Götterglaube noch erhalten?

      Danke erst mal für die ausführliche Erläuterung!


      Ich kann jetzt deine Argumentation nachvollziehen, auch wenn ich nicht überall zustimmen kann.


      Das Body-Mind-Thetan-Zeug ist reine Metaphysik, und kann daher kaum irgendwie objektiv beurteilt werden. Du magst den zustimmen oder nicht, hier kann man schwer argumentieren, ob das nun richtig oder falsch sei. Aber ich finde einige Implikationen dieser Theorie - genauso wie auch einige Implikationen der Weltreligionen - bedenklich. Die Abkapselung des "Thetan", dir selbst, wie du es schön umschrieben hast, von deiner menschlichen "Hülle" halte ich insofern als bedenklich, als dass sie dein körperliches und geistiges Dasein, das ja deine einzige tatsächliche Manifestation auf der Welt ist, herabwürdigt unter ein rein spekulatives Dasein als Thetan.
      Wie gesagt kritisiere ich dasselbe auch an der Kirche und ähnlichen Religionen, in denen eine ähnliche Einstllung, die fleischliche Existenz auf der Erde sei nur zweitrangig hinter einer (rein spekulativen) metaphysischen höheren Existenz, vorherrst, und uns zu sehr irrationalen Entscheidungen verleiten kann. Ein Beispiel dafür habe ich anhand des Kirchlichen Glaubens im Sterbehilfe-Thread erläutert, ein konkreter auf Scientology bezogenes wäre, dass die Herabwürdigung des tatsächlichen, weltlichen Daseins zugunsten eines fiktiven, metaphysischen Daseins in der Geschichte nicht erst seit Scientology ständig dafür verwendet wurde, den Leuten zu indoktrinieren, sie sollen sich mit ihren irdischen Unterdrückern (sei es die Scientology-Kirche, die Katholische Kirche insbesondere des Mittelalters, der Hinduismus mit seinem Kastensystem oder irgendeine andere Religion) abfinden in der Hoffnung auf eine fiktive schönere Existenz nach dem irdischen Leben.


      Ich halte jede Form von organisiertem (und hier im Speziellen hierarschisch organisiertem) Glauben an höhere Werte für reine Mechanismen der Unterdrückung (wenn auch relativ subtil verglichen mit anderen Mechanismen).
      (wo du den Kommunismus schon ansprichst: auch dort findest du in der Marx'schen Dialektik - die bisweilen religiöse Formen annimmt - einen ähnlichen Mechanismus, der die Anhänger dazu anspornen soll, ihr Leben aufs Spiel zu setzen für ein - in Wirklichkeit höchst unsicheres - höheres Ziel)



      Die Auditings sehe ich auch als ein reines Instrument der Indoktrinierung. Du erwähnst Kindererziehung und Kommunikation mit seinen Mitmenschen als Themen für solche Auditings - siehst du nicht, dass genau das Themen sind, in denen objektive Erkenntnisse nicht existieren, sondern alles, was man lehren mag, auf rein ideologischen Grundlagen steht? Hier geht es nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern um die Vermittlung von Ideologie. Das ist der wesentliche Unterschied zu deinem Beispiel des Warhammer-Trainers.
      Für mich ist hier offensichtlich, dass das Ziel dieser Auditings nicht etwa das Belehren seiner Anhänger ist, sondern das Erringen eines Belehrungs-Monopols auf seine Anhänger - und damit letztlich eine Unterdrückung der freien geistigen/intellektuellen Entfaltung derselben, sodass sie den eigenen Lehren hörig werden/bleiben.


      Die Dynamics kann ich noch nicht so genau beurteilen, weil mir noch nicht ganz klar ist, wie sie letztlich im Gesamtkonstrukt stehen. Mag sein, dass es toll ist, sich erst selbst zu erkennen, bevor man Erkenntnis über die anderen erlangen soll. Aber wenn es so ist, wie ich vermute, nämlich dass diese Dynamics in den Auditing-Prozess integriert sind, dürften sie ein Mittel der Kontrolle der Persönlichkeitsentwicklung sein - wer die falschen Ansichten über sich selbst hat, wird nicht weiterunterrichtet/unter Druck gesetzt, bis er die "richtigen" Ansichten über sich selbst hat. Erst, wenn dieser Schritt der Indoktrinierung abgeschlossen ist, gehts beim nächsten weiter.
      Sobald nämlich jemand anders daherkommt und deine "geistige Reife" (="Dynamics", wenn ich das richtig verstanden habe) beurteilt, wird das ganze von einem Weg zur Erkenntnis zur reinen Gleichschaltung.
      Deinen Fortschritt auf dem Weg zur Erkenntnis kannst nur du selbst beurteilen, es sei denn, du setzt voraus, dass es jemanden gibt, der dir auf dem Gebiet objektiv überlegen ist und immer sein wird und du bereit bist, dessen Worte und Meinungen unkritisch zu übernehmen. Und ab diesem Punkt ist es keine Erkenntnissuche mehr, sondern Indoktrinierung, Gleichschaltung.
      alea iacienda est.
      Bitte! Gerne! :)

      Ich stimme dir in allen Punkten zu!

      Auch die Body-Mind-Thetan Theorie ist etwas, das nur irgendwann irgendwer (hubbard) erzählt hat... der der es glaubt, glaubt es, wer nicht, eben nicht.

      Es ist auch nicht so, dass ich denke, dass ich ein/en Thetan habe/bin, es ist einzig: mir gefällt die Idee dahinter...


      Nochmal: es wird dort manipuliert und nicht zu knapp, weswegen, die Mitglieder so geformt werden, dass sie in das System passen... das ist nicht gut!

      Mein Satz, dass S interessant ist, kann sich eigentlich ziemlich kurz zusammenfassen lassen (jetzt nachdem die erklärungen dastehen):

      Wenn es möglich wäre, dass Menschen einer Gemeinschaft sich gegenseitig helfen/unterrichten/unterstützen, würde das meiner Meinung nach dazu beitragen, dass sich diese Gemeinschaft schneller weiterentwickelt (in jedem Sinn).


      Des Pudels Kern...
      Ein Steirer:
      "DU bist der Eusebio?
      Ich dachte du wärst größer!"

      Ein BloodBowler:
      "You, Sir, played masterfully!"

      Ruffy:
      "...ich denke du spielst schon am besten..."
      Deinem Satz an sich kann ich prinzipiell aus voller Überzeugung zustimmen, allein verschließt sich mir, an welcher Stelle da Scientology ins Spiel kommt.

      Du sprichst von gegenseitigem Lehren, doch bei Scientology ist das genaue Gegenteil der Fall: dessen Lehrsystem ist rein unilateral. Die Wahrheit ist bereits gegeben und den Gurus bekannt, und die Mitglieder der Gemeinschaft müssen sie nur noch schlucken. Das steht der Idee des gegenseitigen Lehrens diametral gegenüber und führt zu Stagnation, nicht Weiterentwicklung einer Gesellschaft - denn schon der Ansatz, die Wahrheit sei gegeben und irgendwelchen Menschen bekannt, ist Unsinn. Egal, wie sicher du glaubst, dir einer Sache zu sein, sicher kann sie nie sein. Auch ein Super-Guru kann nie die letzte, absolute Wahrheit kennen, auch wenn er es dir so verkaufen will. Letztlich kocht aber auch er nur mit Wasser (bzw. denkt auch er nur mit einem Gehirn).




      Und ad Body-Mind-Thetan und Glauben. Klar, jeder kann glauben, was er will. Ich habe erst ein Problem damit, wenn man danach handelt: ich halte es aber für grob fahrlässig, Glauben als Richtschnur für seine Handlungen zu verwenden, solange es andere Kriterien gibt, mit denen du deine Entscheidungen treffen und deine Handlungen bestimmen kannst, die nicht rein spekulativ sind.
      alea iacienda est.