Das Novagraz Inferno III

      Hartberg 1, die Röntgenabteilung
      Rentiel fluchte. Hartberg? der Name traf den Nagel genau auf den Kopf. Hart war der Fels unter Tag und viele Leichen hatten sich im Berg angesammelt.
      Wie ein Lauffeuer hatte sich herumgesprochen, dass Hartberg 2 überfallen worden oder zumindest in Schwierigkeiten war. Genaueres wussten wahrscheinlich nicht mal die Wärter. Das Gerücht machte die Runde, dass auch Tyraniden bei dem Zwischenfall gesehen worden sein sollen?
      Hartberg 1 war wie Hartberg 2 früher einmal in den alten Zeiten ein Militärstützpunkt gewesen. Genau die Bedingungen, die den Planeten für eine Strafvollzugsanstalt prädestinierten, hatten den Planeten als imperiales Depot ausgewählt.
      Waffenlager, Bunkeranlagen und unterirdische Hangare waren sowohl an die 100 bis 200 Kilometer östlich und westlich der Strafvollzuganstalt in den Fels getrieben worden.
      Niemand vermochte mit Sicherheit zu sagen, ob diese Lager wirklich restlos geleert worden waren. Der Abzug war, wenn man den alten verstaubten Holosteinberichten Glauben schenken durfte ziemlich überstürzt unter kampfähnlichen Bedingungen erfolgt. Und später hatte sich offenbar niemand mehr die Mühe gemacht noch mal alles zu kontrollieren.
      Die Chance war zwar gering aber durchaus vorhanden, dass dort noch immer Ausrüstung lagerte, die geeignet und funktionstüchtig genug war, diesen verfluchten Planeten zu verlassen.
      Er war schon viel zu lange hier. Und wenn das mit Hartberg 2 stimmte, dann war es höchste Zeit von hier zu verschwinden ? denn was immer auch Hartberg 2 zugestoßen war, konnte sich hier leicht wiederholen!
      Es war kein Geheimnis, dass die letzten 2 Ausbruchsversuche daran gescheitert waren, dass die Häftlinge nicht imstande gewesen waren, erstens ein Raumschiff am Parkdeck erfolgreich in ihre Gewalt zu bringen, geschweige zweitens die fliegerische Ausbildung gehabt hatten, mit dem Raumschiff auch tatsächlich abzuheben?
      Er konnte zwar ein Raumschiff fliegen, glaubte aber nicht so recht daran, dass er es jemals lebend erreichen konnte. Und selbst wenn es ihm gelang, die Bordsicherung zu überwinden, das Raumschott und den Schiffscomputer? war es mehr als fraglich, ob sie es schaffen konnten die Rampe an die Oberfläche zu bewegen.
      Und er musste die Zeit haben, sich mal in Ruhe in das Handbuch des Schiffstyps einzulesen. Und Zeit war es unter anderem, was sie während des Ausbruchsversuchs nicht haben würden?
      Die einzige Chance lag da draußen in den alten imperialen Festungsanlagen.
      100 Kilometer in 72 Stunden? über felsiges Gelände.
      Kein Kinderspiel, aber zu schaffen?
      Der Vorteil war, dass er schon lange geflohen sein konnte, bevor sie seine Flucht überhaupt bemerkt hatten.
      Es hieß, dass es Mienenschächte gab, die bis fast an die Oberfläche führten ? unzählige Stollen, von denen keiner genau wusste, wohin sie führten.
      Das einzige, was er brauchte, war ein ?sauberer? Anzug, Essensrationen, Trinkwasser und saubere Luft für wenigstens 72 Stunden.
      Und dann hing alles von den Bunkeranlagen ab. Wenn sie ?tot? waren, würde er eben da draußen sterben ? ohne Sauerstoff, einfach ersticken, oder an der Strahlung krepieren...
      Aber das Risiko war es wert ? besser als hier in den Mienen zu verrecken.
      Hinterhofmurkser Oli kam nicht ganz unverhofft zu ihm in die Zelle ? der verfluchten Rentiels Zelle. Nicht, dass Hinterhofmurkser an Flüche glaubte, aber er wusste, dass hier schon einige Männer gestorben waren und dass der Mann, der vor ihm ganz ruhig im Bett lag, damit zu tun hatte.
      Er legte ihm ein unscheinbares Kunststtoffbündel aufs Fußende des Betts. ?Hier dein Anzug. Sauber und geprüft. Dafür würden einige jeden Mord begehen??
      Rentiel grinste. Der Deal war also beschlossene Sache und er hatte keinen Mord begehen müssen?
      Hinterhofmurkser Oli war damals nach dem 2. Inferno, nachdem die Alpha Legion auf Novagraz zerschlagen worden war, verhaftet worden. Irgendwie hatte er erfahren, dass ein Mann, den alle nur den ?Japsen? nannten zu seiner Ergreifung maßgeblich beigetragen hatte. Seitdem hasste er diesen Mann abgrundtief und hatte sich geschworen nicht nur ihm, sondern auch dessen gesamter Familie das Licht auszupusten.
      Rentiel hatte das Gespräch nicht sonderlich interessiert, bis er erkannt hatte, um wen es sich bei dem Japsen handelte. Der Name hatte ihm zuerst nicht einfallen wollen, aber die Aussicht auf einen ?sauberen? Anzug hatte seinem Gedächtnis schließlich auf die Sprünge geholfen? Rentiel packte ihn aus, überprüfte den Anzug und sagte:
      ?Akira Takano? General des 53. Estiria. Er war vor 3 Jahren so wie ich dem Pantherkampfverband im Baden Subsektor zugeteilt. Wird schwer sein ihn zu erwischen. Estiria ist weit??
      ?Lass das nur meine Sorge sein, Junge. Der kriegt noch sein Fett ab. Auch von hier, aus dem Gefängnis, kann ich Typen umlegen lassen ? wenn der Preis stimmt. Ich hatte auf Novagraz sehr interessante und weit gereiste Freunde!?
      Rentiel nickte. Das glaubte er gern. Mogbars Männer hatten alle Sektoren gesehen?
      ?Für Atemschutz und Proviant musst du selber sorgen, Rentiel? Glaubst du wirklich, dass du damit durchkommst? Du bist nicht dumm. Wir könnten hier allerhand Deals abschließen??
      Rentiel schüttelte den Kopf. ?Ich will hier weg!?
      Hinterhofmurkser Oli schüttelte den Kopf. ?Du wirfst dein Leben weg ? genauso wie die anderen. Du hast nicht die geringste Chance!?
      Rentiel zucke mit den Schultern und Hinterhofmurkser Oli ging aus der Zelle ohne sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
      Großinquisitor Warren ärgerte sich maßlos über Kain ? selbst jetzt noch eine Stunde nach der Besprechung. ?Ärgern? war eigentlich das falsche Wort ? es war Wut und langsam fühlte er, dass er Kain zu hassen begann. ?Wir haben alle nur ein Ziel?? murmelte er, um sich zu beruhigen. Doch was, wenn das nicht stimmte und Kain nur seine eigenen, fragwürdigen Ziele verfolgte?
      Rentiel zurückzuholen und damit seine Entscheidung sowie seine Autorität infrage zu stellen kam einer Beleidigung gleich. Rentiel war eine Gefahr für den Subsektor. Etwas stimmte nicht mit ihm. Sein Lebenslauf passte nicht zusammen.
      Die ersten 18 Jahre seines Lebens hatten nichts mit den folgenden gemein. Als hätte man 2 unterschiedliche Leben miteinander verbunden? Was war mit ihm im 2. Novagraz Inferno geschehen? Was hatte ihn verändert?
      Leider hatte er Rentiel keine Anbetung der dunklen Götter nachweisen können. Er war zweifellos ein guter Soldat und es wäre naheliegend gewesen, dass er an Khornes Schlachtruf Gefallen gefunden hätte ? doch dem war nicht so. Rentiel tötete leidenschaftslos. Aber er gefiel sich als jemand, der an der Spitze stand.
      Selbst wenn er nicht den dunklen Göttern huldigte ? so war er dennoch gefährlich. Was war, wenn er sich über die Imperialen Gesetze hinwegsetzte und sich selbst zum Herrscher eines kleinen Miniimperiums erhob ? den Estiria Subsektor oder zumindest Teile davon ins Chaos stürzte?
      Kain musste das gewusst haben ? ihm standen schließlich dieselben Informationen zur Verfügung, wie jedem anderen Inquisitor auch.
      Es musste einen Grund geben, warum er Rentiel die Möglichkeit gab, eine Gefahr für das Imperium zu werden.
      Doch welchen? Das grenzte ja schon an Fahrlässigkeit!
      ?Die Glocke der Helden auf Terra läuten ? paaah!!?
      Kain? dachte er hasserfüllt und freute sich diebisch, als dieser sich auf sein Schiff zurückgezogen hatte. Und selbstverständlich dachte er gar nicht daran, Kains Anordnung, dem Gerichtshof vorzusitzen nachzukommen.
      Ein Blick zu Kryptman hatte gereicht, um zu sehen, dass auch etwas Besseres zu tun wußte und nicht nach Novagraz gekommen war, um zu Gericht zu sitzen. Er war hier um die Tyranidenbedrohung zu analysieren und zu studieren.
      Er und Striker hatten nach der Sitzung noch miteinander gesprochen und es war beiden anzusehen gewesen, dass sie eine herbe Niederlage erlitten hatten.
      Warren dachte an die Liste der Verdächtigen, die Kain ihm übergeben hatte und über die er hätte richten sollen. Es waren allesamt hochstehende Persönlichkeiten von Novagraz - von der Schiki-Miki Szene bis zu den höchsten Adelskreisen des Planeten. Diese Speichellecker und Emporkömmlinge waren ihm zwar zuwider genug, um sie einer genaueren Untersuchung zu unterziehen (jetzt, wo er den Auftrag höchst offiziell von Kain hatte und somit auf dessen Risiko in der Scheiße wühlen konnte) - aber so interessant war diese Aufgabe nun auch wieder nicht, dass er Kain nicht durchschaut hatte.
      Dieser hatten offenbar gedacht ihn auf diese Weise bequem loswerden zu können - doch da hatte er sich geschnitten. Den Teufel würde er tun!
      Schnell hatte Warren jemanden gefunden, dem er diese lästige Aufgabe weiterdelegieren konnte - Inquisitor Salvador. Dieser fühlte sich geehrt und sah das Ganze als großartige Chance und Bewährungsprobe - was es zweifellos auch war!
      Warren hingegen hatte andere Pläne für diesen Abend!
      Er hatte der Generalinquisitorin nichts gesagt, aber er hatte einen Verdacht ? schon vom ersten Moment an, als Inquisitor Kain ihm gegenüber gestanden war.
      Nicht nur, dass er glaubte, dass etwas am Tod von Großinquisitor Dulcinius faul war, das allein schon stank zum Himmel ? nein, da war noch etwas Anderes? eine Frage der Genetik. Die Ähnlichkeit war einfach zu frappant! Es war ihm gewesen, als sehe er einen Geist!
      Alles begann schließlich mit einem Haar auf Kains Schreibtisch? eigentlich seinem Schreibtisch. 1 Stunde lang hatte er es gedankenversunken in seinen Fingern gehalten. Es war definitiv nicht eines von seinen eigenen, denn es war jung und kräftig und konnte damit nur Kain gehören.
      Seine Neugierde war geweckt und Inquisitoren waren berufsbedingt sehr konsequent in ihren Bestrebungen Dinge aufzuklären, die sie neugierig machten. Und einmal einen Entschluss gefasst, war alles andere nur mehr eine Frage der Zeit. Nach nicht ganz 20 Minuten hatte er die Information auf seinem Tisch.
      ?Großinquisitor Kain Ignarius, geboren auf Novagraz, Eltern unbekannt??
      Er sah von der Akte auf und runzelte die Stirn. ?Vor 35 Jahren?? murmelte er.
      Seine Theorie war noch nicht bestätigt, aber es fand sich auch kein Indiz, das gegen sie sprach. Im Gegenteil ? Kain war auf Novagraz geboren! Welchen Beweis brauchte er noch?
      ?100prozentige Sicherheit und nicht den Hauch eines Zweifels?? flüsterte er und erhob sich von seinem Schreibtisch, um nach unzähligen Stufen und nach unzähligen Gängen die Labors der Inquisition 7 Stockwerke unter der Stadt zu betreten.
      Die Datenbanken der Inquisition arbeiteten auf Hochdruck ? solange, bis sie die gewünschte Datei gefunden hatten. Und das war keinesfalls leicht gewesen. Sowohl im ersten Novagraz Inferno als auch im zweiten war die Inquisitionszentrale Novaschlossberg völlig zerstört worden. Die Daten waren jedoch immer auch, dem Imperator sei Dank, in der Inquisitionszentrale Estiria gespeichert worden?
      Er hatte alle üblichen Untersuchungen übersprungen und war gleich direkt zum Kern seiner Theorie vorgestoßen. Alles oder Nichts! Nichts hieß natürlich von vorne anfangen zu müssen und das konnte Monate dauern. Da versuchte er es lieber mit einem Glückstreffer.
      Die Ähnlichkeit war zu frappant, um ein Zufall zu sein!
      ?Vergleich DNA und Blutgruppe? schnarrte die Stimme des Maschinengeistes. ?Wahrscheinlichkeit der Vaterschaft liegt bei über 70%...?
      Er hatte also recht gehabt. Schon geringere Ergebnisse hatten zum Exterminatus ganzer Sternensysteme geführt!
      Dennoch gab es eine 30prozentige Unsicherheit ? und diese musste er ausschließen, bevor er weitere Schritte setzte.
      Er musste die Mutter finden! Der Maschinengeist würde berechnen können, ob eine der Myriaden DNA-Kombinationen zu einem Ergebnis wie Kain Ignarius führen konnte
      ?Vor 35 Jahren?? murmelte Warren. ?Vor 35 Jahren??
      Imperiale Datei: 7 Nov/A/Gelb 1/1000
      Einheit: 7. Novagraz, A Bataillon, Kompanie Gelb,
      Kommandant: Hauptmann Lightner
      Report an Heereszentrale Novagraz.

      ?Der Aufstand der Fabriksarbeiter kam völlig überraschend und ohne nennenswerte Vorzeichen. Die Brutalität, Entschlossenheit und Organisation der Auständischen lässt jedoch darauf schließen, dass die Rebellion von langer Hand vorbereitet wurde.
      Es handelt sich hier definitiv nicht um einen Streik der Fabriksarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn!!!
      Die Anschläge treffen genau in das Herz der Produktion und drohen das Flottenaufbauprogramm zum Erliegen zu bringen.
      Wir schätzen, dass sie uns numerisch 3:2 überlegen sind und bitten daher um Orbitale Unterstützung!

      Hauptmann Lightner auf Flottencluster Raaba
      Generalhauptmann Kaltenegger hatte eigentlich nicht mehr vorgehabt das Büro aufzusuchen - dieser Tag war einer, den man am besten aus dem Kalender strich!
      Doch plötzlich standen Brigadier-General Striker und Kryptman in der Tür.
      "Was gibt's, Tad?" fragte Kaltenegger mürrischer, als er eigentlich wollte.
      Striker sah zu Kryptman und sagte.
      "General, wir finden, Sie sollten sich das mal ansehen!"
      Kaltenegger seufzte ließ sich in seinen Sessel fallen und winkte die beiden heran. Striker reichte ihm ein Diagramm.
      "Was haben wir denn da Schönes?"
      Kryptman übernahm ohne zu zögern das Wort.
      "Sie erinnern sich, dass Großinquisitor Kain auf das Abreißen der Verbindung mit einer Unzahl Systemen hinwies?"
      Kaltenegger nickte ärgerlich.
      "Nun, Großinquisitor Kain führte es auf Chaosaktivitäten zurück... aber auch der astropathische Kontakt ist vollkommen abgerissen.
      Ein Schatten liegt über Estiria - ein Schatten wie er auch von einem gewaltigen Tyranidenarm herrühren könnte..."
      Kaltenegger sah zu ihm auf. "Arm?"
      Striker nickte. "Invasion, Sir!"
      Kaltenegger fluchte unterdrückt. "Jetzt geht das Thema schon wieder los... Nehmen die Schreckensmeldungen heute überhaupt kein Ende mehr? Informieren Sie Oberst Hofer - ich will einen umfassenden Bericht, aber nicht erst morgen, verstanden?
      Derweil kriegt Großinquisitor Kain jede Unterstützung, die er anfordert. Umso früher der Irre mit seiner Arbeit fertig ist, umso früher ist er wieder über alle Berge."
      Striker nickte, salutierte und drehte sich herum, um zu gehen.
      "Sie nicht, Kryptman!" bat Kaltenegger. "Bitte bleiben Sie noch einen Moment. Ich hätte da ein paar Fragen an sie gehabt - ist genau ihr Fachgebiet..."
      ?Dice Throwers? ? wer bei uns nie den Würfel schwang, hat nie wirklich gelebt??
      Großinquisitor Warren sah sich um. Er war schon ewig nicht mehr hier gewesen. Schon fast 25, wenn nicht sogar 30 Jahre nicht mehr? Und doch hatte sich wenig verändert. Hübsche, junge Mädchen mit Plüschhasenohren servierten die Drinks und andere schmiegten sich anmutig an die chromüberzogenen Stangen der Bühne.
      Warren ließ seinen Blick über das dümmlich gaffende, ausschließlich männliche Publikum schweifen ? Soldaten, Händler, Touristen... Am anderen Ende des Thresens stand Brigadier-General Tadeus Striker. Er unterhielt sich mit einem der Mädchen und schien frustriert zu sein. Das Mädchen heizte ihm offenbar ziemlich ein ? das war offensichtlich, obwohl Warren bei der lauten Musik unmöglich hören konnte, was sie miteinander sprachen. Jetzt, wo er darüber nachdachte, wunderte es ihn gar nicht, dass er ihn hier antraf ? denn wie in seiner Inquisitionsakte stand, war er mit einem der halbnackten Mädchen hier verheiratet. Eine Untersuchung seiner Eheverhältnisse - das war das erste, was ihm als Inquisitor in den Sinn kam ? lohnte sich nicht? Striker war schon ein Dutzend Mal seitens der Inquisition und sicherlich auch seitens des Heeresnachrichtendienstes durchgecheckt worden. Was er privat machte, war vielleicht nicht gerade förderlich für seine Karriere, aber harmlos.
      Als die junge Frau, die eben noch mit Striker gesprochen hatte, ihn, Warren, erblickte, kam sie ihm unvermittelt entgegen.
      ?Kann ich etwas für Sie tun, Großinquisitor??
      Warren musterte sie oben bis unten. Sie war Anfang 30 und ungewöhnlich hübsch. Und etwas sagte ihm, dass sie offenbar die Managerin dieses Etablissements war.
      ?Ja, junge Dame, können Sie?? sagte er schmunzelnd. Sie hätte gut und gern seine Tochter sein können.
      Sie sah ihn interessiert und zugleich ernst an. ?Sie für mich auch, Großinquisitor. Ihr habt eines meiner Topgirls verhaftet ? Tamara. Wird sie bald freigelassen, oder??
      An Initiative mangelte es der jungen Frau nicht. Sie war es gewohnt das Gespräch zu führen, das spürte man. Und offenbar hatte das auch General Striker zu spüren bekommen, dachte er in einem leichten Anfall von gutmütigem Spott?
      Er runzelte die Stirn. Was beim Imperator war ein Topgirl?? ?Darüber weiß ich nichts??
      ?Ich dachte, Sie wären deswegen hier!? ließ sie nicht locker. ?Ersetzt mir die Inquisition den finanziellen Verlust, den ich durch ihre Verhaftung erleide??
      Er schmunzelte und schüttelte leicht den Kopf. Die Inquisition und Verdienstentgänge ersetzen? Das klang nach einem weltfremden Witz!
      ?Nein! Der Grund warum ich hier bin? ich suche Melanie, Miss??
      ?Einfach Irene? Hier arbeitet keine Mel!?
      ?Mel??
      Mel? Melanie?? sie zuckte mit den Schultern, als wäre das einerlei.
      ?Oh?? machte Warren. Er schien sichtlich enttäuscht zu sein.
      ?Hat sie denn keinen Nachnamen?? fragte Irene und wusste die Antwort schon, bevor Großinquisitor Warren ihn ausgesprochen hatte. Die Mädchen in dieser Branche hatte keine Nachnamen? Sie waren die Brendas, Tamaras, Mels und Babes in den Herzen der Männern.
      Warren zucke mit den Schultern. ?Nicht, dass ich wüsste. Ich weiß nur, dass sie vor gut 30 Jahren hier gearbeitet hat? können auch 35 gewesen sein??
      Sie runzelte die Stirn. ?Vor 35 Jahren? Und da glauben Sie, sie arbeitet noch hier?
      Sie sollten es mal im Seniorenheim versuchen, mein lieber Großinquisitor? Sehen Sie, das Ablaufdatum dieser Mädchen beträgt maximal 15 Jahre ? und das nur, wenn sie mit 15 zu arbeiten beginnen??
      Großinquisitor Warren war überrascht. ?Mit 15? In einem Club wie diesem? Das ist doch illegal!? Nicht nach den Standpunkten der Inquisition, aber trotzdem illegal!?
      Irene zog eine Zuckerschnute. ?Hören Sie, Schätzchen ? die Typen, die hierher kommen, fragen nicht nach dem Alter der Mädchen. Die wollen Erotik, einen schönen Frauenkörper und Entspannung. Und die Mädchen? sehen Sie sich mal draußen in der Welt um. Ohne einem fetten Bündel Punkte kommt man in den Straßen von Novagraz nicht weit!?
      Warren nickte. ?Sie wissen das wohl besser als ich? Nun, wenn ich mit Melanie Kontakt aufnehmen wollte ? an wen müsste ich mich da wenden??
      Er fühlte, dass er viel zu höflich war. Ein Inquisitor, der sich viel zu weich gab? Vielleicht lag es daran ? es war als ermittelte er gegen sich selbst. Für das, was er und andere vor 35 Jahren getan hatten.
      Sie sah ihn forschend an und ihre nächste Frage verriet ihm, dass sie sehr wohl wusste, wen er suchte. ?Kannten Sie Mel denn gut??
      Er zuckte mit den Schultern. ?Wie gut kann man hier jemanden kennen??
      ?Haben Sie mit ihr??
      Sein Gesichtsausdruck war Antwort genug.
      ?Oh? machte sie. ?Warum wollen Sie sie sprechen? Sie kann kaum etwas getan haben, was die Inquisition interessiert. Oder sind Sie privat hier??
      Großinquisitor Warren schüttelte den Kopf. ?Nein, mein Fräulein ? ich bin dienstlich hier!?
      ?Ich weiß nicht, wo Sie sie erreichen können?? sagte sie bestimmt und sah zu Bühne.
      ?Sie lügen, Bürgerin!? Er kratzte sich am Kopf. ?Ich könnte Sie verhaften lassen und den Laden hier schließen? Aber ich bin nicht hier, um Köpfe rollen zu sehen. Ich möchte Melanie nur ein paar Fragen stellen, die 35 Jahre zurück in die Vergangenheit reichen??
      Sie sah gedankenverloren über den Saal und sah dabei sehr verletzlich aus. ?Mel ist? Sie ist eine vom Leben enttäuschte Frau. Alle in diesem Job sind das irgendwann einmal, wenn kein Wunder geschieht?
      Mel? sie hat niemandem etwas getan. Im Gegenteil ? sie ist ins Kloster auf St. Peter gegangen??
      Sie sah zu ihm auf.
      ?Bitte tun Sie ihr nicht weh, Großinquisitor Warren!?
      Ihre Augen flehten ihn an.
      Er räusperte sich. ?Das hatte ich nicht vor. Sie können ganz beruhigt sein. Wahrscheinlich ist sie auch gar nicht diejenige, die ich suche. Und selbst wenn sie es ist? trifft sie nach derzeitigem Stand der Ermittlungen keine Schuld.?
      Er verabschiedete sich und ging ohne den zahllosen, halbnackten Mädchen auch nur einen weiteren Blick zuzuwerfen.
      Irene sah ihm nach.
      Striker stand plötzlich neben ihr. ?Was wollte Warren von dir?? fragte er besorgt.
      ?Nichts!? antwortete sie. ?Er hat nur jemanden gesucht??
      ?Soll ich mich darum kümmern??
      Sie tippte ihm mit dem rotlackierten Fingernagel ihres Zeigefingers auf die Brust. ?Du hast schon eine Aufgabe, Mister! Du sprichst morgen mit Kain und ich will dass Tamara morgen wieder hier arbeitet, hast du verstanden??
      Striker sah sie so gequält an, als hätte sie ihn mit ihrem Fingernagel verwundet?
      System: Hartberg
      Standort: Hartberg I

      Kain schritt aus dem Shuttle und blickte sich um. Er war schon auf vielen Planeten gewesen, doch dieser hier war einer der trostlosesten auf denen er jemals zu tun gehabt hatte. Vor ihm stand eine, aus Wächtern zusammengestellte Eskorte. Offenbar waren die hiesigen Sicherheitskräfte nicht auf die Ankunft eines Großinquisitors vorbereitet gewesen. Der vorderste der Männer, welche ihn begrüßten trug sogar die Uniform eines Hauptmanns und salutierte als er Kain sah. Diesmal hatte er auf einen spektakulären Auftritt verzichtet um kein aufsehen unter den Gefangenen zu erregen. Wenn sie herausbekämen, dass ein Großinquisitor zu besuch war, dann könnten sie einen Aufstand erproben und versuchen ihn in seine Gewalt zu bringen. Ein Großinquisitor wäre sicherlich eine sehr sichere Fahrkarte nach draußen. Auch wenn Kain auf diese niedersten Geschöpfe hinuntersah, hatte er doch schon oft bemerkt, das Regime allein durch Gefangene aus einem Gefängnis gestürzt worden waren und unterschätzte deshalb nicht die Gefahr, welche ihm von ihnen drohte. Er hatte wieder eine dunkle Kutte angelegt und wurde von einer Gruppe Männer begleitet, welche ebenfalls dunkle Kapuzenmäntel trugen.
      Kain beachtete den Spalier gar nicht, welchen die Wächter offenbar extra für sein Kommen geprobt hatten, sondern schritt daran vorbei und verlangte sofort mit dem Direktor des Gefängnisses zu sprechen. Der Hauptmann erfüllte ihm seinen Wunsch sofort und führte Kain zu dessen Büro.
      Der Direktor war ein hartgesottener von Narben zerfurchter Mann. In seinem Büro hing noch immer seine alte Wachuniform und seine Ausrüstungsgegenstände an der Wand. Er war derjenige, der hier bereits am längsten Dienst verrichtete. Ihm war es zu verdanken, dass es bis jetzt noch niemand geschafft hatte diesen Planeten lebend zu verlassen. Er führte das Gefängnis mit eiserner Hand, er war zwar schon oft von den Kommissaren wegen seiner Methoden bekrittelt worden, doch die Fakten sprachen eine eindeutige Sprache: Seit er hier dienst tat, war es noch niemanden gelungen auszubrechen oder auch nur einen Aufstand anzuzetteln.
      Kain betrat das Büro des Direktors. Dieser hatte gerade seine Uniform angelegt um den Großinquisitor entsprechend zu begrüßen. Er bot Kain einen Platz an und Kain setzte sich. Die anderen Männer, die Kain mitgebracht hatte, waren vor dem Büro und im Gang in Stellung gegangen. Die Wächter waren darüber nicht sehr erfreut, da sie die Lage sowieso unter Kontrolle hatten, doch wollten sie diesen unheimlichen Gestalten nicht wiedersprechen, als sie ihnen befahlen den Posten zu verlassen. Und das war gut so, denn diese Gestalten waren ausgebildete Assessinen und würden ohne mit der Wimper zu zucken jeden töten, der in ihren Augen eine Gefahr für Kain darstellte.
      Kain ergriff das Wort :,,Es wundert sie vielleicht warum ich hier her komme.?
      Der Direktor war erstaunt dass Kain so schnell auf den Punkt kommen wollte und bejahte.
      Kain darauf :,,Das ist mir bewusst und ich werde ihnen diese Frage auch sofort beantworten. Ich bin hier um mit dem Gefangenen Rentiel zu sprechen und ihn aus der Haft zu entlassen.
      Der Direktor blickte ihn an und erstarrte. Er hatte mit vielem gerechnet, doch das dieser Kain einfach hierher kommen konnte um ihm einen seiner Schützlinge, wie er sie nannte wegzunehmen, das war ihm einfach zuviel. Doch er durfte dem Großinquisitor nicht wiedersprechen und gab seinen Wachoffizieren sofort die Instruktion, Kain zu Rentiel zu bringen.
      Kain war froh dass er nicht hatte streiten müssen, um sein Ziel zu erreichen. Er wurde sofort zu Rentiels Zelle gebracht. Die Tür wurde geöffnet und Kain trat hinein. Nun stand er Rentiel zum ersten mal gegenüber.
      Zwerge 3500 Punkte
      Bretonen 2500 Punkte
      Hexenjäger 1500 Punkte
      Alpha Legion 1500 Punkte
      Die ersten paar Minuten sprach keiner von ihnen, dann beendete Sandro das Schweigen:
      ? Das war ziemlich heftig, ich meine: soviele Mutanten und meine Sensoren zeigen nichts an. Woran liegt das ? Glaubst du, sie sind beschädigt, Bruder ??
      ?Nein, deine Sensoren funktionieren bestimmt einwandfrei. Es liegt eher an den Mutanten. Sie haben möglicherweise eine Art biologischen Schutz. Aber was mir mehr Sorgen macht ist die Art dieser Wesen. Denn sie waren bestimmt einmal Menschen, aber ich glaube nicht, dass sie, wie für das Chaos üblich, auf einen Altar einer verderbten Gottheit, oder durch Dämonengeschenke oder irgendwelche Rituale mutiert sind. Kannst du dich an die ganz kleinen, ballonartigen wesen mit den Tentakeln erinnern ??
      ?Oh ja, die haben uns regelrecht überflutet, und sobald sie an uns rangekommen sind, kralllten sie sich fest. Ich habe durch meine Rüstung und meinen Metallkörper zum Glück nichts gespürt, aber ich könnte Wetten, dass sie versucht haben, uns zu beissen, oder zu stechen. Möglicherweise sind sie da, um andere Lebewesen zu infizieren.?
      ?Als ich mir dieses eine Exemplar näher ansah, hab ich eine kleine Nadel zwischen all den Tentakeln erkennen können. Du hast recht, sobald sie sich an ihr Opfer festgekrallt haben stechen sie es und iniizieren irgend etwa. Ich vermute eine Art Gen, die den Körper des Opfers dazu bringt, zu mutieren.?
      ?Erzwungene Genmutation, klingt stark nach Tyraniden. Die versuchen ja auch durch Sporen und ähnliches die Umgebung zu verändern, sie aggressiver zu machen.?
      ?Aber ich glaub nicht, dass es Tyraniden waren. Wir haben das Endstadium der Mutation gesehen. Der Mutant ist aufgeplatzt, und neue Nachkommen sind ausgeschwärmt. Die Opfer dienen als Brutstätten. So etwas gibt es bei den Tyraniden meines wissens nicht. Die haben eigene lebende Brutstätten, die diese Sporen herstellen.?
      ?Sehr seltsam, weder Chaos noch Tyraniden, was sind das für Lebewesen ? Ah, der Tunnel ist offenbar zu Ende. Ich werde mich kampfbereit machen, denn im freien können wir von allen Seiten angegriffen werden.?
      Der Wardog näherte sich dem Ausgang, die Brüder konnten schon ein Rechteck aus Licht weit vor ihnen sehen. Vor dem Ausgang drosselte Leonardo die Geschwindigkeit, denn der Weg war von nun an eine Asphaltstrasse, die, wie alles andere draussen auch, total überwuchert war. Leonardos einschätzung über den Wagen war richtig, denn er kam gut mit dem schwierigen Gelände zurecht. Der Tunnel mündete in einen schmalen Tal, das von großen Felshängen umschlossen war. Ein paar Meter nach dem Ausgang hielt Leonardo an, und die Brüder stiegen aus, um die Umgebung zu betrachten. Das Tal war sehr kurz, denn siebenhundert Meter vor ihnen mündete das Tal ihnen eine Felsklippe, die offenbar sehr hoch war.
      Direkt neben dem Höhlenausgang gab es einen Wasserfall, der in einen Bach mündete, der bis zur Klippe floß. Danach stürzte das Wasser die Klippe hinunter. Die Brüder gingen zum Rand der Klippe. Obwohl der Bach eher klein war, rauschte es dort doch ziemlich. Sie konnten einen Blick auf das darunter liegende Land werfen. Es war überzogen von Wäldern und Grasflächen, und von einer Zivilisation war kaum eine Spur zu sehen. Und das Land war an einigen stellen durch kleine Meere voneinander abgegrenzt. Der Wasserfall fiel hinunter bis zum Fuß der Klippe und unten vereinigte sich der Bach mit anderen Bächen und Flüßen, die offenbar auch von der Klippe herunterkamen, zu einen mächtigen Strom, der ins Meer floß. Den Brüdern viel auf, dass am linken Rand des Ringes eine breite Wasserstrasse verlief, die die Meere miteinander Verband. Offenbar verlief sie den ganzen Ring entlang. In der Ferne wurde das Land manchmal von ein paar Wolken verdeckt, und man konnte gut erkennen, dass man sich auf der Innenseite eines Gewaltigen Ringes befand. Das Band des Ringes wurde perspektivisch schmäler und wölbte sich nach oben. Wenn man der Wölbung weiterfolgte sah man über sich im Sternenhimmel ein schmales Band laufen. Es war ein seltsames Gefühl für die Brüder am Tag in einer so normalen anmutenden Umgebung einen Sternenhimmel zu sehen. Und die Brüder sahen erstmals die Seitenwände des Rings, als sie sich an den Rand der Klippe stellten. Etwas weiter links und rechts tat sich eine gewaltige, glatte Wand aus dunkel schimmernden Metall auf. Der Berg auf den sie waren, war ungefähr halb so hoch wie die Seitenwand. Links und rechts reichte die Klippe bis an die Wände heran, und war am an den Seitenrändern des Tales höher als der Talboden, auf dem die Brüder standen. Am linken Rand sahen sie, dass sich die Wasserstrasse unten in einem gewaltigen Tunnel in der Klippe weiterführte Das Tageslicht kam von einer Sonne, die über dem linken Rand des Ringes stand. Der Ring stand im Raum offenbar schräg zu der Sonne, damit der Rand des Ringes einen möglichst kleinen Schatten auf den Ringboden warf. Den Brüdern fiel auf, dass der Schatten der linken Seitenwand nur bis zu den Ufern der Wasserstraße reichte. Der Rest des Ringbodens, und die rechte Seitenwand waren in helles Licht getaucht.
      ? Dieser Lichteinfall ist bemerkenswert. Die Konstrukteure des Rings stellten den Ring offenbar so schräg zur Sonne, damit die untere Seite beleuchten wird, nicht von der Seitenwand überschattet wird.? Kommentierte Leonardo dies.
      ?Aber dafür muss es da oben ziemlich dunkel sein.? Meinte Sandro und deutete nach oben.?
      ?Dort ist offenbar Nacht, ich würde gerne sehen, wie der Sonnenuntergang hier aussieht?
      ?Ich vermute, dass sie einfach über den linken Rand ?untergeht? soweit man dass so nennen kann. Jedenfalls, hier geht?s nicht weiter. Wir sollten nach einen Weg suchen, der von der Rückwand des Tales weggführt. Ansonsten müssen wir wieder umkehren.?
      Und die Brüder fanden einen breiteren Weg, der rechts vom Tunneleingang war, und weiter nach oben führte. Die Brüder stiegen wieder in den Wardog ein, und Leonardo steuerte den Wagen den zum Weg. Was aber nicht so einfach war. Das Gelände war recht unwegsam, überall lagen große und kleine Felsbrocken herum, und auch Nadelbäume wuchsen in dem Tal. Zudem mussten die Brüder den Bach durchqueren. Der weg selbst führte in einer Rechtsbiegung nach oben und war relativ steil. Auch hier standen Bäume im Weg und Felsbrocken lagen herum. Ein paar mal musste Sandro mit seinen mächtigen Cybot-Greifarmen einen Felsbrocken aus den Weg rollen, damit überhaupt ein durchkommen war. Der Weg schnitt tief in den Berg ein und links und rechts lagen immer wieder Geröllhaufen. Dass hier akute Steinschlag war bemerkten die Brüder sehr bald. Nach einer Viertelstunde Fahrt, in der der Wardog den steilen Weg, der offenbar in einen weiten Rechtsbogen zum Gipfel dieses Berges führte, im schneckentempo hinaufkletterte, hörten sie ein lautes Rumpeln . Und ein paar Meter hinter ihnen stürzten von der rechten Felswand ein paar Felsbrocken und eine Menge Schutt herab. Das ermutigte Leonardo, zu versuchen, doch etwas schneller voranzukommen. Nach einer halben Stunde kamen sie oben an, und erkannten, dass dies nicht ein Berg, in Form einer großen Felsfalte, die die ganze Breite des Rings ausfüllte, war, wie sie es sich vorgestellt hatten. Leonardo erwartete hier, dass der Weg auf der anderen Seite wieder steil hinunterführte. Aber stattdessen erkannten sie, dass das ganze vielmehr ein Hochplateau war. Vor ihnen war in ein paar hundert Metern die Abbruchkante, und unten sahen sie das Tal, in dem sie gewesen waren. Der Weg war von hier oben aus gesehen, ein schmaler, runder Einschnitt, der im dreiviertel Kreis bis hinunter ins Tal führte. Als die Brüder sich umdrehten, sahen sie einen Waldrand, der im weiten Halbkreis verlief und bis zum Rand des Plateaus heranreichte. Direkt vor ihnen führte der Weg weiter in den Wald hinein. Obwohl beide kein gutes Gefühl dabei hatten, in den Wald zu fahren, zumal Sandros Biosensoren die Mutanten nicht anzeigte. Aber Leonardo entschied sich dafür, den Weg weiter zu fahren. Denn die Fahrzeuggruppe, deren Spuren sie im Staub des Tunnels gefolgt sind, müssen hier lang gefahren sein. Im Wald verlief der Weg nicht mehr gerade. Wie im Tunnel, sondern es gab immer wieder Biegungen. Ab und zu waren Bäume auf den Weg gestürzt, über die der Wardog aber drüberklettern konnte. Ansonsten war die Umgebung sehr normal. Die Bäume und kleineren Pflanzen waren nicht verkrüppelt, und an manchen Stellen war der Wald so licht das Gras wuchs. Sandros Biosensoren zeigten in der näheren Umgebung kleinere und größere Waldtiere an, und Leonardo sah einen Fuchs durchs Gestrüpp huschen. Er war zwar nicht sehr gut bewandert in der Flora und Fauna, die im Imperium auf besiedelten Planeten so vorkam. Aber er würde sagen, dass dieser Fuchs etwas größer war, als die normalen Füchse, die von Terra stammen. Diese idyllische Umgebung wurde untermalt von Vogelgezwitscher und anderen Geräuschen, die man so im Wald hört. Riechen konnten die zwei nichts, denn sie hatten ja ihre Helme auf. Aber die Brüder blieben trotzdem wachsam, denn der Feind lauert oft an Orten, an dem man ihn am wenigsten erwartet. Ab und zu hielten sie kurz an. Während Sandro dabei die nähere Umgebung in Augenschein nahm, sammelte Leonardo einige Pilze und Pflanzen ein, die ihm total unbekannt waren und Fremd erschienen. Die Vorsicht, die sie an den Tag legen war begründet. Denn nach einer Stunde fahrt wurden die idyllischen Laute des Waldes durch Kampflärm übertönt. Offenbar tobte hinter der nächsten Wegbiegung ein ziemlich heftiger Kampf.
      The Omnissah gives power - The Emperor protects
      Schlachtruf der Darksteel Warriors
      Meine gespielten Systeme und Armeen:
      Warhammer 40.000: Space Marines, Chaos Space Marines, Dämonen, Astra Millitarum, Adeptus Sororitas, Adeptus Mechanicus, Imperial Knights
      Age of Sigmar: Chaos
      Epic Armageddon: Orks
      Battlefleet Gothic: Orks, Adeptus Mechanicus, Space Marines
      Blood Bowl Teams: Orks
      Warmachine/Hordes: Convergence of Cyriss, Mercenaries, Circle of Orboros
      System: Novagraz
      Orbit: Raaba
      Der Funkspruch des imperialen Hauptmanns auf Raaba hatte die Flottenteile Ostria A, Ostria B, Estiria und die des Großinquisitor Kains fast zur selben Zeit erreicht.
      Stevenson und Smolevichi waren sich sofort einig gewesen, auf den Ruf zu reagieren, denn was die Ferntaster zeigten, ließ auf die Vorhut der von ihnen erwarteten Chaoskampfgruppen schließen.
      Admiral Bushman ? der Mann mit den Sondervollmachten - schloss sich ihnen an, obwohl noch keine Zeit gewesen war, mit ihm über die Aufträge Großinquisitor Kains zu sprechen. Und die Abteilung Ostria B folgte der A Abteilung wohin auch immer sie ging?
      Als der Flottenverband endlich bei Raaba eintraf, jagte der schwere Chaoskampftransporter schon weder in freien Raum hinaus.
      ?Nach Hause lassen wir die Brüder heute nicht mehr!? murmelte Smolevichi und was wie ein Schwur klang wurde von den kombinierten Eskortverbänden als Befehl aufgefasst. Cobra Zerstörer jagten das Feindschiff, doch noch bevor die tödlichen Torpedosalven ihr Ziel fanden, war der Chaosraumer im Hyperraum verschwunden. Es ließ sich nicht berechnen wohin?
      Die Kreuzer waren auf Raaba eingeschwenkt und bereiteten sich auf ein orbitales Bombardement vor. Die Emperors Children hatten die östliche Runway in Richtung Westen verlassen. Kollateralschaden musste um jeden Preis verhindert werden. Deswegen durften nur zweitrangige Geschütze zum Einsatz kommen.
      Das Feuer war wenig akkurat und der imperiale Hauptmann klang fast vorwurfsvoll.
      Großinquisitor Warren hatte viel erwartet ? aber nicht, was sich dann zutrug.
      Die Einheiten machten mobil. Die Landwehrregimenter, allen voran das 7. bereiteten sich darauf vor den Feind in den Gebirgen östlich der Stadt zu stellen.
      Und auf Raaba war, wie man so hörte, die Hölle los.
      Das bekam er so nebenbei mit, als er den stündlichen Linientransporter nach St. Peter nahm.
      Salvator hatte ihn vor seinem Abflug eilfertig gebeten, ihn noch einmal kurz sprechen zu dürfen.
      ?Wir haben gerade einen Funkspruch unserer Truppen auf Raaba aufgefangen! Es sieht so aus, als hätte Großinquisitor Kain auf gesamter Linie recht gehabt...?
      Warren hatte den Schrieb entgegengenommen. ?Ich lese ihn mir später durch...?
      ?Wo kann man Sie dann erreichen, Großinquisitor??
      Er wollte nicht, dass jedermann wusste wo er zu finden war, daher sagte er: ?Ich melde mich.?
      Salvator hatte so ausgesehen, als ob ihm noch etwas auf dem Herzen lag. ?Ich wollte Ihnen noch einmal für das Vertrauen danken, dass Sie mir diese Riesenchance zuteil werden lassen. Ich werde Sie nicht enttäuschen!?
      Warren hatte genickt ? doch sein Kopf war völlig woanders gewesen.
      Er hatte nach der Unterredung mit der jungen Dame vom Dice Throwers? nicht mehr schlafen können, obwohl es dann schon spät in der Nacht war.
      Er konnte es nicht mehr erwarten auf die stellvertretenden Prioris zu treffen und nachdem er sie von der Wichtigkeit seiner Nachforschungen überzeugt hatte, gestattete sie ihm, mit der gesuchten Frau zu sprechen.
      Sie hatte ihren Namen abgelegt und es dauerte nicht weniger als 30 Minuten sie in der Kartei zu finden. Es überraschte ihn, dass sie trotz ihres Schweigegelübdes mit ihm sprechen durfte.
      Noch überraschter war er jedoch, als er ihr in der Säulenhalle der seufzenden Seelen endlich gegenüberstand.
      Trotz ihres Alters war ihre Schönheit nicht verblasst, sondern viel mehr gereift und hatte den göttlichen Schein des Imperators in sich aufgenommen.
      Sie sah ihn kommen und als sie endlich sein Gesicht erkannte, begannen ihre Hände zu zittern und in ihrem Gesicht wich alle Farbe, was ihr ein noch engelhafteres Aussehen verlieh.
      ?Was tust du hier?? Die Stimme klang fest, wenig erstaunt, abgeklärt wie die eines Menschen, der sein Leben hinter sich hatte.
      ?Hallo Melanie ? es ist lange her??
      Sie sah zur Seite. ?So nennt man mich heute nicht mehr!
      Warum sucht der Großinquisitor von Novagraz mich auf??
      ?Großinquisitor?? er lächelte schmal. Sein Rang innerhalb der Inquisition klang in seinen eigenen Ohren auf einmal sehr fremd. ?Wer hätte vor 30 Jahren gedacht, dass ich es einmal soweit bringe??
      ?Ich habe es gedacht!? antwortete sie schroff. ?Also was willst du von mir??
      Er seufzte. Er hätte nicht gedacht, dass sie wiederzusehen, so einen Gefühlssturm in seiner Brust entfachen würde. ?Ich habe einige Fragen? Es geht darum, was vor 35 Jahren war.?
      ?Da war nicht viel!?
      ?Hmm? und warum bist du dann hier??
      ?Das geht nur mich etwas an!?
      Er nickte und grinste bitter.
      ?Tja? offenbar geht es auch die Inquisition etwas an. Aber um das festzustellen bin ich hier. Wann bist du ins Kloster gegangen??
      Das Wann interessierte ihn weniger als das Warum. Doch auf das Warum hätte er wie gerade zuvor keine Antwort bekommen. Sie war eine Frau, die nichts mehr zu verlieren hatte und die Inquisition auch dann noch verspottet hätte, wenn sie sterben müsste. Manchmal erfuhr man die Wahrheit erst auf Umwegen - durch das, was man sich selbst zusammenreimte.
      Sie seufzte. ?Es kommt mir wie Ewigkeiten vor? 10 Jahre Schweigegelübde. Dann hat der kämpfende Arm der Sororitas erfahren, womit ich früher meinen Lebensunterhalt verdient habe. Seitdem trainiere ich Sororitas- und Culexus Assassinninen im Umgang mit den Waffen der Frau. Sie lernen bei mir, einen Mann nur mit Verführung unschädlich zu machen? oder zu einem willigen Informanten.
      Warren zog beeindruckt die Augenbrauen hoch. ?Eine bessere Lehrmeisterin können sie sich kaum wünschen.?
      ?Das dachte wohl auch Priorismutter Theresa??
      Er sah zu Boden und dachte an ihre Verführungskünste, die er selbst am eigenen Leibe erfahren hatte und denen er schlichtweg erlegen war. In Momenten wie diesen wäre er bereit gewesen, alles für sie aufzugeben ? jeden Verrat zu begehen. Nicht auszudenken, wenn die dunklen Götter ? allen voran Slaanesh ? Präzisionswerkzeuge wie sie in ihre Hände bekamen. Ganze Armeen würden die Seiten wechseln?
      ?Gibt es sonst noch etwas, was du mich fragen möchtest? Ich habe dann einen Kurs zu leiten und muss eine Gruppe Sororitas Schwestern in der Kunst der Verführung unterweisen?? Sie wandte sich zur Seite, um langsam zu den Vortragssälen auf der anderen Seite des Gebäudekomplexes zu schlendern.
      Er lächelte schief und folgte ihr. Das hätte er zu gerne gesehen. ?Was steht denn am Programm??
      ?Grundlagen? Waffenkunde: Frisurentechniken, Schminktipps und die richtige Kleiderwahl. Ich helfe den jungen Frauen ihren Typ zu erkennen ? damit sie das Meiste aus sich herausholen können. Das ist das Kleine-Einmal-Eins? Erst später lernen sie einen Mann und seine geheimen Vorlieben richtig einzuschätzen.
      Die jeweilige Zielperson muss meinen Schülerinnen verfallen ? nur dann habe ich als Lehrmeisterin nicht versagt.?
      Er nickte. ?Und wenn er das Mädchen durchschaut??
      Sie blieb stehen. ?Der Griff zum Bolter, um die Zielperson auszuschalten, sollte das letzte Mittel sein. Natürlich bringe ich den Mädchen bei, alle Arten von Waffen in die Schlafzimmer zu schmuggeln. Es gibt eigene Kurse, wo die Mädchen lernen, einen Mann nur mit dem Absatz ihrer High Heels zu töten oder gar nur mit einem Lippenstift ? doch dieser Kurs wird nicht von mir geleitet??
      Er schüttelte leicht den Kopf und lächelte, während sie weitergingen. ?Und was sagt der Imperator dazu, dass seine Töchter mit Ketzern und Unreinen Umgang pflegen müssen??
      Sie lächelte überlegen. ?Der Zweck heiligt immer die Mittel? dir als Inquisitor sollte das nicht unbekannt sein??
      Er nickte. Sie war nicht nur eine bildschöne Frau, sondern dachte auch messerscharf.
      ?Außerdem?? Sie zog die Schultern hoch und streckte die Handflächen abwehrend von sich. ??ist es nicht meine Aufgabe über die Sinnhaftigkeit dieser Ausbildung nachzudenken, sondern sie nur bestmöglich durchzuführen. Andere, allen voran Mutter Theresa müssen entscheiden, ob sie die Mädchen in dieser Art ?Waffengattung? ausgebildet sehen möchten. Und offenbar wollen sie das? Mittlerweile habe ich 3 Klassen, am Anfang war es lediglich eine. Die Mädchen kommen in der gesamten Galaxis zum Einsatz.
      Es ist oft besser einen Mann nicht zu töten ? wenn man später noch Verwendung für ihn hat. Viele Zielpersonen sind schon seit Jahren treue Informanten ? und das ohne Folter? nur aus Leidenschaft, Sehnsüchten und aus Opfer ihrer eigenen sexuellen Gier?
      Ich unterrichte die Mädchen auch in der Wahl des geeigneten Verhütungsmittels. Aber kein Schutz wirkt zu einhundert Prozent. Manchmal bleibt nur mehr die Abtreibung??
      Ihre Augen hatten plötzlich einen matten Glanz. Und er wäre kein guter Inquisitor gewesen, wenn er das nicht sofort erkannt hätte. Ihr schien diese Problematik nahe zu gehen, auch wenn sie zweifellos als Ausbildnerin nicht davon betroffen war, denn sie war keine Feldagentin. Vielleicht war es einem ihrer besonderen Schützlinge passiert?
      ?Und? was passiert, wenn sich eines der Mädchen in die Zielperson verliebt und er sie umgedreht??
      Sie zuckte mit den Schultern. ?Das ist noch nie passiert. Die Mädchen werden sorgfältig ausgewählt. Nur jene, deren Liebe zum Imperator unerschütterlich ist, werden zu den Kursen zugelassen. Wäre es anders, wäre auch keine von ihnen bei den kämpfenden Sororitas. Sie bekommen aber zusätzlich eine Hypnoseschulung, die ihnen hilft Sex und Liebe strikt voneinander zu trennen. Mit dem Feind zu schlafen, ist die gelebte Liebe zum Imperator??
      Warren war verwirrt. Ein normaler Bürger wurde mit dieser Einstellung gnadenlos hingerichtet. Was für eine pervertierte Logik!
      ?Dich scheint das zu beunruhigen?? fragte sie und sah zu ihm auf. ?Oder ist es das, dass du mir noch immer nicht gesagt hast, warum du mich aufsuchst??
      Er nickte und sah in die weite Ferne, wo sich die Endlosigkeit des Säulenganges im Dunkel verlor.
      ?Ja? Es geht um J.T.?
      Ihre Miene verfinsterte sich. ?Ich hatte gehofft, diesen Namen nie mehr zu hören??
      ?Ich weiß? aber ich muss es wissen. Weißt du, ob er damals noch Umgang mit anderen Frauen im Dice Throwers? hatte??
      Sie schüttelte den Kopf. ?Ich war die einzige? flüsterte sie.
      ?Und sonst? Gab es andere Frauen in seinem Leben? Eine Geliebte vielleicht? In seiner Akte steht nämlich nichts??
      Sie zuckte mit den Schultern. ?Vielleicht? er hat jedenfalls nie etwas dergleichen gesagt. Manche Männer prahlen, während sie mit uns schlafen, dass sie ihre Ehefrauen betrügen. Das gibt ihnen erst den Kick zu uns zu kommen?
      Er hat nie etwas gesagt ? vielleicht gab es andere, ich weiß es nicht??
      Er runzelte die Stirn. Es schien ihm nicht zu gefallen, was er hörte. ?Bist du sicher? Denk nach! Es ist wichtig??
      Sie wandte den Kopf ab. ?Ich war die einzige!? murmelte sie nahezu unhörbar.
      Er blieb stehen und lehnte sich seufzend gegen die Wand.
      ?Melanie? ich erinnere mich, dass er dich ab ein gewissen Zeit nicht mehr aufsuchte. Das war das eine Jahr, als den Kräften der Inquisition verboten worden war, Häuser wie das Dice Throwers? aufzusuchen. Er blieb in der Inquisitionsfestung, auch als das Verbot aufgehoben worden war ? und auch dich sah ich fortan fast zwei Jahre nicht mehr. Was ist in dieser Zeit geschehen??
      Sie sah in die andere Richtung, um ihm nicht in die Augen sehen zu müssen. ?Ich hatte mich verliebt ? zumindest glaubte ich das??
      Er ergriff sie an den Schultern und zwang sie, sich zu ihm zu drehen.
      ?Du hattest ein Kind??
      Sie schloss die Augen. ?Es war eine Fehlgeburt??
      Er schüttelte sie und zischte. ?Es war ein Sohn und es war keine Fehlgeburt!?
      ?Wieso fragst du mich, wenn du es weißt? Ihr verfluchten Inquisitoren! Ihr sollt alle in der Hölle schmoren!? Ihre Augen funkelten vor Zorn und bekamen zunehmend den glasigen Glanz von Tränen.
      ?Was ist mit dem Kind passiert?? fragte er wütend und er wusste nicht, dass er insgeheim darüber wütend war, dass sie, die Frau, die ihm einmal etwas bedeutet hatte (selbst wenn sie nur eine Frau für gewisse Stunden gewesen war), das Kind eines anderen zur Welt gebracht hatte. Und noch dazu von J.T. ? dem Mann, den er eigentlich gehasst hatte wie die dunklen Götter.
      ?Was???? rief er. Einige Novizinnen drehten sich erschrocken zu ihnen beiden um.
      Sie senkte den Blick und sagte mit tränenerstickter Stimme. ?Ich habe ihm seinen Sohn gezeigt und er war darüber so aufgebracht, dass er mich schlug. Er nahm mir unsere Sohn und sagte, er hätte ihn in der Müllverbrennungsanlage entsorgt?
      Er hat ihn getötet ? meinen Sohn!? Ihre Augen funkelten voller Hass und Traurigkeit.
      Jetzt wusste er, warum ihre Augen einen so traurigen Ausdruck bekommen hatten, als sie auf das Thema Abtreibung zu sprechen gekommen war.
      Er sah in Richtung der Novizinnen und bedeutete ihnen, sich umzudrehen und weiterzugehen. Nur zu gern folgten sie seiner Aufforderung.
      Seine Lippen waren zwei schmale Striche und er fühlte Tränen der Wut in seinen Augen.
      Er schaffte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. ?Dein Sohn? er??
      Sie streckte ihre Hand aus, um sein Gesicht zu ihr zu drehen.
      Er atmete einmal tief durch und ließ sich unfreiwillig Zeit zu antworten. Die Worte wollten einfach nicht aus seinem Mund kommen.
      ?Ich glaube dein Sohn? lebt!?
      Ihr Gesicht erstarrte zu einer Maske des Unglaubens. Sie ließ nicht zu, dass in ihren Gedanken Hoffnung zu keimen begann.
      ?Er ist die ersten Jahre in einem Waisenhaus aufgewachsen? vielleicht hat ihn einer der Arbeiter in der Müllverbrennungsanlage rechtzeitig entdeckt und ihn gerettet.
      Ich weiß es nicht.
      Dein Sohn? ist heute Großinquisitor und noch einer dazu einer der mächtigsten des ganzen Subsegmentums Europa?
      Ich arbeite mit ihm? und ich kann ihn nicht leiden??
      Aber er war ihr Sohn und wenn er sie liebte, dann musste er auch ihren Sohn lieben, der ein Teil von ihr war!
      Die Gründe, warum er in die Vergangenheit zurückgegangen war, hatten nur einem Ziel gedient, nämlich dem, Kain Ignarius zu schaden. Doch jetzt, wo er um die Wahrheit wusste, fand er nichts, was er gegen Kain verwenden konnte.
      J.T. war ein hervorragender Inquisitor gewesen, der im 1. Novagraz Inferno sein Ende gefunden hatte. Warren hatte gehofft, dass die Mutter seines Sohnes vielleicht einen dunklen Punkt in ihrer Vergangenheit gehabt hatte ? doch da war keine Mutation, keine Ketzerei und keine Blasphemie. Es gab nur Melanie.
      Und Melanie in die Sache hineinzuziehen ? so weit reichte sein Rachedurst nicht. Vielleicht schadete es Kains Karriere, sie zur Mutter zu haben ? vielleicht aber auch nicht. Und jetzt, wo er Melanie wieder gesehen hatte, wusste er, dass er sie schon immer geliebt hatte.
      ?Er lebt?? fragte sie ungläubig. ?Wo ist er?? Sie hatte offenbar überhört, dass er ihren Sohn nicht mochte und er sah keinen Sinn darin, sie daran zu erinnern.
      ?Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch sehen könnt??
      Das war das Mindeste, was er für sie tun konnte.
      Und dennoch ärgerte er sich darüber, dass Kain erneut Glück haben sollte. Es war da ein Schmerz, der ihm die Tränen in die Augen trieb.
      ?Weißt du? ich hasse J.T. dafür, dass ihm dieses Glück zuteil wird ? jetzt noch, nach seinem Tod. Ich wünschte, es wäre unser gemeinsamer Sohn? Dann hätte ich mich um euch beide gekümmert.?
      Sie sah ihn erstaunt an. Die Tränen in ihren Augen waren noch nicht trocken.
      ?Das wäre dein Wunsch gewesen??
      Er sah zu Boden. ?Damals vielleicht nicht?? Er hatte nur seine Arbeit im Kopf gehabt. Melanie war ein Mittel zum Zweck gewesen, den Stress der Arbeit zu kompensieren.
      Sie streichelte ihm über die Wange und sah ihn zärtlich an. ?Und deswegen habe ich dir nie etwas gesagt??
      Er nickte und biss sich auf die Zunge. ?Eines noch ? ich brauche ein Haar von dir, um ganz sicher zu gehen. Doch ich glaube, es ist reine Formsache? Und ich glaube, du hast jetzt auch Stunde, nicht wahr??
      Sie nickte, sah in den Trakt, wo schon ihre Schülerinnen vor dem Vortragssaal auf sie warteten und zupfte sich wenig zögerlich ein Haar von der Stirn. Er nahm es entgegen und gab es in ein dafür vorgesehenes, zuschraubbares Kunststoffröhrchen. Der Gefühlssturm in seiner Brust vermochte sich kaum zu beruhigen. Manchmal hasste er es, die Wahrheit zu kennen.
      ?Eine Frage noch, bevor du gehst? bat sie freundlich und zog die Stirn kraus. Sie sah fast glücklich aus, wie von einer schweren Last befreit, jetzt wo sie über ihre Vergangenheit gesprochen hatte, die unbarmherzig all die Jahre an ihrer Seele genagt hatte. ?Wie hast du mich eigentlich gefunden??
      Er sah etwas niedergeschlagen aus. ?Ein Mädchen im Club hat es mir gesagt. Irene hieß sie, glaube ich??
      ?Irene!? sagte sie und ihre Augen wurden groß. ?Ja dann? weißt du ja alles. Wie findest du sie?? fragte sie und das erste Mal an dem heutigen Tag, hatte sie ein strahlendes Lachen auf den Lippen.
      Er verstand nicht, worauf sie hinauswollte und zuckte mit den Schultern. ?Ein hübsches Mädchen?? Das klang sachlich ? ohne Begeisterung.
      Sie nickte und ihr Lächeln wich einer gefassten Enttäuschung. ?Ja? ein Mädchen. Nicht alle können Jungs werden, weiß du??
      Sie drehte sich um und ging zu ihren Schülerinnen davon.
      Warren sah ihr kurz nach und erwischte dann noch rechtzeitig die nächste Linienmaschine nach Novagraz. Er war etwas verwirrt und betrachtete das Haar im Kunststoffröhrchen. Er flog ganze 600.000 Kilometer, nur um es vom Computer analysieren zu lassen ? das mutete schon fast verrückt an?
      Hartberg I, ?die Röntgenabteilung??
      In den frühen Morgenstunden war eine seltsame Unruhe zu bemerken gewesen. Eine Unruhe, die es kaum gegeben hatte, seitdem er hier einsaß. Vielleicht kam ein neuer Gefangentransporter, oder? Nein! Da war etwas Anderes. Die Wärter machten mehr Rundgänge als üblich. Das Licht war kurz nach Mitternacht angegangen und hatte 20 Minuten gebrannt. Ein Spürtrupp mit cybernetischem Schäferhund hatte einige Zellen abgeschnüffelt.
      Rentiel war noch nicht lange genug hier, um zu wissen, ob das nicht einmal im Monat üblich war, aber irgendetwas passte hier nicht. Es war der ?Fluch von Hartberg II? munkelten einige hinter vorgehaltener Hand und gaben sich dabei mit vielsagenden Blicken zu verstehen, dass hier in der Röntgenabteilung bald etwas Ähnliches geschah wie einen Planeten weiter.
      War das schon schlimm genug ? Rentiel hatte ein ganz mieses Gefühl. Es war, als ob die Leitung etwas von einem Ausbruch ahnte.
      Falls jemand einen Ausbruch wagte, dann würden die Wärter jede Zelle auf den Kopf stellen. Und das passte ausgerechnet heute aber gar nicht?
      Der Weckruf ging durch den Zellenblock. Die Häftlinge hatten jetzt genau 30 Minuten Zeit die Morgentoilette zu erledigen, sich die Arbeitsmontur anzulegen und die Zelle auf Vordermann zu bringen. Dann ging?s ab zur Essensausgabe.
      Seine schlimmsten Befürchtungen schienen Wirklichkeit zu werden, als er plötzlich Schritte im Gang hörte, die genau auf seine Zelle zuhielten.
      Hinterhofmurkser Oli hatte gesungen? oder Khirner? oder vielleicht beide. Er schluckte und biss die Zähne aufeinander. So kassierte Oli zweimal ? einmal von ihm und einmal von der Gefängnisleitung?
      ?Hier bitte sehr, mein Großinquisitor?? ereiferte sich Samuel G. Chessier und hielt dem Mann, der eintrat die Zellentür auf. Chessier versuche sogar den Bauch einzuziehen, ein hilfloses Unterfangen? genauso hilflos wie das Lächeln, das er zur Schau stellte.
      Der Mann, der begleitet von mehreren Männern in schwarzen Kutten zu ihm in die Zelle trat, war riesig. Rentiel war nicht der Kleinste, aber der hochrangige Inquisitor überragte ihn um mindestens einen Kopf ? eine furchteinflössende Erscheinung?
      Rentiel sah zu ihm auf. Was wollten sie jetzt mit ihm machen ? ihn nochmal lebenslänglich verurteilen? Oder gleich erschießen?
      Er hätte sich geehrt fühlen sollen, dass sie einen Großinquisitor schickten, um ihn noch vor seiner Flucht zu ergreifen. Aber das war jetzt alles gleichgültig?
      Der Großinquisitor musterte ihn von oben bis unten. ?Guten Morgen? Divisionär-General Rentiel? Ich bin Großinquisitor Kain.?
      Rentiel glaubte sich verhört zu haben. Der Inquisitor versuchte freundlich zu lächeln, was dank seiner matt, wie Stahl glänzenden Augen wie eine Grimasse der Hölle wirkte. Was wurde hier gespielt?
      ?So nennt man mich schon seit geraumer Zeit nicht mehr?? Rentiel war sich bewusst, dass seine Stimme provokanter und renitenter klang als gut für ihn war.
      Chessier sah unschlüssig zwischen Rentiel und Kain hin und her. ?Sind Sie sicher, dass ich Sie mit ihm alleinlassen soll? Gefangene können unberechenbar sein, mein Großinquisitor??
      Chessier sah aus wie ein kompletter Idiot. Wie zahm er plötzlich vor der Obrigkeit eines Mitglieds des Ordo Häreticus wirkte.
      Kain sah zu den Männern, die ihn begleiteten. Man sah es den Kuttenträgern nicht an, aber Rentiel vermutete, dass ein jeder von ihnen ein eiskalter Killer war.
      ?Ich glaube, wir kommen zurecht!? sagte Kain. ?Danke Kassier??
      Chessier verneigte sich ehrfürchtig. ?Chessier, Herr. S.G. Chessier?? Er entfernte sich und zwei Assassinen bezogen in Rentiels Zelle Position, und zwei vor der offenen Zellentür. Und noch zwei Männer standen im Gang.
      Was solle das jetzt werden, fragte sich Rentiel und sah Kain an, dass dieser genoss hier vor ihm zu stehen.
      Kain seufzte theatralisch. ?Mein lieber General Rentiel? Ich komme von Novagraz? ein wunderschöner Planet, wie ich bemerken darf. Die Luft so rein und? frei!?
      Rentiel war überrascht ? er kannte alle hochrangigen Inquisitoren im System. Kain war ihm unbekannt. Log er?
      ?Was ist mit Warren? Ist er in Pension gegangen?? Rentiel lehnte sich gegen das Stahlrohr der Bettkonstruktion, verschränkte die Arme und lächelte spöttisch. Der Typ hatte von seinem Ausbruchsversuch keinen blassen Schimmer?
      Kain lachte herzhaft. ?Ja, der gute Warren? ein netter Kerl eigentlich, wenn er begreift, wer hier das Sagen hat ? und auch einsichtig. Er weiß jetzt auch, dass es vielleicht übertrieben war, Sie hier? nun sagen wir mal? zu entsorgen...?
      Rentiel sah bei Kain vorbei. Die anderen Häftlinge gingen schon ihr Frühstück holen. Sein ganzer Plan war minutiös durchgeplant und dieser Kain hielt ihn auf. Was wollte der Großinquisitor von ihm?
      ?Eine LHO, Rentiel? In Ihrer Akte steht, Sie rauchen?? Kain hielt ihm den Glimmstängel entgegen.
      Rentiel hätte zu gerne jetzt eine Zigarette gehabt ? aber er wollte von diesem Mann nichts. ?Nein? ich bin dabei, es mir abzugewöhnen. Hier im Knast kostet dich eine Zigarette ein Vermögen??
      Kain lachte. ?Eine Zigarette? ich liebe diesen Novagrazer Dialekt ? er ist so? ehrlich?
      Ich will?s kurz machen, Rentiel. Auf Novagraz haben sich einige Dinge geändert. Ich habe das Kommando? Ich allein? und?? Er sah vage in der Zelle herum. ?Nun ja? ich will Ihnen keine Hoffnungen machen, die Chancen sind sehr gering, aber es besteht die theoretische Möglichkeit, dass wir Sie begnadigen. Wie gesagt? die theoretische Möglichkeit. Denn das hängt alles von Ihnen ab??
      Rentiel richtete sich vom stählernen Bettpfosten auf und sah von Kain zu den beiden Assassinen im Raum und wieder zu Kain zurück. ?Soll das ein Witz sein? Okay? ich lache? Ha ha? Wird mich jetzt Chessier verprügeln lassen? Oder Ihre Jungs hier??
      Kain sah Rentiel verwundert an. Mit dieser Reaktion hatte er nicht gerechnet.
      ?Haben Sie nicht verstanden, was ich gesagt habe, Rentiel? Volle Begnadigung??
      Rentiel lachte. ?Das ist doch nicht Ihr Ernst??
      Kain tat selbstlos. ?Sie bekommen Ihren Namen reingewaschen zurück ? Ihren Besitz? Ihren Rang ? Divisionär General? Ihr Kommando? Und noch dazu das Beste von allem - Freiheit??
      Rentiel wollte nicht glauben, was er hörte ? das war ein mieser Trick nicht mehr!!
      ?Und was wollt ihr dafür??
      Kain nickte. ?Nun? Ihr Wissen bezüglich der Häretiker in diesem Sektor hat einen gewissen Wert für uns. Wir könnten uns dieses Wissen auch anders beschaffen ? aber warum nicht den einfacheren Weg gehen und einen guten Mann wieder aufs Spielfeld zurückholen?
      Sie waren ein guter Kommandant ? nicht der beste, aber jemand, den man getrost mit einer Aufgabe betrauen konnte??
      Rentiel sah ihn durchdringend an. Er wusste selbst, was er war und Kain untertrieb jetzt ein bisschen. Ein bisschen sehr viel sogar? Estiria kannte im Moment keinen besseren Kommandeur als ihn. Niemand hatte so viele Feldzüge mitgemacht wie er?
      Rentiel biss sich auf die Unterlippe. Er musste jetzt endlich zur Essenausgabe oder sein Plan war für die nächsten 144 Stunden Geschichte.
      ?Was wollen Sie, Kain??
      Kains Augen wurden schmal. ?Uneingeschränkte Kooperation.? Er lachte plötzlich. ?Wenn Sie natürlich ein besseres Angebot haben? ja dann sollten Sie zugreifen.? Er seufzte. ?Aber natürlich müsste ich dann die Strafvollzugsanstaltsleitung darüber informieren, dass Sie wenig entgegenkommend waren? Dieses Loch?? Er sah Rentiel genau in die Augen. ??wird zu Ihrem Grab??
      Rentiel nickte und versuchte das Schlucken in seiner Kehle zu unterdrücken. Kain hatte gewusst, dass er seine Drohung unverhohlen aussprechen konnte, wenn er wollte ? und dass sie ihre Wirkung nicht verfehlen würde.
      Aber so schnell wollte er Kain nicht nachgeben. ?Warren will mich am liebsten tot sehen? Zuerst buchtet ihr Inquisitionstypen mich ein und jetzt wollt ihr mich zurückhaben. Warum??
      ?Das habe ich Ihnen doch gerade erklärt??
      ?Dann erklären Sie es mir noch mal!?
      Kain nickte beeindruckt und schien die Worte genau abzuwägen. ?Feuer? bekämpft man am besten mit Feuer??
      ?Und wenn das Feuer gelöscht ist? Verschwinde ich dann wieder hierher zurück??
      Kain hob unschlüssig die Hände. ?Das hängt ganz von Ihnen ab. Leisten Sie gute Arbeit, dann haben Sie eine berechtigte Chance draußen zu bleiben? Aber sehen Sie es mal so? wenn Sie jetzt hier bleiben, kommen sie nie mehr raus.?
      Rentiel nickte und unterdrückte einen Fluch. Er musste sich entscheiden. Seine Flucht war schon fast aussichtslos und ein besseres Angebot würde er heute wohl kaum noch bekommen.
      ?Okay? ich mach?s. Aber ein paar Bedingungen habe ich.?
      Kain zog überrascht eine Augenbraue hoch. ?Bedingungen??? Dieses Wort fehlte in seinem Vokabular ? es sei denn, er gebrauchte es?
      ?Ja!? Rentiel nickte. ?Ich will völlige Freiheit, wenn ich wieder das Kommando über das 7. übernehme. Ich entscheide wann, wo und wie ich angreife. Sie können mir ja gerne einen Aufpasser zur Seite stellen!? Er lächelte spöttisch. ?Aber bitte jemanden, der den Kopf einzuziehen versteht ? sonst ist er ganz schnell tot.?
      Kain nickte. ?Abgesehen von ein paar Aufgaben im Führungsstab, die Sie erfüllen müssen ? in Ordnung.?
      Rentiel grinste böse. ?Und meine Beförderung ist fällig!?
      ?Wie??
      ?Ja? Brigadier General Rentiel?? er grinste. ?Damit schlage ich sogar Striker noch um ein Jahr??
      Kain akzeptierte. Die Ränge in der imperialen Armee interessierten ihn sowieso nicht.
      ?Gut!? verkündete Kain. Rentiel war ein Narr! Unter Bedingungen verstand KLain etwas ganz Anderes! Alles verlief genau nach Plan ? sogar noch besser. Jetzt hatten die Novagrazer Landwehrregimenter ihren ?Helden? zurück und würden ihm, Kain, in die Hölle folgen, wenn es sein musste. Und das hatte er für einen Apfel und ein Ei Rentiel abgerungen?
      ?Dann sind wir uns einig, Brigadier-General Rentiel. Novagraz und der Estiria Subsektor warten auf uns??
      Die Brüder ließen den Wagen stehen, und sie pirschten sich durch den Wald zum Kampf heran. Sandro blieb weiter im Wald stehen, um nicht gesehen zu werden. Leonardo pirschte sich näher heran, um den Kampf zu beobachten. Nach ein paar Minuten kam er zu Sandro zurück.
      ?Und ? Was hast du gesehen ?? Fragte ihn Sandro.
      ?Naja, offenbar kämpfen hier diese Mutanten gegen menschen. Die Menschen erinnern mich stark an Space Marines. Sie haben die gleiche Statur, und auch eine Ganzkörperrüstung an. Aber es sind sicher keine Marines, denn ich kenne keinen Orden, der Servorüstungen benützt, die so stark von der Norm abweichen.?
      ?Wie sehen denn diese Abweichungen aus ??
      ?Nun ja, im Helm gibt es nicht zwei Sehlinsen, sondern ein großes, golden verspiegeltes Visier. Wie bei einen alten, zivilien Motorradhelm. Und die Rüstung ist in Tarnfarben gestrichen, und kantiger als unsere Servorüstungen, aber sie scheinen auch dünner zu sein. Am Rücken tragen sie ein Rückenodul, dass sich aber auch von unseren komplett unterscheidet. Eine neue Einheit der imperialen Armee kann es nicht sein. Davon wüsste ich, da diese seltsamen Rüstungen am Mars gebaut worden wären.?
      ?Nun, wenn sie alle tot sind, können wir sie nicht mehr befragen. Wir leistenen denen am besten etwas unterstützung. Wie viele sind denn am Kampf beteiligt ??
      ?Der Kampf ist auf einer Lichtung. Es stehen ein Wardog und zwei Bikes dort. Fünf Menschen gegen zehn Mutanten. Von den Typen sind zwei mit einer Art Maschinengewehr ausgerüstet, einer mit einen seltsamen Lasergewehr, in der Art der Pistole die wir gefunden haben, einer hat einen Raketenwerfer und der letzte ist mit einer Art Energieklaue bewaffnet. Die Mutanten haben sechs MGs, zwei diese Pistolen und zwei Lasergewehre. Also keine schweren Waffen.?
      ?na dann los !? sagte Sandro und lief in Richtung Lichtung. Er sprang mit einen Satz direkt aus dem Gebüsch in die Mitte der kleinen Lichtung und landete direkt neben dem Wardog. Dann stürmte Leonardo mit vollen Servoharnisch und gezogenen Energieschwert aus dem Gebüsch. Die vier Menschen lieferten sich ein Schießerei mit acht der Mutanten, die im Gebüsch auf der anderen Seite standen. Die Menschen benutzen ihre Fahrzeuge als Deckung und die Mutanten das Gebüsch. Etwas abseits lieferte sich der letzte der Menschengruppe mit zwei der Mutanten einen Nahkampf. Alle Mutanten wiesen sehr wenige Muationen auf und bewegten sich noch sehr menschlich. Die zwei Mutanten im Nahkampf waren sogar sehr agil und wichen der Energieklinge des Menschen geschickt aus, während sie ihn mit ihren MGs zu schlagen versuchten. Aber als Sandro mit einem Krachen direkt hinter den menschen landete, die hinter den Fahrzeugen in Deckung waren, stoppte der Kampf Augenblicklich. Die Mutanten im Gebüsch stellten ihr Feuer ein, und die Menschen drehten sich um, und alle richteten ihre Waffen auf Sandro, auch die acht Mutanten.
      ?Lasst den Blödsinn lieber Jungs. Ich bin einer von euch !? sagte Sandro, richtete seine Sturmkanone auf die Mutanten und mähte sie nieder. Auch die zwei Nahkämpfer sprangen von dem Menschen zurück als Sandro auf der bildfläche erschien. Der Mensch nutze die Gelegenheit, sprang vor und köpfte einen Mutanten. Leonardo war gleich zum Nahkampf losgelaufen und war nun heran. Er packte den zweiten Mutanten mit einen Servoarm und zerteilte ihn mit seinen Energieschwert.
      Währenddessen machten die acht anderen Mutanten Anstalten wieder aufzustehen. Aber das hatte Sandro erwartet. Mit einen weiteren Satz sprang er über den Wardog und deckte die Mutanten mit seinen Flammenwerfer ein, noch bevor die vier Menschen ihre Schußwaffen auf sie richten konnten. Jetzt blieben sie verkohlt liegen.
      Obwohl der Kampf vorbei war, entspannte sich die Situation nicht. Die vier Menschen vor Sandro drängten ihn mit ihren Waffen zum Waldrand zurück, und auch der Mensch, dem Leonardo beigestanden hat, drängte ihn zu Sandro. Danach stellten sie sich im Halbkreis um die beiden auf, wobei die Gestalt mit der Energiewaffe in der Mitte stand, er war offenbar ihr Seregeant. Bis jetzt hatte niemand ein Wort gesagt, und die Brüder waren so klug, die Waffen, beziehungsweise auch die Servoarme, sinken zu lassen und keinen Widerstand zu Leisten.
      Dann begann der Sergeant:
      ?Ihr habt uns zwar geholfen, die Flood hier zu vernichten. Aber auf Halo weiß man nie wer Freund und Feind ist. Deshalb beantwortet meine Fragen lieber sofort und wahrheitsgemäß: Wer seid ihr ? Von wo kommt ihr ? Und was wollt ihr hier auf Halo ? Was sind eure Absichten ? Und nehmt eure Helme ab, wenn ich mit euch spreche. Ich werde meinen auch abnehmen.?
      Der Sergeant sprach in zwar in einen sehr alten Dialekt, aber die Brüder konnten ihn verstehen. Als er dann den Helm abnahm, stellten sie mit Erstaunen fest, dass es eine Frau war. Sie hatte eher harte Gesichtszüge, eine dunklere Haut und Mandelaugen. Ihr Haar war schwarz und schulterlang. Sie strahlte eine Würde aus, und man wusste gleich, dass dies eine Person war, der man Respekt erweisen muss. Von der Statur und dem Gesicht her war sie einer Sororita Anführerin sehr ähnlich.
      Leonardo antwortete ihr:?Ich habe auch keine Ahnung welchen Kampfverband des Imperiums ihr angehört. Wir jedenfalls kommen vom Mars. Der Adeptus Mechanicus hat uns hierher geschickt, um diesen Ring hier zu untersuchen, und Daten zu sammeln. Ich bin Techmarine Leonardo , und das ist mein Bruder, und halbmechanischer Assistend Sandro.?
      ?Mein Name ist Saori. Ich verstehe zwar die Begriffe ?Adeptus Mechanicus?, oder ?Techmarine? nicht ganz. Ich habe sie noch nie in meinen Leben gehört. Aber eins habe ich verstanden. Ihr kommt von dort draußen ?? Dabei zeigte sie in den Himmel.
      ?Ja?
      ?Und es gibt immer noch ein Sternenreich, in dem Menschen leben ??
      ?Oh, ja. Ein ziemlich großes Sternenreich ? das Imperium, das von unseren heiligen Imperator auf Terra geleitet wird.?
      ?Und ihr verfügt über Raumschiffe, mit denen ihr zwischen den Planeten reisen könnt ??
      ?Ja, ganze Schiffsflotten. Wir verfügen sogar über sehr große Raumkreuzer.?
      Als Saori dies hörte sah sie plötzlich sehr glücklich aus, und umarmte Leonardo. Die anderen vier brachen in Jubelgeschrei aus und streckten ihre Waffen in die Luft. Sie riefen:? Wir sind gerettet !? oder: ?Endlich holt uns jemand ab, nach der langen Zeit !? und:? Endlich in Frieden leben, ohne Flood !?
      Leonardo und Sandro waren total überrascht, eine solche Reaktion bei diesen fremden Menschen auszulösen. Offenbar gab es viel auf diesen Ring, was sie nicht wussten. Saori ließ Leonardo los und sagte zu ihm:
      ?Entschuldigt mein Verhalten, aber unser Volk, die Spartaner, sitzt schon mehr als hundert Perioden auf diesen Ring fest, und wünscht nicht sehnlichster als von hier weg zu kommen. Das Leben hier ist hart. Es kommt oft zu Angriffen der Flood, und manchmal greifen uns Wächterflotten an. Und jetzt kommt ihr hierher, und erzählt uns, dass das alte Sternenreich noch existiert, und dass ihr Schiffe habt, mit denen ihr uns von hier wegbringen, und woanders ansiedeln könnt. Das werdet ihr doch tun, oder ??
      Leonardo wusste nicht so recht, was er antworten sollte. Rein technisch war es kein Problem ihr Volk mit Frachtern zu einen Planeten zu bringen, auf denen sie Leben können. Es gab genug Welten, die sich um eine Vergrößerung ihrer Einwohnerzahl reißen würden, denn mehr Einwohner bedeutet mehr Aufmerksamkeit des Imperators. Das Problem war eher die Inquisition. Dieses Volk lebte ja schon seit knapp zehntausend Jahren zusammen mit den höchst ansteckenden Flood auf diesen Ring. Der Großinquisitor, der jetzt das Kommando im Estiria-System hatte, wird zurecht glauben, dass das ganze Volk von Mutationen betroffen ist. Leonardos gesunder Menschenverstand sagte ihm, dass nach einer so gewaltig langen Zeit ihre Körper bestimmt schon Resistenzen gegen die Genveränderungen der Flood entwickelt haben, und sie schon immun gegen die Stiche der ?Zecken? waren. Aber dass die Inquisition nicht immer dem gesunden Menschenverstand folgt, war allgemein bekannt. Es konnte gut sein, dass ihnen die Abreise zu einen Planeten verweigert wird. Schlimmstenfalls würde sich die Inquisition dazu entschließen, das ganze Volk auszulöschen.
      Statt Leonardo antwortete ihr schließlich Sandro:? Es ist nicht sicher, ob euch das erlaubt wäre. Die Machtverhältnisse im Imperium sind etwas verworren und kompliziert. Wir werden es euch erklären, aber hier draußen ist meiner Meinung nach ein schlechter Ort dafür.?
      ?Gut. Ich schätze ihr seit mit einen Fahrzeug hier. Folgt uns damit in unsere Stadt.?
      Durch den Kampf war das Bike von Saori nicht mehr fahrtüchtig. Sie fuhr deshalb im Wardog von Leonardo mit. Was die beiden Brüder aber nicht ganz verstanden war, dass der Spartaner mit dem Raketenwerfer auf einen Bike fuhr. Im falle eines Angriffes würde er seine Waffe nicht benützen können. Aber auch die weiterfahrt verlief nicht ereignislos. Als sie die Hälfte der Strecke geschafft hatten, tauchte vorb ihnen am Himmel ein kleiner Schwarm auf. Beim genaueren Hinsehen sahen die Brüder dass es sieben schwebende Kugeln waren, die eine Art ?Auge? hatten.
      ?Oh nein, jetzt auch noch Wächter ! Lucy, du weißt was du zu tun hast ? Zeig unseren Gästen einmal was du so alles kannst.?
      Der Spartaner mit dem Raketenwerfer auf dem Bike war wohl auch eine Frau, die Lucy hieß. Lucy nahm die rechte Hand vom Lenker, nahm den Raketenwerfer, den so vor Antritt der Fahrt noch einmal geladen hatte, auf die rechte Schulter, zielte nach oben in den Schwarm und drückte ab. Die Rakete zischte punktgenau in die Mitte des Schwarms und explodierte dort. Alle sieben Wächter stürzten daraufhin ab und verschwanden so vom Himmel.
      Saori erklärte ihnen:
      ?Die Wächter gehören, soviel wir wissen, zu dem umfassenden Verteidigungssystem des Halo. Früher waren sie bestimmt einmal besser gepanzert, aber der Zahn der Zeit hat an ihrer stählernen Schale genagt. Heute kann man sie ganz leicht mit Kugelwaffen vom Himmel holen. Gegen Energiewaffen haben sie jedoch eine Art Schutzschild, das haben wir des öfteren beobachtet. Aber so genau wissen wir das nicht. In den hundert Perioden ist viel von unserer Geschichte verloren gegangen.?
      Sandro meinte daraufhin:? Ja, dasselbe ist auch dem Imperium passiert. Durch einen riesigen Krieg, der tausende von Welten zerstörte ist viel Wissen verloren gegangen. Wir wissen kaum, was vor 10.000 Jahren war.?
      Und Leonardo ergänzte:? Deshalb wurde der Ordo Mechanicus ins Leben gerufen. Wir versuchen alte Artefakte und Relikte aus der Zeit vor diesen Krieg, den wir Weltenbrand nennen, zu bergen. Um die alte Technologie wieder zu erlernen, und mehr über unsere Herkunft zu erfahren.?
      ?Wenn ihr hofft, umfassende Informationen über die Geschichte der Menschheit bei unseren Volk zu erfahren, dann muss ich euch enttäuschen. Das wenige, was wir wissen, stammt von Speichern, die wir geborgen haben. Aber die Daten sind meist fehlerhaft und für unsere Computer teilweise kaum lesbar. Wir haben nur eine fragmentartige Vorstellung davon, was vor 100 Perioden geschah, und warum unser Volk hier festsitzt. Ich werde es euch erzählen, sobald wir in der Stadt sind.?
      Leonardo fragte:
      ?Wäre es dann nicht besser, wenn ich dem Anführer eures Volkes spreche ? Er hat sicher die nötigen Kompetenzen, um euren Volk zu erklären, was wir besprochen haben, und was wir nun vorhaben.?
      Saori lächelte und meinte:
      ? Da bist du bei mir an der richtigen Stelle. Ich bin der Bürgermeister von Neocron, unserer Stadt, und gleichzeitig der Master, der oberste Truppenführer. Da vorne in der Ferne kannst du schon Neocron sehen. Unsere Mechaniker haben es geschafft, um die Stadt und das Umland ein Energieschild, das vom Hauptreaktor des Rings gespeist wird, zu errichten. Es hält uns sowohl Flood als auch die Wächter vom Leib, so dass wir zumindest in Neocron unsere Ruhe haben.?
      Die Brüder sahen tatsächlich eine Stadt in der Ferne. Sie war für imperiale Verhältnisse sehr klein, aber dafür war das bläulich schimmernde Energiefeld umso größer. Um die Stadt und die Felder und Weiden, die das Umland bildeten, zog sich eine Metallmauer, von der das Energieschild ausging, und die Stadt wie eine Kuppel überdachte.
      System: Nova Graz
      Standort: Heeresnachrichtenzentrale Novamur

      ?Leutnant Wolzl, wir empfangen einen Notruf aus dem Hartberg System?, meldete Wachtmeister Birer seinem Diensthabenden Offizier. ?Woher genau??. ?Hartberg II, Sir?. ?Dann zeigen, ? beziehungsweiße spielen Sie ihn ab, Soldat!?. ?Jawohl, Sir.?

      Übertragung Audio wird eingespielt ?
      Hier Leutnant Gutberger. Ein unauthorisiertes Bergungsschiff ist bei uns automatisiert gelandet. Eines meiner Sicherheitsteams musste das Schott des Schiffes aufschweißen, und wurde unmittelbar von Symbionten angegriffen. Nur 2 Leute konnten sich retten. Dannach wurde von mir ein größeres Team zusammengestellt und wir konnten der Lage vorerst Herr werden. Wir erbitten jedoch um die Entsendung einer Untersuchungskommission, die eine mögliche Verseuchung eindämmen kann. Leutnant Gutberger out.


      ?Oh mein Gott, was ist dort los? Scheint tatsächlich so, dass Kryptmanns auftauchen tatsächlich begründet war. Soldat informieren Sie das Kommando. Darum müssen die sich kümmern!?, lauteten die Befehle des Leutnants, nachdem er sich die wüste Nachricht zu Ende angehört hatte.
      System: Eisenerz
      Standort: EE-1532/2

      Ryker und Zantrop vom Bohrteam 1532/2 Beta waren gerade an der Reparatur einer Bohrstation beschäftigt, als Ryker etwas am Nachthimmel bemerkte. ?Sieh mal Zanti, was sind das für Feuerbälle dort oben??
      ?Vielleicht sind Asteroiden zusammengeknallt? Der Gürtel da oben ist ja schließlich recht dicht, da kommt so was schon mal vor!?
      ?Ja, aber sieh nur 2 Bälle kommen anscheinend auf den Planeten runter!?
      ?Cool, nachdem wir hier fertig sein, müsste doch genug Zeit sein, mit den Buggomobils dort hin zu fahren, oder??
      ?Denk schon, dass sich das Ausgehen sollte. Also, versuchen wir nachher die Absturzstellen zu finden!?

      45 Minuten später
      ?Geschafft, das Ding bohrt wieder, und wir haben noch 2h bis wir ins Quartier zurückfahren müssen.?, verkündete Ryker, nachdem er sein Schraubenjustiergerät wieder in seinem Buggomobil verstaut hatte.
      ?Yeah, bin schon total gespannt, was das war?Obwohl, es werden wahrscheinlich nur 2 verkohlte Klumpen sein.?
      Nach einer 20 minütigen Fahrt konnten sie die erste Absturzstelle, in etwa 5km Entfernung finden.
      ?Da Ryk, ich glaube das muss die erste Stelle sein!?, rief Zantrop voller Erwartung.
      Sie fuhren noch etwa 1km als plötzlich Ryker sein Buggomobil anhielt.
      ?Was ist los??, fragte Zantrop über die Kommleitung.
      ?Ich glaube das ist kein Asteroid. Hast Du dein Fernglas dabei, Zanti??
      ?Ja einen Moment, ich hol es mal aus dem Gepäcksraum.?
      Zantrop kramte in der, an der Rückseite des Fahrzeugs angebrachten, Kiste herum und gab dann das Gerät an Ryker. Ryker fokusierte das Bild auf das abgestürzte Objekt.
      ?Sieht irgendwie wie ein Raumschiff aus, aber so etwas ist mir eigentlich nicht bekannt.?, meinte Ryker nachdem er das Objekt einige Minutenlang studiert hatte. Er gab das Fernglas seinem Kumpel, welcher begierig das Gerät an sich nahm und nun ebenfalls das Objekt unter die Lupe nahm.
      ?Oh mein Gott!?, entkam diesem nur.
      ?Was, verdammt, was ist es??
      ?Kannst Du dich an das Novagraz Inferno erinnern??
      ?Ja?ohoh. Ich glaub ich weiß worauf du hinaus willst. Wir müssen schnell diese Stelle notieren und auch die Zweite finden und dies dann melden. Verdammt, verdammt, was wollen die Viecher schon wieder!?
      Zantrop verstaute das Fernglas schnell unter seinem Sitz, den sie würden es wohl auch bei der zweiten Absturzstelle brauchen. Sie fuhren in einem großen Radius um das erste Objekt, um nicht bemerkt zu werden. Weitere 15 Minuten später hatten sie auch das zweite Objekt gefunden. Und ihre Befürchtungen wurden bestätigt. Es waren Tyraniden. Ryker entkam ein kleines Lächeln, als er daran dachte, das die Schiffe offensichtlich abgestürzt waren.
      ?Tja Zanti, da hier keine Atmosphäre ist, werden die Viecher nicht so schnell ausschwärmen. Ich denke wir haben also noch etwas Zeit. Vielleicht, aber nur vielleicht, hauen die aber auch wieder ab. Hier gibt?s ja eigentlich nichts, was die normalerweise interessiert.?
      ?Du hast wohl recht, aber las uns jetzt abhauen. Ich habe keinen Bock durch eine schleimige Klaue, auf diesem Scheißfelsen zu sterben!?
      Die beiden verstauten ihre Sachen, und kehrten zur Basisstation zurück. Der Bericht würde den Primemanager sicher interessieren und dieser würde wohl die wichtigsten Schritte, nämlich Evakuierung, unternehmen.
      System Liubina-Dunawitza
      Standort: Liubina III

      Das Licht in den Stollen war alles andere als gut, aber Bormir war das gewohnt. Schließlich waren er und seine Berwerkerkollegen quasi ihr ganzes Leben hier unten. Ihr Schichtbetrieb sah vor, dass Sie eine Woche arbeiteten, eine frei hatten. Während dieser ?Freizeit? konnten sie auch nicht viel machen, denn dies ist nur ein kleiner trostloser Planet im Liubina-Dunawitza System. Aber auch die anderen Planeten des Systems hatten wenig zu bieten, außer man ?steht? auf luftverschmutzte Industriestädte wie auf Liubina II oder diesem Dunawitza Mond. Nein, da war ihm dieser düstere Schacht hier schon lieber.
      Es war der erste Tag seiner dieswöchigen Schicht. Heute sollte er die Maschine in Schacht C gemeinsam mit Gerber Josh bedienen. Doch wo war er? Nun schon eine Viertel Stunde überfällig, fragte sich Bormir doch, wo sein Kollege blieb. Nachdem er aus Sicherheitstechnischen Gründen ohnehin nicht allein an der Maschine arbeiten durfte, ging er seinen Kollegen suchen. Er kam gerade an die Kreuzung mit Schacht B als er einen Schrei aus dieser Richtung hörte. Bormir hastete zur Quelle des Geräusches.

      Hinter der nächsten Biegung stoppte er abrupt als er eine grauenvolle Entdeckung machte. Wenige hundert Meter vor ihm stand eine Kreatur, deren Klauen vor Blut tropften. Sie hatte einen Bergmann erwischt. Bormir konnte nicht erkennen wer es war. Eigentlich wollte er dies auch gar nicht, denn, soweit er erkennen konnte, musste das Vieh ihm den ganzen Bauch aufgeschlitzt haben. Keine Sekunde nach dieser Erkenntnis machte Bormir kehrt und flüchtete vor der Kreatur. Er wusste, dass sie ihn bemerkt haben musste, und rannte deshalb so schnell er konnte. Während er versuchte den Ausgang zu erreichen, dem Imperator sei Dank, gibt es noch andere Wege dorthin, hörte er weitere Schreie aus anderen Nebenstollen. Beim Heiligen Imperator, es musste eine Horde dieser Viecher sein, schoss es ihm durch den Kopf.
      Während er so durch die Stollen hastete, sah er weiter vorne ein Handbohrgerät. Es würde schwer sein, aber es wäre als Waffe zu gebrauchen. So entschloss er sich, das Risiko einzugehen, beim Gerät seinen Lauf abzubremsen, das Ding zu nehmen und danach weiter den Weg zum Ausgang zu rennen. Er schaffte es das Ding aufzunehmen. Aus dem Augenwinkel sah er, dass ihm Zwei Viecher auf den Fersen waren. Schrecklich war der Anblick der zweigeteilten Leiche an der er eben vorbeirannte. Aber es gab ihm auch neuen Überlebenswillen und die Kraft noch etwas Geschwindigkeit zuzulegen.

      Endlich dachte er, als er ca. 1km vor sich den Schein des Tageslichtes am Ende des Bergwerkes sah. Doch als er näher kam, verdüsterten sich seine Gedanken. Bormir erkannte das sich mindestens 2 Kreaturen beim Tunneleingang befanden. Er würde sich durchkämpfen müssen, wenn er dieser Hölle entkommen wollte, schoss es ihm durch den Kopf. Sich an alte Sagen erinnernd richtete er das Bohrgerät geradeaus nach Vorne, wie eine ?Lanze? und aktivierte es. Die Lautstärke des Gerätes war ohne Hörschutz, er hatte ihn irgendwo unterwegs verloren, enorm, doch angesichts der Umstände war dies wohl ein irrelevantes Detail. Überleben war jetzt alles was zählte.

      Sein Plan, durch die Kreaturen, mit aktiviertem Bohrer, zu brechen ging auf. Er rannte durch die Linkste, es waren dann doch 3 Kreaturen. Der Bohrer heulte auf, als er auf die Chitinplatten traf, diese aber Durchdrang. Innereien, Blut und Knochensplitter des Symbionten wurden an die Wand und zu den anderen Seiten geschleudert. Nicht mit derartigen Widerstand rechnend gelang es Bormir mit dieser Aktion tatsächlich ins Freie zu gelangen.
      Doch dann begann er einen Fehler, er lies den Bohrer fallen, da dessen Last ihm nun zu viel wurde, und drehte seinen Kopf nach hinten, um die Reaktion der verbliebenen Kreaturen zu beobachten. Diese hatten natürlich zur Verfolgung angesetzt. Doch dies war auch nicht das wirkliche Problem. Was er nun nämlich wirklich nicht registrierte, war das Riesenungetüm, welches sich nun kurz vor ihm aufbaute. Der Schrei des Carnifexes brachte ihn erst wieder dazu, nach Vorne zu blicken. Aber es war zu spät. Er lief direkt in die Scherenklaue des tyranidischen Panzers, welche sich sofort um seine Taille schloss und ihn hochhob.
      Sein Schmerzenschrei verstummte sofort wieder, als sich die Klaue schloss und seine Knochen zerquetschte. Er merkte noch das es ihm das Blut aus dem Mund rann, dann wurde es Finster.
      Mit einem markerschütternden Brüllen warf der Carnifex die Leiche in Richtung des Bergwerkeingangs, wo sich sofort die Symbionten über den Leichnam hermachten.

      Gedanke des Tages: Das Licht des Imperators möge die dunkelsten Winkel erhellen.
      Hartberg I, die "Röntgenabteilung"...
      Rentiel lächelte und schien es plötzlich nicht mehr erwarten zu können. ?Dann beeilen wir uns besser, Großinquisitor Kain ? bevor es uns wie auf Hartberg II geht. Dort sollen sich ja schlimme Dinge zugetragen haben?
      Kain gab seinen Assassinen ein Zeichen. Es war Zeit. Unbestätigten Meldungen zufolge war ein Chaoskreuzer auf dem Weg hierher.
      Alarmsirenen schrillten los. ?Alle Stationen sichern!?
      Rentiels Miene verdüsterte sich. Mit vielem hatte er gerechnet ? nur damit nicht. Nicht jetzt! Nicht jetzt, wo die Freiheit schon in greifbarer Nähe war. ?Es geht schon los?? murmelte er und lachte plötzlich. ?Ich hoffe Sie haben eine Armee mitgebracht, Kain?? Er würde sich Kain gegenüber seine Enttäuschung nicht ansehen lassen ? niemals!
      Kain sah bei der Zellentür hinaus. ?Um die Wahrheit zu sagen??
      Zügig folgte er den Assassinen in den Hof. Die Gefangen waren teilweise in ihren Zellen eingesperrt worden ? der andere Teil wurde gerade zurück in die Zellen getrieben ? und der zentrale Raum der Essenausgabe war verriegelt worden. Viele Gefangene liefen panisch herum ? andere aßen seelenruhig ihr Frühstück?
      Einige Häftlinge in den Zellen warfen brüllend mit brennenden Klopapierrollen um sich. Kain musste sich wegducken.
      ?Feindliche Truppen sind in die Station eingedrungen! Feindliche Truppen sind in de Station eingedrungen!? plärrte es aus dem Lautsprecher und wurde von den Gefangenen mit Jubelgeheul kommentiert.
      Der fette Chessier erreichte sie am Hof. Er wurde von einer brennenden Klopapierrolle getroffen, aber das merkte er in seiner Panik gar nicht.
      ?Schnell! Ihr müsst Euer Raumschiff erreichen und starten, mein Großinquisitor. Ein Chaoskampfboot ist auf der Oberfläche gelandet! Beeilen Sie sich!?
      Die schwere Hochdrucktür war im Begriff verriegelt zu werden. Als die Wachmänner Kain und sein Gefolge kommen sahen ? stoppten sie den Verriegelungsvorgang.
      Doch draußen am zentralen Versorgungsgang spielte sich ein Drama. Explosionen leichter Granaten waren zu hören und das typische Knattern leichter Bolter.
      Der Hauptmann der Wachgarde kam mit einer Schusswunde in die Aufnahme hereingetorkelt. Er hielt sich die blutende Schulter und rief: ?Sie haben die Ports in ihrer Kontrolle!?
      ?Sie sitzen in der Falle, Großinquisitor Kain!? sagte Rentiel und Kain sah wie er böse lächelte. Kain jedoch blieb davon ungerührt.
      ?Sie doch auch, Rentiel!?
      ?Vielleicht?? murmelte Rentiel
      ?Wie lange werden ihre Männer durchhalten?? erkundigte sich Kain beim Hauptmann.
      Dieser sah zur Tür, die unter den Explosionen im zentralen Gang zu bersten drohte. ?Keine Ahnung??
      Rentiel stand unscheinbar daneben. Er hatte noch immer seine Sträflingsmontur an? Ihm kam der Gedanke Kain zu überwältigen und als Faustpfand an die Chaoten auszuliefern ? verwarf ihn jedoch gleich wieder, denn die Chaoten würden ihn dann anschließend ebenfalls aus dem Weg räumen. Sie würden so oder so jeden Mann hier in ihre Gewalt bringen ? nur die nicht, die sich nicht in der Station befanden ? wenn sie Glück hatten.
      ?Wo ist Rentiel?? fragte Kain plötzlich. Die Ratte hatte sich aus dem Staub gemacht!!!
      ?Schnell!? befahl er dem Hauptmann. ?Ziehen Sie Ihre Männer hinter die Hochdrucktür zurück! Das wird die Häretiker aufhalten!?
      Der Hauptmann schüttelte den kopf. ?Die Kontrollen befinden sich hier drin!!?
      Kain zog seine Waffen. ?Sie sollen tun, was ich Ihnen befohlen habe!?
      Der Hauptmann nickte und er und seine 6 imperialen Soldaten zogen sich in den Hoff zurück. Der verbliebene Wärter betätigte den Knopf zur Verriegelung der Tür, um dann ebenfalls in den Hof zu flüchten.
      Kain zögerte keinen Augenblick und feuerte durch die sich schließende Tür in die Computeranlagen, zog eine Plasmagranate und warf sie mit gezogenem Splint in dem Moment in den Raum, als die Tür einrastete und die Stahlstreben sich in die Vertiefungen senkten. Etwa drei Sekunden, nachdem die Tür verriegelt hatte, explodierte die Granate und zerstörte alles dahinter, was auch nur annähernd brauchbar gewesen wäre die Tür zu öffnen?
      Er gab seinen Assassinen einen Wink und diese verteilten sich in den oberen Stockwerken um aus besseren Schusspositionen, den imperialen Soldaten bei dem zum Scheitern verurteilten Versuch die Chaoten aufzuhalten, Deckung zu geben.
      Die imperialen Soldaten gingen hinter Betonpfeilern in Deckung mit ihren Waffen im Anschlag.
      Jetzt saßen sie wirklich in der Falle! Hier waren die Häftlinge und draußen die Häretiker?
      Kain suchte schnell alles ab und gelangte zu dem Schluss, dass es nur einen Ort gab, wohin Rentiel gegangen sein konnte. Am anderen Ende des Hofes war der Eingang zu dem Mienenkomplex. ?Sehr schlau?? murmelte er. Wenn Rentiel Glück hatte würden ihn die Chaoten dort niemals finden.
      Im Block 3 hatten einige Häftlinge die Wärter überwältigt und waren drauf und dran die Tore zum Hof zu überwinden.
      Einer von Kains Assassinen erschoss einen von ihnen und die Gefangenen zogen sich in Block 3 zurück ? vorerst.
      Kain wollte nicht so lange warten, bis sie wiederkamen ? sondern betrat die Mienenanlage. Es gab dort einen Übersichtsplan und einen Aufzug, der hinunter in die Dekontaminierungsräumlichkeiten führte.
      Er hatte keine Zeit zu verlieren, bestieg den Aufzug und fuhr abwärts. Nach 4 Stockwerken kam der Aufzug zum Stehen. Als sich die Tür öffnete hörte Kain, dass in den Mienen offenbar noch gearbeitet wurde. Wahrscheinlich hatten die Wachmänner noch gar nicht bemerkt, dass die Station angegriffen worden war. Hinter einer Sichtscheibe sah er, dass endlose Treppen mehr als 20 Etagen in die Tiefe des Berges hinabführten.
      Dies war eine Uranmiene und er fürchtete etwas um seine Gesundheit. Wenn Rentiel dort hinabgeflohen war, würde Kain ihm nicht folgen?
      Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung ? Rentiel.
      Dieser hatte ihn offenbar auch bemerkt und flüchtete in östlicher Richtung durch einen Wartungsschacht. ?Bleiben Sie stehen!? brüllte Kain und feuerte ungezielt auf den Schatten, der sich im Dunkel verlor. Sofort setzte er Rentiel nach. Der Wartungsschacht führte endlos lange mit einer leichten Neigung nach oben. Dann endete er und eine stählerne Leiter führte in einem vertikalen Schacht nach unten und oben.
      Kain zögerte nicht lange und begann hinaufzuklettern. Über sich hörte er etwas. Rentiel!!
      Plötzlich hatte er das Gefühl von einem Gewehrkolben im Gesicht getroffen zu werden. Sterne funkelten vor seinen Augen. Seine Waffen stürzten hinab in den Schacht ? man hörte sie im Dunkel nicht mal aufschlagen. Rentiel schnaufte und trat Kain wie ein Besessener ins Gesicht. Doch Kain ließ nicht locker und er hatte keinesfalls vor, seinen Waffen nach unten zu folgen.
      Rentiel ließ von ihm ab und kletterte weiter nach oben. Kain war ihm dicht auf den Fersen. Wie weit die Leiter nach oben führte konnte Kain nachher nicht mehr Sicherheit sagen. Doch plötzlich wurde es über ihnen beiden hell.
      Rentiel war als erster oben und metallische Geräusche waren zu hören ? so als würde ein Stahlschrank verschoben.
      Kain war fast oben angekommen, lugte vorsichtig über die Leiter hinweg ? in Erwartung eines Angriffs, als Rentiel ihm schwitzend entgegensah.
      Er hatte ein Atemschutzgerät angelegt und rief schwer verständlich. ?Einen Schritt weiter und ich flute die Anlage mit dem Gas von draußen!?
      Kain sah, dass Rentiel nicht bluffte. Das metallische Geräusch, das Kain vorher gehört hatte, rührte von einem Hochdruckschott her. Rentiel hatte es entriegelt und brauchte es nur zu öffnen. ?Die Scheiße frisst dir die Lungen weg!? Rentiel grinste wie wahnsinnig.
      Kain hatte nicht vor sich von diesem imperialen Armeepisser austricksen zu lassen und sah sich um. Dort an der Wand war ein Wartungschrank. Und dort waren auch Atemgeräte in Reserve. Es war fraglich, ob sie funktionierten, aber einen Versuch war es wert.
      Denn Rentiel konnte jederzeit das Schott öffnen ? selbst wenn Kain sich ruhig verhielt.
      ?Runter mit dir! Zurück zu deinen Lakaien ? mal sehen, ob ihr die Chaoten zurückschlagen könnt!?
      Etwas sagte Kain, dass seine Männer und die imperialen Soldaten schon längst tot waren ? die einzige Chance nicht draufzugehen bestand darin? Rentiel zu folgen?!
      Er schnellte vorwärts, rollte sich ab und kam neben dem Wartungsschrank zum Stehen.
      Rentiel riss das Schott auf und mit einem Fauchen strömte eine grünliche Wolke in den Raum.
      Kain riss die Maske eines Atemschutzgeräts vors Gesicht und öffnete das Ventil.
      Sekundenlang schauten sich die Männer nur an.
      ?Na gut!? murmelte Rentiel.
      Kain prüfte den Druck des Rückentornisters. Die Anzeige zeigte Luft für 100 Stunden an. Er schnallte sich das gerät auf den Rücken.
      Plötzlich war jemand von unten zu hören. Jemand kletterte die Leiter herauf. Der Mann hustete und krächzte ? offenbar hatte er etwas vom Gas von draußen eingeatmet. Aber da er ebenfalls ein Atemgerät trug, hatte er sich selbst vor dem schlimmsten bewahrt.
      Rentiel erkannte ihn nur an dem Symbol, das in die Haut seiner Stirn eingeritzt war ? Khirner.
      ?Du bist ?ne schwule Sau, Rentiel!? keuchte Khirner. ?Und ich habe gewusst, dass man dir nicht trauen kann. Ich hätte den Wächter umgelegt ? wenn da einer gewesen wäre. Stattdessen habe ich Schüsse oben gehört ? Rock n?Roll. Aber keinen Wächter. Oli hat mir genug verraten um dich zu finden. Und der Wächter den ich umlegen sollte, hatte nur eine Aufgabe ? dafür zu sorgen, dass niemand sich auf dem Weg zum Dekontaminierungsraum verläuft??
      Khirner schob sich über die Leiter, hielt dort aber nicht an, sondern ersetzte kurzerhand sein Atemgerät gegen eines des Wartungsschrankes. Er hatte aber weniger Glück als Kain ? die ersten beiden Geräte waren defekt. Wenn das dritte auch kaputt ist, nehm? ich mir das von der Schwuchtel!? Er deutete auf Kain.
      Rentiel lachte, hatte den Strahlenschutzanzug aus seiner Montur hervorgekramt und begann ihn anzulegen.
      ?Ihr zwei werdet verrecken?? Ohne ein weiteres Wort verschwand er durch das Schott nach draußen.
      Kain warf einen mißmutigen Blick auf Khirner. Hatte dieser nicht ein Khornesymbol auf seiner Stirn eingeritzt?? Allein dafür hätte Kain ihn töten sollen?
      Er folgte Rentiel nach draußen. Die Sonne war gerade untergegangen. Dieser stand hinter einem Felsen und beobachtete wie das Chaoskampfboot über der Landestelle hoverte. Noch immer stiegen Chaostruppen in Spaceports der Station hinab ? ein unversiegbarer Strom.
      Rentiel sah Kain nicht an. ?Etwa hundert Kilometer von hier ist eine alte imperiale Bunkeranlage. Wenn wir sie in 72 Stunden erreichen ? überleben wir??
      ?Und wenn nicht?? fragte Kain
      Rentiel sah ihn grinsend an. ?Dann werden wir geröstet ? aber es wird wenigstens schnell gehen!?
      Khirner sah übel gelaunt aus ? als wollte er gleich jemanden töten. ?Und was fressen wir in den nächsten 72 Stunden??
      Rentiel lachte und begann loszumarschieren. ?Nur das, was wir bei uns haben. Ihr werdet eure eigene Pisse trinken, um nicht zu verdursten??
      Kain überlegte, in die Station zurückzugehen. 48 Stunden konnte man maximal ohne Wasser leben? Er hatte an Bord seines Raumschiffs ausgiebig gefrühstückt? Aber ob das reichte? Khirner war Rentiel bald mal gefolgt. Dummer Khorneanbeter!
      ?Soll das Arschloch etwa mitgehen?? rief Kain Rentiel nach.
      Rentiel lachte. ?Warum denn nicht ? er hat das gleiche Recht zu verrecken wie wir alle??
      Imperiale Datei: 7 Nov/A/Gelb 2/1000
      Einheit: 7. Novagraz, A Bataillon, Kompanie Gelb,
      Kommandant: Hauptmann Lightner
      Report an Heereszentrale Novagraz nach 10 Stunden Kampf gegen Emperors Children.

      ?Der Aufstand der Fabriksarbeiter diente nur zur Vorbereitung der Landung der abtrünnigen Marines. Die östlichen Werften waren unter Kontrolle der Arbeiter, die das Eintreffen der Marines mit orgiastischen Feiern herbeibeteten. Als Loyalist dorthin zu gehen, bedeutete mit dem Schlimmsten rechnen zu müssen.
      Die Kompanie Gelb bezog ihre Stellung deshalb im westlichen Areal des Werftgeländes. Bis auf den letzten Mann waren die Gruppen bereit, die Invasion niederzuschlagen ? doch das orbitale Bombardement verfehlte seine Wirkung. Nur eine nachrückende Abteilung Auserkorene erlitt unwesentliche Verluste.
      Die Marines begannen im Deckungsfeuer ihrer Schallwaffen vorzurücken. Sie kamen wie eine Lawine über uns und im Laufe der Stunden verloren wir Mann um Mann. Derzeit stehen wir bei 38 Toten und ich fürchte, dass die Kompanie bis auf den letzten Mann aufgerieben wird.
      Der Feind hat schwere Artillerieunterstützung und meine Männer kommen nicht einmal in Feuerreichweite.
      Wir wurden hier am falschen Fuß erwischt und es ist gelinde gesagt Wahnsinn, eine leichte Fallschirmjägereinheit gegen Marines antreten zu lassen.
      Aber wir werden weiterkämpfen und versuchen dem Feind die Einnahme des Werftcluster schwer zu machen.
      Der Feind verfügt über Kräfte, über die zu sprechen per Inquisitonsdekret verboten ist. Unheilige Wesen jenseits des Realraums haben die südlichen Docks überrannt und mehr als einmal glaubten meine Männer und ich dem heiligen Imperator selbst gegenüberzustehen.
      Die Männer sind verzweifelt und demoralisiert. Die augenblickliche Waffenpause wird sicher nicht lange währen. Ich hoffe ich konnte den Ernst der Lage einigermaßen schildern und bete um die Gnade des Imperators??

      Hauptmann Lightner auf Flottencluster Raaba