Dieb & Lügner

    Dieb & Lügner

    Kurz lugte Thomas um die Ecke. Er mochte diese Burg nicht, sie war nicht allzu groß, der Herzog war ein gemeiner alter Mann und egal wo, ein Knappe der aus bäuerlichen Verhältnissen kam war nirgends gern gesehen. Doch heute war etwas anders. Vielleicht war es auch nur der Wintereinbruch doch zitterte der vierzehnjährige Junge am ganzen Leib. Erleichtert atmete Thomas aus, es stand noch keine Wache vor den Zimmern der Diener und Knappen. Schnell schlich sich der Junge zu der schweren, mit Eisen beschlagenen, Eichentür. Zog seine kleinen Metallnadeln, die er sich von einer Hofdame ausgeborgt hatte. Thomas grinste hämisch, als er die Nadeln in das grobe Schloss einführte und mit drei, vier gelassenen Handbewegungen die Tür aufschloss. Leise aber schnell öffnete er die Tür und schlich sich in sein Bett. Er sah sich seine Ausbeute von heute an, zwar nur zwei lumpige Kerzenständer, doch würden sie ihm sicher ein oder vielleicht sogar zwei Goldstücke bringen. Thomas stutze, er glaubte etwas gehört zu haben. Er sah auf und versteckte gleichzeitig seine Diebesbeute unter seiner Decke. Seine Kameraden schliefen noch alle, die Hofdamen und der Herzog auch. Aber eine Wache konnte es auch nicht sein, da sie hier nie vorbeigingen. Doch, Angstschweiß ron dem Jungen über die Stirn. Was war wenn sie bemerkt hatten das etwas fehlt, was wenn sie ihn gesehen hatten. Thomas schluckte wieder, ihm wurde schwindlig. Er zitterte am ganzen Leib doch dieses mal nicht weil ihm kalt war. Er dachte nach, wo konnte er nur die Kerzenständer verstecken, wo, wo. Ihm kam eine Idee, bei Markus. Er konnte diesen Angeber sowieso nicht leiden. Andauernd erzählte er von seinem Vater, dem Fürsten, der die Nachbarländer besaß. Es würde nichts machen wenn sie ihn erwischten, er war sowieso einer dieser verdammten Adeligen. Ihm würde nichts passieren. Mit langsamen und leisen Bewegungen näherten sich die Zähen des Jungen immer weiter dem Boden. Langsam erhob er auch den Rest seines Körpers und schlich wie eine Katze auf leisen Sohlen zu dem Bett von Markus. Er nahm die versilberten Kerzenständer und öffnete langsam die Truhe vor dem Bett des blonden Jungen und legte ohne ein Geräusch zu erzeugen die Kerzenständer hinein. Danach schloss er die Truhe wieder, die Nadeln die Thomas gestohlen hatte schob er langsam unter das Kissen des anderen Jungen und legte sich dann beruhigt wieder in sein Bett. Danach schlief er ruhig ein. Am nächsten Tag weckten Thomas schwere Schritte und ein verzweifelter Schrei. Zwei Wachen hatten Markus unsanft geweckt, der eine hielt den Jungen an einer Schulter fest und die andere Wache hielt den Kerzenständer und die Stricknadeln in den Händen. Die Wachen sahen sich noch misstrauisch um, der Junge protestierte lautstark, "Lasst mich los, ich habe doch gar nichts getan!" Die Wachen sahen den Jungen durch die Visier der alten Helme hindurch an, "Lügen tust du also auch noch, du kleiner dreckiger Dieb." Der Junge versuchte sich zu befreien, "Ich bin kein Dieb, ich bin kein Dieb! Warum sollte ich etwas stehlen?" Die Wachen lachten verbittert, "Das tut ihr doch alle Bauerngesocks!" Ein kurzer Stich durchfuhr Thomas als er das hörte, er war also doch keiner der Adeligen. Nun würde ihm kein schönes Schicksal erwarten. Markus schluchzte laut auf, "Ich habe doch nichts getan!" Der eine der Wachen verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht mit der flachen Hand. Das Geräusch hallte in Thomas Kopf noch lange nach dem Schlag. Die Wache sah ihn erbost an, "Lüge nicht, du machst es dir nur noch schwerer Dieb." Der Junge schluchzte wieder auf, "Ich bin kein Dieb!" Die Wachen lachten, "Das wird dir auch nichts bringen, du wirst erst mit zwölf Streichen ausgepeitscht und bekommst danach das Siegel der Diebe.", entgegnete die eine Wache mit hartem Gesichtsausdruck. Thomas stutzte, er hatte gerade ein Leben zerstört. Das Siegel der Diebe war ein schmerzhaftes Brandmal, das auf die Stirn gedrückt wurde. Es brannte das Zeichen einer Kralle eines Vogels ein. Jeder der so ein Zeichen besaß war verurteilt nie wieder eine Arbeit zu finden, und auch wird er nie wieder so eine Chance erhalten wie das, das er jetzt bekam. Er hatte das Glück als Knappe genommen zu werden doch schien es jetzt für ihn vorbei zu sein. Er würde ein echter Dieb werde, oder ein Bettler oder er würde verhungern. Thomas Kehle schnürte sich immer fester zu. Der Junge hapste nach Luft doch konnte sich soweit einbremsen das die Wachen nicht auf ihn aufmerksam wurden. Kurz wartete er noch, dann wurde Markus weggebracht. Thomas schlich den Wachen nach, er wusste wo sie den Jungen hinbringen würden und er konnte nicht zulassen das der unschuldige Junge solche Qualen aushalten musste. Die Wachen warfen ihn, in einen Eisenkäfig im Kerker. Es waren auch noch einige andere Diebe hier, sie alle waren ausgehungert und starrten mit einem seelenlosen Blick in das Licht des einen kleinen Fensters. Auf ihren Stirnen prangerte das Siegel der Diebe. Die Narben der Brandmarkung sahen schrecklich aus. Thomas schauderte, er wusste das er dem Jungen helfen musste doch er wusste noch nicht wie. Kurz scheute er doch dann trat er in die Düsternis des Kerkers und schlich langsam auf Markus zu. Dieser saß schluchzend und weinend in der Ecke seines Käfigs und hielt sich an zwei Gitterstäben fest. "Psst, Markus, sei leise ich hohl dich da raus." Der Junge sah auf, seine Augen glühten plötzlich voller Hoffnung, er schien fast zu schreien, "Ja tu das!" Thomas verschwand wieder in einer dunklen Ecke und legte seinen linken Zeigefinger auf die Lippen. Aus einem Raum mit geschlossener Tür drang der dumpfe Schrei, "Warte nur du Dieb, deine Zeit kommt schnell genug!" Markus verstummte und begann wieder zu weinen. Langsam näherte sich Thomas und suchte in seinen Taschen etwas das ihnen helfen konnte, doch er fand nichts. Er sah sich im Raum um, er entdeckte auf einem Tisch der wohl für die Wachen hier aufgestellt wurde einen kleinen Eisenlöffel. Welch ein Wunder schoss es dem Jungen durch den Kopf. Er schlich zu dem Tisch, holte sich den Löffel und machte sich an dem Schloss zu schaffen. Bald hatte er es geschafft, das Schloss knackte und die Tür war offen. Thomas sah auf, "Ich bring dich da wieder raus Markus." Der andere Junge wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und flüsterte leise, "Danke."
    As a man thinketh in his heart, so is he.

    - Jun Fan


    Es gibt nichts Gutes, außer man tut es!

    - Erich Kästner
    +++klar solls weitergehen - liebt irgendwie auf der hand dass die beiden charaktere eine interessante konstallation für abenteuer bieten. thomas der sich immer tiefer in seine lügen verstrickt und vom schlechten gewissen geplagt wird während markus in ihm den helden zu sehen glaubt :)) +++