Imperialer Schwachsinn (von jemaden mit zuviel Freizeit)

      Sergeant Thiernus blinzelte, als er erwachte. Der Raum, in dem er sich befand war weiß gestrichen, und irgendwo konnte er etwas piepen hören. Er wollte gerade seinen Kopf etwas zur Seite drehen, als ein unaussprechlicher Schmerz sein Rückrat entlang fuhr und ihn um Atem ringen lies. Eine ruhige Stimme erklangt und versuchte ihn zu beruhigen. ?Halte still, Bruder? begann der Apothecarius ?deine Wunden müssen erst versorgt werden, bevor du wieder in die Schlacht ziehen kannst.?
      ?Was ist geschehen?? Das letzte, woran sich Thiernus erinnern konnte, war wie der menschliche Leutnant seinen Schlag abgeleitet und einen Gegenangriff gestartet hatte.
      ?Der Leutnant der Imperialen Armee hat dich im Zweikampf besiegt, Bruder.? Der Apothecarius stellte sich neben ihn ans Bett und blickte auf ihn hinab. ?Ein wahrlich außergewöhnlicher Mann.? Er justierte einige Geräte am Bett des Novamarines und bereitete einen Injektor vor. ?Ich habe meine Brüder enttäuscht und Schande über uns gebracht.? Verärgert wollte er mit der geballten Faust auf das Bett schlagen, doch der Versuch endete in einer weiteren Feuerwelle, die sein Rückrat auffraß. ?Gedulde dich einen Augenblick? sprach der Apothecarius und brachte den Injektor an den Hals des Sergeants. Er drückte ab, und die Ladung Narkotica stoppte die Schmerzwellen. Leicht benebelt blickte Thiernus den Ordensbruder an. ?Was ist mit mir passiert?? ?Der letzte Tritt des Soldaten brach dir beinahe das Genick, Bruder. Doch die Knochen von Space Marines sind härter als die eines gewöhnlichen Menschen, deshalb hat er das Rückenmark nur leicht verletzt. In ein paar Tagen sollte der Schaden behoben sein und du wirst wieder an der Seite unserer Brüder in die Schlacht ziehen.?
      Langsam begannen die Medikamente auch seinen Geist zu beeinflussen, und er hörte die Stimme des Heilers nur noch schwach, wie aus der Ferne. ?Schlafe wohl Bruder. Wenn du das nächste Mal erwachst, wirst du wieder für den Orden kämpfen können.? Sergeant Thiernus fühlte, wie sein Geist sich löste und wieder in das dunkle Reich der Träume fiel.

      Lustlos wanderte Taranis den breiten Weg entlang, der sich zwischen den Hochhäusern dahin zog. Die Einheimischen gingen hektisch ihrer Arbeit nach oder bummelten durch die Stadt und sahen sich die Schaufensterläden an. Ein bescheidener Reichtum und eine relativ niedrige Rekrutierungsrate ermöglichten es den einfachen Fabrikarbeitern, ein wenig Wohlstand an den Tag zu legen. Dennoch waren die Kleidungsstücke mehr auf Funktionalität als auf Eleganz ausgelegt. Wie?s wohl in den Häusern der Adeligen aussieht dachte Kerman. Die meisten Leute nahmen soviel Notiz, wie sie es von jedem Soldaten taten. Je weiter der Tag voranschritt, und die Schatten immer länger wurden, umso mehr kam er langsam zu der Überzeugung, nichts mehr an diesem Tag erreichen zu können. Zumindest nicht hier in den normalen Wohnvierteln. Also fragte er sich zur hiesigen Kaserne durch, um mit dem Hauptmann über die notwendigen Maßnahmen der Requirierung zu sprechen. Außerdem wollte er wissen, was es denn noch mit seiner Akte an Hauptmann Vickers geschickt worden war. Die Passanten, die er fragte gaben ihm bereitwillig Auskunft, und nach knapp einer Stunde und mit Ausnutzung der öffentlichen Straßenbahnen hatte sein Ziel erreicht. Die Kaserne war in einem makellosen Zustand, die Zäune mit Warnhinweisen und Schildern behangen, die unerlaubte Eindringlinge über die Folgen eines Einbruchs aufklärten. Auf dem Gelände konnte er einen Trupp Rekruten ausmachen, die gerade mit der Chimäre und den Schutzmasken für einen Angriff mit chemischen Kampfstoffen trainierten. Überall auf dem Campus konnte er Gruppen ausmachen, die entweder rauchten, trainierten oder sich ins Soldheim begaben. Ein leises Knacken seines Feldkommunikators lies ihn aufhorchen.
      ?Hier Kerman, was gibt?s?? ?Hier ist Val. Habe Position eine Meile von Ihnen entfernt eingenommen, warten auf Einsatzbefehl.?
      ?Ruhig bleiben und Stellung halten. Ich treffe mich mit dem hiesigen Befehlshaber, danach bleibe ich im Thunderhawk. Wir werden voraussichtlich hier Truppen aufnehmen, also richte ich mich darauf ein.?
      ?Verstanden.? Val schwieg einen Augenblick. ?Ich habe hier einen verärgerten Einheimischen, Sir. Er ist unzufrieden mit der Wahl unserer Position.?
      Kerman blickte sich ein wenig um, konnte aber kein Anzeichen einer Valkyrie erkennen. Nur ein paar Hochhäuser kamen als mögliche Position in Frage. ?Auf welchem Dach habt ihr geparkt??
      ?Auf einem Handelsgebäude der Houston-Kette. Der zuständige Angestellte ist nicht besonders erfreut über unsere Anwesenheit. Sollen wir die Position wechseln, oder ihn wechseln lassen??
      ?Wie meinen, Val?? Leicht besorgt blickte er in die Richtung der Hochhäuser. So, wie er Val kannte, würde den Angestellten mit Freude vom Dach schubsen. Oder an einen Flügel der Valkyrie binden und eine Runde mit ihm drehen.
      ?Nun, da wir unsere Position nur ungern wechseln würden, hätte ich diesem aufdringlichen Bürokraten gerne dazu gebracht, selber das Dach zu räumen. Und zwar direkt nach unten.?
      ?Negativ, Val, das würde zuviel Aufmerksamkeit erregen. Stell ihm doch deinen Freund Mister Taschenlampe, oder noch besser Mister Suchscheinwerfer vor. Wetten, dass er sich vor lauter Freude nicht beherrschen kann und sich gleich wieder an seinen Schreibtisch setzt, um genug Geld für eine eigene Taschenlampe zu verdienen??
      ?Ist das ein Vorschlag, oder eine Anweisung, Sir? Nicht, dass ich Sie falsch verstehe und am Ende einen Zivilisten Schade.? Val lies etwas gekränktes Ehrgefühl und Ironie in ihrer Stimme mitschwingen, war ihr der Freiflug bestimmt die liebere Wahl gewesen.
      ?Eine Anweisung. Und halte dich zur Abwechslung mal dran.?
      Val?s Protest beendete Taranis, indem er einfach das Funkgerät abdrehte.

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      Hauptmann Vickers hatte der Torwache entsprechende Anweisungen gegeben, und nach ein paar Minuten fand sich Kerman in dem blank geputzten Vorraum des Offizierbüros wieder, in dem Vickers auf ihn wartete. Als er das Büro betrat, saß der alte Offizier hinter seinem Schreibtisch und blätterte durch mehrere verschiedene Stapel Akten. Wie es schien, war er gerade dabei, eine Kampftruppe für die Novamarines zusammen zu fassen, und das Personal entsprechend zu überprüfen. ?Nehmen Sie Platz? begrüßte er Kerman. Das Innere des Büros war reichlich ausgestattet, sowohl an Andenken an frühere Konflikte, als auch mit persönlichen Schnickschnack und technischer Ausrüstung. Taranis setzte sich auf den freien Sessel direkt gegenüber dem Hauptmann. Er betrachtete, wie Vickers weitere Akten durchlas und auf 4 verschiedene Stapel aufteilte. Nach einer Minute wurde es ihm aber dann zu lang, und er klopfte laut auf den Tisch. ?Was gibt es denn dringendes? fragte Vickers, ohne auch nur den Blick von der Akte, die er gerade las, zu heben. ?Sie haben was für mich.? Es war keine Feststellung, sondern eine Aussage. Hauptmann Vickers legte die Akte zur Seite und massierte sich kurz die Schläfen. ?Können Sie mal für ne Minute stramm stehen und ernst schauen? fragte er Kerman. Der blinzelte kurz und antwortete ?Sicher, wenn es wichtig ist. Und nicht nur zur Verbesserung Ihres Egos beiträgt, ja.? ?Dann nehmen Sie mal Haltung, an, ich habe etwas Wichtiges für Sie.? Er kramte in einer der Laden seines Schreibtisches herum und holte eine kleine metallene Box heraus, nicht größer als eine Zigarettenschachtel. Der Leutnant stellte sich gerade hin, und nahm Haltung an. ?Leutnant Taranis Kerman, der heute hier anwesend ist ? begann Vickers und murmelte dann weiter ?? und so weiter, das spar ich mir mal ? aufgrund Ihrer herausragenden Dienste für das Imperium, seine Bürger; aufgrund seiner außergewöhnlichten Taten auf dem Schlachtfeld, seines vorbildhaften ? Vickers kam ins Stocken. ?Ok, das mit dem vorbildlichen Verhalten lassen wir weg. Also weiter, zeichnen wir Sie heute mit dem Imperialen Adler in Gold aus. Des Weiteren werden Sie hiermit zum Hauptmann befördert. Sie werden diesen Rang bekleiden, bis Sie entweder die Armee verlassen, oder im Kampf für das Imperium sterben. Möge der Imperator über Sie wachen und sich Ihrer Seele erbarmen.? Vickers salutierte zackig vor Kerman, der ebenfalls salutierte. Dann überreichte der Hauptmann ihm die Box, die seine neuen Abzeichen und die Medaille enthielt. ?Glückwunsch? bemerkte Vickers ?ab sofort müssen Sie nicht mehr vor mir salutieren. Ich hoffe, dass Sie sich Ihres neuen Ranges als würdig erachten. Vor allem im Hinblick auf das tadellose Verhalten.? Er zwinkerte ihm zu. ?Ich werde mein Bestes tun? antwortete Kerman. Er salutierte ein letztes Mal vor Vickers, dann drehte er sich um und ging zur Tür. ?Wie lange brauchen Sie noch für die Auswahl der Soldaten?? Mit der Rechten hatte er bereits die Klinke ergriffen, mit der Linken wies er auf die Aktenstapel, die sich auf Hauptmann Vickers Tisch türmten. ?Dafür brauche ich noch mindestens 3 Tage. Und um eins vorweg zu nehmen, das Ausrüsten der Truppen und die Bereitstellung der Fahrzeuge wird das Ganze noch verlängern. Sie werden also noch mindestens eine Woche unser Gast sein. Das Offizierskasino steht Ihnen selbstverständlich offen.? ?Vielen Dank für die Einladung? Kerman lächelte leicht ?aber ich passe. Ich übernachte lieber zusammen mit meinem Männern im stickigen und verschmutzten Thunderhawk, als mir hier ohne sie eine gemütliche Unterkunft zu nehmen.? ?Und wieso das?? Vickers klang leicht beleidigt, und blickte den frischgebackenen Hauptmann schief an. ?Ein guter Offizier geht seinen Soldaten beispielhaft voran, in jeglicher Hinsicht. In diesem Sinne, einen schönen Tag noch, Hauptmann Vickers.? Kerman drückte die Klinke nach unten und verlies das Büro.

      Vickers grübelte noch weiter üben Akten für ein paar Minuten, nachdem der neue Hauptmann sein Büro verlassen hatte. Er griff nach dem Hörer seines Telefons, hielt aber kurz inne. Es hieß, er sollte nur in Notfällen diese Nummer wählen. Nun, es erschien ihm wichtig genug, also riskierte er es. Die Nummer war abhörsicher, so hatte man es ihm zumindest gesagt. Nach ein paar Sekunden des Wartens meldete sich eine kalte Stimme ?Ja?? ?Ich hatte gerade eine Unterhaltung mit Hauptmann Kerman.? ?Ihr Urteil?? ?Respektlos, unerschütterlich in seiner Überzeugung, kein Freund großer Worte. Seine Respektlosigkeit macht scheinbar vor nichts halt, nur die Armee respektiert er. Individuen müssen sich in seinen Augen erst beweisen.? ?Auch ? andere Kräfte?? ?Ja? Das Telefon blieb für ein paar Augenblicke still. ?Wir werden uns selbst um ihn kümmern. Rufen Sie uns nicht mehr an, sollte sich etwas ergeben, werden wir Sie kontaktieren.? ?Ja, ich habe verstanden. Haben Sie alles sehen können?? ?Ja, die Bilder waren ausgezeichnet. Doch nun kümmern Sie sich wieder um die Novamarines. Wir erledigen das mit Kerman.? Vickers Gesprächspartner legte auf. Der alte Hauptmann lehnte sich in seinen Sessel zurück, und dachte über Taranis Kerman nach, der, vor allem für einen Imperialen Offizier eine unglaubliche Respektlosigkeit an den Tag legte, und sich weder von ranghöheren Offizieren noch von Kommissaren einschüchtern lies. Sein Verhalten hatte ihm bereits früher geschadet, deshalb war er nur mit dem Schutz einer kleinen Kolonie beauftragt worden. Und an Bord der Diener soll er schon wieder einen Kommissar angeschnauzt haben. Vielleicht ist er auch nur verrückt, und wird uns in den Tod führen. Diesem Gedanken sponn er ein wenig weiter. Aber was für ein Tod es auch sein wird, seine Leute werden mit Freude mit hinein stürzen. Und ein Tod auf dem Schlachtfeld ist besser, als hier für den Rest meines Lebens Papier herum zu schieben. Er verscheuchte seine düsteren Gedanken, und begann wieder mit seiner Arbeit. Er musste den Captain der Novamarines mit einer Liste der Soldaten und Fahrzeugen versorgen, und auch anderweitig beschäftigen. Es gab wichtigeres als deren selbsterklärten Kreuzzug gegen die Tyraniden.
      ?Val, Taxi in 2 Minuten? sprach er, nachdem er das Funkgerät wieder eingeschaltet hatte.
      ? ? und da sagte ich ? Oh, Moment. Befehl wiederholen, Leutnant.? ?Taxi, 2 Minuten, vor dem Stabsgebäude. Befehl deines Hauptmannes? knurrte er. ?Oh, habe verstanden, ?Hauptmann?. Sind unterwegs.? Bevor sie das Mikro abdrehte, konnte er hören, wie die Motoren der Valkyrie hochfuhren. Er schlenderte gemütlich den Weg zum Eingang des Stabsgebäudes als einer der Stabsgefreiten an ihn heran trat. ?Verzeihung, Sir. Hätten Sie kurz Zeit?? Kerman musterte den jungen Mann, der nervös von einem Bein aufs andere trat. ?Kommt darauf an, worum es geht, Soldat.? Ohne sich um den Gefreiten zu kümmern ging er weiter auf die Tür zu. ?Es geht um die Novamarines, Sir.? Hastig trippelte er neben Kerman her, und versuchte Schritt zu halten. ?Wir, die anderen Soldaten und ich, fragen uns, wie lange sie zu bleiben gedenken, und wie viele von uns sie wohl auf ihrem Kreuzzug begleiten werden.? ?Kein Grund, nervös zu sein? Kerman stieß die Tür auf und ging nach draußen ?auf der Demütigen Diener ist nur mehr Platz für sechzehnhundert Soldaten und 100 Fahrzeuge. Wir werden also nicht alle Soldaten mitnehmen, euch werden schon noch ein paar Spielkameraden und Panzer zum Üben da bleiben.? Die Valkyrie näherte sich mit donnerndem Antrieb und begann kurz vor dem Gebäude mit dem Sinkflug. ?Äh, ja Sir, danke für die Information.? Neugierig beobachtete er weiter, wie Kerman seine Schulterabzeichen abnahm und in die Brusttasche steckte, bevor er die neuen Abzeichen und den Adler anbrachte. Val lies den Vogel knapp über dem Boden schweben, und die Gardisten sprangen aus der Seitenluke und bildeten 2 Reihen, zwischen denen er zur Luke ging. Taranis salutierte zackig, als er an seinen Soldaten vorbei marschierte, und sobald er an ihnen vorbei gegangen war, drehten sie sich um und folgten ihm in die Valkyrie. Nachdem der letzte die Luke geschlossen hatte, gewann der Transporter schnell an Höhe und flog Richtung Raumhafen zurück. ?Herzlichen Glückwunsch zur Beförderung, Chief.? Ein paar der Soldaten gratulierten ihm, aber Kerman nickte nur stumm. Er brütete weiter darüber nach, was ihn an diesem Planeten störte. Vielleicht waren ihm einfach zu viele Leute hier, nach all den Jahrhunderten auf Diabara, wo er jeden fast persönlich kannte. Oder er begann langsam den Verstand zu verlieren, der Körper bleibt zwar jung, aber nicht unbedingt der Geist. Er blickte seine Gardisten an und begann mit der Befehlsausgabe. ?Ab sofort bleibt der 1. Thunderhawk permanent auf dem Planeten. Die anderen werden für den Transport von Vorräten, Munition und Treibstoff verwendet. Sobald die ersten Soldaten auf die Diener verlegt werden, wird auch der 1. Thunderhawk dafür eingesetzt. In der Zwischenzeit bleibt die Kompanie in Alarmbereitschaft. Nie mehr als 10 Trupps sind gleichzeitig auf dem Planeten, der Rest ist auf dem Schiff. Noch Fragen?? ?Ja, Sir, schmeißen Sie wenigstens ne Runde wegen Ihrer Beförderung?? ?Dämliche Frage? bellte Kerman ?natürlich! Aber zuerst muss ich erst mal ein passendes Lokal finden.? Ein paar der Gardisten grinsten sich eins. ?Ich kümmere mich um den Papierkram, dann können wir in Zivil loslegen. Aber dass alle schön zusammen bleiben, Mathematiker können wir keine gebrauchen.? ?Mathematiker, Sir?? fragte einer der Soldaten verblüfft. ?Ja, Mathematiker. Wenn du am morgen deine Wurzel aus einer Unbekannten ziehst, ist das etwa nicht höhere Mathematik?? Obwohl der Witz schon älter als Kerman und entsprechend abgedroschen war, gab es dennoch ein paar Lacher. ?Du bist auch eingeladen Val, dann darfst du meine neuen Streifen bewundern.? ?Damit steigt dein grenzenloses Selbstwertgefühl ins Unendliche, oder?? bemerkte sie spitz. ?Wenn du nicht nett bist, schick ich dich wieder auf die Diener, wo du dich mit Raoul herum ärgern musst.? ?Du kannst so grausam sein.? Seit Raoul einmal ihr gegenüber Interesse bekundet hatte, und sie ihm klar zu verstehen gegeben hatte, nie Interesse an ihm zu haben, hatte das schon zu manchem Zwist geführt. ?Und genau deshalb wurde ich ja zum Hauptmann befördert. Für den Kommissar bin ich zu weichherzig, vor allem meinen Jungs und Mädels gegenüber. Also, wie sieht?s aus, kommst du mit? Wenn du dich nicht alleine mit so vielen Kerlen traust, nimm doch Ayashima mit.? ?Warum, um jegliche Flirterei zu unterbinden? Wir nennen Ayashima ja aus gutem Grund hinter ihrem Rücken Eiswürfel.? ?Ah, ja, und was sagt ihr so über mich hinter meinem Rücken?? ?Nur das Beste? erwiderte sich vergnügt.
      Ein schlanker Schatten huschte spät abends durch die Gassen. Sein Ziel war eine der heruntergekommen Bars im Industrieviertel. Die Musik war laut und hart, die Drinks entweder purer Alkohol oder giftigeres. Die Gestalt klopfte an die Tür, worauf hin sich der Sehschlitz für den Türsteher öffnete. Ein Blick auf die Frau, die da vor der Tür stand genügte, um sie herein zu lassen. Er kannte sie, wusste um ihr Temperament und ihre Fertigkeiten. Sie ging ungehindert durch die Reihen der Gäste und Schaulustigen, die den Kampf in der Box betrachteten. Die Box war nichts anderes als ein 4x4 Meter großes Gehege, das mit einem Maschendrahtzaun abgegrenzt war. In der Box war alles erlaubt, außer Waffen. Als sie das erste Mal in der Box gestanden hatte, hatten die Leute vor Vergnügen gebrüllt, als sie gegen einen der Lokalchampions antrat. Jeder erwartete sich eine brutale und blutige Schlägerei, bei der sie verzweifelt um ihr Leben kämpfen würde. Aber erstens kommt alles anders, und zweitens als man denkt. Sie hatte nur 8 Sekunden gebraucht, um ihm ein paar Rippen und das Genick gebrochen hatte. Danach hatte sich nie wieder jemand über sie lustig gemacht. Neuankömmlinge, die sie lüsternd betrachteten, wurden schnell zu Recht gewiesen. Zwar konnte sich alle paar Monate einer nicht beherrschen, aber von etwas anderem als Essensresten mussten sich die Hunde im Hinterhof auch mal ernähren. Sie erreichte die Stiege in das obere Stockwerk und passierte die beiden Schläger, die vor einer der Türen Position bezogen hatten. Das Büro war schlecht beleuchtet, und von draußen klangen die Geräusche aus dem Lokal herauf. ?Hattest du Erfolg? flüsterte er sanft. ?Ja? antwortete sie kalt zurück. ?Der Abgeordnete hat unsere Anweisungen verstanden und wird bei der nächsten Abstimmung keine Probleme bereiten. Damit würde der ganze Rat geschlossen hinter Euch stehen, Meister.? ?Ausgezeichnet? hauchte er und drückte die Fingerspitzen aufeinander. ?Wie gedenkst du, weiterhin mit der Armee und seit neuestem mit den Novamarines umzugehen? Der alte Vickers wäre allein kein Problem, aber mit den neuen Leu ?? er räusperte sich ?Hauptmann und seinen Mannen könnte das ganze eine völlig neue Wendung nehmen.? ?Überlasst ihn mir? sie putzte sich seelenruhig die Fingernägel mit einem Stilett ?er wird uns entweder zuhören und die Wahrheit erkennen, oder sich weiterhin hinter dem falschen Imperator verstecken und dabei sterben.? Sie klappte das Messer zusammen und lies es unter ihren Gewändern verschwinden. Er hingegen trommelte nervös mit seinen Fingern auf der Tischplatte. ?Sei vorsichtig, dieser Kerman soll eine echte Schlange sein, schlüpfrig und hochgiftig, mit einem schnellen Biss.? ?Dann bin ich genau die Richtige, um sich um ihn zu kümmern? meinte sie, als sie vor der Tür stand. ?Wer eignet sich schon besser um mit einer Schlange zu verhandeln, als eine andere Schlange.? Ohne sich um zu drehen oder zu verabschieden verlies sie das Büro, und lies den Propheten alleine mit seinen Gedanken.

      Kerman fasste sich an den Kopf und versuchte, den Nebel, der sich darin breit machte, zu verdrängen. Nach einer Minute ohne Erfolg lies er es bleiben und griff nach dem Reparaturmix. Die Flüssigkeit, die ihm Doc Mardigan gegen den Kater verabreichte, war aus einer Reihe ihm unbekannter Medikamente und anderer Inhaltsstoffe zusammengesetzt. Aber sie tat ihre Arbeit. Nach einer halben Stunde, in der er sich etwas rasiert und geduscht hatte, war der Nebel zu einem kleinen Wölkchen zusammengeschrumpft, und das Pochen war abgeklungen. Er konnte sich noch an die ersten 4 Bars erinnern, in die er gestern mit ein paar Soldaten geschaut hatte, aber wie er den Weg zurück zum Thunderhawk gefunden hatte, war ihm unbekannt. Er blickte sich in seinem kleinen Zimmer um. Außer ihm war niemand hier, und er konnte auch keine Kleidungsstücke anderer Leute sehen. Vielleicht hatte ja auch Sören mal wieder Kindermädchen gespielt, und ihn ins Bett gebracht. Oder er war zu abgefüllt gewesen, als dass Val etwas mit ihm hätte anfangen können. Er schüttelte den Kopf und begann, seine Trainingsklamotten aus dem Spind zu fassen. Ein kleiner Lauf über den Raumhafen, um die Giftstoffe aus seinem Körper zu treiben, und um sich mit dem Gelände vertraut zu machen erschien ihm wichtiger als der Weg, wie er wieder in sein Zimmer gekommen war. Wie immer verließ er seine Kabine nicht ohne den König und sein Stiefelmesser. Bei seinem ?morgendlichen? Lauf, es war schon 10 Uhr Ortszeit vorbei, kam er auch an den Unterkünften und Trainingseinrichtungen der Kampfpiloten vorbei. Er konnte eine Gruppe ausmachen, die gerade auf Klappstühlen vor einem Hangar saßen und neue Instruktionen von ihrem Vorgesetzten erhielten. Im Hangar selbst konnte er mehrere Thunderbolts ausmachen, die gerade gewartet wurden und die Segnungen des Maschinen-Gottes erhielten. ?.. und hier können wir gerade einen der Fußlatschler bei der Arbeit zusehen? konnte er aus der Gruppe hören. Kerman wechselte die Richtung ohne langsamer zu werden. Erst vor den versammelten Piloten blieb er stehen. ?Morgen, die Damen? begrüßte er sie ?heute schon frisch parfümiert?? Ein paar der Piloten erhoben sich, doch der ausbildende Leutnant wies sie mit einem Wink zurück. ?Können wir Ihnen behilflich sein, Hauptmann?? erkundigte er sich vorsichtig. Verlegen kratze sich Taranis am Hinterkopf und meinte ?Na ja, ich als alter Fußlatschler fühlte mich gerade angesprochen, als eine ihrer Damen ein Witzchen über uns machte.? ?Würden Sie die Güte haben, uns zu sagen, welches Witzchen Sie gehört haben. Und meine Piloten und mich mit dem Rang ansprechen, und nicht mit ?Damen??? Kerman winkte ab. ?Ach, wissen Sie, wir Fußlatschler nennen Piloten so, weil sie sich meist für was besseres halten und die Nasen recht hoch tragen. Aber sehen Sie, wir Latscher verstehen nicht, was denn so tolles am Knöpfe drücken und Abzugsbetätigen ist.? Er zog den König aus dem Halfter und drückte vor den Augen aller Piloten den Knopf, der den Plasmagenerator der Pistole auf Höchstleistung stellte. ?Knöpfe drücken tun wir ja auch ständig, und Abzüge betätigen ist eine unserer Hauptaufgaben.? Er streckte den Arm aus und feuerte ein Geschoß glühenden Plasmas auf die Tafel ab. Das Plasma knallte auf die Platte und schmolz sich in Sekundenbruchteilen durch die Tafel. Irgendwo im Inneren der Lagerhalle konnte er Techniker in Panik aufschreien hören, und ein paar nachfolgende Flüche. ?Aber wenn es darum geht, dem Gegner ins Gesicht zu blicken und ihm den Rest zu geben? er zog mit der Linken sein Messer ?bedarf es mehr, als Ihre Damen uns zutrauen.? Er steckte beide Waffen wieder weg. ?Wenn Sie also Ihre Damen dazu bringen würden, zu erkennen, dass wir nur gemeinsam den Sieg erringen können, wäre mir schon sehr geholfen. Noch einen schönen Tag.?
      Vickers war natürlich alles andere als erfreut über Kermans und gab es ihm ungeschminkt zu verstehen. Nachdem sich die beiden Hauptmänner fast eine halbe Stunde gegenseitig angeschrieen und beleidigt hatten, erklärten sie den Vorfall für erledigt. Kerman versprach, nicht mehr die Ausbildung der hiesigen Streitkräfte zu unterbrechen, und Vickers überlies ihm im Gegenzug ein Trainingsgelände vor der Stadt, wo er mit seinen Soldaten trainieren konnte. Noch am selben Tag lies Hauptmann Kerman seine halbe Kompanie auf Meralos verlegen. Die Trupps erhielten abwechselnd Landurlaub, und Gnade demjenigen, der nicht rechtzeitig wieder in sein Zimmer zurückkam. Kerman zeigte keine, wenn einer seiner Soldaten seine Befehle nicht befolgte. Als einer der Soldaten einmal in eine Schlägerei verwickelt worden war und selber nur mit einem blauen Auge davon kam, ließ er ihn vor versammelter Truppe nach vorne treten. Dort verpasste er ihm selbst eine derartige Tracht Prügel, dass die Soldaten in den ersten Reihen nachher schworen, die Knochen des Soldaten brechen gehört zu haben. ?Damit ich mich verständlich gemacht habe? brüllte er über das Feld, während er mit einem Fuß auf dem Körper des verprügelten Soldaten stand ?mein Befehl ist Gesetz, wer es bricht hat mit Konsequenzen zu rechnen. Wir sind nun nicht mehr auf Diabara, abgeschottet vom Rest des Universums, sondern ein Teil der Imperialen Streitkräfte. Es gibt kein Zurück, außer ich befehle es. Es gibt kein Aufgeben oder Desertieren, wen ich dabei erwische werd ich eigenhändig erschlagen.? Er drehte den Kopf zur Seite, wo die anderen Offiziere, unter anderem Kapitän Kirow und Schiffskommissar Duncan standen, bevor er nach den Sanitätern rief. ?Das wäre alles. Wegtreten? Die versammelten Soldaten verließen schnell das Exerzierfeld, und versammelten sich in ihren Zimmern und in den Aufenthaltsräumen, um über das Schicksal ihres Kameraden zu diskutieren. Die Truppführer ließen keinen Zweifel darüber aufkommen, wer hier das Sagen hatte, und schon bald hatte sich die Aufregung wieder gelegt. Hauptmann Kerman hatte ihnen wie damals bei der Einschulung vor Augen geführt, dass er der unumstrittene Herr über die Kompanie war. Wer seinen Befehlen folge leistete hatte bisher keine Schwierigkeiten bekommen, wer allerdings gegen sie verstieß ? nun, das war gerade drastisch demonstriert geworden.

      ?Ganz fabelhaft? schwärmte sie, als sie den Feldstecher zur Seite legte. Die kurze, aber umso blutigere und brutale Demonstration des Hauptmanns hatte ihr gefallen. ?Ich denke, wir können mit ihm verhandeln. Er scheint sehr auf seine Macht bedacht zu sein, und wenn es ihm gefällt, so mit seinen Leuten umzuspringen ist er der perfekte Kandidat für den Generalsposten.? Sie warf einen Blick nach hinten, wo der Prophet nervös vor seiner Limousine auf sie wartete. Die Soldaten zu beobachten war zwar nicht strafbar, aber Kerman hatte sich bisher als äußerst launisch in seinen Augen erwiesen. Sollte er Verdacht schöpfen, und es nicht zu einem kontrollierten Gespräch kommen, würde sein schöner Plan den Bach hinunter gehen. Mit Kerman und ihr an seiner Seite könnte er ohne Probleme den alten Trottel Vickers aus dem Amt jagen und mit der gesamten Imperialen Streitmacht gegen die Novamarines vorgehen. Diese Marionetten der selbsternannten Vertreter des Imperators würden dann keine Chance gegen ihn haben und vernichtet werden. Doch zuerst musste er Hauptmann Kerman für sich gewinnen. Dann konnte er mit seinem Plan weitermachen. Er machte die Tür auf und setzte sich auf die Rückbank. Sie folgte ihm und setzte sich ihm gegenüber. ?Mein Kind? begann er ?wir müssen die Sache behutsam angehen. Wenn er misstrauisch wird, wird er uns eher töten, als uns zu zuhören. Es ist aber von größter Wichtigkeit für uns, zumindest ein paar Offiziere mit der Wahrheit vertraut zu machen, damit sie für uns ihre Männer in die Schlacht schicken können. Denn ohne eine eigene Streitmacht werden wir nie die Gelegenheit bekommen, die Galaxis wach zu rütteln. Eher werden diese selbsternannten Vertreter des Imperators ihre Schoßtiere, die Space Marines auf uns hetzen, als sich der Wahrheit zu stellen und ihre eigensüchtigen Pläne aufgeben.? Er seufzte resignierend. Sie streichelte sanft über seine Wangen und sagte ?Habt keine Sorge, ich werde mich darum kümmern. Habe ich Euch je enttäuscht?? ?Nein? antwortete er und nahm ihre Hand. ?Aber lass dir nicht zuviel Zeit. In bereits einer Woche will der Captain der Novamarines noch einmal hierher kommen, wir müssen bis dahin bereit sein, ihn und seine kümmerliche Truppe zu zermalmen. Wenn auch nur ein Wort nach außen dringt, wird die Inquisition alles tun, um unsere Mission zu stoppen. Dies darf nicht geschehen, hörst du?? ?Ich höre und gehorche.? Dann klopfte sie auf die Fensterscheibe, die die Kabine vom Fahrer trennte und dieser begann los zu fahren.


      Ach was solls, ihr dürft eure Kommentare gern hier rein schreiben.

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      Taranis Kerman verbrachte die nächsten 5 Tage, um seine Jungs wieder auf Trab zu bringen. Waren sie noch die beengten Verhältnisse der Raumschiffe gewohnt, war der Kampf in leicht bewaldetem Gebiet eine weitere Neuerung für sie. Er hingegen hatte keine Anpassungsprobleme und trieb seine Jungs und Mädels immer wieder an, nicht schlapp zu machen, und den Adler hoch zu halten. Immer wieder wurden Trupps von Valkyries aus abgeworfen, um die Landung mit Fallschirmen zu trainieren, vor allem den Gardistentrupp brachte er auf Vordermann. Er wollte seine Truppe bereit haben, jederzeit und überall einsatzbereit zu sein, und hatte in den letzten Jahrhunderten gelernt, wie er die Trupps zu immer besseren Leistungen anspornen konnte. Die Befehle knapp aber verständlich, seine wenigen Soldaten keiner unnötiger Gefahr aussetzen, aber auch keinen Zweifel darüber aufkommen lassen, wer das letzte Wort hatte. Deshalb hatte er auch letztens den Soldaten vor versammelter Mannschaft verprügelt. Eine seiner Anweisungen war es gewesen, keinen Ärger zu machen und sich aus allem raus zu halten, notfalls die örtlichen Organe informieren. Aber dieser Soldat hatte sich nicht daran gehalten und sich ein wenig ausgetobt. Die Folge: Er würde laut dem Doc noch bestimmt die nächste Woche am Tropf hängen und durch den Schlauch essen. Damit kam er nach Taranis Meinung relativ glimpflich davon. Früher hatte er schon Männer für geringere Vergehen exekutiert. ?Chief? riss ihn sein Funkgerät aus den Gedanken ?Hauptmann Vickers Stellvertreter, ein Leutnant Groover möchte Sie sprechen.? ?Dann soll er rein kommen, ich habe zu tun.? ?Nun, Sir? stammelte die Wache ?er sagt, er müsse sich mit Ihnen allein unterhalten. Er möchte nicht aufs Gelände, um keinen Verdacht bei seinen Kollegen zu erregen, wie er sagte.? ?Wo wartet er denn auf mich, wenn es doch sooo wichtig sein soll?? ?Hier am Haupttor, Sir. Er wartet hier mit seinem Jeep auf Sie. Scheinbar ist es wichtig, er blickt dauernd nervös um sich.? ?Das haben Offiziere so an sich, sie erwarten immer, dass ein Heckenschütze auf Sie das Feuer eröffnet. Sagen Sie ihm, dass ich in ein paar Minuten komme.? Er drehte das Mikro ab und packte seine Sachen für eine kleine Rundfahrt. Er steckte den König in den versteckten Halfter unter der Rückenplatte seiner Dose, und hängte sich den Gürtel mit der Boltpistole um die Hüfte. Das Stiefelmesser bekam seinen alten Platz im Stiefelholster, und den Helm befestigte er am Gürtel. So verließ er sein Büro und machte sich auf den Weg zum Haupttor.

      Leutnant Groover war ein zäher Kerl. Er war über einen Meter neunzig groß, zwar nicht so muskulös wie Kerman, dafür aber genauso zäh. Er hatte sich seinen Weg in der Armee erarbeitet, vom Rekruten bis jetzt zum Rang eines Leutnants. Froh, nicht immer in der ersten Reihe stehen zu müssen, und nur dem alten Vickers Rechenschaft schuldig zu sein, hatte sein Leben in den letzten Jahren sich immer mehr verbessert und war sorgenfreier und schöner geworden. Umso mehr hatte ihn der Kontakt mit dem Propheten und der Wahrheit, die in seinen Worten steckte aus der Bahn geworfen und wach gerüttelt. Anfangs wollte er nicht glauben, was ihm da erzählt worden war, und hatte sich mit Vickers lang und breit über den Imperator und die Herrscher auf Terra unterhalten. Doch der alte Narr war zu sehr verblendet und in die Propaganda der hohen Herren verstrickt, um noch zu erkennen, was war oder nicht. Doch Groover war noch jung und neugierig, kein altes Fossil wie Vickers. Er lauschte den Worten des Propheten und erkannte die Notwendigkeit einer Änderung der Galaxis. Wenn die Herrscher auf Terra ihren Platz nicht freiwillig für das höhere Wohl der Menschheit räumen wollten, so musste es notfalls mit Gewalt getan werden. Doch dafür benötigten sie Männer und Frauen, die die Wahrheit kannten und sich nicht von den Marionetten verblenden ließen. Es hatte 4 Jahre gedauert, bis er endlich genug loyale Leute für die Sache gewinnen konnte, und die Mittelsmänner des Propheten in den Reihen der Armee unterbringen konnte. Jetzt, so kurz vor ihrem Ziel tauchten dann diese verfluchten Novamarines auf, begleitet von einer Kompanie Soldaten von einem anderen Planeten. Mit den Marines würden sie nicht reden können, dafür waren sie zu sehr mit bewusstseinsverändernden Drogen voll gepumpt und hypnotisiert geworden. Doch mit dem Anführer der IA hatten sie gute Chancen, auf einen aufmerksamen und wachen Geist zu treffen. Er war früher schon negativ aufgefallen, da er wiederholt Kommissare beleidigt und ignoriert hatte. Beim letzten Mal wurde er deshalb nach Diabara geschickt, um Weißbleche zu stampfen. Für einen erfahrenen Kämpfer, der sein Leben schon so oft für das Imperium riskiert hatte, muss es eine schwere Beleidigung gewesen sein, vielleicht würde er bereit sein, zu zuhören. Deshalb war er hier. Er würde sich ein wenig mit dem Hauptmann unterhalten. Je nachdem, ob er sich als verblendeter Offizier, oder als veränderungsbereiter Mensch erwies würde er ihn entsprechend einweihen. Er sah, wie der Hauptmann näher kam. Er sah genau so aus, wie auf den alten Fotos aus der Akte. Knapp über eins achtzig groß, durchtrainiert wie ein Space Marine und angeblich ein famoser Schütze. Wenn er auf unserer Seite ist können wir gar nicht mehr verlieren ging es Groover durch den Kopf. ?Ah, sehr schön? begann er. Er reichte Kerman die Hand, die dieser kräftig schüttelte. ?Hauptmann Kerman, es ist mir eine Ehre, Sie endlich kennen zu lernen.? ?Machen Sie?s kurz, ich habe noch einiges zu erledigen.? ?Aber, aber? meinte Groover ?die Angelegenheit, in der ich Sie sprechen möchte ist zu wichtig, um sie hier zu besprechen. Kerman blickte sich um, konnte aber nichts Ungewöhnliches feststellen. ?Na schön, wo können wir uns denn Ihrer Meinung nach gut unterhalten?? ?Fahren wir doch eine Runde.? Einladend wies er auf den Jeep und setzte sich hinters Steuer. Taranis umrundete das Fahrzeug und begutachtete es erst einmal von allen Seiten. Dann machte er es sich auf dem Beifahrersitz bequem. ?Fahren Sie mal los, ich möchte rechtzeitig zum Abendappell zurück sein.? ?Wir werden sehen.? Dann fuhr er los.
      Leutnant Groover folgte der Straße rund um die Stadt, und blieb etwas außerhalb der Stadt auf einem Hügel vor einem kleinen Wäldchen stehen. Er stieg dann aus und stellte sich ein paar Meter weiter auf und blickte auf die Shiluette der Stadt. Die Sonne war gerade dabei, hinter den Gebäuden zu verschwinden und leuchtete zwischen ihnen hindurch. Kerman blickte sich missgelaunt um, konnte er doch nichts erkennen, was diesen Platz sicherer als sein Büro machte. Doch, hier konnte er zumindest im Notfall zwischen die Bäume in den Wald verschwinden, falls sie tatsächlich Verfolger hätten. ?Was ist denn an diesem Ort so besonderes, dass Sie mich hierher schleppen mussten, Leutnant?? ?Ganz einfach, Her Hauptmann? erklärte Groover ?es kommt niemand hierher, der nicht ein bestimmtes Ziel vor Augen hat. Zufällige Begegnungen sind ausgeschlossen, was es um einiges erschwert, uns hier zu belauschen. Und gegen andere Beobachtungsmethoden habe ich im Jeep ein paar Extras einbauen lassen.? ?Ich tippe mal auf elektrische Störsender und andere technische Spielereien.? ?Ganz recht.? Der Leutnant applaudierte ihm freudig, bevor er fort fuhr. ?Wie steht es eigentlich um Ihren Glauben an den Imperator?? ?Ganz ausgezeichnet, fragen Sie doch mal Kommissar Duncan von der Diener, der gibt Ihnen gern eine ausführliche Beschreibung meines Gemütszustandes.? ?Ich wollte mich eigentlich über den Glauben an den Imperator unterhalten, nicht über einen Menschen, der sich einbildet ihn zu verstehen.? ?Ach, das macht nichts? in Kermans Kopf begann eine Alarmglocke zu schlagen ?ein paar Hundert glauben den Imperator verstanden zu haben und suchen nach Möglichkeiten, ihre Vorstellung durch zu drücken. Die meisten sterben durch einen Bolterschuss, die anderen sind Kommissare und haben meist die Bolterschüsse abgegeben.? Groover kicherte leise. ?Wissen Sie, ich glaube auch an den Imperator, als Schützer und Behüter der Menschheit, und als denjenigen der die Menschen einst und auch irgendwann in der Zukunft wieder vereinen wird. Doch mit ein paar seiner Stellvertreter? er spie das Wort beinahe aus ?komme ich nicht so ganz klar. Wie haben Sie es bisher geschafft, mit Ihren Meinungsverschiedenheiten mit den Kommissaren zu überleben, ohne ausgemustert zu werden?? Neugierig blickter er Taranis ins Gesicht. Der zuckte kurz mit den Schultern. ?Ich habe mitgeholfen, auf Lackan XV ein paar Kultisten, die mehrere Dämonen des Chaos zur Unterstützung hatten, zu beseitigen. Natürlich konnte ich damals, frisch mit den Leutnantstreifen belohnt, kaum etwas gegen eine derartige Bedrohung tun, also folgte ich den Anweisungen der Inquisition. Wenn allerdings eine Anweisung der Inquisition damit enden würde, dass sie meine Männer verheizten, habe ich trotz allem schärfstens protestiert. Unsere wenigen guten Männer wollte und konnte ich nicht sinnlos verheizen, also habe ich immer nach anderen Möglichkeiten gesucht, das Problem zu lösen, ohne dass einer meiner Jungs zu Schaden kam. Ein paar Inquisitoren fanden das nicht besonders erheiternd, dass ich meine Männer verschonte und nicht ihre Befehle korrekt befolgte, andere hingegen waren von meinem Einfallsreichtum positiv überrascht. Am Ende hatten wir die Kultisten und ihre dämonischen Helfer besiegt, aber mit einem hohen Blutzoll. Durch meine Einsatzbereitschaft, den Einfallsreichtum, und den Unwillen, meine Männer abschlachten zu lassen hatte ich bei ein paar Inquisitoren einen guten Ruf, und auch ein paar Kommissare waren äußerst zufrieden. Ich hätte glatt bei den Inquisitionsgardisten einsteigen können.? ?Und warum taten Sie es nicht?? Auf diese Frage zuckte er kurz mit den Achseln. ?Ich bin und bleibe ein Mensch, und meine Männer, die ich alle persönlich kannte, waren mir bessere Freunde und Gefährten, als es die steifen Inquisitoren und Kommissare jemals hätten sein können. In der Armee? er breitete die Armee aus ?gibt es zumindest beim Personal und der Ausrüstung eine gewisse Grauzone, in der man sich bewegen kann. Bei der Inquisition hingegen gibt es nur schwarz und weiß, Ordnung und Chaos, ehrfürchtige Diener und dämonische Missgeburten.? Er schüttelte den Kopf. ?Ich bewege mich gern in der Grauzone, womit mir meist mehr Optionen offen stehen, wie ich meine Gegner anpacken und ausschalten kann.?
      Er brütete vor sich hin, und für ein paar Minuten war auf dem Hügel nichts zu hören als das Rauschen der Blätter und die Geräusche der einheimischen Tiere. Dann ergriff wieder der Leutnant das Wort. ?Und wie steht es um ihre Ansicht über den Hohen Rat?? ?Von den Ratsmitgliedern kenne ich nur Albert Houston und diesen Packard. Schleimt der immer so rum, oder nur wenn Space Marines auftauchen??
      Verblüfft blickte Groover Kerman an, bevor er in Gelächter ausbrach. ?Nein, nicht immer? er wischte sich eine Träne aus dem Auge, ?aber meist hat er es auch nicht notwendig. Er kennt fast alle Ratsmitglieder persönlich, und die anderen sind ihm über diverse geschäftliche Verpflichtungen dermaßen verbunden, dass fast der gesamte Rat hinter ihm steht.? Er beruhigte sich und straffte sich. ?Ich dachte eigentlich über Ihre Meinung über den Hohen Rat zu Terra. Wie denken Sie über sie??
      ?Ein Haufen Bürokraten, auf die wir gerne verzichten könnten. Ohne sie würde wahrscheinlich das Imperium besser funktionieren. Alleine, dass wir unsere Waffentechnik nicht weiter verbessern können, während andere Alienvölker es ständig tun und zu immer größeren Bedrohungen werden, haben wir seit fast neun Jahrtausenden nur bessere Taschenlampen für unsere Soldaten. Von den Panzern rede ich lieber erst gar nicht.? ?Urteilen Sie da nicht etwas hart, Herr Hauptmann?? fragte Groover mit Unschuldsmine.
      ?Nein, denn solange ich keinen von denen im Kampfeinsatz gesehen habe, sind sie für mich irrelevant.? Groover fischte eine Schachtel Lho-Stäbchen aus seiner Brusttasche und hielt sie Kerman hin. Dieser lehnte ab und erzählte weiter. ?Am meisten stört mich an den Kommissaren, dass sie sich erlauben, gute Leute zu exekutieren, weil sie Angst vor etwas haben, das Unnatürlich ist. Ich packe, oder lasse packen, die Feiglinge, und stelle sie nach vorne in die erste Reihe, an meine Seite. Sobald sie erkennen, dass sie nicht die einzigen sind, die Furcht haben aber die anderen ihre Furcht unter Kontrolle haben, fassen sie sich normalerweise, und bleiben an meiner Seite stehen. Wer allerdings dann noch die Flucht ergreift, hat sich in meinen Augen als unwürdig erwiesen, die Uniform der Imperialen Armee zu tragen, und kann sich glücklich schätzen, ausgemustert zu werden. Diejenigen, die nicht dieses Glück haben, landen leicht in einer Minenkolonie, oder noch schlimmeren Orten. Und genau wegen dieser Nachsichtigkeit gegenüber meinen Männern bin ich bei vielen Kommissaren angeeckt.?
      ?Und was war dann mit Ihrer Demonstration an diesem einen Soldaten, der in eine Schlägerei verwickelt war?? Groover steckte sich ein Stäbchen zwischen die Lippen und zündete es mit einem Feuerzeug an.
      ?Ich hatte die Anweisung gegeben, sich aus allen Schwierigkeiten heraus zu halten und die Lösung des Problems der hiesigen Ordnung zu überlassen. Wenn ich Befehle gebe, haben diese ausgeführt zu werden. Der Soldat verstieß gegen meinen Befehl und hat sich lautstark an der Prügelei beteiligt. Also habe ich kurzerhand demonstriert, dass ich selbst so weit von Diabara entfernt noch immer derjenige bin, der das Kommando hat. Nur weil wir auf einem anderen Planeten sind, heißt das noch lange nicht, dass sie sich austoben können.?
      Der Leutnant nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch durch die Luft aus. Dann steckte er sich das Stäbchen wieder zwischen die Lippen und stand auf. Er klopfte sich den Schmutz von der Kleidung und straffte sich, bevor er sich an Kerman wandte. ?Ich habe da ein paar Bekannte, die Sie gerne kennen lernen möchten. Sie sind zwar nicht in der Armee, aber trotzdem begeisterte Anhänger des Imperators und sie haben mich schon des Öfteren unterstützt. Und nun haben sie mich ersucht, ein Treffen mit Ihnen zu vereinbaren.? ?Ich wollte eigentlich zum Abendappell wieder in der Kaserne sein? Taranis blickte zur Sonne, die sich immer weiter dem Horizont näherte. ?Aber das werd ich wohl nicht mehr schaffen.?
      ?Es war nicht meine Absicht, Sie von Ihren Pflichten abzuhalten. Wenn Sie es vorziehen, werde ich Sie umgehend bei Ihrer Truppe wieder absetzen.? Kerman warf einen flüchtigen Blick auf seine Uhr. ?Lassen Sie mal, ist eh schon zu spät. Besuchen wir lieber ihre Freunde. Wenn sie sich schon die Mühe machen, über einen Offizier an mich heran zu treten, scheint es ihnen wichtig zu sein.? ?Nun, manche Leute halten eben sehr viel auf Ihre Privatsphäre, und möchten nicht, dass jeder sehen kann, mit wem sie sich unterhalten. Nicht, dass sie etwas Verbotenes täten, aber die Intrigen und Winkelzüge der Adeligen können manchmal unangenehme Folgen für Leute wie uns haben.?
      ?Das kenn ich? bemerkte der Hauptmann. ?Doch zuerst will ich noch mal kurz austreten. Ich komm gleich wieder.? Groover nickte stumm und sah zu, wie Kerman zwischen den Bäumen verschwand. Während er Wasser lies steckte er sich noch sein Headset unter die Brustplatte, damit es der Leutnant nicht sehen konnte. Danach verließ er den Wald und setzte sich neben den Leutnant in den Jeep. Leutnant Groover dämpfte die Zigarettenkippe nicht aus, sondern schnippte sie einfach auf die Wiese, auf der sie standen. Dann startete er den Motor und fuhr mit dem Hauptmann in die Stadt. Sie wurden bereits erwartet.
      Ja, aber mit frischen jungen Darstellern, einem alten Engländer als Hauptmann Vickers, aber ohne Reeves, Cruises, Pitts, .... und dann mach ich ne Comic-Serie. Nicht zu vergessen: Das Action-Figuren-Angebot für die lieben Kleinen. Und die Zeichentrickserie fürs Nachmittagsfernsehen ....


      Ich hab doch keinen an der Waffel, vergesst es. Ich schreib lieber an dieser Geschichte weiter.
      Die Straßenlaternen begannen schwach zu leuchten, als der Jeep durch die Straßen fuhr. Hauptmann Kerman versuchte im Kopf einen groben Fahrverlauf fest zu halten, musste aber bald aufgeben. Wen auch immer der Leutnant loswerden wollte, er musste schon sehr gut sein, um an ihnen dran zu bleiben. Nach fast einer Stunde Fahrt durch die Stadt hielt Groover den Jeep vor einem Verwaltungsgebäude in der Nähe des Industriekomplexes. Es waren fast keine Menschen mehr unterwegs, und die meisten Fenster des Gebäudes waren dunkel. Mit einem flauen Gefühl im Magen folgte Kerman dem Leutnant die Treppen zum Haupteingang. Ein bulliger Sicherheitsmann öffnete ihnen die Tür und verriegelte sie, nachdem er die beiden hinein gelassen hatte. Danach verabschiedete er sich knapp von ihnen, um noch eine Runde zu drehen. Kerman sah sich ein wenig in der Halle um. An einigen Wänden waren Bilder und Fotos von imperialen Kampfmaschinen aufgehängt. Ein recht großes Bild eines Sentinels war an der Wand hinter dem Empfangstresen. ?Eines der Hauptprodukte des Industriekomplexes hinter dem Gebäude. Etwa 10 Stück laufen täglich von Band.? ?Wir haben momentan leider keine, aber wenn Sie uns ein oder 2 Tagesproduktionen überlassen würden, würde das unsere Schlagkraft merklich steigern.? Groover lächelte, und drückte den Fahrstuhlrufknopf. ?Das richtige Wort in das Ohr des richtigen Mannes kann viel ausmachen. Obwohl die Industrie nur vom Bau von Kriegsmaschinen lebt, so sind sie aufgrund der gewaltigen Nachfrage doch in der Lage, sich ihre Kunden auszusuchen. Und das Regiment mit dem Offizier, der am besten verhandelt erhält natürlich die ersten und besten Maschinen.? ?Sie reden da von dem bereits vorhin diskutierten Ränkespiel, Leutnant. Ich kann mir nicht helfen, aber Intrigenspiele sind nicht meine Stärke.? Der Lift erreichte das Erdgeschoss und die Türen öffneten sich. ?Wenn Sie mir nun folgen würden, Herr Hauptmann? Wir werden erwartet.? Kerman stellte sich in den Lift neben den Leutnant, und wartete ab, wie er einen Schlüssel aus einer seiner Hosentaschen zog und in ein Schloss im Schaltpanel des Liftes steckte. Dann drehte er den Schlüssel und drückte den Knopf für das oberste Stockwerk. ?Die Sicherheit ist in diesem Bereich äußerst empfindlich und aggressiv, also laufen Sie mir nicht davon.? ?Warum sollte ich?? Der Leutnant blieb ihm die Antwort schuldig, und die Lifttüren schlossen sich.

      Der Lift im obersten Stock an, und die Türen öffneten sich. Vorsichtig folgte Kerman Groover in den einzigen Korridor, der sich direkt vom Lift weg erstreckte. Durch die Glaskuppeln im Dach konnte er ein aufziehendes Gewitter erkennen, dunkle Wolken begannen den Himmel zu verdecken. Hier und da zuckte ein Blitz, und lies die Umgebung in ein unheimliches Licht tauchen. An den Seiten des Korridors waren in regelmäßigen Abständen Einbuchtungen, in denen lebensgroße Statuen von verschiedenen Personen aufgestellt worden waren. Ein paar der Figuren kannte Kerman nicht, und er nahm sich vor, mehr über diesen Kommissar Yarrick heraus zu finden. Auch ein paar Space Marines waren in Stein verewigt worden, aber auch ein Inquisitor war aufgestellt worden. Taranis betrachtete die Statuen ausführlich, als er an ihnen vorbei schritt, waren sie doch von unglaublicher Detailliertheit. ?Da wären wir.? Leutnant Groover hatte vor einer großen doppelflügeligen Tür angehalten, der einzigen Tür am Ende des Korridors. Kerman wollte gerade die Tür aufdrücken, als er bemerkte, dass Groover nach wie vor still da stand. ?Kommen Sie nicht mit rein?? ?Oh nein? er hob abwehrend die Hände ?Madame Rayscha wünscht Sie alleine unter vier Augen zu sprechen. Sie gehört zu Dunsten Packards persönlichem Stab, und so schleimig wie er normalerweise ist, so hart und unnachgiebig ist sie normalerweise. Gerüchteweise soll sie ihr Blut gewinnbringend gegen Eiswasser getauscht haben.?
      ?Das hört sich ja herzig an? meinte Kerman säuerlich. ?Und warum muss ich mich alleine mit der Dame unterhalten?? ?Weil sie dafür bezahlt wird, paranoid zu sein, und alles zu tun, um seine Macht zu erhalten und zu vergrößern.? ?Und weiter??
      ?Nun, entweder Sie gehören zum Gewinnerteam, oder Sie bleiben auf der Ersatzbank. Dort, wo sie bereits die letzten tausend Jahre verbracht haben. Im Gewinnerteam hätten Sie die notwendigen Kontakte, um Ihre Kompanie mit dem notwendigen Kriegsmaterial auszustatten. Was ist Ihnen lieber??
      Er überlegte angestrengt. Bei allen Dämonen, ich muss es wagen. ?Na schön, ich unterhalte mich mit der Dame, aber wenn sie sich im Ton vergreift, wird sie nicht die einzige sein, die ich mir zur Brust nehme.?

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      Er drückte die Tür auf und konnte das große Büro dahinter ausmachen. Vor einem großen Fenster, durch das man fast den gesamten Industriekomplex sehen konnte, stand ein Schreibtisch, und in dem hohen Sessel dazu saß eine Frau, wie sie Kerman nur selten gesehen hatte. Das lange Haar schwarz wie die Nacht, schlank und hoch gewachsen, hätte sie durchaus attraktiv sein können. Doch der schlichte Anzug, und die kalten blauen Augen, die ihn musterten, taten ihre Wirkung und ließen ihn erkennen, dass nichts und niemand Platz in ihrem Herzen hatte. So fern sie denn eines hatte. ?Willkommen, Hauptmann Kerman. Ich hoffe, Leutnant Groover hat Sie bereits informiert.? Kerman setzte sich auf den Stuhl gegenüber Madame Rayscha, und lehnte sich so weit wie möglich damit zurück. ?Er erwähnte nur Ihre Aufgabe, und Ihr Temperament. Aber weshalb Sie, oder besser gesagt Ihr Chef Packard mich unbedingt sprechen möchte, hat er nicht gesagt.? ?Warum habe ich nur so etwas erwartet.? Sie rieb sich die Schläfen, bevor sie weiter sprach. ?Wir sind eine eigene Interessengruppe im Imperium, wie viele andere auch. Nur gilt unser Interesse scheinbar mehr dem Sieg der Menschheit über die Alienvölker als den Ratsmitgliedern zu Terra.?
      ?Könnten Sie das bitte etwas präzisieren?? Der Hauptmann kratzte sich mit der linken am Rücken, wo er dann auch seine Hand lies.
      ?Es ist relativ einfach, Hauptmann. Wie wir alle wissen, waren die Menschen zur Zeit des Imperators das wohl fortschrittlichste Volk der Galaxie. Bestenfalls nur die Eldar waren weiter fortgeschritten als wir. Doch dann brach der Bruderkrieg los, und Millionen von Welten gingen in Flammen auf. Aber dieser Teil der Geschichte dürfte Ihnen längst bekannt sein.? ?Ich mag Geschichte, vor allem wenn es um den Kampf gegen das Chaos und seine Anhänger geht.? Sie schenkte ihm ein kaltes Lächeln und fuhr dann fort. ?In diesem Krieg ging leider auch eine Menge Informationen verloren, und die Menschheit viel auf das heutige Niveau zurück. Zwar wird immer wieder altes Wissen neu entdeckt, doch wenn es erlaubt wäre, könnten unsere Wissenschaftler innerhalb weniger Jahrzehnte das Wissen von Jahrhunderten wiederbeschaffen, indem sie die heutige Ausrüstung einfach verbessern. Nehmen wir doch das einfache Lasergewehr, oder die Taschenlampe, wie die Soldaten gerne dazu sagen. Die Chance, einen Ork zu verwunden beträgt gerade einmal 30 Prozent, also von hundert Schuss sind nur 30 wirklich gefährlich für ihn. Wenn man allerdings den Laser neu kalibriert, und das Gewehr entsprechend modifiziert, erhöht man die Chancen auf leicht 50 Prozent. Für viele Soldaten wäre das die Rettung gewesen. Doch die hohen Herren von Terra lassen nicht zu, dass wir unsere Ausrüstung verbessern. Stattdessen sollen wir weiterhin unser kümmerliches Leben damit verschwenden, ihren Befehlen zu gehorchen, und die alten Techniken einfach kopieren und nachbauen. Leute, die verstehen wie Sachen funktionieren werden aufgelesen und vor die Wahl gestellt, als Ketzer exekutiert oder in den entsprechenden Orden aufgenommen zu werden.?
      ?Und Ihre Vorstellung davon, wie es ablaufen sollte?? Kerman schaukelte nach wie vor auf dem Sessel und lies sein Gegenüber für keine Sekunde aus den Augen.
      ?Wir wollen, dass die Menschheit wieder zu alter Blüte aufsteigt. Dazu aber brauchen wir jetzt bessere Waffen und Maschinen, und nicht erst, wenn Archäologen des Adeptus Mechanicus etwas wiederentdeckt haben. Es gibt genug kluge Köpfe, die innerhalb weniger Jahre dasselbe entwickeln und verbessern können, wofür der Adeptus Jahrzehnte oder Jahrhunderte benötigt. Außerdem darf das Imperium nicht zwangsläufig nur über Terra laufen. Die Verwaltung ist zu aufgebläht, und viele Informationen gehen dabei verloren.?
      ?Aus Ihnen spricht eine kühle Rechnerin und Geschäftsführerin. Aber leider auch eine Verräterin.?
      ?Ist das Ihre Antwort auf unsere Einladung, sich uns anzuschließen und das Imperium zu retten??
      ?Nun, ich gehe mal davon aus, wenn ich Ihr Angebot annehme, wird höchstwahrscheinlich meine erste Aufgabe, und mein Vertrauensbeweis darin bestehen, die Novamarines zu erledigen, wenn sie übermorgen vorbei schauen.?
      ?Ein Gedankengang, der Ihnen scheinbar nicht gefällt.? Sie verschränkte die Arme und lehnte sich zurück.?
      ?Oh, ganz im Gegenteil? er stützte sich mit einem Fuß an ihrem Tisch ab und hob die rechte ?er berechtigt mich hierzu.? Damit stieß er sich mitsamt des Sessels vom Tisch ab und rollte sich über den Rücken ab, wobei er gleichzeitig den König aus dem Rückenhalfter zog. Er feuerte einen Schuss dorthin ab, wo vor einer Sekunde noch ihr Kopf gewesen war, doch sie hatte sich zur Seite geworfen, und nun schmolz das Plasma sich einen Weg durch die Rückenlehne des Stuhles.
      ?Ist das Ihre letzte Antwort?? fragte sie, während sie sich aufrichtete.
      Kerman zog mit der Rechten die Boltpistole und antwortete ?Nein, ich habe noch eine weitere.?
      Madame Rayscha lächelte kalt und deutete mit ausgestrecktem Finger auf Kerman. ?Töten? befahl sie.
      Aus dem Schatten links und rechts von der Tür traten zwei Gestalten, die mit langen Umhängen aus Chameolin bisher verborgen geblieben worden waren. Du wirst langsam unvorsichtig, alter Knabe ging es ihm durch den Kopf, als die Gestalten ihre Mäntel abwarfen und jeder eine lange Klingenwaffe zog.
      ?Ok, noch ist es ausgeglichen? knurrte Kerman trotzig. Die beiden Attentäter betätigten gleichzeitig einen Schalter an ihren Waffen und er sah, wie sich die Klinge mit einem Energiefeld einhüllte, die es ihnen ermöglichen würde, ihn wie ein Stück Brot zu zerschneiden. ?Jetzt? meinte er ?wird?s langsam unfair.? Als Reaktion zog jeder der beiden Schatten noch eine zusätzliche Handwaffe mit langer Klinge. Diesmal verkniff sich Taranis seine Bemerkung und schluckte sie mitsamt seiner Furcht hinunter. Er sprang weiter nach hinten, um die beiden Attentäterinnen besser im Auge behalten zu können, und gab auf jede einen Schuss ab. Die beiden hechteten zur Seite und behielten Kerman in der Mitte zwischen sich. Er wechselte seine Strategie und lief direkt auf die linke der beiden Attentäterinnen zu und schoss diesmal mit beiden Pistolen gleichzeitig auf sie. Die Assasinin sprang über Kerman und die Geschosse hinweg, und landete neben ihrer Partnerin, die gerade ihren Griff um ihre Zweitwaffe änderte. Kerman drehte sich, um wieder die beiden Attentäterinnen zu sehen, als er bemerkte, wie die andere ihre Zweitwaffe hochnahm und auf ihn auf ihn aufzielte. Er feuerte weiter auf die erste, und sprang zur Seite, als die andere ihre Waffe nach ihm warf. Sie hatte eindeutig besser gezielt als er, denn während er nichts außer den Wänden traf, prallte er mitten im Sprung mit der Waffe zusammen. Da es sich um eine normale Klinge, und nicht um ein Energieschwert gehandelt hatte, blieb nur ein Kratzer in seiner Dose zurück.
      Er kniete sich hin, und richtete wieder die Pistolen auf die beiden Attentäterinnen aus. Die beiden schienen gerade darüber zu reden, wie sie ihn ausschalten sollten, keine der beiden machte Anstalten, sich zu bewegen. Wenn das so weitergeht verarbeiten die mich noch zu Hundefutter. Da kam ihm ein zündender Gedanke. Angriff ist die beste Verteidigung, also mach ich lieber mal etwas Druck. Er riss die beiden Pistolen hoch und lief auf Madame Rayscha zu, und wollte gerade das Feuer auf sie eröffnen, als ihm ein Schlag gegen seine Beine umfegte. Er schaffte es, seinen Sturz in einen Rückwärts-Flickflack umzuändern, während die Assasinin, die ihm die Beine weggetreten hatte, mit der Energiewaffe in der Hand herumschnellte, um ihm den Rest zu geben. Hinter ihm raste bereits die andere heran, um ihm beide Klingen gleichzeitig in den Leib zu rammen. Kerman wirbelte herum, um auf jede der beiden eine Pistole auszurichten, doch gerade als er abdrücken wollte, waren auch schon die beiden Frauen heran.
      Ein lautes ?Stopp!? von Madame Rayscha lies alle drei inne halten.
      Kerman war zwischen den beiden Attentäterinnen gefangen, und konnte sich nicht bewegen, ohne nicht mit den Klingen Bekanntschaft zu machen. Andererseits konnten die beiden nicht zustechen, ohne unweigerlich von den Geschoßen der Pistolen tödlich verwundet zu werden.
      ?Das reicht!? herrschte sie, und erst jetzt zogen sich die beiden Attentäterinnen zurück. Taranis stellte sich gerade hin und holsterte die Boltpistole, behielt aber den König in der Hand. ?Was soll das nun wieder?? fragte er verbittert.
      ?Herzlichen Glückwunsch, Hauptmann, Sie haben sich soeben als würdiger Kommandant der Imperialen Armee erwiesen. Das alleine verhindert Ihre sofortige Exekution.?
      ?Ich verstehe nicht, fürchte ich? entgegnete Kerman ?weshalb sollten Sie mich exekutieren??
      ?Sie haben sich mit anderen Sympathisanten einer imperiumsfeindlichen Gruppierung getroffen, und einen Umsturz des Hohen Rates zu Terra geplant. Darauf steht normalerweise der Tod, doch durch Ihr Verhalten hier haben Sie sich als treues Mitglied des Offizierskorps erwiesen, und nur deshalb verzichtet die Inquisition auf Ihre umgehende Exekution.?
      ?Inquisition? Hier?? verblüfft betrachtete er noch mal die beiden Assasininnen, die sich gerade ihre Umhänge umwarfen und wieder in die Schatten verschwanden.
      ?Die notwendigen Einzelheiten wird Ihnen später jemand anders geben, doch jetzt müssen wir uns erst einmal um Leutnant Groover kümmern.?
      ?Hat der denn den Krach hier nicht mitbekommen??
      ?Nein? Rayscha lächelte grausam ?aus gutem Grund ist dieses Büro vollständig schallisoliert. Nicht das kleinste Geräusch dringt nach außen.?
      ?Und dieser Groover gehört nicht zu Ihrer Gruppe, sondern zu den echten Häretikern??
      ?Er ist ein echter Häretiker, den wir jetzt jedoch verschwinden lassen müssen. Der selbsternannte Prophet plant, morgen mit Hilfe des Rates den Ausnahmezustand auszurufen, und mit Hilfe einiger loyaler Offiziere die Soldaten gegen die eintreffenden Novamarines einzusetzen und zu vernichten. Da Sie jedoch nicht zu ihm gehören, hat er nun das Problem, sich mit Ihnen arrangieren zu müssen, um nicht gegen zwei Feinde gleichzeitig losziehen zu müssen.?
      ?Die Novamarines kommen schon in weniger als zwölf Stunden, ist es da nicht ein wenig spät, sich mit mir zu unterhalten??
      ?Nicht, wenn er die hiesige Kompanie unter Kontrolle hat. Wenn die Novamarines morgen landen würden, würde er mittels der Offiziere Ihre Truppe mitsamt den Marines zu einer kleinen Parade zusammenstellen lassen. Und während Ihre Truppe mit den Marines die Straßen entlang marschieren, gehen seine eigenen Truppen in Stellung und schlagen dann zu.?
      ?Auf offener Straße, bei einer Parade, reichen wenige schwere Bolter und MKs aus, um eine Kompanie zu vernichten. Dann noch ein paar Raketenwerfer, um die wenigen Panzerfahrzeuge zu vernichten, und meine Kompanie wäre am Ende. Dann könnte er sich in aller Ruhe um die Novamarines kümmern.?
      Sie nickte. ?Richtig. Und damit er nichts von Ihrer Loyalität zum Imperator erfährt, müssen wir nun Sie und den Leutnant verschwinden lassen.?
      Kerman zückte die Boltpistole. ?Darf ich mich um ihn kümmern?? fragte er in einem liebenswürdigen Tonfall.
      Hauptmann Taranis Kerman öffnete die Tür ein Stück und steckte den Kopf nach draußen. ?Leutnant Groover?? fragte er, als dieser still da stand und eine der Statuen begutachtete.
      ?Ja?? er wirbelte herum und blickte aufgeregt in seine Richtung.
      ?Madame Rayscha wünscht Sie zu sprechen, wenn Sie also rein kämen?? Er öffnete die Tür ein Stück weiter und trat zur Seite. Hastig lief der junge Leutnant zur Tür und trat ein. Er blickte sich leicht verwundert im Raum um, konnte er doch klar die Einschusslöcher der Boltergeschosse und Plasmaladungen erkennen. Zögerlich trat er in den Raum und wandte sich an die Frau, die ruhig aus dem Fenster auf die rauchenden Schornsteine starrte.
      ?Sie wollten mich sprechen?? erkundige er sich vorsichtig.
      Sie drehte sich schnell um ?Ah, Leutnant. Ja, das wollte ich.? Sie kratzte sich an der Stirn. ?Es gibt da noch ein kleines Detail, um das ich mich Ihretwegen kümmern muss.?
      ?Ich fürchte, ich verstehe nicht? begann er ?habe ich etwas falsch gemacht??
      ?Nicht direkt falsch, Herr Leutnant? meinte sie trocken.
      Das Boltergeschoss durchschlug ohne Probleme Groovers linke Kniepartie, und lies ihn schreiend zur Seite fallen. Kerman ignorierte das Schmerzengeschrei und drückte den Leutnant mit dem rechten Fuß auf den Boden, damit er ihm ins Gesicht sehen konnte. Dann legte er an, und erklärte Groover sein Vergehen. ?Wegen Häresie gegen den Gott-Imperator, Planung der Ermordung Unschuldiger und aufrechter Diener des Imperators, und wegen diverser anderer Kleinigkeiten, die mir gerade entfallen sind, verurteilt Sie die Inquisition zum Tode.?
      Verzweifelt versuchte der Häretiker, die Blutung zu stillen, und keuchte um eine Antwort.
      ?Aber ich habe doch nie ?? stammelte er.
      ?Ganz recht, Sie haben nie Ihren Schwur an den Imperator gehalten, und sich vom geistlosen Gestammel eines Wahnsinnigen verführen lassen. Sie sind eine Schande für die Imperiale Armee, ganz zu schweigen für die Menschheit.? Kerman machte eine kurze Pause. ?Möge der Imperator, oder der Dämon, an den Sie ihre Seele verloren haben, Gnade zeigen, ich tue es nicht. Sterben Sie wohl.?
      Noch einmal versuchte der Leutnant, sich verzweifelt zu rechtfertigen, doch Kerman ignorierte es und schoss ihm in den Kopf. .

      ?Und nun?? Er blickte die Frau an, die schweigend am Fenster stand und ihm zugesehen hatte. ?Nun bringe ich Sie zu meinem Vorgesetzten, Inquisitor Artelles. Er wird sie weiter einweihen, oder zum Schweigen bringen. Aber auf jeden Fall werden Sie ab sofort stillschweigen über die ganze Affäre behalten. Um das da? sie wies auf die Überreste des Leutnants, wo sich langsam eine beachtliche Blutlache bildete ?werden sich andere kümmern. Kommen Sie.? Sie ging an der Leichte vorbei zurück zum Lift, während ihr Kerman folgte. Die Boltpistole lud er unterwegs nach und steckte sie zurück in den Halfter. Diesmal fuhr der Lift bis in den Keller, wo bereits eine Limousine auf die beiden wartete. ?Was sind Sie eigentlich?? fragte er unterwegs Rayscha. ?Der Schatten, der die Verräter ausfindig macht, und von innen her zerstört. Während sich andere um die äußeren Mitglieder der Kulte kümmern, kümmere ich mich um die Anführer solcher Vereinigungen.?
      ?Callidus.? Es war keine Frage, sondern eine Feststellung.
      ?Was meinen Sie damit, Hauptmann? fragte sie kühl.
      ?Nun, ich hatte schon auf Lackan XV mit Ihresgleichen zu tun. Es war äußerst hilfreich, zu wissen, wo man am besten gegen solche Verräter zuschlagen kann.?
      ?Sie haben sich damals bei ein paar Inquisitoren einen Namen als ein Verfechter des gezielten Einsatzes gemacht. Kein blindes Vorstürmen mit ein paar Dutzend Mann, um eine befestigte Stellung zu erobern, sondern ruhig und gezielt die Stellungen des Gegners Stück für Stück zerlegt.?
      ?Anders war es auch nicht möglich, den Gegner zu erledigen. Wir hatten nicht genug Männer, und generell ist mir das Leben meiner Männer wichtiger als der Befehl eines Kommissars.?
      ?Erstaunlich, dass man Euch bisher noch nicht ausgemustert hat.?
      ?Liegt wohl an meinem charmanten Auftreten? meinte er trocken. ?Außerdem hatte auf Lackan die Inquisition das Sagen, und nicht das Departmento Munitorum. Daher konnte ich es mir erlauben, dem Großinquisitor meine Vorschläge zu unterbreiten, wie wir sowohl den Feind zerschlagen, als auch möglichst wenig Männer riskieren würden.?
      ?Der damalige Großinquisitor hieß doch Levthanus, oder?? erkundigte sie sich.
      ?Ja? antwortete er ?er war relativ aufgeschlossen, und dank seiner Weitsicht verloren wir nicht einmal halb so viele Leute, wie wir es unter der Leitung der Kommissare getan hätten.?
      ?Nun, ich möchte Sie nur informieren, dass Großinquisitor Levthanus vor 700 Jahren gestorben ist.?
      ?Hat er sich wieder einmal alleine auf eine Horde Paktierer gestürzt, um sie Bekanntschaft mit seinem Hammer machen zu lassen??
      ?Nein, es war eine Gruppe Grey Knights, die sich auf ihn stürzte.? Sie lies diesen Satz erst mal auf Kerman wirken. ?Er war als Extremis Diabolus verurteilt worden, weil er versucht hat, die Kräfte des Immateriums gegen andere Dämonen einzusetzen.?
      Taranis Kerman schwieg danach lieber für den Rest der Fahrt.

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      ?Wo, bei allen Dämonen und Heiligen, ist er?? Wütend schlug Sergeant Ayashima gegen die Wand. Leutnant Val Horn zuckte nur mit den Schultern. Seit der Einladung eines gewissen Leutnant Groovers war Hauptmann Kerman weder zu erreichen, noch auf dem Gelände zu finden. ?Lass die Wände ganz, Motoko.? Val versuchte, die wütende Ayashima zu beruhigen, bevor diese mit einem Granatwerfer Jagd auf den Hauptmann machen konnte. ?Er hat sich zwar manchmal verspätet, aber bisher ist er immer noch aufgetaucht.?
      ?Verspätet?? entgeistert blickte sie die Pilotin an. ?Für 4 Stunden nicht zu finden zu sein nennst du eine Verspätung? Hölle, wir brauchen ihn, er ist immerhin unser Kommandant! Als solcher ist es seine Pflicht, bei uns zu sein und uns anzuführen.?
      ?Und wohin soll er uns führen? Oder gegen wen?? Sie winkte ab. ?Wegen einer kleinen Parade brauchst du dir keinen Kopf machen. Wenn wir so etwas Einfaches nicht ohne ihn zustande bringen, dann Schande über uns.?
      ?Ma?am? meldete sich der Kommunikationsoffizier ?Hauptmann Vickers lässt fragen, wo denn unser Anführer ist. Er wollte mit ihm die Details zur morgigen Parade besprechen.?
      ?Richten Sie ihm aus, dass der Hauptmann momentan verhindert ist. Er soll uns die Pläne für die Parade schicken und wir werden sie entsprechend an unsere Truppe weitergeben.?
      ?Wird erledigt, Leutnant.? Er salutierte kurz und machte sich dann an die Arbeit.
      Vickers war nicht besonders erfreut über die Abwesenheit von Hauptmann Kerman, und das sein eigener Stellvertreter auch abgängig war, bereitete ihm Sorgen. ?Wollen mal hoffen, dass alles so läuft wie geplant.? Er drückte die Sendetaste auf dem Monitor, und die Anweisungen für die Parade waren unterwegs zur 1. Kompanie von Diabara.

      Die Limousine hielt vor einem der vielen Lagerhäuser am Hafen von Meralos I. ?Wir sind da? meldete Rayscha trocken. Leicht beklommen öffnete Kerman die Tür und stieg aus. Um diese Uhrzeit war niemand mehr auf den Straßen unterwegs, und die Gegend war mit einer fast unnatürlichen Stille erfüllt. Die Frau führte ihn zu einer Tür und sperrte diese auf. ?Was auch immer Sie jetzt zu sehen bekommen, werden Sie für den Rest Ihres Lebens für sich behalten. Egal ob Sie morgen sterben oder noch einmal weitere tausend Jahre auf einer Kolonie vor sich hin vegetieren.? Mit diesen Worten öffnete sie die Tür und lies Taranis eintreten.
      Das Innere der Lagerhalle war dürftig beleuchtet, aber dafür ließen die Schatten keine falschen Vermutungen zu. Zwei Servoschädeldrohnen umkreisten ihn neugierig, bevor sie wieder zu ihrem Meister zurück flogen.
      ?Willkommen, Hauptmann. Ich hoffe man hat Sie nicht zu sanft angefasst.? Inquisitor Artelles drehte sich gerade von dem Kartentisch weg, um die beiden Neuankömmlinge zu sehen.
      ?Sanft war es bestimmt nicht. Erst hat man versucht mich zu verführen, dann mir gedroht, danach versucht mich zu töten, und erst als das nicht klappte, hat mir Ihre Vertreterin ein paar Einzelheiten erklärt.? Kerman wirkte leicht beleidigt, hielt sich aber mit aller Gewalt zurück, um den Inquisitor nicht mit ein paar Wörtern einzudecken, die er sich normalerweise für Rekruten aufhob.
      ?Lassen Sie Ihren Stolz beiseite, Hauptmann? Artelles wendete sich wieder dem Kartentisch zu. ?Wir haben wichtigeres zu erledigen.?
      ?Und wofür brauchen Sie dabei meine Wenigkeit?? fragte Kerman leicht spöttisch
      Einer der Schatten in der Halle bewegte sich auf den Tisch zu, und als er in den Lichtkreis der Lampen kam, konnte man klar und deutlich die vielen Siegel, Gebetsrollen und Kampfspuren auf seiner alt und barock wirkenden Servorüstung erkennen.
      ?Das ist Captain Pilum, Herr Hauptmann. Wenn Sie sich nicht benehmen, werde ich den Captain bitten, sich um Sie zu kümmern.?
      Kerman lächelte den Captain an, doch dieser blickte stolz und stoisch auf ihn herab, ohne mit der Wimper zu zucken. ?Ah, die Inquisition versteht es nach wie vor, ihren Standpunkt unmissverständlich zu machen.?
      ?Sie sagen es.? Der Inquisitor stieß Kerman mit dem Griff seines Energiehammers an. ?Sehen Sie? er deutete mit dem Griff auf die Straßenkarte, die gerade auf dem Kartentisch dargestellt wurde ?in wenigen Stunden werden die Novamarines mit ihren Anführern auf dem Raumhafen landen, und zusammen mit Ihrer Kompanie eine kleine Parade abhalten.?
      Er fuhr mit dem Griff eine Straße entlang und erklärte weiter. ?Während die Parade diese Straße entlang marschiert, warten bereits mehrere Bolternester und Raketenwerfer-Trupps auf ihren Einsatz, hier, hier und hier.? Bei jedem Hier deutete er auf ein anderes Gebäude.
      ?Zuerst wollen sie die vordersten und hintersten Fahrzeuge erledigen, und dann die eingeschlossenen Truppen zusammen schießen.? Kerman gefiel der Plan ganz und gar nicht. Sicher, wenn er der Anführer der Häretiker wäre hätte er es genau so gemacht, doch nun ging es darum, dass jemand SEINE Truppe auslöschen wollte.
      ?Ganz genau. Natürlich sind noch mehr Bolter und Rak-Werfer ausgeteilt worden, doch diese werden von Leuten auf dem Boden transportiert, und sind nicht als Stellungen gedacht. Deshalb können wir nicht genau sagen, von wo aus sie eingesetzt werden.?
      Rayscha stellte sich gegenüber von Kerman an den Kartentisch und gab noch weitere Informationen preis. ?Um das ganze etwas dramatischer zu gestalten wurden mehrere Sentinels von den Aufständischen vorbereitet. Außerdem wurde genug Sprengstoff verteilt, um leicht den gesamten Häuserblock zu zerlegen. Rechnen Sie also mit Sprengfallen und Sprengladungen.? Sie blickte Taranis direkt ins Gesicht. ?Unterschätzen Sie diese Leute nicht, sie sind höchst motiviert und bereit, ihr Leben zu geben, um uns ?falsche? Diener des Imperators zu vernichten.?
      ?Ich weiß? entgegnete Kerman heiser ?ich kenne das noch von Lackan XV.?