Kleiner Einblick in Zwergengeschichte

      Kleiner Einblick in Zwergengeschichte

      Hier das erste Kapitel

      - Ein Krug Mo's Schwarzes -



      Ein stiller Morgen lag über dem Tal. Sanfte Nebelschwaden zogen von Westen her kommend über die ersten Ausläufer des Zarak Kazum, dem höchsten der drei Sichelberge. In der Morgendämmerung sah es fast so aus, als bewache er einem steinernen Riesen gleich den Eingang in das kleine Tal hinter dem Mo-Massiv. Mächtig und drohend erhob es sich auf einer Länge von mehreren Tagesmärschen in nördlicher Richtung erstreckend über viertausend Fuß hoch durch das Land und bildete mit seinen Vorsprüngen und schroffen Kanten eine nahezu unüberwindbaren Mauer aus nacktem und kargen Fels. Ein einziger Pfad führte gewunden und verschlungen, in den höheren Lagen als Hochgebirgspass verlaufend, über mehrere Kehren und Biegungen hinunter in das Tal. Der Wald knapp oberhalb der Talsohle südlich des Mo-Massivs lag noch in sanftem Schlummer und die ersten tastenden Sonnenstrahlen krochen verstohlen über dessen Baumkronen hinweg. Der Winter hatte diesen Teil des Landes noch nicht ganz aus seinen Klauen entlassen und noch immer konnte man an so manchen Stellen kleinere mit Schnee bedeckte Flecken in mitten des Landstrichs erkennen. Ein kühler Morgenwind blies über die Hänge des Berges den Gebirgspfad hinunter und ließ, einem letzten Aufbäumen des Winters gleich, das tiefgelegene Tal darunter fröstelnd erstarren.
      So kam es, das im Jahre 1048 auch Grungar von Mo, Thain des Klans Milchbart, Vetter dritten Grades von Hagbart dem Fetten, ebenfalls fröstelnd sein dickes Bärenfell enger um seine breiten Schultern zog und von hoch oben, auf dem letzten Bergvorsprung des Kazum stehend, grimmig auf das Tal herab blickte. Endlich geschafft, dachte sich Grungar. Endlich diesem verdammten Schnee entronnen. Seit drei Tagen waren sie nun schon in schnellem Marsch durch das östliche Mo-Massiv gezogen, hatten auf schweres Gepäck verzichtet nur um rechtzeitig das Eichenhorn, die letzte Erhöhung des Mo-Massivs im Süden zu erreichen. Der Schnee war ihnen in dieser Hinsicht nicht sehr hilfreich gewesen. Von Natur aus waren Zwerge zwar äußerst widerstandsfähige Kreaturen, doch im Hinblick auf Schnelligkeit und Beweglichkeit konnten sie es sich vorallem in dieser Jahreszeit einfach nicht leisten, durch die gewaltigen Schneemassen des Mo-Massivs länger aufgehalten zu werden. Die Nachricht von Ulli's Grenzläufern vor knapp vier Tagen erreichte den Klan Grungars völlig überraschend. Utgar, ein kleinerer Zwerg aus Ulli's Gefolge, hatte völlig außer Atem und nach Rauchbier japsend die steinernen Tore von Karak Mo erreicht und dennoch fest entschlossen versucht, zu Thain Grungar vorzudringen. Endlich bei Grungar angekommen sagte er jedoch, dass er erst nach einem großen Krug Mo's Schwarzem in der Lage sei, die Botschaft die man ihm aufgetragen hatte, auch zu verkünden. Nach erhaltener Stärkung und dem Leeren mehrerer Krüge später war er schließlich wieder im Stande, dem schon ungeduldig wartenden und leicht verärgertem Grungar vorzusprechen. Die Nachricht vom Eintreffen eines völlig entkräfteten Grenzläufers hatte sich bereits bis in den letzten Winkel der Zwergenfeste verbreitet und das gesamte Zwegenvolk drückte sich neugierig in die große Halle. Die Stimmung in der großen Halle hatte sich mittlerweile verändert. Etwas schweres, unheilvolles lag in der rußigen Luft. Das sonst so tiefe Grollen und Schmettern der wettergegerbten Zwergenstimmen schien ein wenig leiser, gespannter geworden zu sein. Selbst die Feuerstellen und Fackeln an den Wänden der Thainshalle hatten ihr Knistern und Knacken auf wundersame Weise nahezu eingestellt. Die beinah vollkommene Ruhe und das gespannte Warten sorgten bei so manch milchbärtigem Zwerg für ein mulmiges Gefühl und selbst die erfahrenen Klankrieger blickten gespannt auf ihren Thain.
      Utgars Worte zuckten wie ein Blitz durch die Halle:
      < Die Untoten ziehen durchs Land. >
      Stille. Krüge, die eben noch zu offenen Mündern geführt wurden hielten mitten in der Bewegung inne. Einige der Klankrieger ließen vor Schreck ihre eben noch hellrot glühenden Pfeiffen ausgehen und sogar die Langbärte stellten ihr sonst unaufhörliches Gegrummel über die guten alten Zeiten ein. Grungar blickte sich um. Konnte das wahr sein, fragte er sich zweifelnd. In diesen Gegenden hatte es schon seit Jahrzehnten keine Untoten mehr gegeben.
      < Bist du dir da sicher > fragte er Utgar ein wenig verwirrt.
      < Vollkommen mein Thain. Ich sah sie vor knapp zwölf Tagen am nördlichen Rand des Grünwalds. Eine riesige Horde wandelnder Leichen. In Scharen zogen sie über die Felder der Menschen und hinterliesen eine bräunliche Spur der Verwesung. Ich konnte sie nicht alle zählen aber es sind mindestens fünzig Dutzend, wenn nicht mehr. >
      < Fünfzig Dutzend sagst du ... fünfzig Dutzend. > murmelte Grungar und blickte den kleinen Zwerg vor sich mit runzliger Stirn in die Augen.
      < Was hast du sonst noch gesehen? Sprich schnell, wir dürfen keine Zeit verlieren! > sagte der Thain scharf
      < Ich bin mir nicht sicher. Überall waren Schemen, Schemen und Schatten, aber ich glaubte Todeswölfe zwischen dem Dunkel der Bäume erkennen zu können. >
      < Nun gut. Geh und ruh dich aus wenn du kannst. In einer Stunde meldest du dich erneut bei mir. > mit einer herrischen Geste deutete Grungar dem Grenzläufer an zu gehen. Für ihn gab es in dieser Situation kein weiteres Nachsinnen oder Taktieren mehr. Er hatte gehört was er hören wollte. Die Untoten zogen durchs Land. Eine gefährliche Plage die, wenn man ihr nicht mit gnadenloser und entschlossener Härte entgegentritt, jedes Leben in weitem Umkreis vernichten konnte. Der Zeitpunkt war schlecht. Grungar wußte das. Der König hatte viele seiner besten Krieger im Kampf gegen die aus Norden vorrückenden Dunkelelfen gefordert. Alle Eisenbrecher und Hammerträger hatten die Feste verlassen um ihren Eid für den König zu erfüllen. Grungar selber verfügte deshalb nur über eine kleine Schar von Klankriegern und einigen Maschinisten. Dennoch und vielleicht auch gerade deshalb war er fest entschlossen. Mit steinernem Blick und harter Miene blickte er in die weite Runde der Halle. Langsam und bedächtig, jedoch sicher und festen Mutes zog er seine Axt aus der ledernen Schlaufe an seinem Gürtel. Die Krieger der Halle sahen ihrem Thain dabei in die Augen und wußten was nun folgen würde. Grungar nahm den Stiel der Axt fest in beide Hände, hob sie mit einem Ruck über den Kopf und streckte sie dem Dunkel der Höhlenkuppel entgegen. Als sie den höchsten Punkt erreicht hatte rief Grungar mit lauter und wallender Stimme:
      < Der Klan zieht in den Krieg! >
      Gerade in diesem Moment, als der Thain des Klans Milchbart mit hoch erhobener Axt inmitten der riesigen Halle den Krieg ausrief, durchlief eine Woge der Ehrfurcht und des Mutes die Halle. Jeder Zwerg, ob klein oder groß, ob alt oder jung, zog seine Axt aus dem Halfter und jubelte seinem Thain voller Treue zu. Für einen Augenblick konnte man förmlich spüren, das jeder dieser Mutigen sein Leben ohne mit der Wimper zu zucken für den Klan geben würde. Der Klan war alles, der einzelne war nichts. So zog der Klan im Frühjahr 1048 aus, um dem Feind Einhalt zu gebieten. Äxte wurden geschliffen, Rüstungen ausgebessert und irgendwo erklang ein Lied
      ...Nun der Zwerg die Axt wird schwingen, lässt vom Hals die Köpfe springen - heiho, heiho, heiho...
      ...wird dabei stets fröhlich singen und die Feinde spürn die Klingen - heiho, heiho, heiho...

      Fröstelnd schreckte Grungar aus seinen Gedanken hoch. Er stand noch immer auf dem Eichenhorn knapp unterhalb des Zarak Kazum und starrte in das Tal hinunter. Es hatte wieder zu schneien begonnen. Kleine Flocken vielen vom Winde umhergewirbelt immer dichter werdend vom Himmel herab. Der Thain drehte sich um.
      < Utgar, komm her! > mit seiner riesigen, eisenbewehrten Hand winkte er den Grenzläufer zu sich.
      < Laufe rasch ins Tal hinunter. Halte dich südlich und versuche so schnell wie möglich den Saum des Waldes zu erreichen! Ich muß wissen was da unten vor sich geht. >
      < Ja mein Thain. > rief Utgar schnell und rannte los. Grungar blickte ihm nach und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Schon komisch diese Grenzläufer. Wollen schnell sein wie die Wiesel und meiden die Höhlen. Würde mich nicht wundern wenn sie sogar ihre Bärte stutzen. Grinsend sah Grungar den gewundenen Bergpfad hinauf und rief
      < Weiter ihr Milchbärte. Noch heute Abend müssen wir den Rand des Waldes dort unten im Tal erreicht haben. Raschen Schrittes immer vorwärts!! >. Daraufhin knöpfte sich der Thain sein Bärenfell mit einer Fibel an den Schultern zu, nahm den riesigen, mit Gromril beschlagenen Rundschild wieder auf und stapfte weiten Schrittes das Eichenhorn verlassend, den grünen Flecken zu seinen Füßen entgegen. Einhundert eiserne Stiefelpaare folgten ihm im gleichen Tritt.

      Wenns gefällt gibts mehr (4 Kapitel + Epilog)
      Danke für die nette Rückmeldung...Hier nun der erste Teil des zweiten Kapitels

      - Der Zug der Toten -



      Lirasch blickte verstohlen und äußerst zufrieden auf das brennende Gehöft am Rande des Waldes. Wieder ein paar Seelen mehr, die seine Armee der Finsternis verstärken werden. Gleich müßte der Nekromant die Anrufung des Nehek vollendet haben und dann würden sich die Toten erheben. Lirasch hasste und liebte das Gefühl zugleich, das er empfand wenn sich weitere Seelen seinem Verstand unterwarfen. Auf der einen Seite bereitete ihm das Durchleben des frischen Todes einer jeden Seele in diesen Momenten Schmerzen, doch auf irgendeine Art und Weise verschafften ihm jene Sekunden Augenblicke der vollkommenen Macht und Gier. Eine bittersüße Agonie des lebendigen Todes.
      Lirasch durchzuckte ein Stich. Es war soweit. Plötzlicher Schmerz und höllische Qual erblickte sein innerstes Ich. Er konnte sehen und spüren, wie der Bauersmann in den letzten Sekunden seines mickrigen Lebens von den Horden der Zombies in Stücke gerissen, und dem Knecht die Heugabel von mehreren Skelettkriegern gleichzeitig tief in die Brust gestoßen wurde. Das fassungslose und unglaubliche Entsetzen in den Augen des Mannes erfreute Lirasch. Oh wie er diese gnadenlose Macht liebte, und gleichzeitig den abgrundtiefen Schmerz dabei hasste. Wie zu einem Lied tanzend, von der unkontrollierbaren Macht den Todes geführt, wand Lirasch sich in den Wogen und Wellen aus purer Energie, die seinen Körper durchpflügten. Er wußte, das sie aus absoluter Macht, aus absolutem Tod und damit aus dem Fundament seiner Kraft bestand. Er konnte spüren, wie sein totes Fleisch zeriss und sich im selben Moment wieder erstarkt zusammensetzte. Im nächsten Augenblick war alles vorbei. Die Wiedergeburt der Seele vollbracht. Lirasch spürte wie er die Kontrolle über seine Sinne wiedererlangte und der Schmerz in seinem Inneren verebbte. Mit einer nahezu sanft anmutenden Geste strich er sich eine Strähne seines langes schneeweisen Haares aus dem Gesicht. Hier wären wir fertig stellte er zufrieden bei einem Blick in die Runde fest. Der Tod hatte wiedermal gesiegt. Selbstgefällig machte Lirasch kehrt, nahm die Hand des kleinen, blutüberströmten Bauernmädchens zu seiner Rechten in die seine und ging in Richtung Wald. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinem Gesicht ab und der dabei freiwerdende spitze Eckzahn des Vampirs ließ ihn wie ein Raubtier erscheinen. Eines, dessen Hunger erwacht war und nun auf lange Zeit nicht mehr nachlassen würde.

      Utgar schlich sich durch das Unterholz des Grünwaldes. Er hatte eben erst den Saum des Waldes erreicht und war sofort in dessen dichtem Gestrüpp verschwunden. Seine südliche Marschrichtung hatte er solange wie möglich versucht zu halten, bis er letztlich durch eine Reihe großer Findlinge und rauer Felsvorsprünge nahe an den Rand des Waldes gedrückt wurde. Einen anderen Weg als den seinen, so dachte sich Utgar, wird dieses schwerfällige und träge Untotengeziefer auch nicht nehmen können. Die einzige Stelle, die unmittelbar auf den gewundenen Bergpfad in weiter Ferne hindeutete war leicht nördlich von seiner jetzigen Position gelegen und somit könnte er den Zug der Toten auf seiner linken Flanke umgehen und sich so den nötigen Überblick über die Armee des Feindes verschaffen. Langsam und bedächtig schlich er sich durch den Wald. Vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzend blickte er immer wieder in das Dunkel des Waldes. In diesen Momenten kam der Zwerg in ihm immer besonders stark zum Vorschein. Wie sehr wünschte er sich nun festen Stein um sich herum. Obwohl er mit Leib und Seele Grenzläufer war, zog er manchmal dennoch eine gut geführte Zwergenfestung der freien und zu allen Seiten offenen Umgebung an der Oberfläche vor. Es war nun schon einige Jahre her, daß er das letzte Mal in einer der großen Königshallen der Zwergenreiche mehr als nun eine Nacht verbracht hatte. Sein Aufenthalt in Karak Kalle Knallkopp war der letzte dieser Art gewesen. Bewundernd war er durch die großen Hallen und Tunnel gelaufen, die das riesige Netzwerk der Zwergenfeste bildeten, und mehr als einmal hatte er sich dabei erwischt, wie er dem ein oder anderen Kunsthandwerker mit verstohlener Sehnsucht über die Schulter blickte. Doch jedes Mal wenn er mit einer neuen Botschaft oder Nachricht wieder an die Oberfläche gesandt wurde, stellte er fest, wie sich Erleichterung in seinem Herzen verbreitete. Utgar konnte einfach nicht umhin, sich immer wieder einzugestehen, daß er mit Leib und Seele Grenzläufer war, ein Wanderer zwischen den Völkern, ohne wirkliche Rast und Ruh. Doch genau das machte ihn glücklich.
      Ein plötzlicher Laut ließ Utgar aus seinen Gedanken hochschrecken und inmitten der Bewegung innehalten. Er sah sich um. Etwas war dort draußen in der Dunkelheit verborgen. Etwas lauerndes und boshaftes lag dort unmittelbar vor ihm. Er spürte es und er war sich sicher, daß das Ungewisse dort unmittelbar vor ihm ihn auch spüren konnte. Utgars Konzentration steigerte sich. Er blickte angestrengt in die Dunkelheit. Der Angriff erfolgte so schnell, daß Utgar nur noch unbeholfen seinen Schild hochreißen konnte. Etwas schweres, großes traf den Schild und riss Utgar von den Beinen. Er viel rücklings auf den Boden und rollte sich instinktiv zur Seite. Mit einer schnellen Drehung war er wieder auf den Beinen und zog dabei die riesige Zweihandaxt aus einer Schlaufe am Rücken. Utgar sah sich um und erblickte sogleich die Kreatur, die ihn so überraschend angegriffen hatte. Ein riesiger Todeswolf stand dort, keine zehn Meter vor ihm und bleckte die Zähne. Geifer lief aus seinen Mundwinkeln und die Flanken des Untiers bebten vor Anspannung. In diesem Moment wurde dem Zwerg bewusst, wie nahe die Armee der Untoten schon sein mußte. Sicherlich, dies war nur ein Späher, ein Lakai des Todes, der nach neuen Opfern Ausschau halten sollte, doch die Hauptstreitmacht des Feindes konnte nicht mehr weit sein. Im nächsten Moment wußte Utgar, das er Unrecht hatte. Die Armee der Toten war bereits hier. Utgar konnte zwei weitere dunkle Gestalten zu seiner linken Flanke ausmachen, die langsam wankend, ständig ächzende und grunzende Laute von sich gebend, auf ihn zukamen. Langsam aber sicher bekam er ein mulmiges Gefühl. Er wußte, das er Thain Grungar das Auftauchen der Untoten schnellstmöglich mitteilen mußte, oder die bevorstehende Schlacht könnte wahrlich schlecht für den Klan der Milchbärte ausgehen. Mit neuem Mut packte Utgar seine große Axt fester und ging auf den Todeswolf zu. Er blickte ihm dabei in die Augen und erkannte eine unbarmherzige und kalte Bosheit, die dieses Geschöpf der Nacht erfüllte. Angst kannte diese Kreatur nicht und Ehre oder gar Gnade konnte man von ihr sicherlich nicht erwarten. Utgar war klar, das er an dieser Kreatur vorbeikommen mußte um aus dieser Sache wieder heil herauszukommen. Die beiden Untoten im Hintergrund stellten in der geringen Anzahl keine Gefahr für ihn da. Utgar rannte los und riß die Axt nach oben. Im nächsten Augenblick setzte der Wolf erneut zum Sprung an. Dieses Mal hatte sein Gegner keinen Schild mehr, der ihn davon abhalten konnte sich an dessen Kehle festzubeißen. Oh, wie würde er sich mit diesem kleinen Zwerglein Zeit lassen. Dann sprang das Ungeheuer direkt auf Utgar zu. Dieser erkannte im letzten Moment die blitzschnelle Bewegung des Wolfes und hatte keine Zeit mehr den Streich seiner Axt zuende zu führen. Utgar ließ sich einfach nach hinten fallen und seinen Gegner ins Leere springen. Offenbar hatte der Todeswolf bisher nur gegen menschengroße Lebewesen gekämpft und sich bei diesem Gegner ein wenig verschätzt. Diesen Fehler würde er kein weiteres Mal begehen. Kaum auf den Hinterläufen aufgekommen drehte er sich noch in der Vorwärtsbewegung um und fing über den Waldboden schlitternd seinen Schwung auf, nur um erneut auf den Zwerg zuzurennen. Utgar hatte sich in der Zwischenzeit erneut seinem Gegner zugewandt und wußte sofort, das er seine große Kampfaxt nicht rechtzeitig in Position bringen konnte. Der Wolf hastete mit weit aufgerissenem Maul auf ihn zu. Im letzten Moment schaffte er es, sein kleines Handbeil von der Seite zu lösen und in der gleichen Bewegung von unten nach oben verlaufend auf den Wolf einzuschlagen. Ein leises Knacken war zu hören, als der Kiefer des Monsters genau an der Stelle brach, an der ihn Utgars Handbeil mit der stumpfen Seite getroffen hatte. Ein Jaulen gefolgt von einem hasserfüllten Knurren durchzog den Wald. Für den Bruchteil einer Sekunde kam der Angriff des Todeswolfs ins Stocken und genau diesen Augenblick nutzte Utgar um seine Kampfaxt in weitem Bogen zu schwingen. Der Wolf, von diesem unerhörten Treffer mehr überrascht als angeschlagen, sprang blindlings, von Todesraserei gepackt auf den Zwerg zu. Die scharfe, helle Klinge der Axt entdeckte er jedoch erst, als sie ihm, in das weiche Nackenfleisch getrieben, den Kopf von den Schultern trennte. Der erschlaffende, noch leicht zuckende Körper des Untiers kam rutschend vor Utgars Füßen zu liegen. Mit rasselndem Atem blickte Utgar auf den leblosen Torso des Wolfes und verspürte eine große Erleichterung beim Anblick des fehlenden Kopfes. Im nächsten Moment hob er sein Handbeil vom blutüberströmten Boden auf, warf sich die große Kampfaxt über den Rücken und lief ohne zurückzuschauen zwischen den Bäumen dem nördlichen Waldrand entgegen. Als die beiden wankenden Zombies den Ort des Kampfes erreichten, hatte Utgar den Wald bereits verlassen.
      Mehr!

      Man, ich bewundere dich, dass du das durchhälst. Ich war meistens nach drei Seiten am Ende mit meinem "Latein". ;)

      MfG
      "Einmal kam der Tod zu einem Zwerg und wollte ihn mit sich nehmen, doch der Zwerg stemmte sich fest mit den Stiefeln gegen den Fels, auf dem er stand, senkte widerspenstig die Stirn und sagte nein. Da ging der Tod wieder."
      Weisheit aus Süd-Sangreîn, mündlich tradiert
      [SIZE=7]
      Heitz, Markus, Der Krieg der Zwerge, München Zürich, 2004[/SIZE]
      Vielen Dank für die netten Kommentare! ...und weiter gehts

      Lirasch war außersich vor Zorn. Nicht, das sie nur ein sehr wertvolles und mächtiges Artefakt zu unrecht besaßen, nein, nun hatten sie auch noch einen seiner Lieblinge getötet. Wie konnten sie das nur wagen? Der Hass brodelte in seinem Inneren und brachte sein Blut zum kochen. Er hatte es gespürt, er hatte es gesehen. Eine Erschütterung seiner Macht, ein Lebensentzug seiner selbst. Diese winzige Kreatur, die da zwischen den Bäumen verschwunden war, hatte einen seiner Lieblinge getötet. Sie würde dafür bezahlen. Sie alle würden dafür mit ihrem Leben bezahlen. Langsam, ganz langsam und bittersüß. Lirasch strich dem toten Wolf mit zitternder Hand über die Mähne. Seine langen Fingernägel fuhren dabei durch das Fell des Wolfes und erzeugten ein leises, unheilvolles Kratzen. Sein schneeweißes Haar, von einer sanften Brise leicht verwehend, streichelte dabei einem Spiel zwischen Licht und Schatten gleich, sanft das tote Fell. Einem unbeteiligtem Wanderer hätte sich eine liebliche Kulisse voller Zärtlichkeit und Wärme dargeboten. Eine Kulisse, hinter der sich bei näherer Betrachtung nur der Tod als Ziel offenbarte. Langsam erhob sich der Vampir von der leblosen Kreatur am Boden. Mit einer anmutenden Geste befahl er seiner kleinen Begleiterin näherzukommen. Das Bauernmädchen, das noch vor kurzer Zeit einem harten, aber gerechten Leben im Imperium der Menschen nachging, stand nur noch wenige Schritte zur Schwelle des Todes entfernt. Es nahm gehorsam, beinahe willenlos die Hand des Vampirs in die Ihre und blickte ihn an. Lirasch bebte vor Erregung. Er konnte das winzige Reservoir an Leben neben ihm deutlich erkennen. Die Gier in ihm stieg. Mit einem stillen, nur auf dem Pfade der Toten erkennbaren Befehl gab er seinem Heer die Weisung, den letzten Marsch zu beginnen und wie von Geisterhand geführt, setzte sich der gewaltige Tross von verfaulten Leichen, wandelnden Skeletten und umherstreifenden Todeswölfen in Bewegung.
      Nun mußte er sich nur noch stärken. Lirasch sah zu dem Mädchen hinab und lächelte ihm zu. Die lähmende Angst in ihren Augen konnte das unbefleckte und unschuldige Wesen ihrer Erscheinung nicht vollkommen verdrängen. Lirasch liebte Unschuld. Sein totes Herz begann fester zu schlagen. Die Gier steigerte sich ins Unermessliche. Im nächsten Augenblick beugte er sich hinab, riß das zarte Geschöpf in die Arme und schlug seine spitzen Eckzähne tief in den Hals des Opfers. Gierig begann der Vampir zu trinken und mit jedem Tropfen, der seine Kehle hinabrann spürte er, wie sich eine gewaltige Macht und Kraft in ihm regte. Innerhalb weniger Sekunden erschlaffte der kleine Körper mehr und mehr, bis er schließlich leblos in Liraschs Armen hing und zu Boden sank. Dann war es vollbracht. Der Vampir hatte gefressen und war nun bereit für den Krieg. Mit einer raschen Bewegung zog sich Lirasch den Mantel um die Schultern und lief hastend davon. Es galt eine Schlacht zu führen. Eine Schlacht, nach der er sich schon sehr lange Zeit sehnte.
      Der Anfang des dritten Kapitels

      - Die Schlacht am Grünwald -



      Utgars Nachricht stiftete große Verwirrung und führte zu heftigen Debatten unter den Zwergen. Unmittelbar nach seinem Kampf mit dem Todeswolf war er auf schnellstem Wege zum Heer der Zwerge zurückgekehrt um dem Thain des Klans Milchbart Bericht zu erstatten. Obwohl Grungar mit einem baldigen Erscheinen der Untoten gerechnet und bereits entsprechende Vorkehrungen getroffen hatte, war die Lage doch schlechter als angenommen. Die Untoten hatten bereits den nördlichen Rand des Grünwalds erreicht und würden sich nun vor ihm formieren können. Sicherlich waren die Untoten den Zwergen an Kampfkraft weitestgehend unterlegen, aber dennoch konnten sie durch ihre Masse und einer entsprechend guten Aufstellung eine ernstzunehmende Gefahr darstellen. Grungar hatte eben diese Formierung zu verhindern versucht, letztendlich jedoch aufgrund der mangelnden Beweglichkeit seiner Armee keinen Erfolg dabei gehabt. Einige der Älteren unter den Champions der Krieger erkannten diesen Nachteil ebenfalls und verfielen sofort in hitzige Grummeleien und Wortgefechte, die durch das stete herannahen der Untoten noch verstärkt wurden. Schließlich konnte Grungar den Anblick der immer lauter durcheinander rufenden und wild mit den Armen gestikulierenden Zwergen nicht mehr ertragen und machte mit lauter, donnergrollender Stimme dem Durcheinander ein Ende.
      < Blitz und Donner! Ruhe ihr Milchbärte >, rief Grungar auf einem großen Findling stehend in die Runde. Mit seinem schweren, auf den Rücken geschnallten Rundschild und dem in der Morgensonne glitzernden Mithrilpanzer sah er aus wie einer der altvorderen Zwergenkönige, deren Geschichten und Lieder schon längst in den Hallen der Klans verklungen waren. Der dicke Bärenpelz, noch immer über die breiten Schultern geworfen, schwankte leicht im Winde und die riesige Schlachtenaxt an seiner Seite schlug gegen Grungars Kriegsgürtel. So manch einer der Milchbärte unter den Zwergen konnte bei diesem Anblick ein leichtes Zittern nicht unterdrücken und selbst die erfahrensten Krieger blickten mit Ehrfurcht in den Augen auf ihren mächtigen Thain.
      < Hört mich an! > hallte Grungars Stimme durch das Tal.
      < Ich weiß, daß der Feind schneller als erwartet an die Grenzen unseres Reiches gelangt ist und sich nun am Saum des Grünwaldes formiert. Ich weiß, das er uns zahlenmäßig mindestens zehn zu eins überlegen ist und nur darauf wartet das Reich der Zwerge zu vernichten. Ich weiß aber auch, das wir heute hier sind um genau das zu verhindern. Ich sehe kleine, grimmige, bis an die Zähne bewaffnete Krieger vor mir, bereit jedem entgegenzutreten, der dem Klan Böses will. Bei Haggbart, dies ist unsere Heimat und wir werden sie zu verteidigen wissen! >
      Lauter Jubel folgte den mutigen Worten Grungars. Äxte wurden aus ihren Halftern gezogen und gegen die eisenbeschlagenen Rundschilde getrommelt. Kriegsschreie durchzogen die Talsenke und wie ein weit entfernter Donner rollte der Lärm das Tal hinab bis zum Rande des Grünwaldes, an dem in diesem Moment eine hagere, bleiche Gestalt erschien.
      Lirasch blinzelte, als er aus den Schatten des Waldes hinaus auf die offene, teilweise noch schneebedeckte, sonnenbeschiene Ebene trat, die leicht ansteigend zum Eichenhorn hinaufführte. Er hasste das Licht und er hasste die Sonne. Seit er denken konnte verabscheute er das gelbe, heiße Gesicht dort oben am Himmel. Für einen Vampir bedeutete sie Schmerzen, Schmerzen und eine Schwächung seiner Macht. Der Vampir nahm diesen Schmerz in Gedanken auf den bevorstehenden Sieg jedoch gerne in kauf. Lirasch blickte dem Mo Massiv entgegen. Er konnte den Lärm des Feindes hören und das machte ihn glücklich. Erfreut stellte er fest, das sich sein Opfer des bevorstehenden Todes bewußt war. Lirasch liebte das. Das große Sterben würde bald beginnen. Mit einem Lächeln gab Lirasch seiner untoten Armee den Befehl zum Vorrücken.

      Grungar blickte zufrieden von einer leicht erhöhten Position auf seine Zwergenarmee herab. Er hatte sie bestmöglichst, den Umständen entsprechend aufgestellt. Sein Plan war hart aber einfach. Grungar persönlich würde mit zwei Regimentern versuchen, zentral und über die linke Flanke kommend die Reihen der Untoten zu durchbrechen, um anschließend in einer sichelförmigen Bewegung an den östlichen Ausläufer des Waldes heranzukommen und den darin vermuteten General der feindlichen Armee zu besiegen. War dieser erst einmal ausgeschaltet, das wußte Grungar, wäre der Sieg nur noch eine Frage der Zeit. Eine entscheidende Rolle bei diesem Plan jedoch würden die Musketenschützen an der östlichen Flanke des Schlachtfeldes spielen. Detlefts dreckiges Dutzend, wie sie aufgrund ihrer ständig von Ruß und Asche geschwärzten Gesichter genannt wurden, mußte seine Position halten und den Feind am Vordringen hindern. Sollten sie ihrer Aufgabe zum einen nicht gerecht werden und die Regimenter zum anderen im Nahkampf verkeilend stecken bleiben, war der gesamte Plan zum Scheitern verurteilt. Grungar wußte das und genau aus diesem Grunde war er so darauf bedacht, den Angriff der beiden Regimenter persönlich zu führen. So unglücklich es auch erscheinen mag, doch Grungar mußte auf eine Eigenart der Zwerge setzen, die sie schlicht und ergreifend nicht besaßen. Schnelligkeit war nun das Gebot der Stunde. Irgendwie, so dachte sich Grungar aufmunternd, würden sie das schon machen. Das einzige, was ihm nun noch ernsthaftes Kopfzerbrechen bereitete, waren die von Utgar erwähnten Todeswölfe. Diese grausamen Kreaturen streiften lechzend an den Flanken der Untoten entlang, nur um zu einem günstigen Zeitpunkt tobend in den Nahkampf zu fallen. Nachdenklich blickte sich Grungar um. Ein leichter Wind hatte in der Zwischenzeit zu wehen begonnen und sein Barthaar und die langen, zu Zöpfen geflochtenen Kopfhaare wehten wild durch sein Gesicht.
      < Helge mein Freund, wie sieht es aus? > rief er dem Wind trotzend über die Schulter.
      Ein dicklicher, besonders kleiner Zwerg mit langem, rußverschmiertem Bart, der gerade einer Kanonenbesatzung Befehle zubrüllte, wandte sich um und rief mit tiefer, rauchiger Stimme:
      < So weit so gut, Grungar! Wir haben die Kanone in Stellung gebracht und können beinahe die gesamte Talsohle unter Feuer nehmen. Einzig und allein das Gebiet hinter dem östlichen Waldausläufer kann von uns nicht bestrichen werden, aber ich denke Detlef und sein dreckiges Dutzend werden die Stellung trotzdem halten. Ich habe mich durch mein Sichtglas vorhin ein bischen umgesehen und festgestellt, daß der Hauptteil der untoten Streitmacht direkt auf uns zumaschiert. > Helge deutete mit seinem kurzen, dicken Arm in Richtung des Waldes, aus dem ein besonders großer, dunkler Fleck auf die Reihen der Zwerge zuwankte.
      < Du mußt diese untoten Kreaturen direkt vor mir unter Beschuß nehmen. Laß die dicke Berta auf ihre alten Tage kräftig brüllen mein Freund. Je mehr Feinde zu zerlegst umso schneller komme ich mit meinen Mannen voran. >
      < Ich werd sie nach allen Regeln der Kunst auseinandernehmen! > brüllte Helge zur Antwort und wand sich lachend wieder seiner Besatzung zu. Dieser alte, wettergegerbte Zwerg war schon seit Anbeginn der Zeiten als Kanonier bei Klan Milchbart im Dienste des Thains gewesen. Hunderte von Schlachten hatte er bereits geschlagen und unzählige Feinde sind dem tödlichen Hagel seiner Kanone zum Opfer gefallen. Grungar mußte schmunzeln, als er sich wieder gen Süden wandte. Einen dieser alten Veteranen bei sich zu haben beruhigte ihn doch ungemein.
      Nachdem sich Grungar von der richtigen Ausrichtung der beiden Speerschleudern an seiner linken Flanke überzeugt hatte verließ er schließlich den Aussichtsposten und nahm seinen Platz in der ersten Reihe der Klankrieger ein. Die Zwergenstreitmacht brüllte bei seinem Erscheinen und alle wußte nun, das die Schlacht jeden Moment beginnen konnte. Stille breitete sich anschließend über der Talsohle aus. Eine gespannte Erwartung lag in der Luft und obwohl die Atmosphäre nur so vor Spannung zu knistern schien, blieben Grungars Krieger ruhig und diszipliniert in Reih und Glied stehen. Sie warteten auf das Zeichen zum Vormarsch. Gefaßt und zu allem bereit blickten sie dem herannahendem Feind entgegen. Im nächsten Moment zeriss ein markerschütternder Knall die Luft, gefolgt von einem hohen, ohrenbetäubenden Zischen. Die dicke Berta hatte gebrüllt!
      Jaaaa, weiter! +++
      "Einmal kam der Tod zu einem Zwerg und wollte ihn mit sich nehmen, doch der Zwerg stemmte sich fest mit den Stiefeln gegen den Fels, auf dem er stand, senkte widerspenstig die Stirn und sagte nein. Da ging der Tod wieder."
      Weisheit aus Süd-Sangreîn, mündlich tradiert
      [SIZE=7]
      Heitz, Markus, Der Krieg der Zwerge, München Zürich, 2004[/SIZE]
      freut mich sehr zu lesen, das euch meine kleine Geschichte gefällt...Danke

      und weiter geht's:

      Grungar erhob die Axt. Auf dieses Signal hatte er gewartet. Mit lauter Stimme gab er seinen Kriegern den Befehl zum Angriff. Wie ein Mann begannen die Regimenter plötzlich vorzurücken. Eine gewaltige, lebendige, aus Eisen und Schilden bestehende und vor scharfen Waffen nur so starrende Wand setzte sich auf seinen Ruf hin in Bewegung. In diesem Moment funktionierte die Maschinerie der Zwerge perfekt und einer unbeugsamen Walze gleich rollte sie auf den Grünwald zu.
      Dem schlanken, hochgewachsenen Beobachter der Szenarie weit oberhalb der zwergischen Artillerie schien es beinahe so, als winde sich ein silberner, glitzernder Wurm durch das Vorland des Gebirges. Mit seinen scharfen Augen jedoch hatte er schon längst erkannt, was dort unten im Tal vorsich ging. Die Dawi, wie sein Volk die Zwerge nannte, führten mal wieder Krieg. Diese kleinen, starrsinnigen Geschöpfe liefen, von ihrer Gier nach den Schätzen dieser Welt getrieben, von einem Unglück in das nächste. Kopfschüttelnd wandte er sich von dem Bild ab. Für heute, so entschied er, hatte er genug gesehen. Mit sanfter Stimme rief er Aznar herbei, seinen ständigen Begleiter und getreuen Freund. Über eine seiner ausgestreckten Schwingen stieg Kalimdor auf dessen Rücken und auf ein unsichtbares Zeichen hin erhob sich der Riesenalder in die Lüfte. Mit weit ausgebreiteten Flügeln schwang sich das riesige Tier in die Höhe und flog über die Gipfel des Mo Massivs dem Horizont entgegen.
      Die Kanonenkugel der dicken Berta traf ihr Ziel mit unglaublicher Härte. Gliedmaßen wurden von untoten Körpern getrennt und ganze Leiber schleuderten von ungeheurer Wucht erfasst durch die Luft. Helge Rußkopp brach in Jubel aus.
      < Volltreffer Kalle Knallkopp! Gut gemacht mein Junge. > er blickte dem jungen Kanonier seiner Besatzung in die Augen und lachte. Kalle Knallkopp selber konnte noch gar nicht glauben, das sein erster, vollkommen allein geführter Schuß ein derartiger Volltreffer geworden war. In diesem Moment wußte er, daß seine Entscheidung ein Kanonier zu werden die Richtige gewesen war. Voller Eifer und Zuversicht machte er sich wieder ans Werk, als er auch schon den Ruf seines Ausbilders hörte.
      < Nachladen! > brüllte Helge's laute Stimme. Sofort verfiel die Besatzung wieder in hektsiche Betriebsamkeit. Das Rohr wurde schnell aber gründlich mit einem Stopfer von den Rußresten gereinigt und ein anderer Zwerg begann schon mit dem Vorbereiten der nächsten Ladung. Nachdem alles vollbracht war ließ Kalle Knallkopp zuguterletzt noch die schwere, gußeiserne Kanonenkugel in den Lauf der Kriegsmaschine rollen und gab Helge ein Zeichen, das die Kanone wieder schußbereit war. Helge ließ sich mit dem Justieren der Stellschraube Zeit. Er wußte, das ein gut geführter Schuß nur mit Geduld und äußerster Präzision zu vollbringen war. Erst nachdem er einen letzten Blick durch das Sichtglas getan hatte, nahm er die Zündschnur in die Hand. Wenn wir doch nur eine ganze Batterie dieser herrlichen Geschütze besäßen, dachte er sich wehmütig. Dann würde ich diese Kreaturen pulverisieren. Ach, wie sehr ich doch die guten alten Zeiten vermisse, grummelte Helge seufzend und riß an der Zündschnur. Die dicke Berta brüllte erneut.
      Grungar schätze, das sie bereits knapp die Hälfte des Schlachtfeldes überschritten hatten. Erfreut hatte der den wohl platzierten Treffer der Kanone beobachtet und gesehen, wie gleich ein Dutzend oder mehr dieser unheilvollen Zombies in Stücke gerissen wurden. Noch zwei von der gleichen Sorte und sein Plan würde hervorragend beginnen. Grungar horchte auf. Ein lautes Heulen zeriss die Luft und erneut schlug ein Geschoß inmitten der Feinde unweit Grungars Position ein. Diesesmal war die Wirkung noch verheerender. Die Kugel blieb im Gegensatz zum ersten Schuß nicht sofort stecken sondern schlug eine klaffende Schneiße in das Regiment der Untoten, ehe sie mit einem dumpfen Schlag im hinteren Drittel davon krepierte. Dreck und Grasbüschel, gemischt mit verfaultem Fleisch und Knochen wurden umhergeschleudert. Die von hinten dichtgedrängt vorrückenden Zombies stolperten in ihrem wankenden Gang über die vor ihnen liegenden, geschunden Körper und blieben teilweise in dem knöchelhohen Durcheinander liegen. Ein grausiges Bild offenbarte sich den Zwergen, welches erst durch den herabsinkenden weißen Qualm der noch immer rauchenden Einschlagstelle verdeckt wurde. Gut so Helge, mein alter Freund. Heize diesen Bastarden so richtig ein. Noch so ein Ding und wir werden diese Schlacht gewinnen. Helge blickte erschrocken und erfreut zugleich dem Inferno entgegen. Trotz der in wenigen Sekunden losbrechenden Schlacht war er zufrieden. Sein Plan entwickelte sich bisher sehr gut. Alles Weitere würde sich bald zeigen.

      Lirasch tobte innerlich. Wie er diese verdammten Geschütze der Zwerge verabscheute. Er hatte schon oft in Schlachten mit Dingen dieser Art zutun gehabt, doch die letzten beiden Treffer überraschten ihn dennoch. Sofort gab er einem seiner Nekromanten den stummen Befehl, die Anrufung des Nehek vorzubereiten. Er hatte den Plan seiner Widersacher schnell durchschaut. Wie einfach und beinahe naiv er doch war. Konnten diese häßlichen kleinen Kreaturen ernsthaft glauben, seine schier endlosen Reihen aus Zombies und Skeletten durchbrechen zu können? Sicherlich, die Kanone dort oben hatte einen hohen Verschleiß seiner Diener zur Folge, doch diesen konnte er beruhigt verschmerzen. Solange seine Macht ungebrochen war, konnte die Flut der Untoten einfach nicht gestoppt werden. Außerdem hatte er seinen an den Flanken umherstreifenden Todeswölfen bereits den Befehl zur Jagd erteilt. In wenigen Augenblicken würden sie dem Feind in die verwundbare Flanke fallen und ihn dann zusammen mit der schier endlosen Masse an verfaultem, knochigem Fleich bezwingen. Ein kleines bischen Geduld mußte er noch aufbringen. Die Opferung würde bald beginnen. Lirasch lächelte verstohlen. Er konnte das Artefakt schon beinahe in seinen Händen spüren.

      Ossi spähte beunruhigt über das Schlachtfeld. Utgar hatte ihm eben berichtet, daß Todeswölfe am linken Waldrand gesehen worden waren. Ossi wußte über deren Schnelligkeit bescheid und war sich im klaren darüber, daß er nur einen, vielleicht zwei Versuche haben würde, sie daran zu hindern Grungar in die Flanke zu fallen. Zwar hatte er seine beiden Speerschleudern so aufstellen lassen, daß er damit die gesamte linke Flanke von Grungar abdecken konnte, mußte jedoch dafür auf eine längere Distanz sein Ziel erwischen.
      < Sieh mal Bommel, wofür hältst du das dort hinten > Ossi zeigte mit weit ausgestrecktem Arm auf eine Ansammlung kleinerer, dunkler Gestalten am Grünwald. Bommels Blick folgte der gedeuteten Richtung.
      < Kann ich nur schwer sagen. Es könnten wohl Todeswölfe sein, sicher bin ich mir aber nicht. >
      < Du weißt das wir nicht viel Zeit zum Nachladen haben. Einen Schuß auf ein nicht wirklich lohnendes Ziel zu verschwenden wäre nicht sehr ratsam. >
      < Das brauchst du mir nicht sagen Ossi! >, erwiderte Bommel genervt. < Wir werden es jedoch riskieren müssen. In solchen Fällen würde ich mich auf mein Gefühl verlassen.>
      < Und was sagt dir dein Gefühl? > sprach nun Ossi seinerseits genervt in leicht spöttischem Unterton.
      < Wir sollten es wagen. Laß uns einen Schuß abgeben. Doch nur von einer Schleuder! Wenn wir hier noch länger Zeit mit Debattieren vergeuden haben wir nämlich gar kein Ziel mehr > Entschlossen ging Bommel auf seine Speerschleuder zu. Ossi blickte ihn verärgert an.
      < Du wirst hier, ohne das ich es dir sage, keinen Schuß abgeben! > Wütend sah er Bommel in die Augen. Sie waren eigentlich schon lange Zeit Freunde und hatten schon mehr Schlachten als alle Milchbärte des Klans zusammen geschlagen, doch wenn es um Ziele und dergleichen ging, gerieten sie sich ständig in die Haare.
      < Ach! Und wer soll mich daran hindern? > schrie Bommel nun ebenfalls zornig.
      < Du hässlicher Milchbart sicher nicht! > wütend ballte er die Fäuste.
      < Oh doch mein Freund! > erwiederte Ossi nun völlig ruhig < genau ich! > und damit zog er Bommel den alten Bierkrug, den er heimlich aus seiner Tasche an der Seite hervorgeholt hatte mit einem lauten Krachen über den Schädel. Bommel, von der Wucht des Schlages weniger verletzt als überrascht, taumelte erschrocken zurück und fiel rückwärts, an seiner Schleuder vorbeirutschend zu Boden. Als er dabei jedoch mit seinem Ärmel am Auslöser der Schleuder hängen blieb, löste sich mit lautem Peitschen ein Schuß. Die beiden Zwerge, von der Situation völlig überfordert, liefen aschfahl an. Der Bolzen, mit ungeheurer Kraft vorangetrieben, überquerte kerzengerade das Schlachtfeld und traf irgendwo am Horizont ein Ziel. Ossi wollte gerade zu einer Standpauke ersten Grades ausholen, als von weiter Ferne ein erstickendes Jaulen zu hören war. Die beiden Zwerge blickten sich an. Ein Grinsen erschien auf ihren Gesichtern und im nächsten Moment lösten sie hastig den Abzug der zweiten Schleuder. Ein weiterer Todeswolf ging jaulend zu Boden.
      Ja und, und? G'winn ma?! :D

      MfG
      "Einmal kam der Tod zu einem Zwerg und wollte ihn mit sich nehmen, doch der Zwerg stemmte sich fest mit den Stiefeln gegen den Fels, auf dem er stand, senkte widerspenstig die Stirn und sagte nein. Da ging der Tod wieder."
      Weisheit aus Süd-Sangreîn, mündlich tradiert
      [SIZE=7]
      Heitz, Markus, Der Krieg der Zwerge, München Zürich, 2004[/SIZE]
      Und weiter gehts mit den Zwergen...

      Als Grungars Regiment auf die erste Reihe der Zombies traf brach die Hölle aus. Äxte wurden geschwungen und Beile geworfen. Wild umherhackend bahnten sich Grungar und seine Krieger einen Weg durch das schier endlose Meer der Feinde. Die Übermacht war gewaltig. Auf einen Zwerg kamen nicht wie zuerst angenommen zehn dieser untoten Kreaturen sondern eher zwanzig. Neben der reinen Masse des Feindes war jedoch noch ein anderer Aspekt ausschlaggebend für die Schlacht. Die Angst kämpfte bei Gefechten gegen untote Armeen immer mit. Grungar wußte das und er hatte sie in den Gesichtern seiner Krieger, kurz vor dem Aufprall gesehen. Ihm war klar, daß ein Regiment stolzer Zwergenkrieger in Angst versetzt einen Nahkampf schneller verlieren konnte als eine Bande feiger Skavensklaven. Grungar war in diesem Moment deshalb besonders aufmerksam. Ein guter General und Feldherr konnte die Angst seiner Krieger spüren und wenn nötig entsprechende Maßnahmen ergreifen. Grungar hatte für einen Moment geglaubt, daß der dunkle Schatten, den diese untoten Kreaturen verbreiteten, auf seine Männer übergehen könnte, doch schon im nächsten Augenblick erkannte er voller Stolz, das sie die Prüfung bestehen würden. Das beim Herannahen der Feinde für kurze Zeit zögerliche im Blick seiner Krieger verwandelte sich schlagartig in grimmige Entschlossenheit. Sie wußten, daß sie die letzte Wacht zwischen der Untoten Flut und der Zwergenheimat Karak Mo waren. Sollten sie diesen Kampf verlieren, so würde es keine weiteren Schlachten mehr geben. Das Volk der Zwerge wäre dem Untergang geweit. Von diesem Gedanken beseelt und dem Mut der Verzweiflung beflügelt, warfen sich die Kriger von Karak Mo in die heranbrandenden Wogen der Untoten.
      Grungar ließ seine Axt tanzen. Mit immer kraftvolleren Schlägen brachte er seine Gegner zu Fall. Am manchen Stellen warfen sich gleich mehr als ein Dutzend dieser Kreaturen gleichzeitig auf ihn und er hatte Mühe sich anschließend von den abgetrennten Gliedmaßen gleich welcher Art zu befreien. Überall auf dem Schlachtfeld häuften sich kleinere Berge dieser verotteten und verfaulten Extremitäten. Der Gestank war unerträglich und raubte einem beinahe die Luft. Grungars Atem ging schnell, als die erste Welle der Untoten schließlich für einen kleinen Augenblick verebbte und er die willkommene Verschnaufpause nutzte um sich ein Bild von der Lage zu machen. Was er sah machte ihn nicht glücklich. Zwar hatten seine Krieger wie Berserker unter den Feinden gewütet, doch erblickte er an der ein oder anderen Stelle auch zerschundene Zwergenkörper zwischen den zerschmetterten Gegnern. Je mehr er das Bild der Verwüstung betrachtete, um so klarer und offensichtlicher wurde die Erkenntnis. Es waren einfach zu viele Feinde und sie hatten nicht mehr viel Zeit. Selbst dem mutigsten und stärkstem Zwergenkrieger würde einmal die Kraft ausgehen und sollten zu diesem Zeitpunkt noch genügend Untote vorhanden sein, würde Grungars Armee langsam aber sicher untergehen. Noch konnten sie die Verluste durch Reserven kompensieren, lange würde das jedoch nicht mehr funktionieren. In Grungars Gedanken nahm schnell ein neuer, verzweifelter Plan Gestalt an. Er würde versuchen, mit einer Handvoll seiner besten Krieger an einer schwächeren Stelle durch die Reihen der Untoten zu brechen, um anschließend so schnell wie möglich auf den östlichen Waldausläufer zuzuhalten und den darin vermuteten Vampir vernichten. Er wußte das dieser Plan äußerst riskant und verwegen war, doch er sah einfach keine andere Möglichkeit. Wenn nur Detlef und sein Dreckiges Dutzend lange genug aushalten würden, hoffte Grungar grimmig.
      < Sie kommen >, rief eine derbe Zwergenstimme hinter dem Thain plötzlich.
      < Dann lasst sie uns gebührend empfangen > donnerte Grungars Stimme hallend über das Schlachtfeld. Er hob seine große Axt erneut und machte sich bereit. Zu seiner Rechten erklang gedämpft Musketenfeuer.

      Helge Rußkopp betrachtete das ganze Geschehen unterhalb seiner Stellung durch sein Sichtglas. Wie gern hätte er in den Kampf direkt eingegriffen, doch er konnte es nicht riskieren die untoten Scharen im Nahkampf unter Feuer zu nehmen. Zu groß war die Gefahr dabei, durch einen fehlgeleiteten Schuß Zwerge zu treffen. Drei Schüsse hatte er geschafft abzugeben und alle waren sie hervorragend gezielt gewesen. Das der letzte Schuß jedoch kurz vor den Zombies stecken blieb hatte ihn sehr geärgert und ihn voller Zorn die Kanone eigenhändig wieder laden lassen. Noch zorniger mußte er anschließend erkennen, daß die Zeit für einen vierten Schuß jedoch zu knapp bemessen war. Er konnte es einfach nicht mehr riskieren. Aufgeregt und zwangsweise zur Untätigkeit verdonnert, hastete sein Blick über das Schlachtfeld. An allen Fronten wurde gekämpft. Grungars Regiment hatte sich tief in das Herz des gegnersichen Heeres vorgekämpft und einige Hundert dieser verabscheuungswürdigen Kreaturen niedergemacht. Snogg Mufti und seine Mannen waren ebenfalls weit vorgedrungen, hatten jedoch beinahe den Anschluss an Grungars Regiment verloren. Als er den dicken Snogg dort unten beobachtete, wie er seine große Axt über dem Kopf schwingend, unter den Untoten wütete, mußte er unweigerlich an die guten alten Zeiten denken. Wie oft hatten er und Snogg schon zusammen Schlachten geschlagen und wie of schon mußten sie sich gegenseitig aus dem tiefsten Schlammassel wieder herausholen. Ein wunderschöner Tag im Spätherbst des Jahres 1004 war Helge besonders gut in Erinnerung geblieben. Er würde wohl nie vergessen können, wie der Klan zu Zeiten der Grünen Kriege, wie die Kriegsjahre gegen die Orks damals genannt wurden, einst gegen Klump'nkloppa Zwerchmoscha, dem Vorfahre von Klump'nkloppa Berchmoscha zu Felde zog. Snogg selber war im Verlaufe der Schlacht bis zu diesem Orkboss vorgedrungen und stellte sich ihm mutig zum Zweikampf. Dieser dauerte mehrere Minuten und wogte dabei stets hin und her. Als es jedoch schließlich Klump'nkloppa Zwerchmoscha gelang, Snogg niederzuringen, weil dieser über einen abgeschlagenen Goblinschädel stolperte, sah sich Helge zum Eingreifen gezwungen. Mit einem kurzen Blick über die Kanone hinweg mitten auf die beiden streitenden Helden zielend, riss er an der Zündschnur und die damals noch junge Bertha gab ein lautens Brüllen von sich. Die Kanonenkugel, von unglaublicher Wucht getrieben, flog direkt auf den Orkboss zu und spaltete ihm den Schädel. Unglücklicherweise viel Klump'nkloppa Zwerchmoscha's Leib direkt auf Snogg Mufti und begrub diesen unter sich. Erst nach langer Suche und einiger hilfreicher Tips des schmunzelnden Helge Russkopps konnte Snogg schließlich unter dem toten Leib geborgen werden. Anstatt jedoch seinem Freund und Kameraden voller Dank ergeben zu sein, verlangte Snogg einige Tage später beschämt einen Eintrag in das Buch des Grolls mit der Begründung, Helge Russkopp hätte ihm seines fast schon sicheren Sieges beraubt. Der Eintrag in das Buch des Grolls wurde natürlich abgelehnt und eine genaue Aufklärung des Vorfalls unter Befragung aller Zeugen fand niemals statt.
      Noch immer schmunzelnd und in Gedanken versunken ließ Helge seinen Blick durch das Sichtglas über das Schlachtfeld schweifen. Er konnte beobachten wie die zweite Welle der Untoten auf die Reihen der Zwerge traf und sich erneut Tod und Verderben über das Tal ergoß. Die anfängliche Freude, seine Kameraden anfangs noch schwungvoll schlagend zu erblicken, wurde mehr und mehr gedämpft, als Helge erkannte, daß die Kraft der Zwerge dort unten im Tal langsam aber sicher nachließ. Zwar wurden noch immer Reihenweise Gliedmaßen und Köpfe von den entsprechenden Körpern getrennt, doch Helge sah, das sich die Reihen der Zwerge immer mehr lichteten. Immer öfter blieb ein zu Boden gegangener Krieger im mittlerweile blutdurchtränkten Morast des Schlachtfeldes liegen. Die ohnehin schon kargen Reserven waren erschöpft. Wenn doch Detlef und sein Dreckiges Dutzend standhalten würden, dachte sich Helge verzweifelt. Noch war der Kampf nicht zu Ende und noch immer konnte Grungar an einer schwachen Stelle des Feindes durchbrechen. Irgend etwas musste geschehen, er mußte was unternehmen. Im nächsten Moment traf Helge Rußkopp eine Entscheidung, die er noch niemals zuvor in seinem zwergischen Leben getroffen hatte.
      < Männer! >, donnerte seine rußige Stimme über den Hügel. < Wir können nicht länger hier oben ausharren und der Dinge ihren Lauf lassen. Detlef braucht dort unten unsere Hilfe. Holt die Äxte und Beile aus den Halftern und rüstet euren Schild. Auf zu Detlef! >
      Die Augen des Vampirs blitzten kalt. Das Töten und Blutvergießen regte die Gier tief in seinem Innersten. Er konnte sie spüren. Mit jedem toten Feind, der in die Reihen der Gefallenen aufgenommen wurde wuchs dieses unbändige und machtvolle Gefühl. Ein wenig jedoch mußte sich Lirasch noch gedulden. Er wußte, das die rechte Flanke des Gegners das schwächste Glied in der Kette war und deshalb hatte er so eben einem seiner Nekromanten den Befehl zur Anrufung des Nehek gegeben. Mit diesem alles entscheidenden Zug wollte er die Seite des Gegners durchbrechen, um so einerseits die Kriegsmaschinen der Zwerge zu vernichten und andererseits dem Feind in den Rücken fallen. Lirasch blickte zufrieden über das Schlachtfeld. Aus seinem Versteck im Wäldchen im östlichen Teil des Schlachtfeldes konnte er das gesamte Geschehen vor sich erkennen. Lechzend mußte er an das kleine Bauernmädchen denken, das er vor der Schlacht noch zur Stillung seines Durstes benutzt hatte. Wie gerne würde er noch einmal diese liebliche Verzückung verspüren. Bei junger Nahrung war es immer was besonderes. Wehmütig blickte er über seine Schulter. Nach seinem Sieg würde es mehr als genug Nahrung geben, besänftigte er seine Gier nachdenklich. Er würde nicht mehr lange warten müssen.

      Detlefs Muskete rauchte noch, als er zum nächsten Schuß ansetzte. In einer fließenden Bewegung riß er mit den Zähnen das kleine Pulversäcken an seinem Gürtel auf, stellte gleichzeitig die Muskete aufrecht vor sich hin und griff nach dem Stopfer an deren Unterseite. Es dauerte nur eine knappe Minute und Detlef konnte sein Schußeisen schließlich wieder auf den Gegner ausrichten.
      < Noch eine Salve Jungs! > brüllte er zielend über die Muskete hinweg. Sein Atem beruhigte sich schnell. Der Finger harrte still am Abzug. Detlef ließ sich mit diesem Schuß besonders viel Zeit. Er wußte das diese elenden Todeswölfe nur mit einem gut gezielten Schuß erledigt werden konnten. Ein Treffer mitten in das Gehirn der untoten Kreatur würde ihr abscheuliches Dasein schnell beenden. Detlef hielt den Atem an. Der Moment war gekommen. Mit einer ruhigen und gezielten Bewegung riß der Finger am Abzug der Muskete und ein greller Knall durchzog die Luft. Mit rasender Geschwindigkeit löste sich ein Schuß und ließ den Feind in einer Wolke aus Rauch und beisendem Schwefelgestank verschwinden. Detlef senkte seine Muskete und blickte gespannt in den sich bereits wieder lichtenden Dunst vor seinen Augen. Einen erneuten Ladeversuch, das wußte Detlef, würde es nicht geben. Die Zeit dafür hatte er nicht mehr. Mit lauter Stimme erteilte er seinem Regiment den Befehl zum Nahkampf. Im nächsten Augenblick konnte er vor sich wieder was erkennen. Es mußte jedoch erst eine Sekunde vergehen, bis er überrascht und erschrocken zugleich verstand was er da vor sich sah. Wo eben noch Todeswölfe geifernd angehetzt kamen war plötzlich ein Meer aus wankenden und sich windenden Armen und Beinen entstanden. Irgendwie mußte es dem Feind gelungen sein, die Seelen der Toten aus ihren Gräbern zu rufen. Beinahe hundert Zombies bewegten sich auf das kleine Regiment Musketenschützen zu. Instinktiv hob Detlef seinen Schild auf. Er wußte das für taktische Entscheidungen nun keine Zeit mehr blieb. Dies würde eine harte Probe werden. Detlef blickte sich verzweifelt und dennoch zu allem entschlossen um. Seine Mannen wußten, was er nun von Ihnen erwarten würde. Ihre Gesichter hatten einen grimmigen Ausdruck angenommen und in diesem Augenblick spürte er so stark wie nie zuvor, daß er sich auf sie verlassen konnte. Bei Hagbart, das waren zu allem entschlossene Zwerge und keine Horde dahergelaufener Goblins! Detlef riß die Axt in die Höhe und packte den Schild vor seine gewaltige Brust.
      < Vorwärts Mannen! Lasst vom Hals die Köpfe springen! > rief er grollend den Untoten entgehen und rannte los. Vierundzwanzig eiserne Zwergenstiefel folgtem seinem Ruf. Dann brach die Hölle los. Von schierer Verzweiflung vorangetrieben und dem Geist unzähliger Altvorderer beseelt, wütete Detlef unter den Untoten. Er hieb und Stach, trat und schlug und jede Kreatur, die sich ihm in den Weg stellte wurde erschlagen. Wie ein Berserker ging er durch die Reihen seiner Feinde und fällte sie einen nach dem anderen. Niemals zuvor in seinem ganzen Zwergenleben hatte er diese grimmige Tobsucht gefühlt und tief in seinem Inneren hoffte er, daß er das auch nicht mehr müßte. Mit jedem Streich seiner Axt ging eine untote Seele zu Boden und mit jedem toten Feind hoffte er, das es bald ein Ende haben würde. Im nächsten Moment hörte es auf. Detlef holte gerade mit seiner Axt in weitem Bogen aus um den nächsten Gegner niederzustrecken, als der merkte, daß er die Reihen der Zombies durchbrochen hatte und im Freien stand. Verwirrt und erleichtert zugleich blickte er sich um. Seine Augen weiteten sich. Wie durch ein Wunder hatten alle seiner Kameraden überlebt. Der Boden war übersäht mit geschundenen, leblosen Körpern und nicht ein Zwergenkrieger lag dazwischen. Detlef stützte sich erschöpft auf seine Axt. Sein Atem ging schnell. Das Haar hatte sich aus dem Zopf gelöst und hing ihm zottelig und vom Blut feucht geworden über die Schultern. Mit der linken Hand strich er sich eine Strähne aus dem Gesicht.
      < Das hätten wir geschafft! > rief er mit schwerer Stimme seinem mittlerweile aufschliesendem dreckigen Dutzend entgegen. Ein Lächeln zeichnete sich in seinem Gesicht ab. Ein Seufzer der Erleichterung entfuhr seinen Lippen. Die Knochen taten ihm weh und sein Axtarm schmerzte aber er war zufrieden. Im nächsten Moment rannte einer der Zwergenkrieger an ihm vorbei, die Axt zum Schlag erhoben. Was in Hagbarts Namen ist denn... Detlef brachte seinen Gedanken nicht zu Ende. Hinter ihm war ein Rudel Todeswölfe erschienen. Mit bleckenden Zähnen und geifernden Mäulern kam es auf Detlef und seine Mannen zu. Noch kein Ende in Sicht dachte sich Detlef ernüchternd, packte seine Axt erneut und warf sich den Monstern entgegen. Diesmal war es fast noch schlimmer. Die Erschöpfung und Verzweiflung in seiner Brust fachte die Kampfeswut noch mehr an und die Angst, diesen Kampf nun zu verlieren, verlieh Detlef ungeahnte Kräfte. Die mehr als das vierfache wiegenden Ungeheuer warfen sich, als sie das Blitzen in den Augen der Zwerge sahen, mit abgrundtiefem Hass und endlos scheinender Mordlust in den Kampf und dennoch gelang es ihnen nicht, Detlef und seine Mannen aufzuhalten. Einer nach dem anderen viel unter den erbarmungslos wütenden Äxten der Zwerge.
      Nach wenigen Sekunden war alles vorbei. Alle dieser verabscheuungswürdigen Kreaturen lagen erschlagen auf dem Schlachtfeld und nahezu alle Zwerge hatten das Schlachten überlebt. Detlef sah sich nach Luft schnappend um. Unter dem Leib eines besonders großen Todeswolfs konnte er den geschundenen Körper von Hacki erkennen und Gram lag enthauptet keine zwei Meter daneben. Ein grausiges Schicksal hatte sie ereilt. Gerade wollte Detlef seinen Kriegern den Befehl geben die Opfer zu bergen, als er im Augenwinkel eine Bewegung wahrnahm. Mit einer blitzschnellen Handbewegung riß Detlef sein Wurfbeil aus der Lederschlinge an der Brust und schleuderte es in Richtung des dunklen Schatten in seinem Rücken. Noch in der Bewegung drehte sich Detlef herum und konnte sehen, wie das Beil auf den Schatten am Waldrand zuflog. Nur ein wahrlich guter Beilwerfer konnte solch einen Wurf vollbringen und Detlef war der Beste. Ein markerschütternder Schrei, von Zorn und Haß durchsetzt, zeigte ihm, dass er sein Ziel getroffen hatte. Der Champion der Musketenschützen konnte gerade noch feststellen, den Schatten in der Schulter getroffen zu haben, als dieser auch schon in dem Zwielicht der Bäume verschwand. Die Zwerge schauten sich gegenseitig an. Niemand wußte so richtig, was da eben am Rand des grünen Waldes erschienen war, doch alle vermuteten sie das gleiche.
      < War das nicht der Vampir der diese untote Horde angeführt hat? > fragte ein jüngerer Musketenschütze.
      < Ja du Milchbart, das war er > antwortete Detlef ernst, als er sich wieder seinen Mannen zuwandte. < Doch ich glaube er wird sich nicht mehr zeigen. Mein Beil hätte jeden Sterblichen auf der Stelle getötet und selbst ein Vampir braucht einige Zeit, sich von solch einer Verwundung zu erholen. > Die Zwerge blickten erfurchtsvoll auf ihren Champion. Ihr Anführer hatte so eben die Schlacht entschieden. In diesem Moment wußten alle anderen Krieger, daß die Schlacht vorbei war. Plötzlicher Jubel brach aus. Die Überlebenden der Schlacht warfen, vor Freude außer sich, ihre Schilde in die Höhe und laute Siegesrufe hallten durch das Tal.
      < Detlef mein Freund! > erklang mitten in dem Tumult eine rußige dunkle Stimme. < Detlef, du alter Zombieschreck! Wie ich sehe hast du soeben die Schlacht entschieden. > Eine schwarze, stark behaarte Hand riß an Detlefs Schulter und wirbelte ihn herum.
      < Wie ich sehe hast du jedenfalls die Schlacht gut überstanden, Helge Rußkopp. > lachte Detlef erkennend.
      < Bei uns da oben war die Luft einfach besser mein Freund > erwiederte Helge verschmitzt.
      < Na dann frage ich mich was du hier unten bei uns zu suchen hast > Detlef stemmte gespielt böse seine dicken Arme in die Hüften.
      < Na was denkst du denn? Ich wollte Dir und deinen Mannen natürlich zu Hilfe eilen! > Helge grinste über beide Ohren.
      < Mir zu... WAS? Also das ist doch... Ich habe mich wohl verhöhrt. > rief Detlef empört. Was dachte sich diese aufgeblasene Mutter aller Kanonekugeln denn. War er etwa ein Zwerg, dem man so einfach zu Hilfe eilen mußte.
      < Nun komm mein alter Freund. > sprach Helge besänftigend, während er ihm mit seiner Hand auf die Schulter klopfte. < Lass uns einfach den Sieg bei einem guten Krug Mo's Schwarzem begießen. Was hältst du davon? >
      < Nur wenn du mir einen ausgiebst! > blinzelte Detlef Helge zu.
      < Vorauf du dich verlassen kannst! > rief Helge Rußkopp lachend, < vorauf du dich verlassen kannst! >
      - Ein übertriebenes Ende -



      Nachdem der Anführer der untoten Horde schwer verwundet das Schlachtfeld verlassen hatte war der Sieg nur noch eine Frage der Zeit. Wenn die Macht eines Vampirs ersteinmal gebrochen war konnten die verbliebenen Feinde mit Leichtigkeit überwältigt werden. Nacheinander zerfielen die nun ziellos umherirrenden Skelettkrieger, von der entsetzlichen Macht des Vampirs befreit, in Haufen harmloser Knochen und die eben noch in Richtung der Zwerge wankenden Zombies verließ der Todeshauch ihres Herrn und beendeten somit ihr erbärmliches Dasein in der Welt der Lebenden. Für Grungar und sein Regiment kam die Flucht des Vampirs gerade noch rechtzeitig. Zwar war es den Zwergen gelungen, den Ansturm der Untoten aufzuhalten, doch von Grungars ursprünglich erhofftem Durchbruch konnte in den letzten Zügen der Schlacht wahrlich nicht die Rede gewesen sein. Nachdem es für einen kurzen Moment den Anschein gehabt hatte, das es Grungar tatsächlich gelingen würde mit einer handvoll tapferer Zwerge die Reihen der Feinde zu durchbrechen, wurde jedoch schon im nächsten Augenblick das kleine bischen Hoffnung zunichte gemacht, als direkt vor Grungar und seinen Mannen unvermittelt nahezu hundert abscheuliche Zombies aus dem Boden gekrochen kamen. Trotz heftiger Gegenwehr seitens der Zwerge, wurden diese dennoch Schritt um Schritt in Richtung Mo Massiv zurückgedrängt. Als Grungar schließlich, vom Aufschrei eines entsetzten Zwergenkriegers begleitet, unter den unaufhörlichen Hieben mehrerer Skelettkrieger gleichzeitig zu Boden ging, kam unverhofft der Wendepunkt der Schlacht. Die verrostete Klinge eines Skelettkriegers, eben noch in tödlichem Streich geschwungen, hielt plötzlich mitten in der Bewegung inne, verharrte einen Augenblick in dieser unwirklich anmutenden Haltung und viel anschließend samt haltender Knochenhand in den morastigen Boden des Schlachtfeldes. Nachdem Grungar seine erste Überraschung und Verwunderung überwunden hatte sprang er erkennend und mit einem Lächeln auf dem Gesicht in die Höhe, nahm seine Axt nocheimal fest in beide Hände und stürmte voller Zuversicht in den letzten Abschnitt dieser unglückseeligen Schlacht. Grungar wußte nicht was geschehen war, doch irgendwie, darüber war er sich im klaren, mußte der General der feindlichen Armee in Bedrängnis geraten sein. Dies war die einzige Erklärung für das unerwartete Zerbrechen der Untoten Horde. Doch wer konnte das vollbracht haben? Alle Nahkampfstarken Einheiten dieser Armee befanden sich in seiner unmittelbaren Umgebung und der Rest mußte in weitaus größerer Bedrängis als er selber sein. Möglicherweise wurde der Untote General ja von einer dritten Partei in Rücken oder Flanke attackiert. Je mehr Grungar darüber nachdachte, umso rätselhafter und verworrener erschien ihm dieser letzte Akt der Schlacht. Vom unverhofften Sieg überwältigt und sich der kurzen Freude über das Ende der Schlacht hingebend, viel es ihm jedoch nicht schwer auf eine Erklärung zu warten. Er mußte sich einfach noch ein wenig gedulden. Nun galt es sich erst noch der verbliebenen Feinde anzunehmen und die Untote Saat vollständig aus dem Land der Zwerge zu vertreiben. Grungar vermutete, das dies nicht der letzte Übergriff dieser Art gewesen war und er hatte das unbestimmte Gefühl, Teil eines gerade erst begonnen, lang andauernden Krieges gewesen zu sein.
      Nach einiger Zeit waren schließlich sämtliche Feinde erschlagen oder zumindest in alle Richtungen zerstreut. Nachdem die Opfer unter den Zwergen geborgen und vom Schlachtfeld getragen worden waren, entsandte Grungar noch vier Patrouillen, um sicher zu gehen, das auch wirklich alle Feinde erschlagen oder vertrieben wurden. Erst als sich Grungar aller Pflichten, die einem siegreichen Feldherrn obliegen, angenommen hatte, konnte er sich eine kurze aber wohl verdiente Pause gönnen. Der Tag war mittlereile schon weit vorangeschritten und die Sonne hatte ihren Kreis am Himmel beinahe vollendet. Erschöpft und müde legte Grungar seine große Kampfaxt beiseite und ließ sich auf einem kleinen, moosbewachsenen Findling nieder. Noch immer von der erbarmungslosen Schlacht ergriffen, schweifte sein Blick matt über das Tal unweit zu seinen Füßen. Es war ein verlustgeprägter, jedoch siegreicher Tag gewesen und allein das zählte. Viele gute und tapfere Zwergenkrieger hatten heute ihr Leben gelassen und würden bereits am Abend in den Hallen ihrer Väter sitzend auf alte Schlachten anstoßen. Ihr Opfer war jedoch nicht vergebens gewesen, beruhigte sich Grungar selbst. Sie hatten das Reich von Karak Mo vor einem schrecklichen Schicksal bewahrt und würden es jederzeit wieder tun. Langsam vor sich hin grübelnd kam Grungar schließlich wieder auf die Frage zurück, wer denn nun für das Brechen der Macht der Untoten verantwortlich war. Sicher, er und seine Krieger hatten einen Großteil zum Fortgang der Schlacht beigetragen, aber entschieden, das wußte Grungar, hatten sie sie nicht. Nachdenklich blickte er auf den kleinen Waldausläufer herab.
      < Zählst du die erschlagenen Feinde? > erklang eine derbe Zwergenstimme hinter Grungars Rücken fragend.
      < Na wenn das nicht Helge ist! > rief Grungar erkennend, sprang auf und drehte sich um. Vor ihm stand ein dreckiger, kleiner und äußerst rundlicher Zwerg mit einer Axt in der Hand.
      < Wo hast du so lange gesteckt mein Freund > erwiederte Grungar erfreut.
      < Ich mußte Detlef und seinem äußerst dreckigem Dutzend ein wenig unter die Arme greifen! > anwortete Helge mit einem verschmitzten Lächeln im Gesicht.
      < Jetzt fängt der schon wieder damit an! > donnerte plötzlich eine dritte, Grungar wohl bekannte Stimme in der Dämmerung.
      < Ich weiß doch Detlef, mein alter Freund. Laß es gut sein, ich bitte dich. Wollen wir lieber Grungar unserem Thain berichten, was sich dort unten am Waldrand zugetragen hat. >
      Und so berichteten Helge und Detlef von den Ereignissen am Rande des Grünwaldes und Grungar konnte deren fantastische Geschichte kaum glauben. Niemals hätte er für möglich gehalten, was Detlef und seine Mannen vollbracht hatten und noch bis spät in die Nacht erzählten sich die drei alten Kampfkameraden ihre Erlebnisse der Schlacht. Es wurde ausgeschmückt und übertrieben und so mancher Schlag doppelt gezählt, aber das ist nun mal der Stoff aus dem die Helden sind.












      Epilog



      Es gab ein füchterliches Geräusch, als sich Lirasch das Wurfbeil dieses mistigen Zwergleins aus der Schulter zog und verächtlich zu Boden warf. Sofort rann Blut aus der Wunde und der Vampir drückte hastig seine ausgemergelte Hand auf den klaffenden Spalt in seinem untoten Fleisch. Lirasch war blind vor Wut und Zorn und der Schmerz steigerte seinen Hass noch ins Unermessliche. Wie konnte das nur passieren, fragte er sich mit schmerzverzerrtem Gesicht. Wo kam dieser Zwerg mit seiner kleinen Bande nur so plötzlich her. Er war so überrascht gewesen, das er gar keine Zeit mehr gehabt hatte entsprechend zu reagieren. Lirsch hatte gerade damit begonnen, seinen Kreaturen den Befehl zu geben, die sich noch immer zur Wehr setzenden Zwerge im Zentrum der feindlichen Armee zu vernichten, als das Wurfbeil plötzlich wie aus dem Nichts vor seinem geistigen Auge aufgetaut war. Seine Vampirsinne, die er im Verlauf der letzten Jahrhunderte immer mehr verfeinert und verbessert hatte, warnten ihn erst in allerletzter Sekunde vor der herannahenden Gefahr. Einem normalsterblichen Wesen wäre der Kopf gespalten worden, doch Lirsch konnte mit einer für das bloße Auge kaum sichtbar schnellen Bewegung ausweichen und dem Beil ein weniger verletzliches Ziel bieten. Zu sehr war er mit der Anrufung des Nehek beschäftigt und zu stark war sein Wille auf das eigentliche Ziel gerichtet, sodaß er die Umgebung um sich herum vernachlässigte. Ein zweites Mal, das schwor sich Lirasch, würde er diesen Fehler nicht mehr begehen. Doch nun mußte er sich ein ruhiges Versteck suchen, um seine Wunden zu heilen und seine Kräfte zu regenerieren. Er würde die Zwerge dafür bestrafen, das sie sich ihm so unverholen zur Wehr gesetzt hatten. Er würde sie mit einem hundert Jahre währenden Krieg überziehen und alles Leben in weitem Umkreis auslöschen. Gnade würde er nicht walten lassen und Gefangene würde er keine nehmen. Die Zwerge sollen den heutigen Tag bereuen, auf das sie es nie wieder wagen, sich ihm zu widersetzen. Von dem Gedanken auf bevorstehende Triumphe und Siege beflügelt, machte sich Lirasch schließlich im Dunkel der Nacht auf, ein sicheres Versteck zu suchen. Der Spalt in seiner Schulter war bereits geschlossen und das blutige Rinnsal versiegt. Trotzdem würde er bald speißen müssen, dessen war er sich im klaren. Lirasch blickte sich verstohlen um. Er hatte Glück. Kaum hundert Schritte vor sich erkannte er ein Leuchten zwischen den traurig herabhängenden Ästen einer uralten Weide. Mit seinen scharfen, für die Nacht geschaffenen Augen konnte er zwischen den Bäumen hindurch, hinter schmutzigen, rußverschmierten Fenstern, Kerzenschein erkennen und der abendliche Wind trug ihm auf seinen Schwingen die Melodie von Stimmen entgegen. Es waren menschliche Stimmen. Sie sangen. Lirasch huschte ein Lächeln über das Gesicht und im nächsten Moment war er in den Schatten der Bäume verschwunden.
      Ja, wir haben gewonnen! :D

      Sehr feine Geschichte und klasser Erzählstil. :)

      MfG
      "Einmal kam der Tod zu einem Zwerg und wollte ihn mit sich nehmen, doch der Zwerg stemmte sich fest mit den Stiefeln gegen den Fels, auf dem er stand, senkte widerspenstig die Stirn und sagte nein. Da ging der Tod wieder."
      Weisheit aus Süd-Sangreîn, mündlich tradiert
      [SIZE=7]
      Heitz, Markus, Der Krieg der Zwerge, München Zürich, 2004[/SIZE]