Khatan:
Ein quietschender Schrei durchschnitt die angespannte Atmosphäre und ließ Khatan seine instinktiv ausgeholte Waffe nach vorne schellen. Dracbrecht glimmte auf und die feurige Klinge traf auf den Kopf des abscheulichen Rattenwesens, woraufhin sich die geballte angestaute Energie in einer Energiewelle entlud, welche durch die Gänge des unterirdischen Labyrinths hallte.
Nicht wieder zu erkennen sank der Kämpfer in einer unförmigen Gestalt zu Boden und das Blut des Rattenwesens bedeckte den lehmigen Boden und rann in einer Lacke zusammen, welche Khatan dezent überstieg.
Die Druchii war noch immer bei ihm.
Warum hatte er sich mit ihr eingelassen?
Nun sie hatte sich nicht gerade als ein Nachteil herausgestellt, doch Khatan sagte sich weiterhin, er müsse sie bald umbringen.
Sie war noch immer der Überzeugung, den richtigen Weg zu wissen und schritt weiter, als wüsste sie ganz genau, welche Biegung wann zu nehmen war.
Der Zwerg hasste Höhlen wie diese.
Zu viele schlechte Erinnerungen?
Als er damals die verstümmelten Überreste seines Sohnes gefunden hatte, welche die verdammten Grobi übrig gelassen hatten.
Auch an diesem Zeitpunkt war er in eine dieser vermaledeiten Skavenhöhlen geflohen.
Dracbrecht flammte auf ? Khatans Wut erfüllte seine Waffe.
Es war nicht fair gewesen!
Er hatte flüchten müssen!
Der dunkle Krieger war zu mächtig gewesen.
Seine Identität hatte Khatan bis heute nicht erfahren ? immerhin war er ihm nur einmal begegnet.
Dieser verdammte Chaosanhänger! Nur mit einer Elfenwaffe ausgestattet war es diesem Krieger ein leichtes gewesen, Khatan zu besiegen.
Angeschlagen war er in eine Skavenhöhle geflüchtet.
KHATAN! REISS DICH ZUSAMMEN! DU BIST IN EINER SKAVENVERSEUCHTEN HÖHLE!!!
Seine Hände tasteten die Oberfläche entlang und ein schauriges Gefühl rannte ihm über seinen Rücken.
Dies war nicht nur irgendeine Höhle ? dies war die Höhle, in die er vor dem dunklen Krieger geflüchtet war?
Ghazok:
Die Gruppe hatte sowohl die Trolle als auch die Dunkelelfen abgehängt ? nun wurde es endlich Zeit, seine eigenen Interessen zu verfolgen.
Was hatte Curgan zu ihm gesagt? Er wüsste mehr, als Ghazok und Ghazok würde seinen Verrat noch bereuen?
Es war egal!
Curgan war ein Idiot!
Eine solche Arroganz gegenüber Ghazok an den Tag zu legen ? diese vermaledeite Kreuzung!
Welche ach so noblen Motive mochte dieser uuunglaublich edle Krieger haben, schoss es Ghazok grinsend durch den Kopf.
Für Ghazok war es klar: er wollte das, was er durch keinen Kampf seit dem Auszug aus seinem Stamm gefunden hatte ? Wissen.
Er wollte sich über seine Bestimmung im Klaren sein!
Es konnte nicht Zufall sein, dass es an ihm gelegen war, den Ansturm des Blutdämons aufzuhalten ? es gab keine Zufälle.
?Ghazok?vor uns?, zischte ?ja durch seine Maske, eine Hand an die noch immer nicht vollständig geheilte Wunde gelegt.
Die Augen des Chaoschampions untersuchen das Geäst und Terrain vor ihm ? und tatsächlich: dort, wo der Wald endete, konnte Ghazok eine Gestalt sehen.
Die Gestalt eines knienden Zwerges.
Kampflust erfüllte seinen ganzen Körper.
Seine Gefährten mit einer schlichten Handbewegung zurückhaltend bahnte er sich durch das Dickicht und Laubwerk, welches ständig seine Form wechselte und Anstalten machte, ihm den Weg zu versperren, was für Ghazok jedoch kein Hindernis darstellte.
Die Energie des Chaos war hier sehr stark ? etwas Wichtiges musste hier stattfinden.
Mit Sicherheit war der Zwerg eine weitere Prüfung.
Grimmig zog Ghazok seine Druchiwaffe.
Er würde nicht versagen?
Khatan:
Was war hier los? Wo war sein Sohn!
Blutig und aufgeschürft kroch der Zwerg weiter, seinen braunen Bart ignorierend, welcher in alle Richtungen abstand.
Khatan war schon seit einer Woche unterwegs, doch hatte er nirgends ein Zeichen gefunden, welches ihm einen Hinweis auf den Aufenthaltsort seines Sohnes hätte geben können.
Ihm wird nichts passiert sein ? er hat zwergisches Blut in seinen Adern!
Er sprang auf einen umgefallenen Baum, doch musste wenig später wieder den schlammigen Untergrund in seinem Gesicht spüren, als der Baum abrupt seine Form veränderte und eine exotische Pflanze nun an seiner Stelle zu sehen war, welche kurz daraufhin nur noch als glitzernde Wasserpfütze zu erkennen war.
Schmerzend richtete der Zwerg wieder auf und griff nach seiner Axt, welche ihm abhanden gekommen war.
Das war der Gipfel der Verhöhnung!
Die Umgebung unterlag einem ständigen Wandel ? wer war dafür zuständig?
Welche Kraft wagte es, ihn derart zu erniedrigen?
Voll Wut richtete Khatan sich wieder auf und brüllte seine Verzweiflung in die Luft: ?Ihr verruchten Mächte! Ihr elenden Feiglinge! Was wollt ihr von mir??
Bange Sekunden verstrichen, in denen der Zwerg nur in seiner Position verharrte.
Die Antwort erschien erst, als er sich wieder aufmachen wollte, um seinen Sohn zu finden:
Gleich einem unsichtbaren Befehl teilte sich der Wald und gab den Blick auf eine Lichtung frei.
Einige Lebewesen tummelten sich dort.
Feinde? Oder Verbündete?
Khatan war sich sicher, dass er an diesem Ort keine Verbündeten finden würde.
Auf einen Kampf gefasst begab er sich in Richtung der Wesen.
Als er ihre Gestalten sah und sie als Grobi identifizierte war er für vieles bereit, doch nichts hätte ihn auf die Szenerie vorbereiten können, welche sich vor ihm auftat:
Zehn Goblins sprangen in Ekstase um eine Stelle an dieser Lichtung.
Warum taten sie so etwas?
Der Zwerg wusste es nicht.
Typisch Grobi, murmelte er zu sich selbst.
Je näher Khatan kam, umso deutlicher konnte er erkennen, dass die Grünhäute um eine Gestalt am Boden herumtanzten, doch es war nicht auszumachen, welchem Volk diese Silhouette zugehörig sein konnte.
Kaum war der Krieger nur noch zehn Meter von den Goblins entfernt, da sie ihn auch schon entdeckten ? im Grunde war Khatan dies egal. Er hatte kein Problem damit, sich mit Goblins anzulegen.
Wie wilde Tiere stürmten sich auf ihr vermeintliches Opfer ein und zogen ihre erbärmlichen Waffen. Sie hatten schließlich ihre Beute erreicht, als sie erkennen mussten, dass diese alles andere als wehrlos auf sie wartete.
Und schon wenige Sekunden später war der Kampf vorbei und Khatan wischte das grüne Blut von seiner Waffe.
Nun würde er sich aber ansehen, wen die Grobi hier erlegt hatten.
Fünf Meter trennten ihn von der Gestalt.
Drei Meter.
Einer?
Ein Klirren wäre in der Gegend erschallt, wäre diese Umgebung nicht durch und durch von den perversen Gesetzen des Chaos kontaminiert worden, als die Waffe des Zwerges zu Boden fiel.
Vor Khatan lag, beinahe zur Unkenntlichkeit zerschlagen, blutüberströmt und regungslos ? sein Sohn.
Nein?
Das konnte nicht sein!
Nicht sein Sohn?
Der Krieger fiel vor der Leiche seines Erben zu Boden und konnte es nicht fassen.
?Nicht mein Sohn??
?Nicht mein Sohn! NEIN!!!?
Wieder senkte sich Stille über den gepeinigten Vater und seinen ermordeten Sohn.
Kein Geräusch war zu hören, mit Ausnahme des Knackens frischer Äste und dem Stampfen schwerer Füße.
Doch der Zwerg ignorierte es.
Und so kniete er noch immer vor seinem Nachfolgen, als eine Gestalt aus dem Wald auf die Lichtung kam.
Die immer lauter werdenden Schritte rissen schließlich sogar den benebelten Khatan aus seiner Trauer. Unsicher warf er einen Blick über seine Schulter und erblickte einen Hünen ? die Symbolik, welche seine Rüstung zierte wies ihn eindeutig den Reihen des Chaos zu.
Wer war er?
Khatans Blicke wanderten weiter über den Weinroten und zerschlissenen Umhang, sowie die mächtigen Handschuhe, wo in einem ? zu Khatans eigener Verwirrung ? eine Klinge zu sehen war, wie sie nur bei Druchii vorkam?