Aus der Tiefe

      Hier der Anfang meiner neuesten Kurzgeschichte aus einer von mir selbst erfundenen Welt namens "Welt der Toten Götter".

      Aus der Tiefe

      ?Und aus den dunklen Tiefen werden sie kommen,
      die Unschuldigen zu verschlingen und ihre Seelen zu fressen.
      Sie sind die Kinder der großen Schlange, entfesselt, ,
      die Völker der Welt zu strafen.?
      -Rabos Gemoron, Seher der Großkönigs von Gorla (auf See verschollen)



      Margon fluchte, als er die Augen aufschlug. Er musste von der Hitze der Sonne und dem leichten schaukeln der Meereswellen unter seinem kleinen Boot eingeschläfert worden sein. Das war wohl knapp nach Mittag gewesen. Jetzt jedoch war es ziemlich kühl und dunkel um ihn herum und auch der Wellengang war etwas größer geworden.
      Noch immer fluchend tastete der junge Fischer vorsichtig in seinem Boot herum. Irgendwo musste noch seine Angelausrüstung liegen und er wollte nicht darüber stolpern um vielleicht mit dem Gesicht auf die Angelhaken zu knallen. Er würde ohnehin schon genug Ärger mit seinen Brüdern bekommen, weil er bei Nacht draußen auf dem Meer geblieben war, ohne mit zerkratztem Gesicht wieder aufzutauchen.
      Plötzlich berührte Margons Hand etwas Kaltes, Schuppiges. Der Junge zuckte zurück, konnte einen Aufschrei gerade noch unterdrücken. Dann fiel ihm ein, dass das wohl die Fische sein mussten, die er vor seinem ungeplanten Schläfchen noch gefangen hatte. Gut, dann würde er wenigstens nicht mit ganz leeren Händen nach Hause kommen. Trotzdem würde er sich die nächsten paar Tage wohl ordentlich ins Zeug legen müssen, um den Fang nachzuholen, der ihm heute entgangen war. Seine Brüder hatten wahrscheinlich in den anderen zwei Booten deutlich mehr gefangen. Sie wussten schließlich, dass sie dieses schöne Wetter mitten im Herbst noch ausnutzen mussten, ehe die winterlichen Stürme es unmöglich machen würden, mit etwas kleinerem als einem der großen Handelsschiffe hinaus aufs Meer zu fahren, die von Zeit zu Zeit unter den Flaggen von Numissa, Gorla und anderen fernen Ländern durch diese Gewässer segelten.
      Der Anblick solcher Schiffe brachte Margon immer zum Träumen. Eines Tages wollte er all diese Länder sehen, dem tristen Alltag des Dorflebens entkommen und mehr als sich machen als einen bloßen Fischer. Bei diesem Gedanken fühlte der junge Mann wie sein Gesicht vor Scham erglühte. So durfte er nicht denken. Er war es seinen Brüdern und seinen verstorbenen Eltern schuldig, die Familienarbeit fortzusetzen. Für Abenteuer war später Zeit, wenn seine Brüder beide geheiratet hatten und ihre eigenen Familien gründeten. Dann könnten sie das Haus und die Boote übernehmen und Margon hätte seine Schuldigkeit getan. Dann würde er auf Abenteuer ausziehen. In seinen eigenen Augen sah er sich als berühmten Schiffskapitän, der ein eigenes Handelsschiff besaß, das schnellste auf dem ganzen Korakmeer. Oder vielleicht würde er auch Pirat werden, sich der Flotte eines der Meereskönige anschließen, vor deren Armadas ganze Länder zitterten. Vielleicht würde er sogar einen Galeru sehen, ein Mitglied jenes geheimnisvollen Volkes, das gleich den Fischen, die er fing, unter den Wogen lebte und dort ein eigenes Reich voller Wunder errichtet hatte. Es hieß, vor allem die Frauen der Galeru seien bemerkenswert. Vielleicht würde er ja einmal statt einem Fisch eine Galerufrau fangen. Bei dem Gedanken musste Margon grinsen.
      Eine größere Welle stieß gegen das Boot und lies es wild hin und herschaukeln. Unsanft wurde der junge Fischer aus seinen Gedanken gerissen als er hinplumpste und sein Hinterteil schmerzhafte Bekanntschaft mit den harten Planken des Bootsbodens machte.
      Zum ersten Mal seit er aufgewacht war kam Margon der Gedanke, dass er in Gefahr sein konnte. Die Nacht war ziemlich dunkel, beinahe sternenlos. In der Ferne konnte er zwar das flackernde Licht des alten Inselleuchtturm sehen, dennoch würde es alles andere als leicht werden, das Boot zurück zum Dorf zu rudern. Der Wellengang schien auch immer stärker zu werden. Vielleicht zog sogar ein Sturm auf. Der Gedanke versetzte Margon beinahe in Panik.
      Mitten in der Nacht auf dem Meer von einem Sturm überrascht zu werden war das Letzte, was er wollte. Falls sein Boot kenterte würde er zwar zur Küste schwimmen können, trotzdem würden bei starkem Wind die Wellen so groß sein, dass der junge Fischer bezweifelte, es schwimmend mit ihnen aufnehmen zu können. Und dann war da immer noch die Gefahr, dass ihm gegen Ende die Kräfte ausgingen und er gegen die Felsen geschleudert wurde, die man an manschen Stellen der Küste fand. Dort würde sein Körper mühelos zerschmettert werden und er würde in ein feuchtes Grab gezogen werden. Niemand aus dem Dorf würde jemals erfahren, was mit ihm geschehen war.
      Die Vorstellung seines eigenen Körpers, der von den Wellen gegen eine Felswand geschmettert wurde, brachte Margon in Bewegung. Rasch ertastete er seine Angelausrüstung, verstaute sie und holte dann rasch den kleinen Anker ein, der aus einem Ziegelstein gebastelt worden war. Mit nur leicht zittrigen Händen ließ er die Ruder ins Wasser und begann in kräftigen Zügen auf das ferne Licht des Leuchtturmes zuzusteuern. Von dort aus sollte er die Lichter des Dorfes sehen können...
      Der Wind frischte auf und die Wellen trieben das kleine Boot mit dem einsamen Ruderer schneller und schneller durch die scheinbar ewige Dunkelheit, die sich in einer Nacht wie dieser beinahe mit der Finsternis in den Tiefen messen konnte.
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      RE: Aus der Tiefe

      Original von Earin Shaad
      Hier der Anfang meiner neuesten Kurzgeschichte aus einer von mir selbst erfundenen Welt namens "Welt der Toten Götter".


      Sollt die Frage beantworten ;) ... ist die gleiche Welt von der es noch mal zwei RPG Runden gibt ...


      mfg

      Lith



      Live High Hand: :7s::8s: :9s: :Ts: :Js:

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Lithium“ ()

      Ja, ist ein Eigenprodukt. Steht aber eh schon in dem post, au den der Lithium so nett hingeweisen hat. ;)

      So, es geht weiter:
      Fands saß zusammengekauert auf einem Bündel Bootstaue, die am Ende des Steges hastig hingeworfen worden waren, als letzte Woche das Boot des alten Ned ohne seinen Besitzer von den Wellen zurück zum Dorf getrieben worden war. Der versoffene alte Spinner war bis nach dem Einbruch der Dunkelheit auf dem Wasser geblieben, hatte bestimmt getrunken und war dann über Bord gefallen und ertrunken. Am nächsten Morgen hatten die Wellen nur sein Boot zurückgebracht, in bewundernswert gutem Zustand. Angelausrüstung, Ruder, sogar das kleine Segel des Bootes waren noch in bestem Zustand gewesen. Alles wirkte so, als habe der alte Narr sich beim Fischen plötzlich in Luft aufgelöst. Was natürlich Fands persönlicher Theorie Recht gab, dass der alte Narr von Bord gefallen war.
      Der breitschultrige Fischer erschauerte, als ein kühler Windhauch vom Meer her an seinem Gewand zupfte. Das Holz der angebundenen Boote knarrte leise, als sie von den Wellen getragen aneinander stießen. Vermischt mit den Stimmen des Windes und des Meeres war es ein unendlich einsamer Laut.
      Fand biss die Zähne zusammen, als die Wut auf seinen jüngeren Bruder erneut in ihm hochstieg. Erst vor einer Woche verschwand ein Fischer und Margon blieb trotzdem bis nach Einbruch der Dunkelheit mit dem kleinen Boot draußen auf dem Meer. Fand hätte selbst seinen Bruder nicht für so leichtsinnig gehalten. Wahrscheinlich war der Junge wieder in einem seiner Tagträume von Piraten und Abenteuern versunken und hatte dabei gar nicht bemerkt, dass die Sonne untergegangen war.
      Fand schüttelte in stummer Verzweiflung den Kopf. Aus Margon würde nie ein guter Fischer werden. Was sollten sie nur mit ihm machen?
      Der breitschultrige Mann stand auf und fuhr sich mit den Fingern durch das kurze, blonde Haar. Überrascht merkte er, dass sowohl Haare als auch Hände schweißnass waren. Er musste wegen seinem Bruder wohl nervöser sein, als er es jemals jemandem eingestehen wollte. Es fiel ihm sogar schwer, sich selbst einzugestehen, wie sehr er den Jungen liebte.
      Margon war bei dem Tod ihrer Eltern erst zehn gewesen, fünf Jahre jünger als Fand und ganze acht Jahre jünger als Rik, der älteste Bruder. Deshalb hatten die beiden ihren jüngeren Bruder oft wie ihren eigenen Sohn behandelt, waren irgendwie in der Vaterrolle aufgegangen.
      Was wohl auch der Grund ist, warum ich jetzt mit einer Laterne hier in der Dunkelheit auf dem Steg sitze und auf Margons Rückkehr warte, dachte sich Fand.
      Er war sicher, dass auch Rik hier sein würde, doch der älteste der Brüder hatte im Moment ganz andere Sorgen. Maiken, seine Verlobte, war schon seid Monaten schwanger. Das Kind wurde an einem der nächsten Tage erwartet. Rik, der unbedingt dabei sein wollte, wenn sein erster Sohn das Licht der Welt erblickte, wich deshalb seiner Verlobten Tag und Nacht nicht mehr von der Seite.
      Nachdenklich erkannte Fand, dass er selbst auch vielleicht einmal bei der hochschwangeren Frau vorbeischauen sollte. Schon alleine die Höflichkeit gebot es, der Verlobten seines Bruders viel Glück bei der Geburt zu wünschen. Außerdem würde Tiana, Maikens jüngere Cousine, bei ihr sein. Fand war schon seid Monaten an der jungen Frau interessiert und auch sie hatte ihm einige geheimnisvolle Zeichen der Zuneigung gegeben bei denen der muskulöse Fischer jedoch nicht sicher war, ob er sie richtig verstanden hatte.
      Ärgerlich vertrieb er jeden Gedanken an Tianas langes, goldenes Haar und an ihre blitzenden Augen aus seinem Verstand. Jetzt war nicht die Zeit, an Frauen zu denken. Sein kleiner Bruder mochte irgendwo draußen auf der dunklen See in ernsten Schwierigkeiten stecken.
      Fand erhob sich und warf einen prüfenden Blick auf die Wellen. Sie waren beinahe unmerklich größer geworden, ebenso wie der kalte Wind etwas stärker blies als noch vor einigen Minuten. Der Fischer hoffte stark, dass kein Sturm im Kommen war. Und wenn der Sturm kam, hoffte er zumindest, dass Margon bis dahin schon zurück sein würde. Fand schickte ein stummes Stoßgebet zur großen Mutter von allem, dass es so kommen möge. Seinem kleinen Bruder durfte nichts passieren.
      Und doch...wäre es nicht möglich dass im Austausch für das Leben des Sohnes, den Rik in wenigen Tagen bekommen würde, ein anderes Leben verlangt wurde? Das Leben eines fünfzehnjährigen Fischerjungen der eben in diesem Augenblick den Gewalten des nächtlichen Meeres hilflos ausgeliefert war?
      Mit einem lauten Schnauben brachte Fand die dunkle Stimme in seinem Hinterkopf zum Verstummen, die solch düstere Fragen stellte. So grausam, Rik eine solch fröhliche Zeit mit dem Tod seines jüngsten Bruders zu zerstören, waren die Götter nicht.
      Du bist nur ein Mensch, meldete sich die dunkle Stimme wieder. Was weißt du schon von den Launen der Götter?
      ?Ich weiß, dass sie auf uns herablächeln?, brach es als Antwort aus Fand heraus. ?Ich weiß, dass sie gütig und gerecht sind und nur böse Taten bestrafen!? Dann fiel ihm auf, dass er mit sich selbst sprach. So etwas hatte er noch nie gemacht. Die Sorge um seinen Bruder würde ihn noch verrückt machen! Der Bengel konnte was erleben, wenn er zurückkam!
      Einige Minuten lang stapfte Fend auf dem Steg herum, seine großen Fäuste immer wieder zusammenballend. Wenn Margon in diesen Minuten zurückgekommen wäre, hätte er bestimmt eine Trachtprügel bekommen. So aber beruhigte Fend sich wieder, seine Wut flaute langsam ab. Eine Woge von Sorgen wallte wieder in ihm herauf.
      Wenn Margon nur zurückkam, dachte er jetzt, dann würde er ihn einfach willkommen heißen. Der Junge war schließlich klug genug um zu wissen, in welche Gefahr er sich selbst gebracht hatte. Als Fischer konnte man es sich nicht leisten, leichtsinnig zu sein. Das Meer fraß alle Leichtsinnigen nur um sie einige Zeit später als aufgeblähte und angefressene Leichen wieder auszuspucken. Manche verschwanden auch endgültig.
      Ein zischendes Geräusch ließ Fend zusammenzucken. Hastig hob er die Laterne um etwas zu erkennen. Das Licht traf auf die angeleinten Boote, die sanft gegeneinander stießen. Überall um sie herum erstreckte sich das nachtdunkle Meer. Das unheimliche Geräusch war von dort gekommen, zwischen den Booten. Nervös kniff Fend die Augen zusammen. War da nicht ein dunkler Schatten gewesen, der schnell ins Wasser geglitten war, als das Licht der Laterne ihn schon beinahe erfasst hatte?
      Noch einen Augenblick lang starrte der Fischer auf das Wasser hinaus, dann senkte er die Laterne wieder. Er machte sich schon selbst mit seinen düsteren Gedanken verrückt. Das fehlte ihm noch, dass er sich hier mitten in der Nacht Ungeheuer einbildete, die aus dem Wasser kamen. Einen Augenblick lang war er versucht, sein Gedächtnis nach all den zahllosen Geschichten von Seemonstern zu durchwühlen, die er von den älteren Fischern im Laufe seines Lebens schon gehört hatte, er ließ es dann aber doch. Hier ganz alleine in der Dunkelheit, einige hundert Meter vom schwachen Lichtschein der Dorfhäuser entfernt, wirkten all jene Geschichten erschreckend wirklich. Fend hatte immer gelacht, wenn er solche Geschichten aus den Mündern betrunkener Seebären gehört hatte, doch jetzt war ihm gar nicht mehr nach Lachen zumute.
      Mit einem Kopfschütteln über die eigene Feigheit ließ sich Fend leise fluchend wieder auf dem Bündel Bootstaue nieder und stellte die Laterne neben sich. Der Wind war schon wieder stärker geworden. Hoffentlich kam Margon bald zurück.
      So sehr von den Sorgen um seinen jungen Bruder eingenommen überhörte der muskulöse Fischer das leise Plätschern, dass von dem lang gestreckten Schatten verursacht wurde, als er sich fast mühelos aus dem pechschwarzen Wasser auf den dunklen Teil des Steges zog, den der schwache Schein der Laterne nicht mehr erleuchten konnte. Eine Wolke verdeckte den Mond...
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      RE: Aus der Tiefe

      Original von Lithium
      Original von Earin Shaad
      Hier der Anfang meiner neuesten Kurzgeschichte aus einer von mir selbst erfundenen Welt namens "Welt der Toten Götter".


      Sollt die Frage beantworten ;) ... ist die gleiche Welt von der es noch mal zwei RPG Runden gibt ...


      mfg

      Lith


      Verzeiht. Das hab ich übershen. Ich hab mich gleich auf die Geschichte getsürzt.
      Every time you get off to FF hentai, God kills a Moogle


      Always save the last bullet for the moron who got you into this.




      Which Final Fantasy Character Are You?
      Final Fantasy 7
      So, es geht weiter.

      Margon stieß einen erleichterten Seufzer aus als er sein kleines Boot an der Insel des Leuchtturmes vorbeigerudert hatte. Nun endlich hatte er die Bucht erreicht, in der sein Dorf lag. Draußen auf der offenen See waren die Wellen immer größer geworden, der kalte Wind immer stärker und Margon hatte ernstlich daran gezweifelt, ob er es jemals wieder zurück nach Hause schaffen sollte.
      Nun aber, in der Bucht, waren die richtig großen Wellen verschwunden, die Macht des Windes von den hohen Klippen gebrochen, die nun zwischen dem Boot und der offenen See waren. Auf diesen Klippen erhob sich auch der Leuchtturm, wo der alte Merkin lebte.
      Bei der Erinnerung an den alten Mann musste Margon trotz der Müdigkeit und der flammenden Schmerzen, die sich wie Schlangen durch seine Arme und Schultern wanden, ungewollt lächeln. Merkin war ein Geschichtenerzähler und großer Aufschneider. Außerdem war der Alte sich nie zu Schade, um einen über den Durst zu trinken.
      Oft schon war Margon zusammen mit dem einen oder anderen seiner Freund am Kamin im Erdgeschoss des Leuchtturmes gesessen und hatte sich die verrückten Geschichten des alten Mannes angehört. Und dabei hatten sie immer ein oder zwei Gläschen mit Merkin getrunken.
      Eines musste man dem verrückten Alten lassen, wenn es um Schnaps oder Bier ging, hatte er einen guten Geschmack.
      Als Margon weiterruderte, durch den Gedanken an ein heißes Getränk angetrieben, tauchten in der Ferne ganz schwach die Lichter des Dorfes auf. Noch waren es nur spärliche Flecken, kaum heller als die Küste um sie herum, aber je näher das Boot herankam, desto deutlicher waren die Lichter zu sehen. Es schien, als wären die meisten Leute schon zu Bett gegangen, obwohl es noch gar nicht so spät war. Die Sonne war, Margons Schätzung nach, vor gerade einmal knapp drei Stunden untergegangen. Andererseits kam wohl ein Sturm auf, überlegte der Junge, und bei schlechtem Wetter gingen die meisten Leute gerne früh schlafen.
      Rik, Margons älterer Bruder, war jetzt bestimmt gerade bei seiner Verlobten. Schließlich wurde ihr Kind während der nächsten Tage erwartet. Und bald danach würde bestimmt der Heiratsschleier gefertigt werden.
      Der junge Fischer grinste breit, als er sich an die Aufregung erinnerte, die wegen des Kindes zuerst geherrscht hatte. Schließlich war sein feiner Bruder mit Maiken nur Verlobt, nicht verheiratet, und ein Kind vor der Heirat schickte sich in den Augen vieler einfach nicht.
      Die meisten Erwachsenen hatten sich zwar mit missbilligenden Blicken begnügt, aber Dorio, Maikens Vater, war etwas weiter gegangen.
      Rik hatte sich eiligst zu Hause in Sicherheit gebracht während er im Laufen immer wieder verfaulten Früchten und Steinen ausweichen musste, die Maikens Vater nach ihm warf.
      Die Erinnerung daran brachte Margon dazu, laut loszulachen. Einen Moment lang hallte das fröhliche Geräusch über das finstere Wasser, dann antwortete ein lauter Donnerschlag.
      Der junge Fischer zuckte erschrocken zusammen. Ein Blitz zuckte über den Himmel, dann begann ein leichter Nieselregen zu fallen.
      Margon ruderte schneller. Das Lachen war ihm im Hals stecken geblieben, seine gute Laune wie weggeblasen. Noch war er nicht zu Hause und nicht vollkommen außer Gefahr. Sogar hier, in der meist ziemlich ruhigen Bucht des Dorfes, konnte ein heftiges Unwetter Wellen verursachen, die das kleine Holzboot mit Leichtigkeit umwerfen konnten. Einmal im kühlen Wasser würde Margon nicht mehr viel Chancen haben, sich an Land zu retten.
      Der Fischersjunge warf einen Blick nach vorne, durch den dünnen Vorhang aus Regen. Er war auf dem richtigen Kurs, steuerte geradewegs auf die Anlegestellen des Dorfes zu. Jemand schien dort auf ihn zu warten, denn eine Laterne brannte am Ende des langen Holzsteges. Noch war Margon nicht nahe genug heran um zu sehen, ob jemand am Steg stand. Und derjenige, wer auch immer auf ihn wartete, würde das kleine schwarze Boot bestimmt nicht sehen können, ehe es auf einige Dutzend Schritt herangekommen war.
      Bestimmt ist es Fand, dachte Margon bei sich. Sein Bruder machte sich immer Sorgen um ihn. Er würde bestimmt nicht zu Bett gehen können, wenn sein jüngerer Bruder noch draußen auf dem Meer war. Vor allem nicht in so einer Nacht wie dieser.
      Das schien allerdings die übrigen Bewohner des Dorfes nicht davon abzuhalten, sich schlafen zu legen, denn in fast allen Häusern waren jetzt schon die Lichter erloschen.
      Ein weiterer Donnerschlag, gefolgt von einem weit verzweigten Blitz, der über den Himmel zuckte. Margon schüttelte den Kopf, um alle störenden Gedanken daraus zu vertreiben und konzentrierte sich nur noch darauf, die Ruder tief ins Wasser zu stoßen und das Boot mit kraftvollen Schwüngen voran zu treiben.
      Schon nach wenigen Minuten schmerzten seine Arme und Beine wie die Hölle und sein Schweiß vermischte sich mit dem Regen, der auf ihn herunterprasselte. Allerdings schien der Sturm vorbeizuziehen, kein Donnern oder Blitzen war jenem lauten Grollen mehr gefolgt. Auch der Nieselregen wurde schwächer, bis nur noch kühle Tröpfchen vom Himmel fielen.
      Margon war jetzt nahe genug heran, um einiges vom Dorf erkennen zu können.
      Nur noch in zwei Häusern brannte Licht. Eines davon war die Schänke, das zweite ein Haus höher oben auf dem Hügel. Vielleicht sogar das von Maikens Familie, wo sich Rik zu der Zeit wahrscheinlich aufhielt. Die Laterne auf dem Steg brannte nur noch schwach, trotzdem genügte ihr Licht um den jungen Fischer erkennen zu lassen, dass niemand auf ihn wartete.
      Nur die Laterne lag verlassen da. Ob Fand sie zurückgelassen hatte, damit Margon sich den Weg nach Hause ausleuchten konnte? Aber was, wenn der Wind sie umgestoßen hätte und sie ins Wasser gefallen wäre? Laternen waren nicht billig und irgendwie zweifelte Margon daran, dass sein älterer Bruder eine unbeaufsichtigt herumstehen lassen würde. Vor allem im Freien.
      Merkwürdig.
      Trotzdem war der junge Fischer erleichtert. Er hatte Angst gehabt, Fand würde ihm gleich hier auf dem Steg eine Tracht Prügel verpassen für die Dummheit, sich auf offener See von der Dunkelheit überraschen zu lassen. Wenn Fand nicht hier war, erhöhte das die Wahrscheinlichkeit, ohne Prügel davon zu kommen.
      Außerdem ist es ja nicht so, als ob ich nicht wissen würde, in welche Gefahr ich mich selbst gebracht habe, dachte Margon bei sich.
      Mit zwei letzten, leichten Stößen, um seine schmerzenden Muskeln zu schonen, steuerte der Junge sein Boot an den Steg heran. Einen Augenblick lang saß er mit geschlossenen Augen da und atmete tief, um sich zu beruhigen. Schon jetzt konnte er den Muskelkater fühlen, den er sich durch eine halbe Stunde schnellem, kräftigem Rudern zugezogen hatte. Und morgen würde der Schmerz bestimmt noch um einiges schlimmer sein. Schlimm genug um ihn daran zu hindern, so bald noch einmal auf dem Boot einzuschlafen. Aber immerhin hatte er es geschafft.
      Nach einem letzten, tiefen Atemzug öffnete Margon die Augen und kletterte zwischen seiner Anglerausrüstung und den Rudern nach vorne, um das Boot mit einem breiten Tau am Steg festzubinden. So würde es auch dann nicht davongetragen werden, wenn der Sturm sich doch noch entscheiden würde, über die Bucht hereinzubrechen.
      Dann nahm der Fischer seine Ausrüstung und schwang sich auf den Steg. Leicht zittrig stand er da und brauchte einen Moment, um das Gleichgewicht wieder zu finden. Endlich wieder fester Boden unter den Füßen. Ihm schien, als würde er einige Tage brauchen, um sich von der Gefahr zu erholen, in die er sich gebracht hatte. In den nächsten Tagen würde Margon auf jeden Fall nicht hinaus aufs Meer fahren. Zumindest nicht alleine.
      Er konnte jetzt schon hören, wie sich seine Freunde über ihn lustig machen würden. Ein Fischerjunge, der Angst vor dem Meer hatte. Margon seufzte leise. Aber auch die Spötteleien würden vergehen. Jetzt war es auf jeden Fall an der Zeit, nach Hause zu gehen.
      Er musste die nassen Sachen loswerden und ins warme Bett.
      Als wäre dieser Gedanke ein Auslöser gewesen, spürte Margon den kalten Wind plötzlich mit voller Heftigkeit. Zitternd griff er nach der Laterne, die noch immer schwach leuchtete. Es würde genügen um nach Hause zu finden, ohne über irgendetwas zu stolpern. Und wem auch immer die Laterne gehörte, Margon würde sie ihm am nächsten Morgen zurückbringen.
      Stolpernd machte er sich auf den Heimweg. Er kam jedoch nicht weit.

      Kann wer erraten, was jetzt passiert? :D

      P.S.: Hab den ersten Post um eine Kleinigkeit am Anfang der Story editiert.
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