Hier der Anfang meiner neuesten Kurzgeschichte aus einer von mir selbst erfundenen Welt namens "Welt der Toten Götter".
Aus der Tiefe
?Und aus den dunklen Tiefen werden sie kommen,
die Unschuldigen zu verschlingen und ihre Seelen zu fressen.
Sie sind die Kinder der großen Schlange, entfesselt, ,
die Völker der Welt zu strafen.?
-Rabos Gemoron, Seher der Großkönigs von Gorla (auf See verschollen)
Margon fluchte, als er die Augen aufschlug. Er musste von der Hitze der Sonne und dem leichten schaukeln der Meereswellen unter seinem kleinen Boot eingeschläfert worden sein. Das war wohl knapp nach Mittag gewesen. Jetzt jedoch war es ziemlich kühl und dunkel um ihn herum und auch der Wellengang war etwas größer geworden.
Noch immer fluchend tastete der junge Fischer vorsichtig in seinem Boot herum. Irgendwo musste noch seine Angelausrüstung liegen und er wollte nicht darüber stolpern um vielleicht mit dem Gesicht auf die Angelhaken zu knallen. Er würde ohnehin schon genug Ärger mit seinen Brüdern bekommen, weil er bei Nacht draußen auf dem Meer geblieben war, ohne mit zerkratztem Gesicht wieder aufzutauchen.
Plötzlich berührte Margons Hand etwas Kaltes, Schuppiges. Der Junge zuckte zurück, konnte einen Aufschrei gerade noch unterdrücken. Dann fiel ihm ein, dass das wohl die Fische sein mussten, die er vor seinem ungeplanten Schläfchen noch gefangen hatte. Gut, dann würde er wenigstens nicht mit ganz leeren Händen nach Hause kommen. Trotzdem würde er sich die nächsten paar Tage wohl ordentlich ins Zeug legen müssen, um den Fang nachzuholen, der ihm heute entgangen war. Seine Brüder hatten wahrscheinlich in den anderen zwei Booten deutlich mehr gefangen. Sie wussten schließlich, dass sie dieses schöne Wetter mitten im Herbst noch ausnutzen mussten, ehe die winterlichen Stürme es unmöglich machen würden, mit etwas kleinerem als einem der großen Handelsschiffe hinaus aufs Meer zu fahren, die von Zeit zu Zeit unter den Flaggen von Numissa, Gorla und anderen fernen Ländern durch diese Gewässer segelten.
Der Anblick solcher Schiffe brachte Margon immer zum Träumen. Eines Tages wollte er all diese Länder sehen, dem tristen Alltag des Dorflebens entkommen und mehr als sich machen als einen bloßen Fischer. Bei diesem Gedanken fühlte der junge Mann wie sein Gesicht vor Scham erglühte. So durfte er nicht denken. Er war es seinen Brüdern und seinen verstorbenen Eltern schuldig, die Familienarbeit fortzusetzen. Für Abenteuer war später Zeit, wenn seine Brüder beide geheiratet hatten und ihre eigenen Familien gründeten. Dann könnten sie das Haus und die Boote übernehmen und Margon hätte seine Schuldigkeit getan. Dann würde er auf Abenteuer ausziehen. In seinen eigenen Augen sah er sich als berühmten Schiffskapitän, der ein eigenes Handelsschiff besaß, das schnellste auf dem ganzen Korakmeer. Oder vielleicht würde er auch Pirat werden, sich der Flotte eines der Meereskönige anschließen, vor deren Armadas ganze Länder zitterten. Vielleicht würde er sogar einen Galeru sehen, ein Mitglied jenes geheimnisvollen Volkes, das gleich den Fischen, die er fing, unter den Wogen lebte und dort ein eigenes Reich voller Wunder errichtet hatte. Es hieß, vor allem die Frauen der Galeru seien bemerkenswert. Vielleicht würde er ja einmal statt einem Fisch eine Galerufrau fangen. Bei dem Gedanken musste Margon grinsen.
Eine größere Welle stieß gegen das Boot und lies es wild hin und herschaukeln. Unsanft wurde der junge Fischer aus seinen Gedanken gerissen als er hinplumpste und sein Hinterteil schmerzhafte Bekanntschaft mit den harten Planken des Bootsbodens machte.
Zum ersten Mal seit er aufgewacht war kam Margon der Gedanke, dass er in Gefahr sein konnte. Die Nacht war ziemlich dunkel, beinahe sternenlos. In der Ferne konnte er zwar das flackernde Licht des alten Inselleuchtturm sehen, dennoch würde es alles andere als leicht werden, das Boot zurück zum Dorf zu rudern. Der Wellengang schien auch immer stärker zu werden. Vielleicht zog sogar ein Sturm auf. Der Gedanke versetzte Margon beinahe in Panik.
Mitten in der Nacht auf dem Meer von einem Sturm überrascht zu werden war das Letzte, was er wollte. Falls sein Boot kenterte würde er zwar zur Küste schwimmen können, trotzdem würden bei starkem Wind die Wellen so groß sein, dass der junge Fischer bezweifelte, es schwimmend mit ihnen aufnehmen zu können. Und dann war da immer noch die Gefahr, dass ihm gegen Ende die Kräfte ausgingen und er gegen die Felsen geschleudert wurde, die man an manschen Stellen der Küste fand. Dort würde sein Körper mühelos zerschmettert werden und er würde in ein feuchtes Grab gezogen werden. Niemand aus dem Dorf würde jemals erfahren, was mit ihm geschehen war.
Die Vorstellung seines eigenen Körpers, der von den Wellen gegen eine Felswand geschmettert wurde, brachte Margon in Bewegung. Rasch ertastete er seine Angelausrüstung, verstaute sie und holte dann rasch den kleinen Anker ein, der aus einem Ziegelstein gebastelt worden war. Mit nur leicht zittrigen Händen ließ er die Ruder ins Wasser und begann in kräftigen Zügen auf das ferne Licht des Leuchtturmes zuzusteuern. Von dort aus sollte er die Lichter des Dorfes sehen können...
Der Wind frischte auf und die Wellen trieben das kleine Boot mit dem einsamen Ruderer schneller und schneller durch die scheinbar ewige Dunkelheit, die sich in einer Nacht wie dieser beinahe mit der Finsternis in den Tiefen messen konnte.
Aus der Tiefe
?Und aus den dunklen Tiefen werden sie kommen,
die Unschuldigen zu verschlingen und ihre Seelen zu fressen.
Sie sind die Kinder der großen Schlange, entfesselt, ,
die Völker der Welt zu strafen.?
-Rabos Gemoron, Seher der Großkönigs von Gorla (auf See verschollen)
Margon fluchte, als er die Augen aufschlug. Er musste von der Hitze der Sonne und dem leichten schaukeln der Meereswellen unter seinem kleinen Boot eingeschläfert worden sein. Das war wohl knapp nach Mittag gewesen. Jetzt jedoch war es ziemlich kühl und dunkel um ihn herum und auch der Wellengang war etwas größer geworden.
Noch immer fluchend tastete der junge Fischer vorsichtig in seinem Boot herum. Irgendwo musste noch seine Angelausrüstung liegen und er wollte nicht darüber stolpern um vielleicht mit dem Gesicht auf die Angelhaken zu knallen. Er würde ohnehin schon genug Ärger mit seinen Brüdern bekommen, weil er bei Nacht draußen auf dem Meer geblieben war, ohne mit zerkratztem Gesicht wieder aufzutauchen.
Plötzlich berührte Margons Hand etwas Kaltes, Schuppiges. Der Junge zuckte zurück, konnte einen Aufschrei gerade noch unterdrücken. Dann fiel ihm ein, dass das wohl die Fische sein mussten, die er vor seinem ungeplanten Schläfchen noch gefangen hatte. Gut, dann würde er wenigstens nicht mit ganz leeren Händen nach Hause kommen. Trotzdem würde er sich die nächsten paar Tage wohl ordentlich ins Zeug legen müssen, um den Fang nachzuholen, der ihm heute entgangen war. Seine Brüder hatten wahrscheinlich in den anderen zwei Booten deutlich mehr gefangen. Sie wussten schließlich, dass sie dieses schöne Wetter mitten im Herbst noch ausnutzen mussten, ehe die winterlichen Stürme es unmöglich machen würden, mit etwas kleinerem als einem der großen Handelsschiffe hinaus aufs Meer zu fahren, die von Zeit zu Zeit unter den Flaggen von Numissa, Gorla und anderen fernen Ländern durch diese Gewässer segelten.
Der Anblick solcher Schiffe brachte Margon immer zum Träumen. Eines Tages wollte er all diese Länder sehen, dem tristen Alltag des Dorflebens entkommen und mehr als sich machen als einen bloßen Fischer. Bei diesem Gedanken fühlte der junge Mann wie sein Gesicht vor Scham erglühte. So durfte er nicht denken. Er war es seinen Brüdern und seinen verstorbenen Eltern schuldig, die Familienarbeit fortzusetzen. Für Abenteuer war später Zeit, wenn seine Brüder beide geheiratet hatten und ihre eigenen Familien gründeten. Dann könnten sie das Haus und die Boote übernehmen und Margon hätte seine Schuldigkeit getan. Dann würde er auf Abenteuer ausziehen. In seinen eigenen Augen sah er sich als berühmten Schiffskapitän, der ein eigenes Handelsschiff besaß, das schnellste auf dem ganzen Korakmeer. Oder vielleicht würde er auch Pirat werden, sich der Flotte eines der Meereskönige anschließen, vor deren Armadas ganze Länder zitterten. Vielleicht würde er sogar einen Galeru sehen, ein Mitglied jenes geheimnisvollen Volkes, das gleich den Fischen, die er fing, unter den Wogen lebte und dort ein eigenes Reich voller Wunder errichtet hatte. Es hieß, vor allem die Frauen der Galeru seien bemerkenswert. Vielleicht würde er ja einmal statt einem Fisch eine Galerufrau fangen. Bei dem Gedanken musste Margon grinsen.
Eine größere Welle stieß gegen das Boot und lies es wild hin und herschaukeln. Unsanft wurde der junge Fischer aus seinen Gedanken gerissen als er hinplumpste und sein Hinterteil schmerzhafte Bekanntschaft mit den harten Planken des Bootsbodens machte.
Zum ersten Mal seit er aufgewacht war kam Margon der Gedanke, dass er in Gefahr sein konnte. Die Nacht war ziemlich dunkel, beinahe sternenlos. In der Ferne konnte er zwar das flackernde Licht des alten Inselleuchtturm sehen, dennoch würde es alles andere als leicht werden, das Boot zurück zum Dorf zu rudern. Der Wellengang schien auch immer stärker zu werden. Vielleicht zog sogar ein Sturm auf. Der Gedanke versetzte Margon beinahe in Panik.
Mitten in der Nacht auf dem Meer von einem Sturm überrascht zu werden war das Letzte, was er wollte. Falls sein Boot kenterte würde er zwar zur Küste schwimmen können, trotzdem würden bei starkem Wind die Wellen so groß sein, dass der junge Fischer bezweifelte, es schwimmend mit ihnen aufnehmen zu können. Und dann war da immer noch die Gefahr, dass ihm gegen Ende die Kräfte ausgingen und er gegen die Felsen geschleudert wurde, die man an manschen Stellen der Küste fand. Dort würde sein Körper mühelos zerschmettert werden und er würde in ein feuchtes Grab gezogen werden. Niemand aus dem Dorf würde jemals erfahren, was mit ihm geschehen war.
Die Vorstellung seines eigenen Körpers, der von den Wellen gegen eine Felswand geschmettert wurde, brachte Margon in Bewegung. Rasch ertastete er seine Angelausrüstung, verstaute sie und holte dann rasch den kleinen Anker ein, der aus einem Ziegelstein gebastelt worden war. Mit nur leicht zittrigen Händen ließ er die Ruder ins Wasser und begann in kräftigen Zügen auf das ferne Licht des Leuchtturmes zuzusteuern. Von dort aus sollte er die Lichter des Dorfes sehen können...
Der Wind frischte auf und die Wellen trieben das kleine Boot mit dem einsamen Ruderer schneller und schneller durch die scheinbar ewige Dunkelheit, die sich in einer Nacht wie dieser beinahe mit der Finsternis in den Tiefen messen konnte.
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