übt ihr König-Artus-Stil doch eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf so manchen Spieler aus (die Unmenge an Heraldik macht sie allerdings auch eher zu einer schwierig zu bemalenden Armee).
    Die Bretonen bestehen aus durchschnittlicher Infanterie und guter Kavallerie. Die Bretonen sind die Armee mit der geringsten Bandbreite, sogar Zwerge haben mehr verschiedene Einheiten zur Auswahl! Trotzdem, wenn man glaubt, Bretonen bestünden nur aus Rittern, irrt man sich gewaltig.
    Erfreulicherweise hat praktisch jede Armee in Warmaster ihren ganz eigenen Stil oder Kniff und das ist auch bei den Bretonen so. Der Kniff heißt hier Knightly Arrogance und bedeutet, dass nur Ritter-Einheiten zum Breakpoint zählen. Das heißt zwar zum einen, dass der bretonische Breakpoint normalerweise recht niedrig ist, zum anderen aber auch, dass es für den Gegner nicht immer einfach ist, zu Einheiten durchzukommen, die breakpoint-relevant sind (außer man serviert sie ihm auf einem Silbertablett).
    Auch den Beschuss der Bretonen sollte man nicht unterschätzen! Berittene Knappen und Bogenschützen können einen erstaunlichen Pfeilhagel produzieren, durch die der Gegner durchaus auch mal eine ganze Einheit mit 5+ Rüstung verlieren kann (wie schon so mancher schmerzvoll erfahren hat :) ).
    Eine Schwäche haben die Bretonen, wenn sie es mit starker Infanterie in verteidigter Stellung zu tun bekommen. Hier können sie weder mit Kanonen aufwarten, die das Gelände ignoriert, noch haben sie Entsetzen verursachende Monster; die bretonische Infanterie ist normalerweise zu schwach für entsprechende Angriffe und Kavallerie darf höchstens eine Kampfrunde lang angreifen, bevor sie etwa vor dem Wald stehen bleiben und mit einem unangenehmen Gegenangriff rechnen muss.
    Als "Turnier-Gewinner" würde ich die Bretonen nicht einschätzen. Dafür ist die Armee zu unflexibel und die Wahrscheinlichkeit ist zu groß, dass sie zu wenig Siege und zu viele Unentschieden einfährt (weil man z.B. zwar den gegnerischen Breakpoint knackt, aber am Weg dahin zu viele Punkte verloren hat). Aber im Grossen und Ganzen ist die bretonische Armeeliste eine Armee mit einem interessanten Kniff, die viel Spaß machen kann und bei der man seine "Gemeinen" ohne Rücksicht auf Verluste einsetzen kann (besonders, wenn man nicht immer unbedingt darauf aus ist, zu gewinnen - oder ein Unentschieden schon als Sieg ansieht ;) ). Mit keiner Armee habe ich besser gelernt, wie man einfache Infanterie einsetzt, als mit Bretonen.

    Kommandanten
    Bretonen haben durchschnittliche Kommandanten, vergleichbar mit dem Imperium. Man darf auf 1000 Punkte einen General (Kd 9 ), zwei Helden (Kd 8 ) und eine Magierin (Kd7) aufstellen.

    Magie

    Lady's Favour 5+ - Es gibt andere Armeen, die mit stärkerer Magie aufwarten können, aber der bei weitem beste Spruch der Bretonen ist Lady's Favour, ein Spruch mit dem man eine Einheit bewegen kann, als ob sie einen Befehl erhalten hätte (ähnlich wie Voice of Command, Vanhel's Danse Macabre oder Wings in the Jungle). Mit diesem Spruch hat man selbst dann, wenn man den alles entscheidenden Befehl nicht geschafft hat, noch einen zweiten Versuch (manchmal ist die Wahrscheinlichkeit dass der Zauberspruch durchkommt, größer als beim Befehl selbst, besonders wenn man mit Einhorn und Wand of Power +2 auf den Spruch bekommt - aber auch ein Ring of Magic ist hier überlegenswert).

    Shield of Combat 4+ - ein mächtiger Spruch, bei dem die verzauberte Einheit jeden misslungenen Rüstungswurf im Nahkampf wiederholen kann und der auch während der Runde des Gegners andauert. Der Spruch hat allerdings massive Nachteile - man muss sich mit der Zauberin der Einheit anschließen. Das bedeutet, man muss sich mit einem Charakter ohne eigene Attacke einer Einheit anschließen, die sich meist im Nahkampf befindet (ein Einhorn mit +1 Attacke ist deshalb unbedingt zu empfehlen), und weiß noch nicht mal, ob der Spruch dann auch gelingt! In der nächsten Runde besteht dann auch noch die Gefahr, die Zauberin in einem Gegenangriff zu verlieren.
    Allerdings, wenn der Spruch durchgeht (vielleicht auch noch bei einer Einheit Gralsritter...), dann ist er mächtig und verlängert die Lebensdauer der entsprechenden Einheit erheblich.

    Eerie Mist 4+ - Mit diesem Spruch kann ich einer feindlichen Einheit die Eigeninitiative verweigern und sie bekommt 1 auf alle Befehle. Für mich eher ein Verlegenheitsspruch. Der Spruch trifft nur eine Einheit (und ist kein Flächenspruch wie bei Chaos) und die Einheit kann auf Befehl ganz normal reagieren.

    Aerial Shield 4+ - Meiner Meinung nach der unnötigste Spruch der Bretonen. Alle Einheiten in 15cm Entfernung von der Zauberin dürfen aus Beschuss resultierende Rüstungswürfe wiederholen (gilt bis zur nächsten bretonischen Runde). Aber entweder ich ziele damit auf meine Speerträger oder Knappen, die nur einen 6+ haben oder ich habe als Bretone etwas falsch gemacht. Denn wenn ich den Spruch für meine Ritter spreche, dann heißt das, dass ich damit rechne, dass ich nächste Runde beschossen werden kann - ergo stehe ich zu weit vorne mit den Rittern und sollte lieber angreifen (=> Lady's Favour). Natürlich kann man damit auch Stehen und Schiessen abfangen oder ich könnte nach einem Kampf die Ritter in den Schutzkreis der Zauberin zurückziehen, aber meist gibt es meiner Meinung nach Wichtigeres. Eventuell ist der Spruch bei Armeen brauchbar, die so viel Rittereinheiten einsetzen wie möglich.

    Einheiten im Detail

    Ritter [+]
    Menschliche Standard-Kavallerie zum Standard-Preis. Als Sahnehäubchen sind sie immun gegen Entsetzen (sehr praktische Eigenschaft), aber um das auszugleichen, müssen sie aus Eigeninitiative immer angreifen. Zählen zum Breakpoint.

    Gralsritter [++]
    Als Königseinheit der Bretonen haben sie die selben Eigenschaften wie normale Ritter, bekommen aber bei Angriffen im Offenen noch eine Zusatzattacke (im Geheimen bezeichne ich sie deshalb als ritterliche Streitwägen). Zählen zum Breakpoint.

    Infanterie [+]
    Auch hier wieder Standard-Truppen zum Standard-Preis. Meiner Meinung nach ist die Infanterie das eigentliche Rückgrat der Bretonen. Da man sich bei ihnen nicht um den Breakpoint sorgen muss, kann man mit ihnen weit Richtung Gegner vorrücken und entweder selbst angreifen, oder feindliche Einheiten zum Angriff locken.

    Berittene Knappen[++]
    Die Knappen haben zwar nur einen Rüstungswert von 6+, aber dafür können sie mit 30cm weit reichenden Beschuss aufwarten. Eine sehr flexible Einheit, mit der ich auf wenig Frontlinie sehr viel Beschuss zusammenbekommen (eine wichtige Eigenschaft, wenn man Beschuss auf eine Einheit konzentrieren will). Ich kann damit Rittereinheiten abschirmen, feindliche unterstützende Einheiten vom Nahkampf wegdrängen, oder schwächere Gegner selbst angreifen.

    Bauern[+/-]
    Billige Infanterie mit einigen Nachteilen. Man bekommt 1 auf ihr Kommando, wenn sie nicht von anderen Truppen begleitet werden, sie dürfen aus Eigeninitiative nicht angreifen und sie bekommen keine zusätzliche Attacke, wenn sie angreifen. Normalerweise würde es sich bei ihnen um ideale Truppen handeln, um den Breakpoint zu verbessern, aber bei Bretonen?... Ich setze sie selten ein, weil ich bei der Infanterie lieber möglichst gute Truppen aufstelle, aber man kann sie als Punktefüller benutzen, oder um erste feindliche Angriffe abzufangen.

    Preis
    Durchschnittlich. Ich würde sagen, für eine normale 2000p-Armee braucht man etwa 22 Einheiten.
    Wargamer im Ruhestand
    Möglicherweise verführbar zu Mortheim, Last Night on Earth, Descent 2

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    Fortsetzung...

    Tricks & Taktiken
    Im Grunde gibt es zwei grundlegende Taktiken, Bretonen zu spielen.
    Die augenscheinlichste Variante wäre, die Anzahl der Ritter zu maximieren und so wenig Infanterie zu nehmen wie möglich. Kavallerie ist in Warmaster recht mächtig, besonders in offenem Gelände und bei Punktezahlen unter 1500. Meist ist man mit Kavallerie der erste, der angreift und wird damit oft gewinnen. Bei größeren Schlachten und bei erfahreneren Gegnern wird es immer schwieriger, mit dieser Taktik durchzukommen und man verzichtet meiner Meinung nach leichtfertig auf den speziellen "Trick" der Bretonen. Vor allem, weil man mit dieser Taktik vollkommen hilflos gegen starke Infanterie ist, die sich in schwierigem Gelände verschanzt. Eine "Ritter-Armee" kann man genau so gut mit Imperium oder Hochelfen spielen und wäre mit diesen Armeen sogar besser beraten, denn mit der einen kann ich zumindest auf Kanonen zählen, wenn es darum geht, Infanterie aus schwierigem Gelände rauszuschießen und mit der anderen habe ich noch einen besseren Kommandowert.
    Die Taktik, die ich empfehlen würde, ist die "Burgmauer-Taktik". Stelle einen soliden Kern an Gemeinen auf, die einen Schild für die dahinter lauernden Ritter bilden und langsam auf den Gegner vorrücken. Mit Beschuss ärgert man den Gegner dann so lange, bis er entweder selbst angreift, oder man schwächt ihn, um ihn später selbst mit der Infanterie anzugreifen. Knappen kann ich entweder einsetzen, um Ritter-Brigaden zu verstärken, oder um gegnerische Einheiten gezielt zu beschießen.
    Im entscheidenden Moment dann sollte man das "Tor der Burgmauer" öffnen und die erste Brigade Ritter in den Nahkampf stürmen lassen. Diese Brigade sollte den Gegner so weit schwächen, dass in den folgenden Runden die restlichen Ritter den Breakpoint knacken können.
    Bei dieser Taktik gibt es folgende Gefahren.
    Erstens, man sollte immer auch auf die Siegespunkte achten. Unnötig geopferte Infanterie-Einheiten und im Kampf gefallene Ritter bringen dem Gegner oft so viele Punkte, dass er immer noch ein Unentschieden erreicht, selbst wenn sein Breakpoint geknackt wurde.
    Zweitens, man muss auf Einheiten achten, die die "Burgmauer" umgehen oder durchbrechen könnten. Ritter, die von Kavallerie in der Flanke angegriffen werden, sind z.B. ziemlich schutzlos.
    Drittens, der härteste Gegner ist man selbst. Man muss nämlich mit Bretonen gute Nerven (und den richtigen Riecher) haben, damit man auch wirklich den richtigen Moment abwartet, um das "Tor" zu öffnen. Ich weiß selbst sehr gut, wie man von scheinbar "leichter Beute" zu einem verfrühten Angriff verführt werden kann.
    Auf jeden Fall ist es eine gute Idee, Ritter-Brigaden immer kleiner zu machen, als der Breakpoint der Armee ist. Beispiel: Ist der Breakpoint der Armee 3, dann sollte eine typische Brigade höchstens aus 2 Einheiten Rittern bestehen (vielleicht begleitet von einer oder zwei Einheiten Knappen), so fällt es dem Gegner nicht ganz so leicht, den bretonischen Breakpoint zu knacken.
    Möge der Segen der Herrin vom See euch begleiten!

    Basis-Armeeliste
    1 General 125p
    1 Held auf Pegasus 95p
    1 Held 80p
    1x Zauberin auf Einhorn 60p
    3x Bogenschützen 165p
    3x Speerträger 135p
    1x Gralsritter 120p
    4x Ritter 120p
    3x Berittene Knappen 270p

    1490 Punkte
    Breakpoint 3
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    Die Bretonen sind da!

    Tja, in guter alter bretonischer Tradition hab ich da oben wohl so viel geschwafelt, dass ich den Text in zwei Teile brechen musste. Man merkt , dass mir die Bretonen am Herzen liegen... ;)

    Grüsse,
    Gerald
    Wargamer im Ruhestand
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