Hisme hing mit dem Oberkörper über die Reling und fütterte die Fische. War das wirklich die große Welt, die er sich vorgestellt hatte? Bis jetzt hatten sie wahrhaft nichts aufregendes gesehen - und nicht mal etwas langweiliges, denn dieser verdammte Nebel schluckte einfach alles! Vielleicht könnte er sich ein wenig die Reisekasse aufbessern, wenn er die anderen Mitfahrer zu einer Runde Würfeln (natürlich mit speziellen Mootlandwürfeln) überreden konnte... Hisme schlenderte zu den kauernden Gestalten, die es sich in einem geschützten Winkel auf Deck gemütlich gemacht hatten. Er würde vorsichtig sein müssen... Würden sie bemerken, dass er nicht ganz ehrlich spielen wollte, ginge es sicherlich schlecht für ihn aus... Ganz besonders der Norse, der Zweimetermann und der Veteran mit diesen viel zu scharfen Waffen ließen ihn etwas schwitzen. Aber er war hungrig, hatte seit Tagen nichts zu beißen gehabt und würde sichrlich nicht auf diesem blöden Fluss verhungern! "Verzeihung, meine Herren," begann der kleine Halbling, "hätten sie eventuell Lust an einer kleinen Partie Würfeln?"...

Halfdan war erschöpft und müde, wie so oft ging ihm der Gedanke durch den Kopf ob er nicht längst zu alt für so etwas sei. Er liebte das Reisen, Kulturen kennen zu lernen, das Handeln, aber wenn es etwas gab das er wirklich hasste war es diese elende Langeweile, die das Reisen mit sich brachte. Er hatte das Gefühl das er sich in all den Jahren längst alle Gedanken gemacht hatte die man sich machen kann. Er versuchte zu schlafen, er versuchte immer bei Fährenreisen zu schlafen, aber schaffen konnte er es nie. Sein Hand wanderte langsam Richtung Gürtel nur um fest zu stellen das er sein Trinkhorn mit seinem letzten Rest Met in seiner Kabine vergessen hatte. Und wieder musste er sich an seine Dummheit erinnern, noch nie hatte er sich selbst so in Schwierigkeiten gebracht. Ein tiefer Seufzer kam von seinen Lippen. Er schloss langsam die Augen um erneut den Versuch zu starten etwas Schlaf zu finden.

"Verzeihung, meine Herren," hörte er eine piepsige Stimme sagen, "hätten sie eventuell Lust an einer kleinen Partie Würfeln?"...

Langsam öffnete er seine Augen, und sah einen Halbling vor sich und den restlichen Passagieren umher zappeln. Er konnte meistens das Gesindel das dem Mootland entstammt nicht ausstehen, Betrüger, Diebe, Pack ? obwohl es einige gab die doch ganz gut trinken konnten.
Langsam und bedacht nahm er von seinem Gürtel den Beutel in dem seine letzten Bernsteine waren, wieder musste er daran denken, das er eigentlich schnellstens den Blick von den Würfeln in der Hand des Halblings nehmen sollte und wieder die Augen schließen sollte um zu schlafen, aber er konnte nicht. Langsam beugte er sich vor und blickte dem Halbling in die Augen.

?Halbling, ? ich spiele mit dir, aber wenn du es wagen solltest meine Zeit mit Betrügereien zu verschwenden?, er konnte sich ein sanftes Lächeln nicht verkneifen, als er die Worte sprach, ?werdet ihr den Reik besser kennen lernen als ihr es vor hattet!? Er holte noch einmal tief Luft, irgendwie hatte er das Gefühl das er einen Fehler mache.

? Also um was wollt ihr spielen kleiner Mann?

Thor saß auf einigen Getreide Säcken die von dem Nebel bereits feucht geworden waren und starrte in die wabernden Dunstschleier. Seine Gedanken kreisten um seine zerstörte Heimat und seine Zukunft. Als er aufgebrochen war hatte er nicht darüber nachgedacht was er nun machen sollte.
Nach einigem überlegen hatte er sich dazu entschieden nach Nuln zufahren der nächsten Großstadt. dort wollte er nach neuer Arbeit suchen. Doch am meisten wurden seine Gedanken von den beiden von ihm getöteten Söldner angezogen.
Er hatte Menschen Leben beendet. Sein Verstand sagte ihm, dass dies gerechtfertig gewesen war. Sie hatten die Dorfbewohner abgeschlachtet und die Häuser niedergebrannt. Doch sein Herz wollte das nicht akzeptieren.
So war er erleichtert als der Halbling der mit an Bord war mit seiner hohen stimme fragte ob jemand sich auf ein Würfel spiel mit ihm einlassen würde.
Als einer der anderen Reisenden mit: ?Halbling, ? ich spiele mit dir, aber wenn du es wagen solltest meine Zeit mit Betrügereien zu verschwenden werdet ihr den Reik besser kennen lernen als ihr es vorhattet! Also um was wollt ihr spielen kleiner Mann??, antwortete drehte Thor sich in Richtung der beiden
Der Mann sah wild aus und meinte seine Drohung offensichtlich ernst.
?Ich würde auch eine Runde mitspielen.?, meinte Thor obwohl sich in seinem Geldbeutel nur noch bedenklich wenig Münzen aneinander rieben. Aber er brauchte Ablenkung von dem ständigen Grübeln.

Balduin saß neben einem großen Fass, welches dem geruch nach mit Wein gefüllt war. Der Geruch erinnerte ihn an den Weinkeller seines Herren, in den er nur allzu oft zum Weinholen geschickt worden war. Ein kalter Schauer fuhr ihm über den Rücken. "Zum Glück bin ich von dort abgehauen." sagte er leise zu sich selbst. Am vorderen Teil des Fährendecks bewegte sich etwas. Drei Gestalten hatten sich erhoben. Balduin konnte durch den dichten Nebel kaum etwas erkennen. Er beschloß ebenfalls aufzustehen und nach vorne zu den anderen zu gehen. "Ein wenig bewegung wird sicher nicht schaden", dachte er sich.
Nach wenigen Schritten hatte er die anderen erreicht. Ein Halbling trat zwischen den beiden anderen Passagieren hervor und fragte:"Guten Tag der werte Herr, möchten sie sich vielleicht einer kleinen Würfelparie anschließen?" Balduin verneinte, da er kein Geld mehr übrig hatte. Er hatte seine letzten Schillinge für die Fährenfahrt ausgegeben. "Ich werde euch jedoch ein wenig Gesellschaft leisten, wenn es nicht stört", sagte Balduin.
Die anderen schienen kein Problem damit zu haben und Balduin gesellte sich zu ihnen.

Will stand vorne am Bug, und beobachtete wie das Schiff sowohl das Wasser als auch den Nebel durchpflügte. Er fühlte sich noch immer erleichtert, nun endlich alleine unterwegs zu sein, ohne die ständig wachsamen Augen seines Meisters. Will hatte Nuln als sein erstes Ziel ausgewählt. Soweit wie möglich weg von Altdorf und seinem Meister.
Er ging gerade in Gedanken durch, was er nun endlich alles machen konnte, ohne sich dabei sofort wieder eine Tracht Prügel einzufangen, als eine piepsige Stimme schwach durch den Nebel drang: "Verzeihung, meine Herren, hätten sie eventuell Lust an einer kleinen Partie Würfeln?"
'Das wäre schon mal ein guter Anfang', ging es Willhelm durch den Kopf, 'wenigstens hat der alte Drachen mir ein paar Scheiner* mit auf die Reise gegeben.' Gemütlich schlenderte er in Richtung des Halblings, der offensichtlich die Frage gestellt haben musste, wer sonst hier an Deck könnte eine derartig hohe Stimme besitzen.

*Altdorfer Slang für Goldkronen

Hismes Hände schwitzten. Verflucht, das könnte gefährlich werden! Er hatte gehofft, nur dem alten Norse ein Fell abluchsen zu können, quasi als Fingerfertigkeitsübung. Jetzt würde die Sache etwas interessanter werden: Der bullige Schmied sah zwar nicht so aus, als ob er gerne Halbling am Spieß essen würde, aber beim Kapitän war er sich da nicht so sicher. Mist! Er würde besonders geschickt sein müssen, um hier rauszukommen.
"Meine Herren," begann er, "kennen sie zufälligerweise Mootlandwürfeln?"... Vielleicht gab es doch noch eine Möglichkeit, das Fell zu gewinnen, ohne den Fluß kennen zu lernen. Von seinen gewichteten Würfel müßten auch ein oder zwei dem Händler zukommen, damit er sich nicht betrogen fühlte. Einverständiges Gemurmel kam ihm entgegen. Er rollte das erste Würfelpaar...

Halfdan blickte zu dem Seemann auf, und sah sein gezeichnetes Gesicht. Das war eindeutig ein Mal, ein Mal der Götter. Er traf auf seinen Reisen des Öfteren Male an den Körpern der Menschlinge des Südens, die Meisten waren die Aufmerksamkeit nicht wert die ihnen die Götter allen Anschein nach gaben. Er selbst bekam diese Aufmerksamkeit nie, wieso, das wusste er, und auch wenn er vor jedem Kampf ein kleines Stoßgebet oder wenn er dazu Zeit hatte ein kleines Opfer darbot, war die Religion für ihn nicht mehr so wichtig wie es für einen Nordmann üblich war. Aber dieser Seemann, schien etwas Besonderes zu sein, vielleicht begünstigt ? jedenfalls sollte er vorsichtig sein, das diesem Mann das Glück nicht zu sehr hold ist.
In Gedanken versunken bemerkte er gar nicht, dass der Halbling schon die Würfel fallen lies, er stülpte seinen Becher schnell über die Würfel und blickte in die Runde.

?Meine Herren,? sagte der Halbling, ?ich bitte darum das sie setzten?

Halfdan ärgerte sich darüber nicht gesehen zu haben was der Halbling mit den Würfel tat, das passierte ihm nicht das erste mal, ? aber gut nun war es zu spät. Er öffnete seinen Bernstein Beutel und nahm ein kleineres Stück heraus.

?Dieser Bernstein ist ungefähr 4 Goldstücke wert,? Er blickte ernst in die Runde, ?Ungerade !!?

Willhelm ließ sich neben dem Halbing, gegenüber des Nordmanns aufs Deck nieder.
"Ich halte dagegen." Er langte in seinen Rucksack. "Vier Scheiner auf Gerade!", verkündete er und setzte einen kleinen Stapel aus vier Goldkronen neben den Bernstein. Nur kurz hegte er Bedenken, eine derart große Summe zu setzen, die immerhin mehr als die Hälfte seines Goldes ausmachte. Aber immerhin, wer nicht wagt, der nicht gewinnt - und im Notfall könnte er sich ja später alles wieder zurückholen.

Damit war er raus. Er besaß nicht mal zwei Goldstücke. Tja so würde er eben nur zugucken. "Ich währe dann auch draußen."
Er war froh seine Spiellust unterdrückt zuhaben schließlich baruchte er noch ein bisschen Geld für Essen und Unterkunft. Sollten die anderen doch ihr Vermögen verlieren. Außerdem konnte er so einem möglichen Streit über das Spiel aus dem Weg gehen. Denn die beiden die gesetzt hatten sahen nicht gerade so aus als wenn sie Meinungsverschidenheiten friedlich klären würden.

Hisme atmetete erleichtert auf. Wenigstens würden sie ihn nicht zerfleischen hatte er ja nicht einmal gesetzt. Schlimmstenfalls würden sich also der Händler und der Magus gegenseitig zerfleischen. Hisme verabscheute zwar Gewalt, aber solange sie nicht ihn traf...

So ein Glück, er hatte seine geliebten Schummelwürfel nicht mal gebraucht. Aber dieses wunderschöne Fell würde noch ihm gehören, war er sicher. Er hob den Becher. Wie gut es sich anfühlt, wenn man mal nicht der Schuldige ist... "Ungerade".

'Verflucht!', schoss es Willhelm durch den Kopf, 'der Norse hat Glück, dass muss man ihm lassen.'
Nach außen hin wahrte er eine kühle Mine, lächelte den Nordmann nur freudlos an und nickte ihm gratulierend zu.
Will würde sich das Gold wohl heute Nacht noch zurückholen müssen, wenn er es nicht beim Spiel wieder wiedergewinnen konnte.
"Noch eine Runde, Halbling! Ich bleibe bei Gerade."
Er blickte den Nordmann noch immer an, während er in seinen Rucksack griff, fünf Silberschillinge aus seiner geheimen Innentasche herausnahm und diese klimpernd aufs Deck legte.

Gut, dachte Hisme, der Norse hatte gewonnen und der Magier den Verlust halbwegs weggesteckt. Dummerweise hatten sowohl der Nordmann als auch der Mensch aus dem Imperium beide eine Gemeinsamkeit: Spielsucht. Sollte er es wirklich wagen, sich den Pott zu schnappen? Es wären dann etwa bis zu zwanzig Goldstücke, die er einstreichen könnte... Soviel sieht ein Halbling im Mootland im ganzen Jahr nicht! Seine zitternden Hände griffen in eine Seitentasche..

"Für meinen Teil bin ich gerne dabei, hätten sie denn eventuell an einem neuen Spiel Freude, Herr Händler und Herr Kapitän? Wir müßten ja auch nicht unbedingt um Goldstücke spielen..."

Egal, wie die Würfel fallen würden, hoffentlich käme er doch noch mit heiler Haut davon...

Flussraschen? Was um Esmeraldas Willen war das? Als Halbling bildete man sich eine ganze Menge darauf ein, in jedem Spiel besser als die anderen Mootländer und ganz besonders besser als diese tölpelhaften und unbeholfenen Menschen zu sein, aber Flussraschen? Er wägte seine Chancen ab: Niemand hatte eine Ahnung, wieviel Gold noch in seinen Taschen wäre, hätte der apitän also ein Motiv, unfair zu spielen? Natürlich, scholt er sich selbst, Falschspielen gehört doch schließlich zum Glückspiel. Schließlich möchte ja Ranald nicht die ganze Arbeit alleine machen...

"Ich bin dabei, Herr Kapitän" und legte ebenfalls zwei Münzen auf die Planken des schwankenden Decks. Villeicht war das Glück ja mal ausnahmsweise mit ihm, obwohl ihm der Mensch definitiv etwas zu sehr grinste...

"Vielen Dank, aber ich werde wohl nicht mit spielen."
War wohl auch besser so. Er hatte Unterhaltung und konnte nichts verlieren. Keine Probleme also. Des weiteren glaubte Thor nicht das hier keiner falsch spielte. Es kam nur darauf an, ob man unentdeckt blieb oder nicht. Er lehnte sich mit einem Lächeln auf den Lippen gegen einige Fässer und sah den anderen zu.