
Sergej Lukianenko
Das Schlangenschwert
Tancy na snegu
Der Junge Tikkirej (kurz: Tikki) wird eines Abends unangenehm überrascht, als ihm seine Eltern mitteilen, dass sie morgen sterben werden. Denn die Lebensbedingungen auf Karjer, einem industriellen Planeten, sind hart, und das Lebenspensum pro Einwohner ist begrenzt. Tikkis Eltern, beide arbeitslos, wählen darum den verfassungsrechtlichen Freitod, um das Pensum ihres Sohns zu verlängern. Als Vollwaise muss sich Tikki nun von alleine durch das Leben schlagen. Er fasst den Entschluss, als Rechnermodul eines Raumschiffs den Planeten zu verlassen. Als er es auf den Planeten Neu-Kuwait schafft, glaubt er, es geschafft zu haben ? bis er zufällig auf Kapitän Stasj trifft, der zum Orden der Phage gehört. Diese genetisch modifizierten Menschen sind eine Art Friedensmacht der Galaxis, die im Dienste des Imperiums Konflikte zwischen Planeten beilegen. Stasj und Tikki entgehen nur knapp einem Attentat, als Agenten des Planeten Inej unter der Führung der mysteriösen Inna Snow Neu-Kuwait über Nacht erobern. Tikki, Stasj und Tikkis Freund Lion schaffen es gerade noch, auf Avalon, den Planeten der Phage zu fliehen, doch die Ruhe dauert nur kurz. Sie werden als Spione nach Neu-Kuwait zurückgeschickt, um herauszufinden, wie die Gehirnwäsche an den Bewohnern vorgenommen wurde, und wie man Inej auf seinem Expansionskurs stoppen kann?
Rezension:
Die Geschichte von Tikkirej ist ein Entwicklungsroman für Jugendliche. Lukianenko hat bereits mehrere Jugendromane auf dem Buckel und versteht es durchweg, Geschichten aus der Perspektive eines Jungen überzeugend und im entsprechenden Stil zu schreiben. Die Geschichte ist in drei Akten aufgebaut und hat eine durchaus bemerkenswerte ringförmige Erzählstruktur: die auf Karjer aufgenommenen Fäden werden im Epilog aufgegriffen, der erste Besuch auf Neu-Kuwait ist unschuldig und neugierig ? im Gegensatz zum zweiten, als die beiden Jungs Tikki und Lion als Undercoveragenten für die Phage tätig werden müssen. Im Mittelteil geht es um das Leben auf dem Quasi-Paradies der Galaxis, der Heimat der Phage, dem Planeten Avalon. Generell aber, ganz abgesehen von den Weltraumabenteuern ist es eine Geschichte des Erwachsenenwerdens eines Jungen, der durch außerordentliche Umstände zu besonderen Leistungen getrieben wird. Andererseits thematisiert der Roman auch, dass man alleine nicht weit kommt ? erst durch Hilfe von anderen oder durch glückliche Umstände überwindet man Hindernisse. Der Hauptheld ist kein Superman, der im Alleingang alles erledigt ? sondern ein Junge, der vieles erst schafft, wenn man ihm dazu die Chance gibt. Im Laufe der Geschichte lernt er jedoch, eigene Entscheidungen zu treffen, etwa als er das moralisch richtige tut und seine Freunde rettet ? gegen den ausdrücklichen Befehl von Stasj, der von globaleren Problemen geleitet wird. Ständig wird Tikki von Selbstzweifeln geplagt, zwischen Pflichtgefühl und eigenen Wahrnehmungen zerrissen ? ein typischer reflektierender Lukianenko-Held, auch wenn in jungen Jahren.
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