Der Schatz von Asqandhar
41. Tag des Feldzugs:
?Beschirme uns, oh Herrin, vor dem Zorn der Nordmänner!? Es war ein leises Flehen gewesen. Der bretonische Edelmann hatte sein Leben auf den Knien ausgehaucht, um Gnade winselnd wie ein törichtes Weib. Sehr zu Freude der blonden Norsen hatte er nicht einmal versucht, wie ein Mann zu sterben.
Sein Blut tränkte nun das Deck des Norsischen Drachenbootes und sein Leichnam wurde den Flammen übergeben ? zu Ehren Khornes.
Curgan bezweifelte, dass der bretonische Edelmann ein würdiges Opfer für Khorne war und hoffte inständig den mächtigen Gott nicht verstimmt zu haben.
?Höre mich, o mächtiger Khorne! Ich bin Curgan, ein Sohn deines Lieblingsvolkes. Ich bringe dir dieses Opfer, auf dass du dich seiner Gesellschaft erfreust. Wenn dir das Opfer missfällt ? so verbanne es in die schwärzesten Gefilde deiner Vorstellungskraft!?
Somit lag es an Khorne über das Opfer zu bestimmen. Und Curgan war sich sicher, dass der mächtige Gott das Opfer annehmen würde. Denn viele Norsen und Bretonen hatten in dem Täuschungsangriff sterben müssen, damit er allein den Edelmann und dessen Gattin aus der mächtigen Burg hatte rauben können.
Die Burg war nun niedergebrannt und der Blutzoll hatte Khornes Gefallen gefunden. Der Edelmann war somit nur der krönende Abschluss der verlustreichen Schlacht.
Wer die Aufmerksamkeit der Götter wollte, musste alles in die Waagschale werfen.
Die Norsen riefen ihren Gott an, der bisher nur in wenigen Fjorden bekannt war ? Odin. Khorne hatte viele Namen.
?Auf ein Wort, Herr!? bat Soerenson, der Stammesführer der Norsen. Er wagte Curgan jedoch nicht anzusehen. Unsicher deutete er zu den verbrannten Überresten des Bretonen.
?Die Männer wollen wissen, ob sie das Fleisch des Mannes nun verzehren können, jetzt wo es gar ist.?
Der Norse gefiel Curgan aus einem unerfindlichen Grund. Trotz seiner Angst vor ihm, hatte er noch nie geschwiegen, wenn er ein Anliegen für wichtig genug gehalten hatte.
?Khorne teilt niemals!? wies Curgan ihn ab, obwohl er wusste, dass die Männer nach dem Blut des Bretonen gierten. ?Was Khorne jedoch überlässt, dürft ihr unter euch aufteilen.?
Und das Feuer hatte genug übrig gelassen.
?Da ist noch etwas, Herr! Viele Männer mussten sterben, um Euer Opfer zu ermöglichen. Einige der Männer glauben nicht an die Reichtümer von denen Ihr spracht.?
?Wer glaubt nicht daran??
Unter Curgans Blick, verlagerte Soerenson das Gewicht von einem Bein zum anderen, unentschlossen darüber, ob er die Namen nennen sollte.
?Eigentlich nur einer ? Sven.?
Curgan lächelte und Soerenson gefror das Blut in den Adern. Er fühle sich auf seinem eigenen Schiff nicht mehr als Herr. Etwas umgab Curgan, das er nicht zu verstehen imstande war. Dämonen schienen in seiner Rüstung zu hausen, die Wutausbrüche der Götter oder etwas noch viel Schlimmeres.
?Ist das so??
Sich räuspernd nickte Soerenson schließlich und hob unschlüssig die Augenbrauen. Ein letztes Mal fasste er Mut.
?Und die Frau, Herr!?
?Die Frau??
?Ja Herr, die Gattin des Südländers. Manche sind der Ansicht, sie hätten es sich verdient, dass sie für die Nacht ihnen gehört.?
?Wer ist dieser Ansicht??
?Nun... hauptsächlich einer... Sven!?
Curgan sah über das schwankende Deck und betrachtete den hochgewachsenen, blonden Norsen, der umgeben von johlenden Männern sein Bier trank. Sven überragte selbst Soerenson um Haupteslänge und Curgan fühlte, dass dieser den Tag herbeisehnte, an dem gewisse Dinge neu entschieden wurden. Auch das gefiel ihm an den Norsen. Sie verstanden zu sterben...
?Ich spreche mit den Männern, Soerenson. Aber vorerst habe ich ein Wort mit der Frau zu wechseln. Lass Segel in Richtung Süden setzen! Wir brechen noch heute Nacht auf.?
?Heute Nacht noch, Herr? Aber die Wunden der Männer sind noch nicht versorgt und...?
Curgans Augen ließen Soerenson zusammenzucken.
?Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt. Wenn ich mit den Männern gesprochen habe, dann werden sie gar nicht mehr wissen, dass sie jemals Wunden hatten. Mein Wort darauf!?
Soerenson duckte sich in gebührendem Gehorsam und sah dem Krieger bleich nach, der in die Kabinen unter Deck verschwand.
Curgan öffnete die Tür zur Kapitänskajüte. Dort lag sie, gefesselt und geknebelt mit einem stickigen Sack über dem Kopf ? ganz so als hätten sie die leibhaftige Medusa selbst eingefangen. Ihre Versuche sich zu befreien ließen nach, als sie ihn bemerkte.
Brutal riss er sie in eine sitzende Position und kniete sich zu ihr nieder.
Er hatte einen Verdacht und es war den Männern bei Todesstrafe verboten worden, mit ihr auch nur ein Wort zu sprechen. Mit schnellen Griffen entfernte er den Sack von ihrem Kopf und lockerte das Tuch vor ihrem Mund.
Sie war zu schön um wahr zu sein ? ihr Körper, ihre Haare und ihre Augen, die das Licht wie Kurgisische Bergseen spiegelten...
Er spürte ein Tasten in seinem Kopf und wusste woran er war.
?Versuch deine Tricks nicht bei mir, Schätzchen! Und glaub erst gar nicht, mich mit geflüstertem Bretonisch weich kochen zu können.
Offenbar wusste unser Bretonischer Edelmann gar nicht, wer seine Frau eigentlich war.?
Sie sah ihn an und es war in ihrem Gesicht keinerlei Furcht zu sehen. Aber sie musste wissen, dass eine Frau unter diesen Männern ein Nichts war ? nicht viel mehr wert als ein Hund, den man benutzte, wie es einem gefiel.
Und es waren viele Männer an Deck, die sie zu benutzen gedachten, sehr viele. Erst jetzt schien sie das mächtige Schwert zu sehen, das auf ihre vollen Brüste zielte.
?Und nun?? fragte sie mit sanften Lippen, die hielten, was ihr verheißungsvoller Körper versprach. Ihr Bretonischer Akzent jagte wohlige Schauer über seinen Rücken. Wenn er nicht aufpasste, war er schneller ein geifernder, hirnloser Idiot als ihm lieb war. Zu schade, dass sie ihre wundervolle Stimme nur aus Kalkül einsetzte.
Er beugte sich zu ihr hinab. In Erwartung eines langen, leidenschaftlichen Kusses schloss sie die Augen und öffnete leicht ihren verlockenden Mund. Miststück, dachte er und zwang sie mit der rohen Kraft seiner Faust den Mund ganz aufzumachen. Die Zähne, die sich zeigten, waren die eines blutgierigen Raubtiers.
Von dem ersten Moment, als er sie gesehen hatte, wusste er, dass sie diejenige war, die ihm bei seinem bevorstehenden Unternehmen helfen konnte. Sofern es ihm gelang nicht ihrer berauschenden Ausstrahlung hoffnungslos zu verfallen.
?Hmm...?, machte er. ?Das kommt ganz darauf an, wie kooperativ du bist!?
Er durfte nicht vergessen Soerenson den Befehl zu erteilen die Überreste des Bretonen den Haien vorzuwerfen. Die nächtliche Wiederauferstehung des Edelmannes konnte er keinesfalls an Bord gebrauchen.
Sie lächelte ein zuckersüßes Lächeln. ?Kooperation!? Ist das nicht etwas gewagt? Sollten wir nicht vielleicht fürs Erste Koexistenz anstreben??
Er grinste. Diese Frau war gefährlich. Er liebte gefährliche Frauen. Wären sie doch nur alle so gefährlich wie ein Breitschwert in seiner Hand.
?Sie nennen dich Curgan?, begann sie plötzlich. ?Aber das ist nicht dein richtiger Name!??
Sein Grinsen wurde noch breiter. Diese Frau dachte so schnell wie zehn Männer. Er hatte sich nicht in ihr getäuscht.
?Wie konntest du unter diesen Männern überleben??
Curgan betastete sein Kinn, auf dem sich bereits ein Dreitagesbart abzeichnete ? ein Erbe seines Vaters. ?Genauso wie du. Unerkannt zu bleiben ist der Schlüssel zum Überleben. Was glaubst du, was sie mit dir machen, wenn ich ihnen erzähle, wer oder was du bist??
Ihre Augen suchten nach einer Fluchtmöglichkeit. ?Dasselbe vermutlich, was sie mit dir machen würden...?
Curgan nahm statt einer Antwort seinen Helm ab ? eine Unvorsichtigkeit, die er sich seinen Männern gegenüber niemals leisten würde.
Interessiert betrachtete sie ihn, seine Haltung, sein Gesicht, die Ohren und nickte.
?Dunkelelfisches Blut...?
Sein Blick nahm sein eigentümliches Gesicht in dem Spiegel an der Wand wahr. Es war zu hübsch um das eines reinen Menschen zu sein. Er hatte die feurigen Augen seiner Mutter. Wer sein Vater war, hatte er nie erfahren. Irgendein Marodeur, der ein junge Dunkelelfin vergewaltigte. Chaos Krieger waren es auch gewesen, die sie aufs Brutalste ermordet hatten.
Er hatte mitangesehen, wie seine Mutter ihn, ihren eigenen Sohn zutiefst gehasst hatte. Aber Mütter, verloren in dieser Welt, liebten ihre Kinder, wenn ihre Seele blutete und noch fähig war etwas Wärme zu geben.
?...eine interessante Geschichte!?
Mit einem Stirnrunzeln nahm er zur Kenntnis, dass er sie im Spiegel vergeblich suchte, während das Schwert in seiner Hand noch immer auf ihre Brust zielte. Er sah ihr ins Gesicht.
?Dunkelelfen, Vampire, Geblendete des Chaos ? wir wollen alle nur das eine. Wie Pflanzen streben wir zum Licht, um am Leben zu bleiben.?
?Zum Licht?? Sie zog ihre hübsche Nase kraus. Dieses geborgte Gleichnis traf eher das Gegenteil des Zutreffenden. ?So kann nur jemand sprechen, der alle Seiten kennt, aber keine Seite als seine eigene erachtet.?
?So spricht man, wenn man es sich nicht leisten konnte, jemals für eine Seite Partei zu ergreifen.? Weil sie einen immer tot sehen wollten, dachte er hasserfüllt und voller Grimm.
Sie schwieg.
Hätte sie ihn angesehen, wäre ihr das Funkeln in seinen Augen nicht entgangen. Doch seine Gedanken waren ohnehin ein offenes Buch ? zumindest der Teil, den er vergaß zu verbergen.
?Ich glaube, dass alles irgendwann einmal ein Ende hat?, offenbarte er ihr. ?Und bevor es soweit ist, werde ich mir all das nehmen, was diese Welt zu bieten hat!?
Sie lächelte ihn verführerisch an. ?Schließt das mich ein??
Er erwiderte ihren Blick unbeeindruckt. ?Wenn du zu schätzen weißt, was diese Welt auch bei Tageslicht zu bieten hat...?
Sie hob eine Augenbraue.
?Ich kenne da ein paar Orte? Wage einmal dein Leben und lebe dann ohne Sorgen bis zum jüngsten Tag!?
Alle hatten offenbar davon gehört und es war ihr auch nicht entgangen, warum er ausgerechnet ihren Mann gejagt hatte.
?Und warum sollten wir gemeinsam nach Khemri gehen??
Ihr Lächeln erhellte den Raum. ?Weil ich alles über dieses gottverdammte Land dort weiß und du die Männer hast, unsere Pläne in die Tat umzusetzen.?
?Und danach enden wir mit abhackten Kopf oder angeknabberter Halsschlagader. Oder wir werden beide von meinen Männern umgelegt.?
Sie zuckte leichthin mit den Schultern. ?Du hast ja gesagt ? alles ist endenwollend!?
Er nickte und ein teuflisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ja, das hatte er gesagt.
?Wir beide werden nie jemand anderem vertrauen als uns selbst, nicht wahr? Vielleicht macht uns das zu idealen Partnern ? auf Zeit.?
Für einen Sterblichen gar nicht schlecht, dachte sie beeindruckt.
Dieser Mann war kein Chaos Krieger, entschied sie. Ganz gleich welche Waffen und welche Rüstung er trug. Sie bezweifelte auch, dass er das Mal eines Gottes empfangen hatte, so sehr er sich auch bemühte dem Gott des Krieges zu huldigen.
?Wer bist du?? fragte sie.
?Rhen? Tiel?
Der, den alle vergessen hatten, durchzuckte es sie, jener alten Sprache mächtig. Niemand würde je mit ihm rechnen. Vielleicht nicht einmal die Götter.
?Verena?, antwortete sie und das erste Mal schenkte sie ihm ein ehrlich gemeintes Lächeln.
Verena ? ob sie wirklich jemals die Wahrheit sprach?
41. Tag des Feldzugs:
?Beschirme uns, oh Herrin, vor dem Zorn der Nordmänner!? Es war ein leises Flehen gewesen. Der bretonische Edelmann hatte sein Leben auf den Knien ausgehaucht, um Gnade winselnd wie ein törichtes Weib. Sehr zu Freude der blonden Norsen hatte er nicht einmal versucht, wie ein Mann zu sterben.
Sein Blut tränkte nun das Deck des Norsischen Drachenbootes und sein Leichnam wurde den Flammen übergeben ? zu Ehren Khornes.
Curgan bezweifelte, dass der bretonische Edelmann ein würdiges Opfer für Khorne war und hoffte inständig den mächtigen Gott nicht verstimmt zu haben.
?Höre mich, o mächtiger Khorne! Ich bin Curgan, ein Sohn deines Lieblingsvolkes. Ich bringe dir dieses Opfer, auf dass du dich seiner Gesellschaft erfreust. Wenn dir das Opfer missfällt ? so verbanne es in die schwärzesten Gefilde deiner Vorstellungskraft!?
Somit lag es an Khorne über das Opfer zu bestimmen. Und Curgan war sich sicher, dass der mächtige Gott das Opfer annehmen würde. Denn viele Norsen und Bretonen hatten in dem Täuschungsangriff sterben müssen, damit er allein den Edelmann und dessen Gattin aus der mächtigen Burg hatte rauben können.
Die Burg war nun niedergebrannt und der Blutzoll hatte Khornes Gefallen gefunden. Der Edelmann war somit nur der krönende Abschluss der verlustreichen Schlacht.
Wer die Aufmerksamkeit der Götter wollte, musste alles in die Waagschale werfen.
Die Norsen riefen ihren Gott an, der bisher nur in wenigen Fjorden bekannt war ? Odin. Khorne hatte viele Namen.
?Auf ein Wort, Herr!? bat Soerenson, der Stammesführer der Norsen. Er wagte Curgan jedoch nicht anzusehen. Unsicher deutete er zu den verbrannten Überresten des Bretonen.
?Die Männer wollen wissen, ob sie das Fleisch des Mannes nun verzehren können, jetzt wo es gar ist.?
Der Norse gefiel Curgan aus einem unerfindlichen Grund. Trotz seiner Angst vor ihm, hatte er noch nie geschwiegen, wenn er ein Anliegen für wichtig genug gehalten hatte.
?Khorne teilt niemals!? wies Curgan ihn ab, obwohl er wusste, dass die Männer nach dem Blut des Bretonen gierten. ?Was Khorne jedoch überlässt, dürft ihr unter euch aufteilen.?
Und das Feuer hatte genug übrig gelassen.
?Da ist noch etwas, Herr! Viele Männer mussten sterben, um Euer Opfer zu ermöglichen. Einige der Männer glauben nicht an die Reichtümer von denen Ihr spracht.?
?Wer glaubt nicht daran??
Unter Curgans Blick, verlagerte Soerenson das Gewicht von einem Bein zum anderen, unentschlossen darüber, ob er die Namen nennen sollte.
?Eigentlich nur einer ? Sven.?
Curgan lächelte und Soerenson gefror das Blut in den Adern. Er fühle sich auf seinem eigenen Schiff nicht mehr als Herr. Etwas umgab Curgan, das er nicht zu verstehen imstande war. Dämonen schienen in seiner Rüstung zu hausen, die Wutausbrüche der Götter oder etwas noch viel Schlimmeres.
?Ist das so??
Sich räuspernd nickte Soerenson schließlich und hob unschlüssig die Augenbrauen. Ein letztes Mal fasste er Mut.
?Und die Frau, Herr!?
?Die Frau??
?Ja Herr, die Gattin des Südländers. Manche sind der Ansicht, sie hätten es sich verdient, dass sie für die Nacht ihnen gehört.?
?Wer ist dieser Ansicht??
?Nun... hauptsächlich einer... Sven!?
Curgan sah über das schwankende Deck und betrachtete den hochgewachsenen, blonden Norsen, der umgeben von johlenden Männern sein Bier trank. Sven überragte selbst Soerenson um Haupteslänge und Curgan fühlte, dass dieser den Tag herbeisehnte, an dem gewisse Dinge neu entschieden wurden. Auch das gefiel ihm an den Norsen. Sie verstanden zu sterben...
?Ich spreche mit den Männern, Soerenson. Aber vorerst habe ich ein Wort mit der Frau zu wechseln. Lass Segel in Richtung Süden setzen! Wir brechen noch heute Nacht auf.?
?Heute Nacht noch, Herr? Aber die Wunden der Männer sind noch nicht versorgt und...?
Curgans Augen ließen Soerenson zusammenzucken.
?Ich denke, ich habe mich klar ausgedrückt. Wenn ich mit den Männern gesprochen habe, dann werden sie gar nicht mehr wissen, dass sie jemals Wunden hatten. Mein Wort darauf!?
Soerenson duckte sich in gebührendem Gehorsam und sah dem Krieger bleich nach, der in die Kabinen unter Deck verschwand.
Curgan öffnete die Tür zur Kapitänskajüte. Dort lag sie, gefesselt und geknebelt mit einem stickigen Sack über dem Kopf ? ganz so als hätten sie die leibhaftige Medusa selbst eingefangen. Ihre Versuche sich zu befreien ließen nach, als sie ihn bemerkte.
Brutal riss er sie in eine sitzende Position und kniete sich zu ihr nieder.
Er hatte einen Verdacht und es war den Männern bei Todesstrafe verboten worden, mit ihr auch nur ein Wort zu sprechen. Mit schnellen Griffen entfernte er den Sack von ihrem Kopf und lockerte das Tuch vor ihrem Mund.
Sie war zu schön um wahr zu sein ? ihr Körper, ihre Haare und ihre Augen, die das Licht wie Kurgisische Bergseen spiegelten...
Er spürte ein Tasten in seinem Kopf und wusste woran er war.
?Versuch deine Tricks nicht bei mir, Schätzchen! Und glaub erst gar nicht, mich mit geflüstertem Bretonisch weich kochen zu können.
Offenbar wusste unser Bretonischer Edelmann gar nicht, wer seine Frau eigentlich war.?
Sie sah ihn an und es war in ihrem Gesicht keinerlei Furcht zu sehen. Aber sie musste wissen, dass eine Frau unter diesen Männern ein Nichts war ? nicht viel mehr wert als ein Hund, den man benutzte, wie es einem gefiel.
Und es waren viele Männer an Deck, die sie zu benutzen gedachten, sehr viele. Erst jetzt schien sie das mächtige Schwert zu sehen, das auf ihre vollen Brüste zielte.
?Und nun?? fragte sie mit sanften Lippen, die hielten, was ihr verheißungsvoller Körper versprach. Ihr Bretonischer Akzent jagte wohlige Schauer über seinen Rücken. Wenn er nicht aufpasste, war er schneller ein geifernder, hirnloser Idiot als ihm lieb war. Zu schade, dass sie ihre wundervolle Stimme nur aus Kalkül einsetzte.
Er beugte sich zu ihr hinab. In Erwartung eines langen, leidenschaftlichen Kusses schloss sie die Augen und öffnete leicht ihren verlockenden Mund. Miststück, dachte er und zwang sie mit der rohen Kraft seiner Faust den Mund ganz aufzumachen. Die Zähne, die sich zeigten, waren die eines blutgierigen Raubtiers.
Von dem ersten Moment, als er sie gesehen hatte, wusste er, dass sie diejenige war, die ihm bei seinem bevorstehenden Unternehmen helfen konnte. Sofern es ihm gelang nicht ihrer berauschenden Ausstrahlung hoffnungslos zu verfallen.
?Hmm...?, machte er. ?Das kommt ganz darauf an, wie kooperativ du bist!?
Er durfte nicht vergessen Soerenson den Befehl zu erteilen die Überreste des Bretonen den Haien vorzuwerfen. Die nächtliche Wiederauferstehung des Edelmannes konnte er keinesfalls an Bord gebrauchen.
Sie lächelte ein zuckersüßes Lächeln. ?Kooperation!? Ist das nicht etwas gewagt? Sollten wir nicht vielleicht fürs Erste Koexistenz anstreben??
Er grinste. Diese Frau war gefährlich. Er liebte gefährliche Frauen. Wären sie doch nur alle so gefährlich wie ein Breitschwert in seiner Hand.
?Sie nennen dich Curgan?, begann sie plötzlich. ?Aber das ist nicht dein richtiger Name!??
Sein Grinsen wurde noch breiter. Diese Frau dachte so schnell wie zehn Männer. Er hatte sich nicht in ihr getäuscht.
?Wie konntest du unter diesen Männern überleben??
Curgan betastete sein Kinn, auf dem sich bereits ein Dreitagesbart abzeichnete ? ein Erbe seines Vaters. ?Genauso wie du. Unerkannt zu bleiben ist der Schlüssel zum Überleben. Was glaubst du, was sie mit dir machen, wenn ich ihnen erzähle, wer oder was du bist??
Ihre Augen suchten nach einer Fluchtmöglichkeit. ?Dasselbe vermutlich, was sie mit dir machen würden...?
Curgan nahm statt einer Antwort seinen Helm ab ? eine Unvorsichtigkeit, die er sich seinen Männern gegenüber niemals leisten würde.
Interessiert betrachtete sie ihn, seine Haltung, sein Gesicht, die Ohren und nickte.
?Dunkelelfisches Blut...?
Sein Blick nahm sein eigentümliches Gesicht in dem Spiegel an der Wand wahr. Es war zu hübsch um das eines reinen Menschen zu sein. Er hatte die feurigen Augen seiner Mutter. Wer sein Vater war, hatte er nie erfahren. Irgendein Marodeur, der ein junge Dunkelelfin vergewaltigte. Chaos Krieger waren es auch gewesen, die sie aufs Brutalste ermordet hatten.
Er hatte mitangesehen, wie seine Mutter ihn, ihren eigenen Sohn zutiefst gehasst hatte. Aber Mütter, verloren in dieser Welt, liebten ihre Kinder, wenn ihre Seele blutete und noch fähig war etwas Wärme zu geben.
?...eine interessante Geschichte!?
Mit einem Stirnrunzeln nahm er zur Kenntnis, dass er sie im Spiegel vergeblich suchte, während das Schwert in seiner Hand noch immer auf ihre Brust zielte. Er sah ihr ins Gesicht.
?Dunkelelfen, Vampire, Geblendete des Chaos ? wir wollen alle nur das eine. Wie Pflanzen streben wir zum Licht, um am Leben zu bleiben.?
?Zum Licht?? Sie zog ihre hübsche Nase kraus. Dieses geborgte Gleichnis traf eher das Gegenteil des Zutreffenden. ?So kann nur jemand sprechen, der alle Seiten kennt, aber keine Seite als seine eigene erachtet.?
?So spricht man, wenn man es sich nicht leisten konnte, jemals für eine Seite Partei zu ergreifen.? Weil sie einen immer tot sehen wollten, dachte er hasserfüllt und voller Grimm.
Sie schwieg.
Hätte sie ihn angesehen, wäre ihr das Funkeln in seinen Augen nicht entgangen. Doch seine Gedanken waren ohnehin ein offenes Buch ? zumindest der Teil, den er vergaß zu verbergen.
?Ich glaube, dass alles irgendwann einmal ein Ende hat?, offenbarte er ihr. ?Und bevor es soweit ist, werde ich mir all das nehmen, was diese Welt zu bieten hat!?
Sie lächelte ihn verführerisch an. ?Schließt das mich ein??
Er erwiderte ihren Blick unbeeindruckt. ?Wenn du zu schätzen weißt, was diese Welt auch bei Tageslicht zu bieten hat...?
Sie hob eine Augenbraue.
?Ich kenne da ein paar Orte? Wage einmal dein Leben und lebe dann ohne Sorgen bis zum jüngsten Tag!?
Alle hatten offenbar davon gehört und es war ihr auch nicht entgangen, warum er ausgerechnet ihren Mann gejagt hatte.
?Und warum sollten wir gemeinsam nach Khemri gehen??
Ihr Lächeln erhellte den Raum. ?Weil ich alles über dieses gottverdammte Land dort weiß und du die Männer hast, unsere Pläne in die Tat umzusetzen.?
?Und danach enden wir mit abhackten Kopf oder angeknabberter Halsschlagader. Oder wir werden beide von meinen Männern umgelegt.?
Sie zuckte leichthin mit den Schultern. ?Du hast ja gesagt ? alles ist endenwollend!?
Er nickte und ein teuflisches Lächeln schlich sich auf seine Lippen. Ja, das hatte er gesagt.
?Wir beide werden nie jemand anderem vertrauen als uns selbst, nicht wahr? Vielleicht macht uns das zu idealen Partnern ? auf Zeit.?
Für einen Sterblichen gar nicht schlecht, dachte sie beeindruckt.
Dieser Mann war kein Chaos Krieger, entschied sie. Ganz gleich welche Waffen und welche Rüstung er trug. Sie bezweifelte auch, dass er das Mal eines Gottes empfangen hatte, so sehr er sich auch bemühte dem Gott des Krieges zu huldigen.
?Wer bist du?? fragte sie.
?Rhen? Tiel?
Der, den alle vergessen hatten, durchzuckte es sie, jener alten Sprache mächtig. Niemand würde je mit ihm rechnen. Vielleicht nicht einmal die Götter.
?Verena?, antwortete sie und das erste Mal schenkte sie ihm ein ehrlich gemeintes Lächeln.
Verena ? ob sie wirklich jemals die Wahrheit sprach?
"Das ist für die Neuen und "Alten" unter euch! Es ist sowas von egal, ob ihr kämpft oder nicht. Ihr könnt auch draufgehen, wenn euch das lieber ist..."
Wie es läuft??
WHFB: 16. der Steiermark, 36. Österreichs (2004), bestes T? Ergebnis 377/1372
40K: 2. der Steiermark, 9. Österreichs, bestes T? Ergebnis 26/828

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